Der komplette Fall. DAP-Technik: Vereinfachtes digitales Protokoll für die Behandlung mit Zahnimplantaten. Kollegentipp

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Transkript:

Der komplette Fall DAP-Technik: Vereinfachtes digitales Protokoll für die Behandlung mit Zahnimplantaten Kollegentipp Farbkommunikation 2.0 im Behandlungsteam Kollegentipp codiagnostix aus Anwendersicht New Media Datenschutz in der Zahnarztpraxis Digitale Visionen Ist Zahnersatz aus Edelmetall noch zeitgemäß? ABRE Das GOZ-Rechnungsformular beschäftigt die Gerichte Pro & Contra Vor und Nachteile von 3D bildgebenden Verfahren Journal Die radiologische Darstellung des Kiefergelenks Marktübersicht Abrechnungssoftware für das zahntechnische Labor Fortbildung 45. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie Fortbildung Der 2. Keramik Day 1

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Editorial Liebe Leser, bitte erlauben Sie mir heute einen Blick zurück in die Zukunft. Die meisten von uns haben sich nach den üblichen Verschreibern in den ersten Tagen des neuen Jahres rasch an die neue Zahl 2016 gewöhnt. Aus einem ehemaligen Zukunftsjahr ist wieder einmal Gegenwart geworden. Hätten sich unsere Ahnen das Jahr 2016 so vorgestellt wie es jetzt ist? Jules Verne veröffentlichte 1891 die Kurzgeschichte Ein Tag aus dem Leben eines Journalisten im Jahre 2889. Der Autor beschreibt Ende des 19. Jahrhunderts die technischen Errungenschaften eines imaginären 29. Jahrhunderts: Bildtelefone, Luftfahrzeuge aller Art, U-Bahnen, Akkumulatoren zur Speicherung von Sonnenenergie. Obwohl er die Zeitspanne bis zur Entwicklung dieser Dinge viel zu lange eingeschätzt hat, ist es erstaunlich, wie klar Verne den Fortschrittstrend damals schon erkannt hat. Er sah die künftigen Entwicklungen in den Bereichen Kommunikation, Transport und Energie. Z-CAD Blanks Liquids FlowPen e l i Sm Dass die Medizin entsprechend den wissenschaftlichen und technischen Neuerungen ebenfalls große Fortschritte machen würde, hatte Jules Verne damals nicht im Blick. Er litt an diversen Gebrechen und hielt nicht viel von der Kunst der Ärzte. Nicht ganz grundlos, denn sein Diabetes wurde jahrelang für einen schwachen Magen gehalten. Heute haben wir in der Medizin Diagnosemöglichkeiten, die man noch im 19. Jahrhundert für unerreichbar gehalten hatte. Gerade die Bildgebung spielt dabei eine große Rolle. Der Körper ist gläsern geworden: Ultraschall, MRT, DVT oder das klassische zweidimensionale Röntgen gewähren Einblicke in die anatomischen Strukturen und bilden die Grundlage für viele differenzierte Diagnosen. Gründe genug, um in diesem Heft einen kleinen Schwerpunkt auf das Thema Bildgebung zu legen. Dr. van Sprundel und Dr. Thuau beschäftigen sich mit den Möglichkeiten der radiologischen Darstellung des Kiefergelenks. Dr. Thoneick diskutiert das Pro und Contra der dreidimensionalen Bildgebung und ZTM Thomas Meißner stellt eine auf CT und DVT Daten basierende 3D-Planungssoftware vor. Wir wünschen Ihnen in diesem Sinne spannende Einblicke, einen guten Durchblick und einen optimistischen Weitblick für alles, was noch kommt. Metoxit AG Emdwiesenstrasse 6 CH-8240 Thayngen 3 Tel. +41 (0) 52 645 01 01 Fax 00 info @ metoxit.com w w w.metoxit.com

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Inhalt Der komplette Fall 6 DAP-Technik: Vereinfachtes digitales Protokoll für die Behandlung mit Zahnimplantaten Zahnarzt Dr. Carlos Repullo Kollegentipps 14 Eine Frage der Ästhetik: Farbkommunikation 2.0 im Behandlungsteam Dr. Philipp Grohmann, ZTM Vincent Fehmer 18 Sichere Implantation. codiagnostix aus Anwendersicht ZTM Thomas Meißner New Media 24 Datenschutz in der Zahnarztpraxis, Nina Richard, B.A. Digitale Visionen 28 Ist Zahnersatz aus Edelmetall noch zeitgemäß? ZTM Björn Maier ABRE 36 Das GOZ-Rechnungsformular beschäftigt die Gerichte. Angelika Enderle Pro & Contra 38 Vor und Nachteile von 3D bildgebenden Verfahren in der Zahnheilkunde Dr. Maurice Thoneick Journal 44 Die radiologische Darstellung des Kiefergelenks Dr. Dr. Henri Thuau, Dr. med. dent. Nina Van Sprundel Marktübersicht 52 Abrechnungssoftware für das zahntechnische Labor Fortbildung 62 45. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie 64 Der 2. Keramik Day von Kuraray Noritake und Goldquadrat Annett Kieschnick, Freie Fachjournalistin 68 Dental Direkt Erneuter Ausbau des Firmensitzes in Deutschland 69 Implantathersteller m&k präsentiert neuen Online-Shop 70 500 begeisterte Teilnehmer beim 19. Prothetik Symposium von Merz Dental und dem Quintessenz Verlag 3 Editorial 74 Impressum/Vorschau Titelbild: ZTM Björn Maier 5

Der komplette Fall DAP-Technik: Vereinfachtes digitales Protokoll für die Behandlung mit Zahnimplantaten Darstellung eines klinischen Falls Zahnarzt Dr. Carlos Repullo Die neuen Technologien verändern die moderne Zahnmedizin. Die Einführung der 3D-Radiologie und der klinischen CAD/CAM-Systeme ermöglichten eine Erweiterung der Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für unsere Patienten. Im Zuge der Weiterentwicklung dieser Systeme wurden die Anwendungen auf weitere Felder der Zahnmedizin ausgeweitet. Waren die Behandlungsmöglichkeiten anfangs noch auf die konservative Zahnmedizin beschränkt, erstrecken sie sich heute auch auf die Kieferorthopädie und die Implantologie, wobei letztere im Laufe der letzten Jahre die größte Entwicklung erfahren hat. Die heutige Technologie ermöglicht die Durchführung einer vollständig digitalen Behandlung mit Implantaten von der Planung bis zur Restauration, das heißt ohne die Notwendigkeit von Abformungen, Gipsmodellen, diagnostischen Wax-Ups, radiologischen Schienen oder Ähnlichem. Mit der DAP-Technik (digitally assisted protocol for dental implants procedures digital gestütztes Protokoll für Zahnimplantatverfahren) wird das Protokoll der Implantat-Behandlung unter Anwendung der CAD/CAM-Technologie in der zahnärztlichen Praxis optimiert. Dadurch können die Anzahl der Zahnarztbesuche des Patienten sowie die für die Behandlung notwendigen Schritte reduziert werden, was letztlich zu verbesserten ästhetischen und funktionellen Ergebnissen führt. Die DAPTechnik ist in drei unterschiedlichen Situationen anwendbar: 1. Zur gezielten Formung der Gingiva und nach Abheilung der Gingiva; 2. Bei Vorliegen eines Zahns beziehungsweise einer Zahnwurzel, durch deren digitale optische Abformung eine Kopie des derzeitigen Emergenzprofils erstellt werden kann; 3. Bei Vorliegen eines Zahns beziehungsweise einer Zahnwurzel und Extraktionsalveolen, indem die Emergenzprofile kopiert und die knöchernen Alveolen versiegelt werden. 6

