Aljahrsabend 31.01.2014 21:04 Predigt über de Jahreslosung 2014: Gott nahe zu sein ist mein Glück Lukas 2, 29f 29 Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht nach deinem Wort in Frieden; 30 denn meine Augen haben dein Heil gesehen Ein Kind kommt nach dem Weihnachtskindergottesdienst zu mir nach vorne alle Schauspieler haben schon die Kirche verlassen die Krippe steht noch vor dem Altar das kleine Mädchen kommt blickt in die Krippe Kein Kind darin Die Krippe ist leer in dem Gesicht des Kindes eine große Enttäuschung Klar Maria und Josef haben es mitgenommen sie konnten es doch nicht hier liegen lassen - erkläre ich Aber die Enttäuschung bleibt Das Mädchen wollte das Jesuskind sehen Sie guckt in die Krippe und da ist nichts Wir gehen nach dem Fest in unser Leben zurück in die Firma, die Familie, in das Alltägliche und? Ist da was? Wenn wir groß feiern was wir getan haben dann sind die Augen auch groß Hält der Alltag das Festlose aus oder können Kräfte aus dem Fest in den Alltag gezogen werden? Die Bewährungsprobe beginnt immer nach dem Fest Was ist mit der Feier und all den Sorgen der Bilanz dieses Jahres den Prognosen, den Befürchtungen, den Hoffnungen für das Neue?
Ich frage mich wie kann das Schöne bestehen bleiben, Wenn ich noch an den Totensonntag denke dann wünsche ich mir eine Hoffnung, die nicht nur vertröstet sondern sich dem Leben öffnet eine Erfüllung, die trägt und auch die Frage nach dem Lebensende aushält Das Mädchen guckt in die Krippe und sie sieht nichts Ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der Heilige Geist war mit ihm. 26 Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem Heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. 27 Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel. und er wollte sehen Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, 28 da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: 29 Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; 30 denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen Wir haben das Bild von Weihnachten vor uns Im Kirchenjahr geht es schnell : Eine Zeit später ein neues Bild Die Motive dieses neuen Bildes sind im Judentum bekannt, auch in anderen Religionen im Buddhismus z.b. Ein Bild vom Warten oft lange Jahre - und vom Sehen dürfen Das Neue zeigt Jerusalem den Tempel Im Tempel Ein Mann - Simeon Das Besondere an dem alten Mann: Er glaubt Gott Man kennt ihn, dass er vor Gott nicht locker lässt Simeon hat die Situation seiner Mitmenschen vor sich und alles, was er sieht von den Römern angefangen bis hin zu dem Miteinander unter den Leuten Das alles lässt ihm keine Ruhe Es ist nicht gut, so wie es ist Da muss Neues werden Aber nicht Resignation bestimmt ihn Eine tiefe Sehnsucht Ein Heiliger Geist, der ihn hoffen lässt Da müsste doch das, was die Propheten angekündigt haben, was der Glaube erhofft wirklich werden Da ist Gott, der seine Welt in der Hand hält Simeon wartet lange schon Er kann warten
