Hans Scharoun Weihnachtskarten (1932-1947) Ausstellungsdokumentation 15.12.2017-11.1.2018 Scharaun, Berlin
HANS SCHAROUN Weihnachtskarten (1932 1947) Die bisher wenig bekannten Karikaturen Scharouns sind in der Ausstellung zum ersten mal öffentlich zu sehen. Die Originalzeichnungen verpackt als Weihnachts- oder Grußkarten waren meist an Familienangehörige und Freunde gerichtet. In der Ausstellung wird am Beispiel der aussergewöhnlichen Korrespondenz mit seinem langjährigen Assistenten und Mitarbeiter Chen Kuen Lee (die bis in die späten 60er Jahre reichte), die besondere Kontinuität dieses Freundschafts-/ Arbeitsverhältnisses zwischen Scharoun und Lee nachvollziehbar. Viele der erhalten gebliebenen Blätter zielten mit ihren humoresken Gedichten direkt auf die Wirren der Kriegsjahre ab und machen deutlich wie sich diesen auch künstlerisch Paroli bieten ließ. Hans Scharoun lebte zu dieser Zeit selbst mit seiner Frau Aenne in einer Wohnung in der von ihm entworfenen und 1930 fertiggestellten Wohnanlage am Jungfernheideweg 4. Weil die Auftragslage für Scharouns Architekturbüro zu Kriegszeiten schlecht war, er konnte noch zwei Einfamilienhäuser realisieren und diverse An und Umbauten ausführen, beteiligte er sich an dem von Hugo Häring und Chen Kuen Lee im Jahr 1941 gegründeten Chinesischen Werkbund dessen Arbeitsgemeinschaft sich im Jahr 1943 auflöste. In diesem Zeitraum entstanden auch Hunderte Blätter mit utopischen Architekturzeichnungen, in denen Scharoun sich eine neue Weltordnung und Befreiung der Architektur aus den Zwängen des Regimes zeichnerisch zurechtlegte. Ab Mai 1945 entstanden für Scharoun unmittelbar neue Aufgaben als Stadtrat für Bau- und Wohnungswesen im Magistrat von Großberlin. Zitat aus einem Brief Scharouns an seinen Kollegen Lubomir Slapeta vom 15. August 1944: Meine Arbeit ist ein ewiger Kampf gegen Materialund Arbeitermangel - aber vielleicht kann ich in Ihrem Büro noch einmal Wiederauferstehung feiern! Einmal wieder Räume schöpfen! Jetzt erschöpfen wir uns! Was hat eigentlich die Erschöpfung mit Schöpfung zu tun? Oder kann die Erschöpfung schöpferisch sein? Oft - wenn ich mir sonntags eins male, scheints mir so, als könnte es so sein. Sonst radle ich viel. Chen Kuen Lee (*1915 in Wuxing, China, 2003 in Berlin) Der chinesische Architekt Chen Kuen Lee kam im Jahr 1930 im Alter von 16 Jahren von Schanghai nach Berlin um nach einem Mauererpraktikum in Berlin zunächst in Braunschweig Architektur zu studieren um dann im Jahr 1937 an der Technischen Hochschule Berlin sein Diplom abzuschliessen. Lee war von 1937 bis 1943 als persönlicher Assistent in dem Architekturbüro von Hans Scharoun angestellt dessen Büro sich zu der Zeit in seiner Wohnung in der Großsiedlung Siemensstadt am Jungfernheideweg 4 befand. Im Juni 1943 verließ Lee das Büro Scharouns, vermutlich weil keine Aufträge mehr vorhanden waren. Ab September 1943 bis 1947 war er Mitarbeiter von dem Chinaforscher und Architekten Ernst Boerschmann in Bad Pyrmont. Dieser konnte für den 28-jährigen Lee ein Stipendium für eine Doktorarbeit über chinesischen Städtebau erwirken, obwohl Deutschland und China offiziell Kriegsgegner waren. Um dem bevorstehenden Kriegsdienst zu entkommen ging er Ende 1944 Richtung Dänemark und strandete zum Kriegsende im Dorf Schobüll an der Nordsee. Bis 1949 blieb Lee dort und arbeitete einerseits an kleinen privaten Aufträgen für die Allierten in Husum sowie an seiner Doktorarbeit. Von Juni 1948 bis Mai 1949 hielt die Blockade der Sowjetunion Berlin in Atem und Lee konnte die Stadt vermutlich erst wieder Mitte 1949 besuchen. Zwischen den Jahren 1949 und 1953 war Chen Kuen Lee erneut bei Hans Scharoun angestellt und arbeitete unter anderem an dem unrealisiert gebliebenen Wettberwerbsbeitrag für eine grundlegend neue Form der Gestaltung einer Schule in Darmstadt 1951 mit. Ein besonderer Dank gilt dem Baukunstarchiv Ein Akademie besonderer Künste, Dank gilt Tim dem Tetzner Baukunstarchiv für die grafische der Akademie Gestaltung der und Künste, dem Leihgeber Tim Tetzner der für Weihnachtskarten. und dem Leihgeber der die grafische Gestaltung Weihnachtskarten.
1947 1941 1940
1944 1932 Weihnachtskarten von Hans Scharoun an Chen Kuen Lee (Leihgabe aus Privatbesitz) Vorige Seite: 1947: Fröhliche Weihnachten 1940: Fröhliche Weihnachten (Spätlese) / Friede in Norwegen 1941: Fröhliche Weihnachten (Ach ich armer) 1942 Diese Seite: 1944: Weihnachtswunsch 1932: Fröhliche Krisenostern 1942: Sonderzuteilung
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