Ein Nebelhirn nach der Krebstherapie Wenn der Kopf nicht mehr funktioniert wie zuvor. Eine Information für Betroffene
Liebe Leserin, lieber Leser Vergessen Sie, wo Ihr Auto parkiert ist? Kommen Ihnen einfache Wörter nicht in den Sinn? Haben Sie Mühe, zwei Dinge auf einmal zu erledigen? Kennen Sie solche und ähnliche Situationen aus Ihrem Alltag? Wir reden hier von Merk- und Konzentrationsproblemen während oder nach einer Krebstherapie. Diese Broschüre soll Sie dabei unterstützen, diese Beschwerden besser zu verstehen. Sie haben diese Symptome tatsächlich Sie bilden sich nicht etwas ein und vor allem sind Sie damit nicht alleine. Fast jede zweite Krebspatientin und jeder zweite Krebspatient ist davon betroffen. Wir wünschen Ihnen, dass Sie die Tipps aus dieser Broschüre für Ihren Alltag gebrauchen können. Weiter wünschen wir Ihnen, dass Sie den Mut haben, mit ihrem Arzt oder mit dem Pflegepersonal über Ihre Beschwerden zu reden. Ihr Redaktions-Team
Was ist mit einem Nebelhirn gemeint? Nebelhirn (englisch: Chemobrain ) ist eine Bezeichnung für Probleme mit der Konzentration und dem Lernen während und nach einer Krebstherapie. Wie das Nebelhirn entsteht, weiss man noch nicht genau. 5 Die Gründe könnten sein: Wenig rote Blutkörperchen (Anämie) Stress, Angst oder Depressionen Verschiedene Medikamente Erschöpfung Schlafprobleme Chemotherapie und Strahlentherapie 4,5 Anzeichen für das Nebelhirn Jeder Mensch erlebt das Nebelhirn anders. Aus diesem Grund gibt es verschiedene Anzeichen wie: Erinnerungslücken Unaufmerksamkeit und schnelle Ablenkung Lernprobleme Mühe, ein Wort zu finden oder auszusprechen 1 Reden Sie mit Ihrem Arzt darüber! 3
Gibt es eine Behandlung? Eine gezielte Behandlung ist noch nicht bekannt. Sprechen Sie dennoch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Pflegefachperson über Ihre Beschwerden. Er oder sie kann Sie beraten und Ihnen auch Tipps für den Umgang mit diesen Symptomen geben. 2 Was kann Ihnen helfen? Hier werden einige Ideen beschrieben. Diese können Ihnen im Alltag helfen. Manche Betroffene haben damit gute Erfahrungen gemacht. 4 1. Essen, das Ihrem Gehirn gut tut Es gibt Nahrungsmittel mit gesunden Fetten und vielen Vitaminen. Diese helfen unserem Gehirn. Bauen Sie in Ihr Essen zum Beispiel Nüsse, Broccoli, Karotten, Kartoffeln oder Spinat ein. 4 Bananen sorgen für gute Laune und können in einer Stresssituation unterstützend wirken. Trinken Sie während des Tages ein bis zwei Liter Wasser oder Tee. Viel Flüssigkeit kann helfen, sich besser konzentrieren zu können. 3 Essen Sie gesund. Trinken Sie genug. 4
2. Sprachprobleme Haben Sie Mühe, Wörter auszusprechen? Haben Sie Probleme, das richtige Wort zu finden? Wir reden hier von Sprachproblemen und Störungen des Sprechens. Hier ist wichtig, dass sie das Reden im Alltag üben. 2 Es kann Ihnen helfen, wenn Sie eine einfache Sprache verwenden, sich motivieren und den Mut haben zu reden Fernsehen oder Radio hören. Das fördert das Verstehen der Sprache und vergrössert den Wortschatz. 1 3. Lernprobleme Zeigen sich bei Ihnen beim Lernen Veränderungen? Können Sie sich Worte nicht mehr gleich schnell merken? Bei solchen Lernproblemen ist es wichtig, dass das Hirn trainiert wird. Dies kann zum Teil frustrierend sein, jedoch ist Üben von grosser Bedeutung. 1,4 Es kann Ihnen helfen, wenn Sie Rätsel lösen, zum Beispiel Kreuzworträtsel oder Sudoku tanzen und sich dabei die Tanzschritte merken Kaugummi kauen. Das verbessert die Durchblutung des Gehirns! 3,4 5