Der komplette Fall Abb. 1: Fraktur von Zahn 24. Die Wurzelreste werden extrahiert und eine sofortige Implantatinsertion vorgenommen. Abb. 2: Die Anatomie des Wurzelteils wird noch vor der Behandlung mittels einer digitalen optischen Abformung erfasst. Diese Technik basiert auf dem Ziel, eine klinische Situation in nur zwei Arbeitsschritten zu versorgen: Zunächst wird ein individualisierter Gingivaformer aus einem provisorischen Restaurationsmaterial hergestellt, der mithilfe eines CAD/CAM-Systems gefertigt wird. Die bereits zuvor digital gestaltete Anatomie der endgültigen Restauration dient dafür als Ausgangsbasis und wird in ihrem Design auf den für das Gingiva-Management erforderlichen Teil reduziert. Zeitgleich wird das Implantat zur Insertion vorbereitet. Damit erhält man eine provisorische Versorgung, die am selben Tag eingesetzt wird wie das Implantat und mit der ein individuelles Gingiva-Management erfolgen kann. Das Provisorium wird somit auf Gingivaebene verwendet. Gleichzeitig wird die endgültige Restauration hergestellt, deren Gingivaebene derjenigen des zum Gingiva-Management verwendeten Provisoriums entspricht. Subgingival sind die provisorische und die definitive Versorgungslösung folglich identisch. Die definitive Versorgungslösung wird entsprechend direkt nach Beendigung des Osseointegrationszeitraums zur Insertion bereitstehen. Der individualisierte Gingivaformer wird als Provisorium aus einem Telio CAD PMMA-Block (Ivoclar Vivadent) hergestellt, was eine Erleichterung des Verfahrens sowie eine Kostensenkung zur Folge hat. Telio CAD sind hochvernetze Polymerblöcke für das Schleifen provisorischer Versorgungen mit mittlerer Tragedauer. Die Blöcke zeichnen sich durch ihre große Homogenität aus und können wahlweise mit einem System der CAD/CAM-Partner oder über externe Fräszentren verarbeitet werden. Telio CAD A16 dient der Herstellung temporärer Hybrid-Abutment-Kronen. Diese eignen sich für den Einsatz im Front- und Seitenzahnbereich und können direkt nach der Insertion des Implantats verwendet werden. Damit unterstützt Telio CAD A16 die Gingivagestaltung bereits in der ersten Behandlungsphase. Die endgültige Restauration wird aus der hochfesten und hochästhetischen Lithium-Disilikat-Glaskeramik IPS e.max CAD (Ivoclar Vivadent) angefertigt. IPS e.max CAD gibt es als Keramik-Blöcke für die Verarbeitung in CAD/CAM-Geräten wie CEREC (Sirona). IPS e.max CAD eignet sich optimal zur Anfertigung individueller Hybrid-Abutments oder Hybrid-Abutment-Kronen. Der größte Teil der Arbeit wird in der ersten Sitzung durchgeführt, sodass in der zweiten Sitzung nur noch das Verschrauben der endgültigen Restauration erfolgen muss. Der Austausch der provisorischen Versorgungslösung durch die definitive ist innerhalb von kurzer Zeit und ohne Betäubung durchführbar. Die Behandlung ist somit nach nur zwei Sitzungen abgeschlossen. 7

Der komplette Fall Abb. 3: 3Nach der Wurzelextraktion wird das Implantat eingesetzt. Abb. 4: Um die Position des Implantats digital zu erfassen, wird ein Scanbody eingesetzt. Abb. 5: Scan des Scanbodys Abb. 6: Das digitale Modell zeigt den Wurzelteil des Zahns vor der Extraktion sowie die Position des Implantats und die Kontur des natürlichen Emergenzprofils. Abb. 7: Basierend auf der so entstandenen Kontur erstellt die Software einen Vorschlag für die endgültige Restauration. Abb. 8: Die Restauration besitzt ein Emergenzprofil, das dem natürlichen Profil entspricht. Im vorliegenden Fall wird die digitale Abformung der Restwurzel zur Imitation des naturgetreuen Emergenzprofils herangezogen. Abbildung 1 zeigt den Patienten mit Fraktur des Zahns 24, der die Zahnarztpraxis zur Extraktion der Wurzelreste und zur sofortigen Implantatinsertion aufsucht. Vor Beginn der Behandlung erfolgt eine sofortige digitale optische Abformung zur Erfassung der Anatomie des Wurzelteils (Abb. 2). Damit kann später das zu diesem Zeitpunkt bestehende Emergenzprofil auf die endgültige Restauration übertragen werden. Der digitale Andruck dient somit als GingivaVorlage. Nach der Wurzelextraktion wird das Implantat eingesetzt (Xive S, Dentsply). Es wird beschlossen, das Implantat in der palatinalen Wurzel einzusetzen, da sie ein enges interradikuläres Septum aufweist (Abb. 3). Anschließend erfolgt eine weitere indirekte optische Abformung mithilfe eines Scanners und einer speziellen Abdruckkappe, des sogenannten Scanbody, um die Position des Implantats im digitalen Modell zu erfassen (Abb. 4, 5). Es stehen nun zwei Bilder zur Verfügung, ein digitales Modell mit dem positionierten Implantat und das erste digitale Modell, das den Ausgangszustand darstellt und das wir als Zahnfleischmaske verwenden werden. Die Software findet die gemeinsamen Punkte der beiden Modelle und verbindet die beiden Bilder miteinander. Es entsteht ein neues Modell, das die Position des Implantats und den Wurzelteil des Zahns vor der Extraktion umfasst (Abb. 6). 8

