Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus Lehrstuhl für Gesundheitswissenschaften/Public Health Auswertungsergebnisse der Qualitätsberichte stationärer Pflegeeinrichtungen: Servicequalität statt Pflege? Tonio Schönfelder, Tom Schaal, Julia Oehme & Joachim Kugler
1 Hintergrund Pflege-Weiterentwicklungsgesetz Ausbau der Qualitätssicherung in der Pflege Pflegebedürftige und Angehörige erhalten verständliche Informationen über Qualität von stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen ( Pflege-TÜV ) Bewertungen von Pflegeeinrichtungen nach einheitlichen Kriterienkatalog Bewertung der Einrichtungen nach Schulnotensystem (1,0 sehr gut 5,0 mangelhaft) Qualitätsprüfungen werden durch Medizinischen Dienst der Krankenversicherung durchgeführt (unangemeldet) Alle Einrichtungen werden jährlich 1x überprüft Veröffentlichung der Ergebnisse in Form von Qualitätsberichten Folie 2 von XYZ
1 Einleitung Folie 3 von XYZ
1 Hintergrund Transparenzbericht stationär: 82 Kriterien, 5 Qualitätsbereiche Orientierungshilfen Einzelangebote Dekubitusprophylaxe MilieugestaltungGruppenangebote Kontrakturenprophylaxe Jahreszeitliche Feste Gestaltung der Zimmer undeinbezug Angehöriger Ernährungszustand Angebote zur Bewegung Sterbebegleitung Gemeinschaftsräume Flüssigkeitsversorgung BeschwerdemanageSauberkeit der Einrichtung Bedarfsgerechtes Umgang mit Medikamenten QB (5) QB (1) (3) QB (4) Speisenangebot ment Zeitpunkt QB der(2) Mahlzeiten QB Bewohner mit Pflegerische Umgang soziale Wohnen, Lesbarer Speiseplan und medizinische Versorgung demenzkranken Bewohnern Betreuung und Alltagsgestaltung Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene befragung 35 Kriterien 10 Kriterien 10 Kriterien 9 Kriterien 18 Kriterien 1,2 1,0 N=64 1,0 Gesamtbewertung der Einrichtung 1,0 Folie 4 von XYZ
1 Hintergrund Notenberechnung: Jedes Kriterium erhält eine Einzelbewertung anhand einer Skala von 0-10 0 schlechteste Bewertung, 10 beste Bewertung dichotome Kriterien = Skalenwerte 10 oder 0 Skalenwerte werden in Noten umgerechnet (arithmetisches Mittel) (Tabelle) Kriterium nicht zutreffend = nicht einbezogen Folie 5 von XYZ
2 Fragestellungen 1. In welchen Bereichen erzielen stationäre Pflegeeinrichtungen positive Ergebnisse und wo bestehen Verbesserungspotentiale? 2. Haben Pflegeeinrichtungen die Ergebnisse der Qualitätsprüfungen im Zeitverlauf verbessert? 3. Bestehen Unterschiede in Abhängigkeit des Einrichtungsträgers (kommunal, freigemeinnützig, privat)? Folie 6 von XYZ
3 Methodik Datenerhebung und Auswertung Stichprobe: veröffentlichte MDK-Transparenzberichte stationärer Pflegeeinrichtungen von 2009 bis 2011 aus dem Direktionsbezirk Dresden, N = 236 (von 253) jede Einrichtung mit aktuellstem Bericht 1x berücksichtigt Auswertung: Nichtparametrische Tests (U-Test, Kruskal-Wallis-Test) Folie 7 von XYZ
3 Methodik Jahr der Prüfung 2009 privat Trägerschaft freigemeinnützig kommunal Gesamt 2010 Gesamt 2011 25 31 35 91 38 42 48 128 9 5 3 17 72 78 86 236 Folie 8 von XYZ
4 Ergebnisse Datenauswertung 71,2% der Pflegeeinrichtungen haben das Gesamtergebnis sehr gut erhalten, 25,4% haben das Gesamtergebnis gut erhalten, 4,4% haben das Gesamtergebnis befriedigend erhalten Die Note ausreichend und mangelhaft wurde auf der Ebene der Gesamtnote nicht vergeben In den Qualitätsbereichen Betreuung, Demenz und Wohnen wurde die Noten ausreichend nur in Einzelfällen vergeben, die Note mangelhaft wurde gar nicht vergebenim Qualitätsbereich Pflege und medizinische Versorgung verteilen sich die Noten auf das gesamte Spektrum (sehr gut - mangelhaft)
