Palliative Betreuung am Lebensende
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- Gerhardt Böhmer
- vor 5 Jahren
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Transkript
1 Palliative Betreuung am Lebensende Informationen für Angehörige
2 Liebe Angehörige Die Zeit des Sterbens einer nahestehenden Person ist für viele Angehörige und Freunde eine Zeit der Krise, der Angst und Unsicherheit. Vielleicht geht es auch Ihnen so, dass Sie Fragen beschäftigen wie zum Beispiel: Was geschieht beim Sterben? Wie kann ich helfen? Ist es normal, dass der sterbende Mensch nichts mehr essen und trinken möchte? Wir anerkennen das Sterben als natürlichen Prozess des Lebens. Es ist unser Anliegen, diesen so liebevoll und angstfrei wie möglich zu gestalten. Das Betreuungsteam arbeitet nach einem bewährten Konzept, der Handlungsempfehlung Sterbephase (HES). Dieses Konzept stellt die Lebensqualität am Ende des Lebens in den Mittelpunkt. Falls Sie weitere Fragen haben, sind wir gerne für Sie da. Veränderungen beim sterbenden Menschen Der Weg des Sterbens ist für jeden Menschen verschieden. In den meisten Fällen gibt es Anzeichen, die erkennen lassen, dass der Sterbeprozess eingesetzt hat. Es kann sein, dass mehrere dieser Veränderungen bei Ihrer/Ihrem Angehörigen auftreten, vielleicht aber auch nur wenige oder gar keine.
3 Veränderungen im körperlichen Bereich Vermindertes Bedürfnis nach Essen und Trinken Ein sterbender Mensch möchte vielleicht nicht mehr essen und trinken, ihm schmeckt nichts mehr. Für Angehörige ist es schwer, diesen Wunsch zu respektieren. Wir verbinden Essen mit Fürsorge und Pflege und spüren eine grosse Hilflosigkeit, wenn Sterbende keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Anderes ist jetzt wichtiger und so ist es in dieser Lebenszeit völlig natürlich, nichts mehr zu essen. Unnötige Ernährung würde zusätzlich belasten. Es kann auch sein, dass der sterbende Mensch kaum noch Durst hat. Der Körper kann in dieser Zeit grosse Mengen von Flüssigkeit oft nicht mehr verarbeiten. Durch zu viel davon können Hände und Füsse anschwellen; manchmal erschwert Flüssigkeit in der Lunge dem sterbenden Menschen das Atmen. Bei Mundtrockenheit genügt es, wenn Sie ihm mit einem Teelöffel kleine Mengen von Flüssigkeit in den Mund geben. Falls er nicht mehr schlucken kann, können Sie ihm mit einem feuchten Tupfer den Mund immer wieder befeuchten. Mangelnde Bewegung Der Sterbende hat oft keine Kraft mehr, sich selber zu bewegen und seine Lage zu verändern. Es ist für ihn meist eine Wohltat, wenn er regelmässig vorsichtig bewegt wird und eine andere Lage bekommt.
4 Veränderungen bei der Atmung Menschen, die unter einer erschwerten Atmung leiden, haben vielleicht Angst, in der Sterbephase ersticken zu müssen. Die Körperfunktionen sind jedoch gegen das Lebensende meist so reduziert, dass man nur noch ein Minimum an Sauerstoff benötigt. Die Betreuenden stellen sogar oft fest, dass dem Kranken in dieser Phase das Atmen leichter fällt als in der Zeit davor. Während der letzten Stunden des Lebens kann manchmal ein rasselndes Atemgeräusch auftreten. Dies wird durch Schleim verursacht, der nicht mehr selbständig abgehustet werden kann. Dem kann mit geeigneten Medikamenten entgegen gewirkt werden. Auch ein Umlagern des Patienten kann Erleichterung verschaffen.
5 Weitere mögliche Veränderungen Die Körpertemperatur verändert sich, Arme und Beine können durch die geringe Durchblutung kälter, blass und bläulich werden. Manchmal schwitzt der Sterbende auch übermässig und der Puls kann schwach und unregelmässig sein.
6 Veränderungen des Bewusstseins Unruhe und Verwirrtheit Der Weg des Sterbens ist ein Prozess, der sehr unterschiedlich wahrgenommen und erlebt wird. So kommt es vor, dass die Angst vor der Ungewissheit, vor dem Nachher, oder das Zurücklassen der Liebsten grosse Unruhe auslösen. In solchen Momenten kann es helfen, wenn jemand beim Sterbenden ist und ihm das Gefühl gibt, nicht alleine, sondern begleitet zu sein. Aus verschiedenen Gründen kann es vorkommen, dass sterbende Menschen bezüglich Ort, Zeit, Situation oder Person desorientiert sind. Das Denken kann verlangsamt oder erschwert und die Aufmerksamkeit vermindert sein. Oft begleiten den Sterbenden Tagträume und er ist im Moment in seiner eigenen Welt. Unsere Realität rückt weg und es ist wichtig, dass wir für die Welt des Sterbenden Verständnis zeigen und sie nicht als Störung oder Halluzination abtun. Die Anteilnahme vermittelt Erleichterung sowie das Bewusstsein, sterben zu dürfen. Bewusstseinsverlust In dieser Situation ist wichtig, trotzdem mit der sterbenden Person zu reden, als würde sie alles verstehen. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen, die von uns aus gesehen nicht bei Bewusstsein sind, doch vieles hören und verstehen können. Das Pflegefachpersonal bietet gerne Unterstützung an und organisiert die notwendige Betreuung. Sehr wertvolle Dienste leisten auch speziell ausgebildete freiwillige Helferinnen und Helfer.
7 Die Situation der Angehörigen Das Loslassen oder der Verlust eines geliebten Menschen fordert uns auf das Stärkste. Somit ist es verständlich, wenn wir das Sterbebett eines Angehörigen nicht verlassen möchten. Das Bedürfnis der Sterbenden, ab und zu ganz alleine zu sein, rechtfertigt auch eine kurze kraftschöpfende Pause oder Auszeit für die Angehörigen, auch wenn das Risiko besteht, dass in einem solchen Moment der Tod eintritt. Schuldgefühle, im entscheidenden Augenblick nicht da gewesen zu sein, erübrigen sich mit der Erfahrung, dass Sterbende häufig gehen, wenn sie alleine sind. Vielleicht ist es für sie so leichter, endgültig loslassen zu können. So wie der Weg des Sterbens ist auch das Sterben selbst etwas vollkommen Persönliches. Die Zeit der Begleitung ist für die Angehörigen eine grosse Herausforderung. Es fordert Mut, um Unterstützung zu bitten. Sich selber zu pflegen ist in diesen Stunden der Sorge sehr wichtig, sowie auch das Essen, Trinken und Ausruhen nicht zu vergessen. Kinder und Jugendliche dürfen oder sollten sogar an das Sterbebett kommen. Aus psychologischer Sicht wird das befürwortet. Der Tod ist ein Teil des Lebens und konfrontiert auch die heranwachsenden Menschen. Kinder gehen mit dieser Situation oft viel natürlicher um als Erwachsene, denn das Geschehene ist einerseits weit weg und andererseits kann das Erleben einen realistischeren und definitiveren Abschied bereiten als eine langwierige Erklärung.
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