Der komplette Fall Abb. 9: Die Kontur der endgültigen Restauration dient als Ausgangspunkt für das Profil des Gingivaformers. Abb. 10: Die Form der endgültigen Restauration wird zur Herstellung des Provisoriums auf GingivaEbene reduziert. Abb. 11: Das Provisorium ist aus Telio CAD A16 gefertigt und besitzt subgingival dieselbe Anatomie wie die endgültige Restauration. Abb. 11a: Durch die integrierte Schnittstelle, kann Telio CAD A16 direkt mit der Titanbasis verklebt werden. Abb. 12: Telio CAD A16 erhält die Weichgewebskontur in ihrer ursprünglichen Form, ohne dabei funktionelle Belastung durch den Antagonisten zu erfahren. Abb. 13: Die Osseointegration ist nach drei Monaten erfolgreich abgeschlossen. Das Provisorium kann entfernt werden. Wenn die Software dazu auffordert, das Emergenzprofil beziehungsweise den Rand der neuen Restauration abzugrenzen, zeichnen wir zunächst die natürliche Kontur von Zahn 24 nach, indem wir die Konturen der Wurzel einzeichnen und damit ihr natürliches Emergenzprofil aufnehmen (Abb. 6). Die Software erstellt darauf basierend den Entwurf der endgültigen Restauration über dieser Kontur (Abb. 7, 8). So erhalten wir das Design einer Restauration, deren Emergenzprofil mit dem natürlichen Profil identisch ist. Das Weichgewebe bleibt folglich in seiner ursprünglichen Position erhalten. Da es sich um ein Einzelzahnimplantat mit geringer Primärstabilität handelt, entscheiden wir uns in diesem Fall zur Durchführung einer Behandlungsvariante, bei der wir die definitive Versorgungslösung erst nach drei Monaten Einheilzeit einsetzen werden. Dazu wird ein individualisierter Gingivaformer eingesetzt, den wir durch Reduktion des für die endgültige Restauration hergestellen Designs erhalten (Abb. 9, 10). Das bestehende Design wird auf Gingiva-Ebene gekürzt. Das so hergestellte Provisorium weist folglich dieselbe subgingivale Anatomie wie die endgültige Restauration auf. Es erhält die Weichgewebskontur in ihrer ursprünglichen Form, erfährt jedoch keine funktionelle Belastung durch den Antagonisten. Der individualisierte Gingivaformer wird aus einem Telio CAD-Block der Grösse A16 angefertigt. Dieser enthält eine integrierte Schnittstelle, um das gefräste Formteil mittels des selbsthärtenden Befestigungscomposites Multilink Hybrid Abutment (Ivoclar Vivadent) mit einer Sirona Ti-Base zu verkleben (Abb. 11, 11a. 12). 9

Der komplette Fall Abb. 14: An die Stelle des Provisoriums tritt die definitive Versorgungslösung: Eine Hybrid-Abutment-Krone aus IPS e.max CAD. Das Ergebnis ist sowohl funktionell als auch ästhetisch sehr zufriedenstellend. Zur Herstellung der endgültigen Restauration müssen wir lediglich die verkleinerte Darstellung der Restauration wieder in das ursprüngliche Design der definitiven Versorgungslösung zurückführen. Auf dieser Basis wird dann die endgültige Krone in ihrer vollständigen Größe hergestellt. Sie wird aus einem definitiven Versorgungsmaterial geschliffen, in diesem Fall aus der hochfesten LithiumDisilikat-Glaskeramik IPS e.max CAD. Auch die gefertigte Hybrid-Abutment-Krone wird mittels Multilink Hybrid Abutment zuverlässig mit einer Sirona Ti-Base verklebt. Die Konditionierung erfolgt mit Monobond Plus oder Monobond Etch & Prime für die Glaskeramik und Monobond Plus für die Ti-Base. Nach Ablauf des Osseointegrationszeitraums von drei Monaten (Abb. 13) wird das aus Telio CAD hergestellte Provisorium entfernt und an dessen Stelle die individuell gefertigte definitive HybridAbutment-Krone aus IPS e.max CAD platziert. Sie wird verschraubt und der Schraubenkanal mit Composite verschlossen (Abb. 14). Zur Durchführung der Behandlung waren nur zwei Termine nötig. Sowohl funktionell als auch ästhetisch ist das Ergebnis mehr als zufriedenstellend. Die beiden Restaurationen, sowohl provisorisch als auch definitiv, wurden monolithisch und ohne die Verwendung von Schichtkeramik hergestellt. Die Hybrid-Abutment-Krone aus IPS e.max CAD wurde abschließend lediglich bemalt. Dr. Carlos Repullo Zahnarzt Diploma in Implant Dentistry and Adv Cert Royal College of Surgeons of England. Certified CEREC-Trainer, ISCD. 10

Der komplette Fall Weitere Informationen und Anmeldung: www.360-grad-kongress.de DIE REFERENTEN: DAS ERWARTET SIE: PD Dr. med. dent. Jan-Frederik Güth Dr. med. dent. Gerwin Arnetzl Dr. med. dent. Peter Uwe Gehrke Zt. Carsten Fischer Dr. Monika Reichenbach Dr. Yong-min Jo Ztm. Hans Jürgen Lange Ztm. Sonja Ganz Praxisorientierte Präsentationen, hochkarätige Referenten, prozessorientierte Workshops und informativer Austausch mit Kollegen und Experten. GASTREDNER: MODERATION: Steve Kroeger Ralf Suckert FreeTel: 0800 1700077 ddm Ausgabe 1 2016 FreeFax: 08000 404444 www.360-grad-kongress.de Verschaffen Sie sich einen 360 -Rundumblick auf den gesamten digitalen prothetischen Workflow. OFFENE DIGITALE LÖSUNGEN FÜR PRAXIS UND LABOR 11

Der komplette Fall Abrechnungsbeispiel: Sofortimplantation und Restauration mittels DAP-Technik Angelika Enderle Behandlungsplanung: Extraktion der Wurzelreste Zahn 24, Sofortimplantation, Versorgung mit einer vollkeramischen Krone Geb.-Nr. Bezeichnung Diagnostik und Behandlungsplanung 0010 Eingehende Untersuchung zur Feststellung von Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen einschließlich Erhebung des Parodontalbefundes sowie Aufzeichnung des Befundes 9000 Implantatbezogene Analyse und Vermessung des Alveolarfortsatzes, des Kieferkörpers und der angrenzenden knöchernen Strukturen sowie der Schleimhaut, einschließlich metrischer Auswertung von radiologischen Befundunterlagen, Modellen und Fotos zur Feststellung der Implantatposition, ggf. mit Hilfe einer individuellen Schablone zur Diagnostik, einschließlich Implantatauswahl, je Kiefer Ä1 Beratung auch mittels Fernsprecher 0030 Aufstellung eines schriftlichen Heil- und Kostenplans nach Befundaufnahme und gegebenenfalls Auswertung von Modellen 1. Behandlungssitzung 0065 Optisch-elektronische Abformung einschließlich vorbereitender Maßnahmen, digitale Bissregistrierung und Archivierung, je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich 0090 Intraorale Infiltrationsanästhesie Auslagen nach 4 Abs. 3 GOZ: Anästhetikum 3020 Entfernung eines mehrwurzeligen Zahnes 9010 Implantatinsertion, je Implantat Auslagen nach 4 Abs. 3 GOZ: Implantat Xive S (Dentsply), Implantatteile (Abdruckkappe), einmal verwendbare Implantatfräsen 0530 Zuschlag bei nichtstationärer Durchführung von zahnärztlich-chirurgischen Leistungen, die mit Punktzahlen von 1200 und mehr Punkten bewertet sind 0065 Optisch-elektronische Abformung einschließlich vorbereitender Maßnahmen, digitale Bissregistrierung und Archivierung, je Kieferhälfte oder Frontzahnbereich 12

