Wer bezahlt die Energiewende?
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- Bastian Weber
- vor 8 Jahren
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1 Wer bezahlt die Energiewende? Roter Salon 2013, Kaarst Klaus Müller Vorstand der Verbraucherzentrale NRW
2 Agenda 1. Strompreise für Privathaushalte 2. Strompreise für Unternehmen 3. Subventionen und externe Kosten konventioneller Energieträger Klaus Müller 2
3 Entwicklung des Haushaltsstrompreises Klaus Müller 3
4 Strompreiszusammensetzung Haushaltskundenstrompreis Februar 2013: 28,5 Ct / kwh Einkaufs- und Vertriebsmarge Netzentgelte 28 % 22 % 16 % 34 % Steuern, Abgaben und Umlagen EEG-Umlage KWK-Umlage Stromsteuer Offshore-Umlage Konzessionsabgabe Umlage Netzentgeltbefreiung Mehrwertsteuer Klaus Müller 4
5 Entwicklung verschiedener Strompreiskomponenten + 3,33 Ct + 1,32 Ct + 8,92 Ct Klaus Müller 5
6 Gründe für den Stromkostenanstieg Höhe der Umlagen und Abgaben ist gestiegen: besonders: EEG-Umlage: Anstieg von 0,2 Cent (2000) auf 5,3 Cent (2013) Absoluter Anstieg der Umsatzsteuer: 2,1 Cent (2000) auf 4,55 Cent (2013) Von Unternehmen zu verantwortende Preisbestandteile (Einkauf, Vertrieb, Gewinn) sind gestiegen: 4,6 Cent (2000) auf 7,92 Cent (2013) Gründe für den Anstieg der EEG-Umlage Sinkende Börsenstrompreise vs. steigende Haushaltsstrompreise Klaus Müller 6
7 Stromkosten und EEG-Umlage Klaus Müller 7
8 Zusammensetzung der EGG-Umlage Befreiung der energieintensiven Industrie und Rückgang der Börsenstrompreise sind mit ca. 2 Cent mitverantwortlich für eine hohe EEG- Umlage! Quelle: Bundesverband für erneuerbare Energien Klaus Müller 8
9 Das Industrieprivileg bzw. die besondere Ausgleichsregelung Idee: Stromintensive Industrie kann sich (teilweise) von der EEG-Umlage befreien lassen Im Moment wird die Ausnahme zur Regel: Auch nicht-stromintensive Unternehmen lassen sich befreien Anzahl befreiter Unternehmen nimmt immer weiter zu: 2006: ca. 260 befreite Unternehmen 2012: ca. 700 befreite Unternehmen 2013: mehr als 2000 Unternehmen haben Befreiung beantragt! Industrieprivileg macht 1,29 ct / kwh an der EEG-Umlage aus! Klaus Müller 9
10 Rückgang des Strombörsenpreises Die Übertragungsnetzbetreiber verkaufen den erneuerbaren Strom an der Börse Geringe Strombörsenpreise = geringe Einnahmen = hohe Umlage Das Paradoxe: Je mehr Strom erneuerbar produziert wird, desto geringer ist der Börsenstrompreis Grund: sog. Merit-Order Effekt! Klaus Müller 10
11 Wie funktioniert der EEG- Umlagemechanismus? Anlagenbetreiber erneuerbaren Erzeugungsanlagen (Photovoltaik, Wind, Biomasse, Wasserkraftwerke) erhalten feste Vergütungssätze Netzbetreiber erhalten Strom und verkaufen diesen an der Strombörse weiter Strombörsenpreise sind geringer als Vergütungssätze Differenzbetrag wird auf Stromkunden umgelegt Anlagenbetreiber Stromverkauf Strombörse EEG- Umlage Feste Vergütung Netzbetreiber Stromverkauf Strombörsenerlöse Feste Vergütung Klaus Müller 11
12 Die Strompreisbildung an der Börse ohne Erneuerbare Energien Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien Klaus Müller 12
13 Merit-Order Effekt: Strombörsenpreis sinkt! Preis ohne Erneuerbare Preis mit Erneuerbaren Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien Klaus Müller 13
14 Strombörsenpreis Phelix Futures, Baseload, Terminmarkt Quelle: EEX Klaus Müller 14
15 Niedrige Strombörsenpreise... sind grundsätzlich zu begrüßen, wenn sie auch an Verbraucher weitergeben werden....führen im Moment zu: einer höheren EEG-Umlage keiner nennenswerten Weitergabe an Endkunden einer besonderen Begünstigung von Unternehmen, die keine EEG-Umlage zahlen müssen und gleichzeitig Strom günstig einkaufen können! Klaus Müller 15
16 Wie begründen Versorger Strompreiserhöhungen? Von den 113 Grundversorgern in NRW haben etwa 100 Versorger zum 1.1, 1.2 oder eine Strompreiserhöhung vorgenommen (106 bis zum 1.3.; alle 113 bis spätestens 1.5.) Die Verbraucherzentrale NRW hat untersucht, inwiefern Grundversorger in NRW die Preiserhöhungen in den Anschreiben an die Kunden richtig begründen Untersucht wurde auch, inwiefern veränderte Strombezugskosten in den Anschreiben thematisiert und ggf. an Kunden weitergegeben werden Imago Klaus Müller 16
17 Weitergabe von sinkenden Strombezugkosten an Verbraucher? Strom, der im Jahr 2012 bestellt und im Jahr 2013 geliefert wird, ist nach Berechnungen der Verbraucherzentrale NRW im Jahr 2012 um durchschnittlich 0,7 ct / kwh günstiger geworden (von 5,9 ct / kwh auf 5,2 ct / kwh) Nur rd. 1/3 der 105 untersuchten Anschreiben der Grundversorger thematisieren überhaupt Bezugskosten 7% aller untersuchten Versorger geben gestiegene Bezugskosten an 4% geben konstante Bezugskosten an 21% aller Versorger geben an, gesunkene Bezugskosten zu haben die Hälfte derer gibt diese (unbeziffert) an die Kunden weiter nur 5 Versorger beziffern eine konkrete Höhe, um die Verbraucher entlastet werden (0,2; 0,3; 0,407; 0,5; 2% ct / kwh) Klaus Müller 17
