Störungen elektronischer Systeme: Die richtige Erdung - Teil 5

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Transkript:

Störungen elektronischer Systeme: Die richtige Erdung - Teil 5 Koexistenz von Starkstrom und Schwachstrom - Einflussnahme auf die Kopplungen Nicht alle Störungen können an der Quelle abgeschwächt werden. Um Funktionsstörungen elektronischer Geräte zu verhindern, muss die Übertragung zwischen dem Sender und dem Empfänger minimiert werden. Es gibt verschiedene Kopplungsarten. Um sie zu erklären, nehmen wir das Beispiel des Blitzstroms (siehe Abb. 6). Wenn der Blitz in eine MS- oder NSFreileitung einschlägt, kann der Spitzenwert an der Einspeisestelle am Ende der Leitung mehrere zehn ka erreichen. Das di/dt und das Idt sind sehr groß. Kopplung durch gemeinsame Impedanz Nehmen wir das Beispiel eines Schemas TN, bei dem alle Körper miteinander verbunden sind (siehe Abb. 7).

Wenn Î = 25 ka, di/dt = 25 ka/8 µs und die Verbindung N-PE mit einer Induktivität pro Längeneinheit von 1 µh/m 1 m lang ist, beträgt die zwischen N und PE entwickelte Spannung δv (siehe Abb. 7 a): Diese Spannung erscheint zwischen dem Sternpunkt und dem Körper der NS-Betriebsmittel! Die Lösung besteht darin, die Anschlüsse vom Erder aus sternförmig anzuordnen oder noch besser zwei Erder vorzusehen (siehe Abb. 7 b und c). Generell erzeugt ein von einem abnormalen Strom (Fehlerstrom) durchflossener elektrischer Leiter zwischen seinen Enden eine Potentialdifferenz, die störend sein kann. Dies nennt man Kopplung durch gemeinsame Impedanz. Betrachten wir ein anderes Beispiel, das mit der Installation eines Blitzableiters zu tun hat. Nehmen wir an, dass die teilweise metallischen Böden mit dem Erdungsleiter des Blitzableiters verbunden sind (siehe Abb. 8): Wenn: L = 0,5 µh/m (Flachleitung) Î = 50 ka beträgt δv zwischen zwei Stockwerken:

Der Potentialausgleich im Gebäude kann in Frage gestellt sein! Eine der Lösungen besteht darin, mehrere Erdungsleiter anzuordnen und diese von allen elektrischen Stromkreisen fernzuhalten, wodurch eine Art Faradaykäfig erhalten wird. Es muss darauf hingewiesen werden, dass zum Abschwächen des Eindringens der von einem in der Nähe erfolgten Blitzeinschlag herrührenden elektromagnetischen Wellen in das Gebäude der Abstand zwischen den Leitern, die den Käfig bilden, kleiner als ein Zehntel der Wellenlänge λ sein muss. Wenn tm = 1 µs: Kapazitive Kopplung Die MS-Betriebsmittel (24 kv) haben eine Blitzspannungsfestigkeit (Wellenform 1,2/50 µs) von 125 k^v. Der kapazitive Übertragungskoeffizient zwischen 20 kv und 400 V beträgt in der Regel 0,04 bis 0,1 (laut IEC 71-2 kann er 0,4 erreichen). Somit überträgt eine Blitzwelle von 100 k^v bei einem Koeffizienten von 0,07 auf die NS-Seite eine entsprechende Welle von 7 k^v im äußeren Modus. Aus diesem Grund sind die NS-Betriebsmittel der Station in der Regel mit verstärkter Isolation (10 k^v), können die Schaltschränke Stossspannungen von 12 k^v aushalten (PRISMA und Zubehör), haben die Leistungsschalter eine Haltespannung von 8 k^v im äußeren Modus gemäß der Norm IEC 947-2. Die kapazitive Übertragung von Störungen ist umso stärker, je höher die Spannung und die Frequenz sind. Alle Starkstromleiter übertragen kapazitiv eine Störspannung auf die Schwachstromleiter, wenn diese in einem zu kleinen Abstand parallel verlaufen. Induktive Kopplung Nehmen wir an, ein Gebäude sei mit einem Blitzableiter versehen und es verlaufe über eine Länge von L = 5 m in einem Abstand von 50 cm eine Schwachstromverbindung parallel zum Erdungsleiter des Blitzableiters. Die Fläche S = L x I (Abstand der beiden Schwachstromleiter» 5 mm) beträgt: 5 x 0,005 = 0,025 m². Aufgrund des Ampèreschen Durchflutungsgesetzes erhalten wir: Diese Impulsspannung überlagert sich der Nutzspannung (einige Volt) und stört die Verbindung oder beschädigt sogar die kommunizierenden elektronischen Geräte. Die Lösung besteht darin, den parallelen Verlauf von Stromkreisen mit hohem di/dt und von Schwachstromkreisen mit kleinem Abstand zu vermeiden und für die

Informationsübertragung verdrillte Aderpaare zu verwenden. Die Kopplungen sind in erster Linie eine Folge der Art und Weise, wie die Anlagen errichtet sind. Im Anhang 2 werden als Beispiel die Maßnahmen gezeigt, die in einem Spital getroffen worden sind, um sicher zu sein, Elektroenzephalogramme zu erhalten, die frei von "Störungen" sind.