Der komplette Fall Geb.-Nr. Bezeichnung Die Auswertung des Scans durch den Zahnarzt ist eine medizinisch notwendige Leistung, die weder in der GOZ noch in der GOÄ enthalten ist. In diesem Fall ist die analoge Berechnung beispielsweise über die GOZ-Nr. 6010 möglich. Welche nach Art, Kostenund Zeitaufwand gleichwertige Leistung als Analogleistung herangezogen wird, liegt im Ermessen des Zahnarztes. 6010a PC-gestützte Auswertung einer opto-elektronischen Abformung zur Diagnose und Planung entsprechend ( 6 Abs. 1) Anwendung von Modellen zur Analyse von Kiefermodellen Material- und Laborkosten nach 9 GOZ: BEB-Nr. 0228* Krone digitalisieren und konstruieren, incl. Softwarenutzung 7080 Versorgung eines Kiefers mit einem festsitzenden laborgefertigten Provisorium (einschließlich Vorpräparation) im indirekten Verfahren, je Zahn oder je Implantat, einschließlich Entfernung Material- und Laborkosten nach 9 GOZ: BEB-Nr. 0723 Zahnfarbenbestimmung für Provisorium /Suprakonstruktion BEB-Nr. 1407* Individueller Gingivaformer für optimales Emergenzprofil (zzgl. Telio CAD PMMA-Block) 2197 Adhäsive Befestigung (plastischer Aufbau, Stift, Inlay, Krone, Teilkrone, Veneer, etc.) Material- und Laborkosten nach 9 GOZ: BEB-Nr. 5309 Kunststofffläche konditionieren 2. Behandlungssitzung 2200 Versorgung eines Zahnes oder Implantats durch eine Vollkrone (Tangentialpräparation) Material- und Laborkosten nach 9 GOZ: BEB-Nr. 2281 Krone aus Keramik gefräst (zzgl. Keramik-Block) BEB-Nr. 2689 Farbgebung durch Bemalen 2197 Adhäsive Befestigung (plastischer Aufbau, Stift, Inlay, Krone, Teilkrone, Veneer, etc.) Material- und Laborkosten nach 9 GOZ: BEB-Nr. 5401 Keramik/gegossenes Glas ätzen BEB-Nr. 5306 Keramik/gegossenes Glas konditionieren * Laborinterne Leistungsziffern Hinweis: Bei den angegebenen Leistungen handelt es sich lediglich um Vorschläge, die keinen Ausschlusscharakter haben. Auf notwendige Begleitleistungen sowie Steigerungsfaktoren wurde bewusst verzichtet, da diese nach patienten- bzw. praxisindividuellem Aufwand erfolgen. Angelika Enderle Inhaberin Firma abrechnungspartner, Stuttgart Angelika Enderle ist gelernte Zahntechnikerin. Sie arbeitete lange Zeit im Bereich der Verwaltung zahnärztlicher Praxen und leitete bei einem Abrechnungsspezialisten für Leistungserbringer im Gesundheitswesen den Bereich Erstattungsservice. Zurzeit freiberufliche Tätigkeit für das zahnärztliche Abrechnungswesen, Chefredakteurin des Internetportals Juradent sowie Autorin für verschiedene zahnärztliche Fachmagazine. Kontakt: info@abrechnungspartner.de 13

Kollegentipp Eine Frage der Ästhetik: Farbkommunikation 2.0 im Behandlungsteam Dr. Philipp Grohmann, ZTM Vincent Fehmer Für die Herstellung einer natürlich wirkenden Rekonstruktion spielen die Zahnfarbbestimmung und -kommunikation wichtige Rollen. Damit diese Rollen bestmöglich besetzt werden, sollte man drei Grundsätze kennen: Erstens ist die Farbwahrnehmung ein subjektiver Sinneseindruck, der ähnlich wie das Empfinden von Kälte und Wärme von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Zweitens wird die wahrgenommene Farbe eines Zahnes durch äußere Faktoren wie die Lichtverhältnisse (Tageslicht, künstliches Licht etc.)1 und benachbarte Strukturen (Farbe des Nachbarzahnes) sowie die Erfahrung des Betrachters2 beeinflusst. Und drittens ist es unmöglich, die über 5.000 Farbvarianten und über 10 Millionen Farbnuancen, die das menschliche Auge unterscheiden kann, verbal eindeutig weiterzugeben. Wege zur präzisen Zahnfarbbestimmung In vielen Fällen macht sich der Künstler selbst ein Bild vom Original, indem der Zahntechniker den Patienten selbst in Augenschein nimmt. Nur so sei gewährleistet, dass alle erforderlichen Informationen unverfälscht die Person erreichen, die für die Herstellung und farbliche Gestaltung der Versorgung verantwortlich ist. In ästhetisch anspruchsvollen Fällen wird dieser Vorgang weiterhin empfohlen. In Fällen, in denen die Ästhetik nicht oberste Priorität darstellt, kann der Zahnarzt auf eine effizientere aber doch reproduzierbare Farbwahl (wie anschließend beschrieben) zurückgreifen. Gerade die Reproduzierbarkeit ist bei der Farbwahl extrem wichtig. Eine erneute Herstellung oder Korrektur einer Rekonstruktion aufgrund einer schlechten Farbwahl ist meist sehr kostspielig sowohl für den Zahnarzt aber auch für den Techniker. Wirtschaftlich sinnvoll ist dieses System heute trotz allem nicht mehr. Der hohe zeitliche und personelle Aufwand spiegelt sich nicht im Wert der Arbeiten wider. Eine digitale Lösung erscheint daher als Mittel der Wahl nicht nur in der Dentalindustrie, sondern seit vielen Jahren auch in den Bereichen Automobil, Lacke, Innenraumgestaltung, etc. 14