Gott ist für ihn wie für Jeremia, der Gott des Trostes (Jer. 14,8) und den will er nahe erfahren Er will den Trost für andere für das Volk und er möchte - selbst getröstet - loslassen können. auch sterben können Simeon wartet auf den Christus den Gesalbten den, der diesen Trost überbringt verlässlich Simeon im Tempel Maria und Josef sind mit Jesus auch dort wegen der religiösen Vorschrift: Der erstgeborene Sohn gehört Gott und darum wird ein Opfer gebracht Und plötzlich sieht man Simeon mit dem Kind im Arm Der Tempel und der Glaube und Simeon und das Kind ihm in die Hände geben in die Hände eines Beters eines Hoffenden das Kind in das Gebet des Simeon gegeben in seinen Glauben Vielleicht dass der Segen dieses Menschen auch zum Kind hin ausstrahlt Die alten Finger legen sich zart um das Köpfchen des Kindes Sie bergen das ganze Kind Ich habe das Gefühl, der Alte guckt über das Kind hinweg irgendwie ein Lächeln in diesem faltigen Gesicht Er sieht weiter als nur bis zum Kind: Die Maler dieses Bildes mit Simeon und dem Kind Walter Habdank (s.u.) auch die sehen hinter dem Bild die ganze Geschichte des Kindes genauso wie auch das Weihnachtsbild gemalt wurde
Simeon in Person die Hoffnung der Menschen um ihn und in seine Hände wird das Kind gegeben. Dann meint Simeon noch mehr nicht nur eine alte Geschichte da im Tempel vor vielen Jahren. Simeon und die Gemeinde des Lukas Jahrzehnte später in ihre Hände wird das Kind gegeben Da sind wir mit unseren Hoffnungen wie der Simeon unsere Gemeinde, wie die Gemeinden damals und in unsere Hände ist das Kind gegeben. Die Frage ist: Was sieht Simeon denn.? Was müßten wir mit ihm sehen? Ein Kind nur Wenn ich mir jetzt das Bild vorstelle und das besondere daran verstehen will dann muss es dem Simeon in dem Moment durchfahren haben Ein Kind nur?!
Bis jetzt so höre ich den Simeon habe ich immer nur an das Große gedacht Je größer die Probleme, desto größer muss auch der Retter sein Mit solchem Blick habe ich nichts gesehen Gott kommt anders Ich weiß es doch von der Geschichte Jesu Er kommt in den normalen, natürlichen, den kleinen Dingen des Lebens in der Geste, der Handreichung in dem Wort in dem Lächeln Gott im Alltäglichen, im Alltagsgewand Er kommt menschlich nahe Niedrig ist der Boden des Göttlichen Es gilt den Alltag genau anzuschauen ihn zu durch-schauen Ein Jude sagt zu einem Rabbi: Früher hat Gott zu den Menschen gesprochen, er hat in der Geschichte und in der Welt gehandelt; heute hört und sieht man nichts mehr von ihm. Der Rabbi schweigt eine Weile. Dann sagt er: Das ist nur deshalb so, weil sich niemand mehr genug bücken will. Gottes Hilfe erfahren wir auf allergewöhnlichste Weise. Nicht in den großen Veränderungen, dem Wunderbarem, Imposantem ähnlich wie bei dem Elia Er erfährt Gott in dem Stillen in dem Sanften. Simeon hat das Kind in seinen Händen. und er sieht Meine Augen haben deinen Heiland gesehen - mir ist deutlich vor Augen - mir ist bewusst - ich verstehe - es leuchtet mir ein Und dann ist es wie bei dem Abendmahl nur ein Stückchen Brot und nur ein Tropfen Traubensaft und es ist dennoch das große Spiel der Zuneigung unseres Gottes Meine Augen haben Deinen Heiland gesehen nehmen wahr was er zusagt lassen es gelten für das ganze Leben Ich kann mir vorstellen, dass daraus auch in den ganz kargen Zeiten so ein Urvertrauen bleibt wenn dann wieder alles leer erscheint Sie kennen das Gebet aus dem Warschauer Ghetto: "Ich glaube an die Sonne
