Believe and Pray. 30. November Auf du und du - Geheimnis der Beziehung. Gebet Teil II. Bischof Stefan Oster

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Transkript:

Believe and Pray 30. November 2014 Auf du und du - Geheimnis der Beziehung Gebet Teil II Bischof Stefan Oster

Auf du und du - Geheimnis der Beziehung Gebet Teil II

Sie zogen zusammen weiter und er kam in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden. Lk 10, 38-42

Vom Denken und vom Da-Sein Merkmale des Denkens über etwas/jemanden: Meist in der Vergangenheit oder der Zukunft, selten in der Gegenwart Oft von negativen Gefühlen geleitet (Angst, Sorge, Neid, Ehrgeiz) Gedanken, Worte, Begriffe sind oft schon fertig und entwickeln sich nicht mehr Sie schlussfolgern und urteilen (Geben Sicherheit, Kontrolle, Ordnung)

Vom Denken und vom Da-Sein Das Da-Sein: Haltung, die nicht sofort Bescheid weiß, wenn sie sich mit jemandem beschäftigt Ein Mensch in dieser Haltung ist offen, lässt die Sache sich entfalten, er hört, schaut und ist einfach nur da Sein Begriff von der Sache und sein Urteil über sie bildet sich erst Er ist mit der Sache nicht einfach schon fertig, sondern mit ihr unterwegs Er lässt die Sache sich von sich selbst her zeigen Er vertraut darauf, dass die Sache in sich einen Wert, Sinn und Reichtum hat, der nicht von ihr kommt In dieser Haltung ist der Mensch ganz gegenwärtig (mit seinem Denken, Fühlen, Wollen), er ist bei der Sache und in der Gegenwart

Vom Du Wenn das Objekt der Zuwendung ein Mensch ist, wird noch schöner deutlich: Menschen sind freie Wesen - sie können sich von sich aus zeigen oder verschließen. Sie können dazu beitragen, dass ein Raum des Vertrauens geschaffen wird, dass eine Beziehung entsteht und nicht nur oberflächlicher Kontakt. Wirkliche Beziehung kann nur entstehen, wenn ich in der Begegnung da-sein kann, wenn ich nicht schon ein Ergebnis des Gesprächs habe oder ein fertiges Urteil. Andernfalls besteht die Gefahr, dass ich mit dem anderen fertig bin oder ihn fertig mache.

Vom Du Kennst du das? Du sprichst mit einem Menschen, er erzählt dir etwas, du schweifst mit deinen Gedanken ab oder denkst über ihn nach - und fällst so aus dem Raum der Begegnung heraus. Du sprichst mit einem Menschen und er hört so gut zu, dass dir das Dich-Öffnen und Dich- Zeigen sehr leicht fällt. Das heißt, es ist möglich, dass dein Zuhören den anderen Raum und Kraft schenkt, sich selbst zu öffnen. Solche Begegnungen führen in ein Erkennen des anderen, ohne mit ihm fertig zu sein. Dieses Erkennen weiß etwas über den anderen, lässt sich aber überraschen und will keine Kontrolle, keine Macht ausüben. Es wächst vielmehr an der Begegnung mit dem Anderen.

Vom Warten-Können Kennst du das? Du wirst ungeduldig im Zuhören, weil du glaubst, alles zu wissen; du nicht glaubst, dass der andere dir wirklich etwas zu erzählen hat; du endlich selber etwas sagen willst; dich der andere gar nicht interessiert; dir das Gespräch nichts bringt (Kein Nutzen, keine Bedürfnisbefriedigung, keinen Verdienst);...

Vom Warten-Können Sich gegenseitig geduldig zuzuhören, ist ein Geschenk, das sich die Begegnenden gegenseitig machen. Diese Fähigkeit will geübt und trainiert werden. Das Tun-als-ob ist ein Weg, aber noch lange nicht das Ziel. Es bedeutet, sich zurückzunehmen, auf das eigene sichere Urteil verzichten zu können, geduldig zu sein, Kontrolle zu verlieren und birgt das Risiko, verletzt zu werden. Aber es ist Weg und Quelle zum tieferen Leben.

Vom Großen Du Ich bin der,ich-bin-da (Ex 3, 14) Gott ist der Gegenwärtige schlechthin. Das heißt: Nachdenken über Gott und Da-Sein bei Gott ist ein himmelweiter Unterschied, weil nur im Sein-Bei-Gott der Himmel schon beginnt. Das heißt auch, dass es keine Gotteserfahrung gibt, es sei denn, du lernst, geduldig zu sein, ihm zuzuhören und einfach vor ihm da zu sein.

Vom Großen Du Es heißt also auch: Warten-Können auf ihn, Sich-Bereit-Machen für ihn. Er wirkt geheimnisvoll in dir; oft so, dass du es erst später bemerkst. Er will und wird kommen, aber so, wie er will und nicht, wie wir es erwarten und sicher nicht, wie wir wollen und es fertig im Kopf haben. Denn mit Gott kannst du niemals fertig sein! Aber er will, dass du immer mehr aufnahmebereit für ihn wirst.

Ein paar konkrete Hinweise Gib ihm jeden Tag nur kurz Zeit (und wenn es nur 10 Minuten sind), aber sei darin treu und regelmäßig. Stell dich zuerst bewusst und ehrfürchtig vor ihn hin, in sein Licht, in seinen Blick. Danke ihm für seine Liebe, bitte, dass er sich dir zeigt und in dir wirkt. Sei eine Zeit lang still vor ihm und richte dein Herz auf ihn aus. Suche dir eine Bibelstelle, in der Jesus spricht oder handelt. Lies diesen Text, als würdest du darin mitwirken, dich selbst ansprechen lassen, suche innere Begegnung mit Gott und Jesus. Denk nicht einfach nur über ihn nach, sei bei ihm und mit ihm. Sprich mit ihm über dein Leben und was es im Angesicht der Bibelstelle zu bedeuten hat. Schließe mit einem Dank und/ oder einem Vater Unser.