Kollegentipp Abb. 1: Das ergonomisch designte VITA Easyshade V. Abb. 2: Auf dem Touch-Display wird eingestellt, ob die Zahngrundfarbe oder Farbverläufe zu messen sind. Die Verwendung von digitalen Zahnfarbbestimmungssystemen wurde in verschiedenen Studien untersucht3. Die Ergebnisse blieben stets vergleichbar, alle Studien kamen zu dem Ergebnis, dass ein Einsatz digitaler Technik in puncto Genauigkeit und Reproduzierbarkeit dem menschlichen Sehen deutlich überlegen ist. Bei den digitalen Zahnfarbbestimmungssystemen hat sich inzwischen ein System durchgesetzt: VITA Easyshade (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen), das seit 2015 in der fünften Generation verfügbar ist (Abb. 1). Der Hersteller beschreibt dieses als multifunktionales Komplettsystem, das in Zahnarztpraxis und Dentallabor für die Bestimmung und Kommunikation der Zahnfarbe, deren Reproduktion und die abschließende Farbkontrolle einzusetzen sei. Möglichkeiten der Kommunikation In der Praxis überzeugt das Gerät durch seine einfache Handhabung sowie die Unabhängigkeit von Lichtverhältnissen und der subjektiven Wahrnehmung des Anwenders, sodass eine zuverlässige Farbbestimmung erfolgen kann. Dabei gilt nach eigenen Erfahrungen: Je glatter die Zahnoberfläche, desto einfacher ist die Handhabung des Geräts. Für die Verwendung der Zahnfarbinformationen im Zusammenhang mit hochästhetischen Reproduktionen empfiehlt sich, eine Zahnbereichsfarbbestimmung durchzuführen, bei der insgesamt drei Messungen von zervikal zu inzisal erfolgen (Abb. 2 und 3). Abb. 3: Zahnbereichsfarbbestimmung mit drei Messungen im zervikalen, zentralen und inzisalen Bereich des Zahnes. 15

Kollegentipp Abb. 4: Anzeige der erweiterten Farbinformationen am Gerät. Abb. 5: Verwendung der neuen Software VITA Assist zur Übermittlung der Zahnfarbe. Für die Übertragung der ermittelten Werte (Abb. 4) an das zahntechnische Labor werden ergänzend zum VITA Easyshade V neben der gewohnten Kommunikation per Auftragszettel noch weitere digitale Optionen angeboten, die den gesamten Prozess vereinfachen. Mit der PC-Software VITA Assist lassen sich die Farbinformationen gemeinsam mit Patientenfotos und Kommentaren des behandelnden Zahnarztes an den Zahntechniker übermitteln (Abb. 5). Die Fotos werden hierfür mit einer Kamera angefertigt, auf den PC übertragen und in die Software importiert. Die Farbinformationen gelangen drahtlos über die integrierte Bluetooth-Verbindung des VITA Easyshade in die Software. Alternativ ist es möglich, den Weg über das Smartphone oder das Tablet zu wählen. Hierfür erfolgt ein Download der im Google Play Store kostenfrei erhältlichen Android-App VITA mobileassist (Abb. 6a/b). Auch hiermit lassen sich das Ergebnis der Zahnfarbbestimmung und die gewünschten Patientenfotos sowie zusätzliche Informationen übertragen. Die Fotos können direkt mit dem Smartphone oder Tablet aufgenommen werden, bessere Qualität liefert jedoch eine Spiegelreflexkamera, von der ein Datentransfer drahtlos via WLAN bzw. NFC-Technologie erfolgen kann. In beiden Fällen erhält das Labor den Datensatz auf elektronischem Weg. Dort lassen sie sich auf PC, Tablet oder Smartphone abrufen und gleich in der vom Zahntechniker präferierten Darstellung anzeigen. Die Zahnfarben werden im VITA SYSTEM 3D-MASTER und in VITA classical A1-D4 ausgegeben. Die Übereinstimmung der Zahnfarbe mit dem VITA Standard ist auf einen Blick anhand der Ampelgrafik (Abb. 3) erkennbar. Dabei ist ersichtlich, wie weit die Zahnfarbe von dem ähnlichsten Farbmuster des jeweiligen Farbstandards abweicht. Rot bedeutet schlechte Übereinstimmung, grün signalisiert sehr gute Übereinstimmung. Gelb ist ein Indiz dafür, dass die Farbabweichungen vor allem bei Frontzahnrestaurationen wahrnehmbar sein können. In dieser Darstellung wird deutlich, dass es mit dem System VITA 3D-MASTER bedeutend einfacher ist, die Patientenfarbe genau zu reproduzieren. Eine detaillierte Beschreibung der Farbabweichung ist durch Berühren der auf dem Touchscreen angezeigten Zahnfarbe abrufbar. In dieser Balkendarstellung (Abb. 4) sind die Abweichungen in Helligkeit (L), Chroma bzw. Farbintensität (C) und Farbton (h) getrennt dargestellt, zusätzlich wird als Maß für die Übereinstimmung mit dem ähnlichsten Farbmuster der Wert für Delta E ausgegeben. 16

Kollegentipp Abb. 6a/b: VITA mobileassist - Bedienoberfläche (links) und Foto mit Farbangaben aus dem VITA Easyshade V (rechts). Gewählte Option Von uns wird die Kommunikation via Tablet inklusive der Integration von Patientenfotos aus einer Spiegelreflexkamera bevorzugt. Insgesamt handelt es sich dabei um eine einfache und schnelle Option, lediglich der Import der Fotos nimmt ein wenig zusätzliche Zeit in Anspruch. Auf die schnellere Lösung unter Verwendung der Kamera des Tablet wird zugunsten der besseren Bildqualität einer professionellen Kamera verzichtet. Aus Sicht des Zahnarztes ist der Einsatz von Tablet und App VITA mobileassist besonders vorteilhaft, da diese Option die höchste Flexibilität bietet: Der Anwender ist nicht an einen festen PC gebunden und die Software führt ihn Schritt für Schritt vom Datenimport aus VITA Easyshade V über die Integration von Patientenfotos bis hin zum Versand der Informationen. Der Zahntechniker profitiert insbesondere von der Zeitersparnis, die dann am größten ist, wenn die Abformung mittels Intraoralscanner erfolgt. Dann entfällt nicht nur der Weg in die Praxis, um die Farbbestimmung durchzuführen, sondern auch der Botendienst zur Abholung der Abdrücke etc. Ein weiterer Vorteil der gewählten Option liegt in der Übersichtlichkeit der übermittelten Informationen sowie der ortsunabhängigen Abrufbarkeit. Dr. med. dent. & ZT Philipp Grohmann Grohmann Zahnärzte Mutschellen Bahnhofstraße 69 CH-8965 Berikon info@grohmann-zahnaerzte.ch Literatur 1: Mete J. et al. Comparative study of shade matching performance of dental students under natural daylight and daylight lamp conditions. European J. of Esthetic Dentistry 2013 Vol.8 2: Della Bona A. et al. Visual and instrumental agreement in dental shade selection: Three distinct observer populations and shade matching protocols. Dental Materials 2009 25 3: Chen H et al. A systematic review of visual and instrumental measurements for tooth shade matching. Quintessence Int. 2012 Sep. 4: Paravina RD, Ghinea R, Herrera LJ, Bona AD, Igiel C, Linninger M, Sakai M, Takahashi H, Tashkandi E, Perez Mdel M. Color difference thresholds in dentistry. J Esthet Restor Dent. 2015 Mar-Apr;27 Suppl 1:S1-9. doi: 10.1111/jerd.12149. Epub 2015 Apr 17. ZTM Vincent Fehmer Klinik für festsitzende Prothetik und Biomaterialien Zentrum für Zahnmedizin Universität Genf 19 rue Barthélemy-Menn CH-1205 Genf 17