4. Probleme mit der Konzentration Haben Sie Mühe, Ihre Gedanken zusammenzuhalten? Lassen Sie sich rasch ablenken? Fällt es Ihnen schwer, sich auf ein Gespräch oder eine Aufgabe zu konzentrieren? Dies sind typische Probleme bei Konzentrationsstörungen. 1 Es kann Ihnen helfen, wenn Sie sich viel frische Luft gönnen: regelmässig lüften, spazieren gehen, Arbeitspausen draussen verbringen beim Lesen Textstellen farbig markieren die Aufgabe wechseln, wenn die Konzentration abnimmt das Arbeiten durch einen Spaziergang unterbrechen 1,4 6
5. Probleme mit der Erinnerung Fallen Ihnen wichtige Telefonnummern nicht mehr ein? Haben Sie vergessen, wann Sie zum Essen abgemacht haben? Wissen Sie nicht mehr, wo der Schlüssel liegt? Solche Schwierigkeiten mit der Erinnerung können belastend sein. 1,4 Es kann Ihnen helfen, wenn Sie sich ein Notizbuch mit Fotos machen Dinge immer an denselben Ort stellen Wichtiges auf einen Block schreiben Ihr Auto immer auf denselben Parkplatz stellen einen Zettel an den Kühlschrank kleben mit Anrufen, die Sie machen müssen Leider wird wenig über das Nebelhirn geredet. Haben Sie den Mut, mit Ihrem Arzt oder der Pflegefachperson darüber zu sprechen. Wenn Sie sich nicht ernst genommen fühlen, suchen Sie eine Fachperson, die Verständnis hat. Reden Sie auch mit Freunden und der Familie darüber. Auch sie sollen verstehen, was mit Ihnen los ist. Das fördert das Verständnis und sie können Sie unterstützen. 7
Impressum _Herausgeberin Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Departement Gesundheit, Institut Pflege Technikumstrasse 71 8401 Winterthur Tel. 058 934 63 20 Fax 058 934 63 20 bachelor.gesundheit@zhaw.ch www.gesundheit.zhaw.ch _Fachberatung Sara Häusermann, BScN, MAS in Onkologischer Pflege _Text und Redaktion Diana Belegu, Lea Ceniviva, Tamara Frunz, Nadine Merz, Anette Ruhl, Ariane Wüthrich _Abbildungen Hannes Wüthrich (2013), Zürich _Design Diana Belegu, Lea Ceniviva, Tamara Frunz, Nadine Merz, Anette Ruhl, Ariane Wüthrich 2015 zhaw Gesundheit, Institut Pflege, Winterthur 1. Auflage Quellen: 1) Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe. (2011). Chemohirn/Krisenhirn Konzentrationsschwäche und Gedächtnisstörungen. (4. Aufl.). Bonn: DLH. 2) Geisler L. (1992). Arzt und Patient Begegnung im Gespräch. (3. erw. Aufl.). Frankfurt a. Main: Pharma Verlag Frankfurt. Heruntergeladen von http://www.linusgeisler.de/ap/ap32_aphas iker.html am 02.13.2013. 3) Morgan, K., Johnson, A., & Miles, C. (2014). Chewing gum moderates the vigilance decrement. British Journal of Psycholog, 105(2), S. 214-225. Doi: 10.111/bjop.12025 4) Silverman D. & Davidson I. (2009). Your Brain after Chemo Practical Guide to lifting the Fog and getting back your Foucs. Cambridge: Da Capo Press. 5) Vardy J. & Tannock J. (2007). Cognitive function after chemotherapy in adults with solid tumors: Critical Reviews in Oncology/Hematology,63, 183-202. doi:10.1016/j.critrevonc.2 007.06.001