4 Ergebnisse Datenauswertung Verteilung der Bewertungen 100 90 Angaben in % 80 11 25,4 35,3 70 60 50 40 30 8,1 3,8 71,2 20 mangelhaft 86,4 85,2 94,5 ausreichend befriedigend gut 50,8 sehr gut 10 0 Gesamt Pflege Demenz Xmin = 1,0 Xmax = 3,3 Xmin = 1,0 Xmax = 4,9 Xmin = 1,0 Xmax = 3,7 Betreuung Xmin = 1,0 Xmax = 4,1 Wohnen Xmin = 1,0 Xmax = 3,7
4 Ergebnisse T5 Datenauswertung + Verbesserungspotential Positive Bereiche Kriterium Note QB P Durchführung Kontrakturenprophylaxe 3,65 W Mahlzeiteneinnahme in entspannter Atmoph. 1,0 P Erfassung Kontrakturenrisiko 3,39 B Jahreszeitliche Fest werden veranstaltet 1,0 P Erfassung Dekubitusrisiko 2,84 D Zielgruppengerechte Bewegungsmöglichkeiten 1,0 P Schmerzeinschätzung 2,73 D Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien vorhanden 1,0 P Entstehung chr. Wunde 2,14 P 1,01 P Wunddokumentation 2,12 Flüssigkeitsversorgung/ Ernährungszustand W Mögl. Zimmergestaltung 1,02 QB Kriterium P=Pflege und med. Versorgung, D=Umgang mit Demenzkranken, B=Betreuung und Alltagsgestaltung, W=Wohnen, Hauswirtsch., Hygiene Note Folie 11 von XYZ
Folie 11 T5 Tabelle mit Prozenten für sehr gut und sehr schlecht Schoenfelder; 11.09.2012
4 Ergebnisse Datenauswertung Ergebnisse im Zeitverlauf (Gesamtnote): Einrichtungen, die 2011 geprüft worden sind, erzielten eine bessere Gesamtnote, als Einrichtungen die 2009 und 2010 geprüft worden sind Zeitraum µx µy P 2009 2011 1,6 1,3 0.000 2010 2011 1,4 1,3 0.017 2009 2010 1,6 1,4 0.085 Folie 12 von XYZ
4 Ergebnisse Datenauswertung Ergebnisse im Zeitverlauf (QB1 QB4): Größtes Verbesserungspotential im Bereich Pflege und medizinische Versorgung Qualitätsbereich Jahr 2010 SD 2009 SD 2011 SD Pflege und medizinische Versorgung 2,0 ±0,9 1,7*** ±0,7 1,5*** ±0,5 Umgang mit demenzkranken Bewohnern 1,4 ±0,7 1,1*** ±0,2 1,1*** ±0,3 Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung 1,3 ±0,6 1,3 ±0,6 1,2* ±0,4 Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene 1,2 ±0,4 1,1 ±0,3 1,1 ±0,4 *p<0,05; ***p<0,001 Folie 13 von XYZ
4 Ergebnisse Datenauswertung Einrichtungsträger: keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen privaten, freigemeinnützigen und kommunalen Trägern Qualitätsbereich Träger privat freigem. kommunal Pflege/med. Versorgung 1,8 1,7 1,6 Demenz 1,3 1,2 1,1 Soziale Betreuung 1,4 1,2 1,2 Unterkunft/Verpflegung 1,1 1,2 1,1 Gesamt 1,5 1,4 1,3 Folie 14 von XYZ
5 Schlussfolgerung 1. Durchschnittliche Gesamtbewertung der Einrichtungen: Note 1,3 (2011) fast alle Einrichtungen schneiden gut ab kein Wettbewerbsparameter, Auswahl der besten Einrichtung nicht möglich In der Gesamtnote werden negative Aspekten einzelner Bereiche verdeckt (Mangel bei Pflegequalität) 2. Qualitätsbereich Pflege größter Verbesserungsbedarf (Schmerzen, Dekubitus, Kontrakturen) Einrichtungen konzentrieren sich (scheinbar) auf Bereiche wie Wohnen, Hauswirtschaft, Betreuung 3. Verbesserung im zeitlichen Verlauf: Lerneffekte? Verbesserung Dokumentationsqualität oder Pflegequalität? Folie 15 von XYZ
Fragen Folie 16 von XYZ
Vielen Dank! Folie 17 von XYZ