Kollegentipp Sichere Implantation codiagnostix aus Anwendersicht ZTM Thomas Meißner codiagnostix Chirurgiesoftware zur dreidimensionalen Planung schienengeführter Implantationen. Erstellung digitaler Bohrschablonen und Ausgabe zur CAD/CAM-Fertigung. Erstveröffentlichung 1999, gestützt durch internationale Studien vertrauen über 5000 Chirurgen und Implantologen weltweit der in Chemnitz, Deutschland, entwickelten Software. CoPeriodontiX Ein parallel verfügbares Zusatzmodul unterstützt die parodontologische Behandlung von Patienten mit Erkrankung des Zahnhalteapparates. Umfangreiche ImplantatDatenbank offenes System mit einer Bibliothek von über 3000 Implantaten eigene Implantate und Bohrhülsen können in die Bibliothek importiert werden. 18 Der folgende Beitrag gibt einen Einblick in die Planungssoftware codiagnostix von Dental Wings. Wir fertigen über viele Jahre hinweg Implantatversorgungen. Die dreidimensionale Planung liegt dabei, abgesehen von zum Beispiel Wax-ups zur präprothetischen Planung, selten in unserer Hand. Dental Wings bietet nun mit codiagnostix für den Bereich der dreidimensionalen Planung Möglichkeiten, die auch für kleinere Labore praktikabel sind. Update Es ist in der Zahnmedizin weitgehend bekannt, dass mit der codiagnostix-software dreidimensionale Planungen anhand von CT- beziehungsweise DVT Röntgendaten erstellt werden können. Dennoch erschwerte in der Vergangenheit der hohe Einstiegspreis den Einsatz in kleinen Praxen und Laboren. Neben dem Preis, insbesondere der Anschaffung eines gonyx-tisches zur Umsetzung der dreidimensionalen Planung, galt die Fertigung der Schienen als recht kompliziert und aufwendig. Und genau diese beiden Hürden wurden nun beseitigt. Der Einstiegspreis für die kleine Version (Client-Version) liegt bei 2.500,-, der Preis für die große Version (Producer-Version) liegt bei 5.000,-. Beide Versionen sind grundlegend identisch und unterscheiden sich lediglich in der Möglichkeit, Datensätze für die Fertigung zu exportieren. Mit der Client -Version können die geplanten Bohrschablonen zur Fertigung lediglich in ein ausgewiesenes Partnerlabor oder zu Dental Wings versendet werden. Mit der großen Version kann die Planung zur Fertigung im eigenen Labor exportiert werden. Mit einem 3D-Drucker oder mittels eines Fräsgerätes werden die Schienen dann innerhalb kürzester Zeit aus sterilisierbarem Kunststoff gefertigt. Pay per procedure entfällt komplett. Erst mit dem Export der Daten zur Fertigung entstehen einmalig Kosten, und zwar nur einmal je Patient. Das bedeutet:

Kollegentipp Abb 1: Design der Bohrschablone Abb 2: Bohrschablone mit Hülsen (Guided Surgery, Straumann) Hat man für einen Patienten einen Kiefer bereits gefertigt, ist automatisch der zweite Kiefer im Preis enthalten. Die Exportkosten belaufen sich also je Patient auf 50,-. Dazu kommt die Schienenfertigung mit ca. 130,- je Schiene. Kein gonyx-tisch notwendig dank CAD/CAM Bisher mussten die Schienen aufwendig mit einem gonyx-tisch umgesetzt werden. Das machte sich insbesondere beim Preis der Schienen bemerkbar. Neuerdings gibt es eine einfachere Herstellungsmethode mittels CAD/CAM. Die Schienen werden in der codiagnostix-software direkt nach der 3D-Planung konstruiert (Abb. 1-2) und anschließend im 3D-Druck-Verfahren gefertigt. Das spart Zeit, verhindert Fehler und minimiert die Kosten. Vorteile intuitive Benutzerführung anspruchsvoll und bedienerfreundlich zugleich Direktimport von Designs aus der DWOS CAD-Software in codiagnostix und umgekehrt Import und Export in offene CAD-Software im STL-Format Präoperative und prothetische Situationen gehen nahtlos ineinander über: erstellen von präoperativen Sofortprovisorien zur Erstellung der digitalen Bohrschablone wird keine Scanschablone benötigt. detaillierte dreidimensionale Darstellung der Knochenmorphologie verbesserte Patientenkommunikation und verlässliche Behandlungszusagen. Zeit- und Kostenersparnis durch den digitalen Workflow. DICOM Import automatische Datensatzerstellung Möglichkeit, per casexchange die Daten direkt über das Internet zu versenden. individuelle Schichtabstände CT-Schablone mit Titanpins entfällt Ebenso bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Anfertigung einer CT-Röntgenschablone mit genormten Titanpins entfallen kann. Ein vom Labor gescanntes Arbeitsmodell kann einfach importiert und mittels eines Matching über mehrere Punkte ins Röntgenbild eingefügt werden (Abb. 3). Eine CT- Röntgenschablone mit Titanpins kann jedoch in Einzelfällen bei Patienten mit vielen Metallfüllungen weiterhin erforderlich sein, da die Füllungen für starke Artefaktbildung im Röntgenbild verantwortlich sein können. 19

Kollegentipp Abb 3: Matching Kiefer und Modell Implantation mit Tiefenanschlag In die Bohrschablonen können die Bohrhülsen individuell je Implantat eingesetzt werden. Dadurch erhält der Chirurg, unter Einsatz eines speziell abgestimmten Implantationsbestecks die Möglichkeit, Implantate mit Tiefenanschlag exakt zu setzen. Zur Auswahl stehen neben den Original Bohrhülsen der Implantathersteller auch alternative Anbieter. Die Software ist gerade in diesem Bereich sehr flexibel, so können prinzipiell auch eigene, der Software unbekannte, Bohrhülsen importiert werden. Einfache Dokumentationsmöglichkeiten Die komplette implantologische Planung kann einfach auf CD gebrannt werden. Ebenso ist zu Beratungszwecken die Übertragung zu modernen Kommunikationsmitteln, z.b. einem ipad möglich (Abb. 5). Damit können Patient und Behandler die möglichen Versorgungen verständlicher besprechen. Im Anschluss der Planung kann ein umfangreiches anpassbares Implantationsprotokoll ausgedruckt werden (Abb. 4). Einsatzmöglichkeiten der Software Wer setzt denn nun die Software ein, wer ist am Ende verantwortlich? Der Ursprungsgedanke war, dass ausschließlich Chirurgen diese Software bedienen. Jedoch hat es sich vielerorts durchgesetzt, dass die Software im Dentallabor für einen ersten Vorschlag verwendet wird. Die Techniker erstellen einen Vorschlag nach Kriterien, welche für die prothetische Umsetzung des finalen Zahnersatzes notwendig erscheinen und übermitteln diesen dann einfach an den Arzt / Chirurgen. Dieser prüft und verändert die Implantatposition und die Art der Implantate nach den anatomischen Möglichkeiten. Somit unterstützen sich Chirurgie und Technik gegenseitig. Das spart Zeit und optimiert neben der Zusammenarbeit auch das zu erwartende Ergebnis. Innerhalb der engen Kooperation von Technik und Arzt / Chirurg eröffnen sich auch völlig neue Möglichkeiten. Der gegenseitige Import / Export zwischen codiagnostix und der CAD-Software (Kronen und Brückensoftware für Zahntechnik) ermöglicht echtes backward planning, die Erstellung sofortbelastbarer Provisorien und hilft vorhersagbare Ergebnisse auch bei komplexen Fällen zu erreichen. Die Kompetenzen sind während des gesamten Prozesses nach wie vor klar verteilt. Da ein Zahntechniker nicht über die notwendige Ausbildung zum Interpretieren von Röntgendaten verfügt, darf sich der Chirurg / Arzt nicht auf den erstellten Vorschlag verlassen! Die Haftung bleibt dabei gesetzlich geregelt klar beim Chirurg, der als letzter Bediener die Implantatplanung kontrolliert, korrigiert und abschließt. 20

