OBJEKTIVIERUNG DES SUBJEKTIVEN
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- Robert Lorentz
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1 OBJEKTIVIERUNG DES SUBJEKTIVEN Dr. Andreas Liebl Fraunhofer IBP
2 Objektivierung des Subjektiven Einfachheit der Kommunikation Ausmaß der Beleuchtung Komfort der Möblierung Sauberkeit des Gebäudes Gesamteindruck des Gebäudes Wartung des Gebäudes Verfügbarer Platz Visueller Komfort Sauberkeit des Arbeitsplatzes Arbeitsplatz Farben und Texturen Anpassbarkeit der Möbel Visuelle Privatheit Luftqualität Lärmpegel Temperaturverhältnisse Akustische Privatheit Urteile zur Zufriedenheit (-3 sehr unzufrieden; +3 sehr zufrieden) mit verschiedenen Aspekten des Arbeitsplatzes (Frontczak et al., 2012; n = ) Fraunhofer IBP 2
3 Messung vs. Beurteilung Sprachverständlichkeit & Text, Sprache verständlich, störend Fraunhofer IBP 3
4 Messung vs. Beurteilung VDI 2569:Entwurf Schallschutz und akustische Gestaltung im Büro Raumakustik- Klasse A B C Anforderungen an die raumakustischen Kenngrößen 2/3 der Pfade in Stufe 1 Restliche Pfade mindestens in Stufe 2 2/3 der Pfade in mindestens Stufe 2 Restliche Pfade mindestens in Stufe 3 1/3 der Pfade in mindestens Stufe 2 Restliche Pfade mindestens in Stufe Hz T max 250 Hz bis 4000 Hz L NA, Bau 0,8 s 0,6 s 35 db 0,9 s 0,7 s 40 db 1,1 s 0,9 s 40 db Stufe D 2, S [db] L p,s,4m [db] Fraunhofer IBP 4
5 Messung vs. Beurteilung VDI 2569:Entwurf Schallschutz und akustische Gestaltung im Büro Pfad 1 Pfad 2 Pfad 3 Pfad 6 Pfad 4 Pfad 5 Fraunhofer IBP 5
6 Messung vs. Beurteilung VDI 2569:Entwurf Schallschutz und akustische Gestaltung im Büro Praktische Probleme und Kritik: hoher Aufwand Abhängigkeit des Ergebnisses vom Messenden (Objektivität?) Art und Anzahl der gewählten Pfade Manipulationsgefahr!!! Messung in unbesetztem Zustand Bürogeräusche werden bei Grundgeräuschmessung nicht berücksichtigt Besetzter vs. unbesetzter Zustand unterschiedliche Messergebnisse (Delbaehk et al., 2016) Fraunhofer IBP 6
7 Sprachverständlichkeit & Messung vs. Beurteilung Studie: Zusammenhang zwischen Messwerten und Urteilen (Haapakangas et al., 2017) Raumakustische Messung 21 offene Büros ( 6 Personen) Parameter: r D, D 2,S, L p,a,s,4m, L p,a,b. Befragung 883(!) Personen Störung durch Lärm und durch Sprache? Ergebnisse: r D : signifikanter Prädiktor (gute Vorhersage) der Störwirkung Maß für die Sprachverständlichkeit ist assoziiert mit Störempfinden D 2,S : kein Zusammenhang (Absorption) L p,a,s,4m, L p,a,b : kein eindeutiger Zusammenhang Wichtig! Welche Maße bilden das menschliche Beurteilen und Empfinden ab und welche nicht? Fraunhofer IBP 7
8 Sprachverständlichkeit & Messung vs. Beurteilung Irrelevanter Sprachschall am Arbeitsplatz Quelle: Getty Images Quelle: dpa, Britta Pedersen Quelle: Colourbox.de Fraunhofer IBP 8
9 Sprachverständlichkeit & Messung vs. Beurteilung Irrelevanter Sprachschall am Arbeitsplatz Zufriedenheit mit der akustischen Umgebung (Veitch et al., 2002) Akustische Privatheit = 1 Sprachverständlichkeit (z.b. Bradley & Gover, 2003) subjektive Störung/ Belästigung durch Hintergrundschall (z.b. Haka et al., 2009) Sprachverständlichkeit von Störschall Leistungsabnahme bei kognitiven Aufgaben Subjektive Arbeitsbelastung (Haapakangas et al., 2011) Wichtig: Messung der Sprachverständlichkeit zur Quantifizierung der Belastung und/oder gezielten Beeinflussung bei der Bürogestaltung Fraunhofer IBP 9
10 Messung vs. Beurteilung Messung von Sprachverständlichkeit Sprachverständlichkeit & physikalisch Definition: Signalübertragungsqualität z.b. Speech Transmission Index (STI, IEC ); SII u.a. psychologisch (Test) Definition: %-Anteil des Verstandenen Inhalts z.b. 50 von 100 Wörtern = 50% Verstehen psychologisch (Urteil) Definition: Wahrgenommene und beurteilte Sprachverständlichkeit Messung: In offenen Büros nach ISO Möblierter, unbesetzter Zustand Messpfade: Längs- und quer 6-10 (mind. 4) Messungen pro Pfad Problem: hoher Aufwand und dennoch nur kleine Stichprobe aller möglichen Szenarien Messung: 1. Präsentation standardisierten Sprachmaterials (Silben/Wörter/Sätze) 2. Wiedergabe durch Personen Problem: mangelnde Praxistauglichkeit im Büro (hoher Aufwand, schlechte Durchführbarkeit) Messung: Beurteilung von Fragebogen/Items durch Probanden oder Büronutzer/innen z.b. anhand einer Ratingskala Problem: Subjektivität?, Einfluss durch aktuelle akustische Situation Fraunhofer IBP 10