18 Transparenz von Strompreiserhöhungen? Sind die Preiserhöhungen transparent angekündigt? Mehr als die Hälfte der 105 untersuchten Grundversorger- Anschreiben in NRW erfüllen in ihren Kundenanschreiben eines oder mehrere unserer Transparenzkriterien nicht: Die Preiserhöhung ist als solche deutlich zu kennzeichnen! Der Grundversorgungstarif muss klar benannt sein! Der Versorger hat den Kunden darauf hinzuweisen, dass er wegen der Preiserhöhung ein Sonderkündigungsrecht hat! Klaus Müller 18
19 Zusammenfassende Ergebnisse der Studie Grundversorger in NRW weisen Ungereimtheiten in der Preispolitik und eine überwiegend intransparente Informationspolitik auf Zudem instrumentalisiert nach Auffassung der Verbraucherzentrale NRW etwa die Hälfte der Grundversorger die Diskussion über die Energiewende, um unangemessen hohe Aufschläge einzufordern Preisvorteile werden zu häufig nicht an Endkunden weitergegeben Klaus Müller 19
20 Forderungen Verbraucher müssen von sinkenden Bezugspreisen profitieren! Über einen Anbieterwechsel schaffen Verbraucher mehr Wettbewerb am Strommarkt und der Druck auf Unternehmen wächst, Preissenkungen weiterzugeben Besonders schutzwürdige Kunden in der Grundversorgung: manche Stromkunden können aus bestimmten Gründen (z.b. Schufa-Eintrag) den Grundversorgungstarif nicht verlassen Aufforderung an die Politik, diesen Sachverhalt genauer zu untersuchen Die Preispolitik von Grundversorgern ist regelmäßig zu analysieren und zu kontrollieren! Klaus Müller 20
21 Strompreise für Unternehmen Die Strompreise für Unternehmen sind günstiger als für Haushaltskunden, und sehr heterogen! Klaus Müller 21
22 Gründe für unterschiedliche Strompreise innerhalb der Industrie Faustregel für die Bestimmung von Industriestrompreisen Preise sinken, je: höher die Abnahmemenge höher die Bezugsstunden höher die Spannungsebene (Netzentgelte auf Verteilnetzebene entfallen) geringer die Bezugsspitzen höher die Befreiungsmöglichkeiten Klaus Müller 22
23 Hauptproblematik Befreiungsmöglichkeiten für die energieintensive Industrie nehmen zu, während kleinere und mittelständische Unternehmen sowie Privathaushalte zusätzlich belastet werden! Beispiel: EEG-Umlage Um die bestehende Ungleichbehandlung (BAFA) zwischen verschiedenen industriellen Gruppen zu beseitigen, wurde der Kreis der Begünstigten ausgeweitet Befreiung (alt): Verbrauch mindst. 10 GWh, Stromanteil an der Bruttowertschöpfung mind. 15% Befreiung ab : Verbrauch mind. 1 GWh, Stromanteil an der Bruttowertschöpfung mind. 14% Klaus Müller 23
24 Ausnahmen für die Industrie Fös / IZES Klaus Müller 24
25 Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit? Für größere industrielle Verbraucher ist ein Strompreisrückgang zu beobachten! Klaus Müller 25
26 Forderung Ausnahmeregelungen und Befreiungen für die Industrie sind auf einen substanziellen Kern an Unternehmen zu reduzieren! Aktuell in der Diskussion: Netzentgelte Spiegel online, März 2013 Klaus Müller 26
27 Subventionen und externe Kosten konventioneller Energieträger Die Kosten zur Förderung erneuerbarer Energien sind transparent, denn sie werden über die EEG-Umlage mit dem Strompreis ausgewiesen Die Gesamterzeugungskosten von konventioneller Energie werden größtenteils aus dem öffentlichen Haushalt finanziert und sind daher weniger offensichtlich Zusätzlich verursachen vor allem konventionelle Energieträger nicht eingepreiste (externe) Kosten Klaus Müller 27
28 Kumulierte staatliche Förderungen bei der Stromerzeugung in Mrd. (real) Quelle: Was Strom wirklich kostet, FÖS in Auftrag von Greenpeace Energy und dem Bundesverband für Windenergie, 2012 Klaus Müller 28
29 Gesamtgesellschaftliche Kosten einzelner Energieträger in 2012 Gesamtgesellschaftliche Kosten = Marktpreis (z.b. Börsenpreis) Quelle: Was Strom wirklich kostet, FÖS in Auftrag von Greenpeace Energy und dem Bundesverband für Windenergie, 2012 Staatliche Subventionen ( Finanzmittel & Steuervergünstigungen ) Externe Kosten Klaus Müller 29
30 Förderung aller Energieträger transparent darstellen Energieerzeugung wird häufig gefördert oder subventioniert; das betrifft sowohl konventionelle als auch erneuerbare Energien Realitätsgetreue Darstellung aller Kosten trägt zu einer unverzerrten Diskussion über die Energiewende bei! Klaus Müller 30
31 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt:
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