Kollegentipp Abb 4: Implantationsprotokoll Abb. 5: ipad - Darstellung 21

Kollegentipp Abb 6: Synergy verbindet die DWOS-Software mit codiagnostix Gemeinsame Planung Mit der innovativen Funktion Synergy ist es möglich, dass der Behandler und der Zahntechniker zeitgleich, gemeinsam und ortsgetrennt an einer Planung arbeiten können. Synergy verbindet die DWOS-Software (CARES Visual) mit codiagnostix. ZTM Thomas Meißner Crimmitschau, Deutschland 1996 2000 Ausbildung zum Zahntechniker 2004 Meisterprüfung seit 2004 selbstständig mit der Crimmitschauer Dentallabor GmbH Zahlreiche Veröffentlichungen, sowie Tätigkeit als Referent und als Berater für Unternehmen der Dentalindustrie www.dentallabor-crimmitschau.de dentallabor-crimmitschau@t-online.de 22 Zur Vorbereitung scannt der Techniker ein Arbeitsmodell und plant darauf seinen prothetischen Vorschlag. Im folgenden Schritt verbindet man die Software der beiden Systeme über das Internet, wobei die Prothetikplanung samt digitalisiertem Modell zu codiagnostix übertragen wird (Abb. 6). Der Chirurg kann nun beide Datensätze per Matching übereinanderlegen und erhält somit die ideale Zahnposition und Größe. Daraufhin positioniert er die Implantate. Interessant ist dabei, dass durch die Synergy-Verbindung die Implantatpositionen auch zur Laborsoftware übertragen werden. Natürlich kann dabei die Implantatposition ausschließlich vom Arzt verändert werden. Per Telefon kann der Arzt mit dem Techniker direkt den Fall besprechen und auf gegenseitige Anforderungen und Bedürfnisse eingehen. Im Anschluss an die Planung kann auf deren Basis in codiagnostix die Bohrschablone konstruiert werden. Weil die exakte Implantatposition auch in die Laborsoftware übertragen wurde, ist es mit der Technik direkt möglich, individuelle Gingivaformer bzw. provisorische Kronen zu konstruieren. Diese können direkt nach der Implantation oder später beim Eröffnen inseriert werden. Fazit Diese innovativen Verfahren stellen einen klaren Fortschritt zu früheren Verfahren dar. Für mich als Zahntechniker und Laborinhaber ergeben sich daraus neue und vor allem sinnvolle Möglichkeiten in den Bereichen Kommunikation und Kundenbindung und damit auch eine wesentliche Verbesserungen der Patientenzufriedenheit.

Kollegentipp VITA ENAMIC IS absorbiert Kaukräfte. 3490D Belastbar. Effizient. Präzise. VITA ENAMIC IS verfügt aufgrund dentinähnlicher Elastizität laufenden Randbereichen erzielen. Eine zeiteffiziente Verarbei- über kaukraftabsorbierende Eigenschaften. Damit ermöglicht tung ist gewährleistet, da die Suprakonstruktion nach CAM- VITA ENAMIC IS verlässlich belastbare Lösungen für implantat- Fertigung und Politur direkt eingesetzt werden kann. getragenen Zahnersatz. Mit der innovativen Hybridkeramik Mehr Informationen unter: www.vita-zahnfabrik.com/cadcam lassen sich zudem hochpräzise Schleifergebnisse in dünn aus facebook.com/vita.zahnfabrik Hybridkeramik für belastbare Suprakonstruktionen. 23

New Media Datenschutz in der Zahnarztpraxis Nina Richard, B.A. Das Patientenwohl steht für Zahnärzte und das Praxisteam an erster Stelle. Damit einher geht die berufliche Schweigepflicht. Auch Begrifflichkeiten wie Datenschutz und Datensicherheit sind im Alltag präsent und vielerorts längst keine Fremdwörter mehr. Dennoch bleiben diese Begrifflichkeiten, aufbereitet von Experten in Medien und Vorträgen, häufig abstrakt. Hieraus ergibt sich, dass in der Praxis viele Fragezeichen zurück bleiben: Ist Datenschutz für meine Zahnarztpraxis ein Thema? Ist das Thema nicht viel zu komplex, als dass ich mich damit nebenbei noch auseinandersetzen könnte? Ist Datenschutz nicht viel zu teuer und kompliziert? Was kann denn überhaupt passieren, wenn ich mich nicht mit der Thematik auseinandersetze? Diese Fragen, die uns in der Praxis regelmäßig begegnen zeigen, dass das Thema Datenschutz häufig noch verunsichert, Lösungsvorschläge durch ihre Abstraktion nicht umsetzbar, praxisfern und oft auch zu kostspielig zu sein scheinen. Auf den ersten Blick könnte man dem sogar zustimmen aber eben nur auf den Ersten! 24