11 Messung von Sprachverständlichkeit Hörversuch Sprachverständlichkeit & physikalisch Definition: Signalübertragungsqualität Speech Transmission Index (STI) psychologisch (Test) Definition: %-Anteil des Verstandenen Inhalts z.b. 50 von 100 Wörtern = 50% Verstehen psychologisch (Urteil) Definition: Wahrgenommene und beurteilte Sprachverständlichkeit Sätze unterschiedlicher Verständlichkeit in zufälliger Reihenfolge STI 0 bis 1 in 0,05er Schritten Wo bist Du gestern gewesen? Er hat heute einen Arzttermin 20 Ich verstehe den Inhalt des Gesagten mittelmäßig aus Zaglauer, M. (Universität Hohenheim, unv. Diss., 2018) Fraunhofer IBP 11
12 Sprachverständlichkeit & Messung von Sprachverständlichkeit Hörversuch Item 1: Sprachverständlichkeit auf numerischer Skala aus Zaglauer, M. (Universität Hohenheim, unv. Diss., 2018) Fraunhofer IBP 12
13 Sprachverständlichkeit & Messung von Sprachverständlichkeit Hörversuch Item 2: Verbalskala zur Beschreibung des Wahrnehmungseindrucks kombiniert mit Intensitätsabstufungen nach Rohrmann (1978) aus Zaglauer, M. (Universität Hohenheim, unv. Diss., 2018) Fraunhofer IBP 13
14 Sprachverständlichkeit & Messung von Sprachverständlichkeit Ergebnisse Hörversuch Verständlichkeit (Leistung in %, Urteilsskala 1-100) ,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35 0,4 0,45 0,5 0,55 0,6 0,65 STI Abbildung 1. Mittlere Sprachverständlichkeitsurteile anhand von SV-Item 1 und Satzverständlichkeitsleistung in Abhängigkeit des STI. Die Fehlerbalken zeigen die Konfidenzintervalle. 0,7 0,75 SVI1-Urteil SVT-Leistung 0,8 0,85 0,9 0,95 1 Interraterreliabilität ICC* =.79 * intraclass-correlation coefficient, Single measures ICC, Absolute agreement aus Zaglauer, M. (Universität Hohenheim, unv. Diss., 2018) Fraunhofer IBP 14
15 Sprachverständlichkeit & Messung von Sprachverständlichkeit Ergebnisse Hörversuch Ich höre, dass jemand spricht, und verstehe den Wortlaut des Gesagten völlig 5 Ich höre, dass jemand spricht, und verstehe den Wortlaut des Gesagten überwiegend Ich höre, dass jemand spricht, und verstehe den Wortlaut des Gesagten mittelmäßig Ich höre, dass jemand spricht, und verstehe den Wortlaut des Gesagten wenig Ich höre, dass jemand spricht, und verstehe den Wortlaut des Gesagten gar nicht Interraterreliabilität ICC =.88 SVT/20 SVI2-Urteil Ich höre nicht, dass jemand spricht 0 0 0,05 0,1 STI Abbildung 2. Mittlere Sprachverständlichkeitsurteile anhand von SV-Item 2 und mittlere Satzverständlichkeitsleistung in Abhängigkeit des STI., herunterskaliert (Leistung in % /20) Die Fehlerbalken zeigen die Konfidenzintervalle. 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35 0,4 0,45 0,5 0,55 0,6 0,65 0,7 0,75 0,8 0,85 0,9 0,95 1 aus Zaglauer, M. (Universität Hohenheim, unv. Diss., 2018) Fraunhofer IBP 15
16 Messung Hörversuchvs. Beurteilung Messen Ergebnisse mit Menschen Raumakustische Verfahren (z.b. VDI 2569) Erfassen nicht das Problem (Sprachverständlichkeit) Sind mäßig objektiv (Messpfadwahl) Erfassen nur eine Stichprobe der möglichen Szenarien Mitarbeiterbefragungen Belastungssituation schnell & ökonomisch erfassen Arbeitsplätze evaluieren (Pre-/Post-Occupancy Evaluation) Mitarbeiter einbeziehen (Partizipation, Workplace Change Management) Wichtig: technische Messungen und Nutzerurteile sollten sich ergänzen! Untersuchung von Zusammenhängen zwischen raumakustischen Parametern und menschlichem Erleben Input für Richtlinien & Normen (die richtigen Zielgrößen definieren) Fraunhofer IBP 16
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