auch wenn sie nicht scheint. an die Liebe auch wenn ich sie nicht fühle. Ich glaube an Gott, auch wenn ich ihn nicht sehe. oder in einer anderen Überlieferung Ich glaube an Gott auch wenn er schweigt." Simeon hat erkannt - gesehen so tief dass er loslassen kann ja, auch vom Leben Abschied nehmen kann. Größeres kann ihm nicht widerfahren Tröstlicheres nicht Mit dem Blick auf das Kind den Übersetzer in Person den Christus - ist alles gut. Ich habe mir dieses Bild immer wieder angesehen und zwei Dinge haben mich berührt: einmal die Gabe diese Blickveränderung also dieses Bücken in den Alltag und da den Himmel wahrnehmen heute schon und das andere ist eine Aufgabe - auch in diesem Bild Der Simeon ist Diener Gottes Der Diener und das Kind Die Botschaft Jesu, die Zusage Gottes, des Trostes Israels, die Erfüllung von Leben durch die Nähe von Gott diese Gabe - in seine Hände gelegt Nun nicht nur eine Gabe sondern eine Aufgabe nicht aufgedrängt Er sieht sie in seinen Händen Simeon hält das Kind er birgt es er segnet es er schützt es Der Simeon und die Gemeinde Wir neigen uns dem Kind zu, wie man sich einem Kind liebevoll zuneigt Uns ist das Kind in die Hand gegeben uns ist die Botschaft, für die das Kind steht, anvertraut Das ist der Auftrag aus diesem Bild Wir sind es, die das Kind halten dürfen, denen es zugetraut wird, es zu halten, Wir bergen es das Göttliche Mir und Ihnen ist es in die Hand gelegt in ihre Finger gegeben
Weihnachten der Trost der Welt die Botschaft Jesu geschieht nicht automatisch nicht von oben herab Klar, sie hängt nicht an uns aber sie liegt in unseren Händen Wir sind Träger des Göttlichen und auch wenn Simeon das Kind aus seiner Hand gibt wird er dieses Gewicht des Kindes spüren weiter spüren wie bestimmte Begegnungen einfach lebendig bleiben auch wenn sie Jahre zurückliegen. Wir sind Träger des Göttlichen Wir haben uns nicht selbst dazu gemacht Es ist uns in die Hand gelegt Ihnen und mir Heißt die Frucht der Liebe Gottes ist uns in die Hand gegeben und wir dürfen müssen können gar nicht anders als zu versuchen, diese Liebe in unseren Alltag zu bringen in Christi Namen Unsere Nächsten sollen es erfahren wie auch die Flüchtlinge, die zu uns kommen Wir sind dankbar für den Frieden. den Gott uns in die Hand legt, Wie sollten wir anders als diesen Frieden, die Versöhnung als Angebot in die Welt zu tragen in die Nachbarschaft, in die Konflikte im Persönlichen in unsere Gesellschaft. wir jeder einzelne wir als Gemeinde miteinander Fulbert Steffensky hat einmal geschrieben Wir als Kirche sollen nicht nur im öffentlichen Stadtbild erkennbar sein, wir sollen die Öffentlichkeit der Stadt in uns selber aufnehmen und sie verwandeln. Die Leiden einer Stadt, die großen Fragen einer Stadt, den Diskurs einer Stadt, das Gewissen einer Stadt. Kirche in der Stadt heißt Kirche für die Stadt für den Stadtteil So Steffensky Und warum?! Weil uns das Göttliche anvertraut ist nicht nur für den persönlichen geistlichen Konsum sondern das weiß Simeon anvertraut ist uns ein Licht das strahlen soll in die Welt hinein zum Lob Gottes Am Ende singt Simeon sein Danklied Die Kirche hat es aufgenommen Es wird täglich für das Abendgebet vorgeschlagen Ich glaube der Grund ist:
dass wir uns eben jeden Tag erinnern sollen! Der Gesang wie ein Knoten im Taschentuch: damit das Fest in den Alltag hineinfindet Die Erinnerung an die Gabe und Aufgabe weihnachtlich gesprochen Die Botschaft der Güte mit diesem Kind als tägliche Gabe und ich will nicht vergessen mit dazu zu bücken und das Kind in unseren Händen wir als Träger des Göttlichen Simeon singt: (Nunc dimittis) Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, wie du gesagt hast; Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volks Israel. Ich will nicht vergessen mich zu bücken Unser Leben ist doch voll mitten im Alltag voll von Seiner Nähe. Das hat er versprochen! AMEN Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)