New Media Datenschutz beginnt bei jedem einzelnen Mitarbeiter und kann in den Alltag integriert werden, um die Arbeitsabläufe in der Praxis datenschutzkonformer gestalten. Um zu verdeutlichen, an welchen Stellen bereits mit einfachen Mitteln der Datenschutz in der Zahnarztpraxis verbessert werden kann, werden wir uns auf einen abstrakten Praxisrundgang begeben. An konkreten Bereichen der Zahnarztpraxis stellen wir Ihnen jeweils die Mindestanforderungen aus Datenschutzsicht vor. Anmeldung Die Anmeldung in der Zahnarztpraxis ist häufig das Zentrum des alltäglichen Geschehens. Wartende Patienten stehen an der Anmeldung, gleichzeitig werden vom Arzt die Patientenakten am Tresen abgeholt. Diese liegen oft, wie auch für die Unterschrift vorbereitete Rezepte, am Rand des Tresens. Patienten warten nicht nur im Wartezimmer, sondern auch auf Stühlen im Anmeldebereich. Das medizinische Fachpersonal führt Patiententelefonate zur Terminvergabe und medizinischen Nachfragen. Begrifflichkeiten Datenschutz: Ist ein Grundrecht, als Person selbst zu entscheiden, welche Daten für welchen Zweck von Dritten genutzt werden. Datensicherheit: Bezeichnet alle technischen und organisatorischen Maßnahmen zum Schutz von Daten (Personendaten, aber auch Unternehmensdaten). Mindestanforderungen Patienten, die beispielsweise auf ein Rezept warten, sollten im Wartezimmer Platz nehmen. Wenn möglich, sollte ein Diskretionsbereich eingerichtet werden (zum Beispiel eine Trennlinie auf dem Boden oder der Hinweis durch das Personal, bitte Abstand zum Vordermann zu halten). Die Anmeldung und der Wartebereich sollten baulich getrennt sein. Patientenakten, Rezepte, u. s. w. dürfen nicht offen einsehbar sein und deswegen nicht auf dem Tresen liegen. Sollte dies organisatorisch nicht umsetzbar sein, verhindert bereits das Umdrehen der Akten ein Einsehen in die sensiblen Daten anderer Patienten. Die Monitore sind so aufzustellen, dass diese für Dritte nicht einsehbar sind. Dies kann teilweise bereits durch Drehen des Monitors oder das Aufbringen einer Sichtschutzfolie erzielt werden. Erhebungen von Patientendaten sollten mittels Fragebogen erfolgen. Im Idealfall gibt es einen extra Bereich, um diesen ungestört auszufüllen. Die Faxgeräte dürfen nicht ohne Weiteres für Dritte zugänglich sein. Flure, offene Räume u. s. w. sind ungeeignete Aufstellorte. Wartezimmer Das Wartezimmer ist in der Regel die zweite Station eines Patienten während seines Zahnarztbesuchs. Viele Zahnärzte haben, um die Wartezeit zu überbrücken, ein sogenanntes Wartezimmer-TV eingerichtet. Hinzu kommt beispielsweise die Übergabe von Rezepten. Mindestanforderungen Wartezimmer-TV: mindestens Schutz durch eine Firewall. Wenn möglich sollte dieses offline oder komplett getrennt vom Praxisnetz betrieben werden. Eine einfache Rezeptübergabe im Wartezimmer ist unproblematisch, besser ist es jedoch, die Patienten dafür an die Anmeldung zu bitten. Einnahmehinweise zum Rezept haben im Wartebereich nichts zu suchen. Diese sollten bereits im Behandlungsraum erfolgen. Die Tür des Wartezimmers sollte geschlossen sein. Rückfragen zur Anamnese sollten nicht im Wartebereich erfolgen. Der Patient sollte hierfür ebenfalls an die Anmeldung gebeten werden. 25

New Media Der Behandlungsraum Im Regelfall wird die Patientenakte im Praxisverwaltungssystem aufgerufen, damit der Zahnarzt unverzüglich alle notwendigen Informationen des Patienten vorliegen hat. Der Patient wartet meist unbeaufsichtigt im Behandlungsraum. Manche Programme verhindern das Schließen der geöffneten Akte. Alternativ sollte der Computer gesperrt werden (Windows + L Taste). Mindestanforderungen Der PC ist mit einem Passwort zu schützen. Nach einer Inaktivität muss automatisch der Bildschirmschoner angehen. Für die Nutzung muss das Passwort eingegeben werden. Akten anderer Patienten dürfen nicht einsehbar sein. Dazu reicht es, die Akte in eine geschlossene Schublade zu legen. Während der Behandlung müssen die Türen geschlossen sein. Konsequenzen bei Datenschutzverstößen Die Aufdeckung von Datenschutzverstößen im Gesundheitswesen kann mit einem erheblichen Interesse in der Presse und Öffentlichkeit einhergehen. Insbesondere sind dies natürlich Fälle, bei denen es eine große Anzahl Betroffener gibt. Die Diskussion solcher Fälle (ob berechtigt oder nicht) in sozialen Netzwerken kann einen erheblichen Reputationsverlust für die Zahnarztpraxis bedeuten. Den guten Ruf wieder herzustellen, ist eine sehr zeitintensiver, langwieriger Prozess. Ärzte und Zahnärzte gehören in Deutschland zu den Vertrauenspersonen schlechthin, denn ihnen legen Menschen ihre Gesundheit in die Hände. Sie schwören ihren Eid der zahnärztlichen Schweigepflicht und werden damit zum Geheimnisträger, bei denen selbstverständlich die Patientendaten in guten Händen sein sollten. Damit dieser Anspruch gegenüber den Patienten auch erfüllt wird, ist der Datenschutz ähnlich wie die Qualität einer Behandlung eine Basisanforderung, die erfüllt werden muss. Grundsätzlich müssen bei einem Datenschutzvergehen sowohl die Betroffenen als auch die Datenschutzbeauftragten der Länder und die Aufsichtsbehörden informiert werden. Auch auf rechtlicher Ebene können, nach dem Gesetz, im schlimmsten Fall 1. Schadenersatz, Unterlassungsanspruch, Schmerzensgeld 2. Strafrechtlich: Bußgelder bis zu 300.000 Euro geltend gemacht werden. Nina Richard, B.A. Nina Richard, B.A., Leiterin Marketing und Kommunikation DATATREE AG/ ISDSG Institut für Sicherheit und Datenschutz im Gesundheitswesen. Zudem betreut Sie die Fort- und Weiterbildungsangebote, wie den zertifizierten Datenschutzbeauftragten (IOM) und die Angebote der DATATREE-Akademie. 26 Die potenziellen Kosten bei einem Datenschutzverstoß durch kurzfristige juristische und/oder informationstechnische Dienstleistungen und das Binden interner Ressourcen sind unter Umständen nicht unerheblich. In Bezug auf die eigene Reputation sollte bedacht werden, dass negative Kritik häufig stärker ins Gewicht fällt als positive. Negativschlagzeilen, die mit dem eigenen Unternehmen in Verbindung gebracht werden, können sich über Jahre im schlimmsten Fall als spürbarer wirtschaftlicher Schaden für die Praxis auswirken. Mit wenigen und leicht umsetzbaren Maßnahmen, zu denen auch die Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter gehören, kann das Risiko einer datenschutzrechtlichen Haftung deutlich gesenkt werden.

New Media Mehr als CAD/CAM Patientenindividuelle Prothetik-Lösungen für alle gängigen Implantatsysteme Auch wenn die Symbole oder nicht überall verwendet werden, verzichtet DENTSPLY Implants nicht auf seine Markenrechte. 32670848-DE-1504 2015 DENTSPLY IH GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Um wirklich optimale Lösungen anbieten zu können, benötigen Sie Vielseitigkeit in der Prothetik, Flexibilität in Ihrem Arbeitsablauf und Gestaltungsmöglichkeiten, die so individuell sind wie Ihre Patienten. Mit ATLANTIS erhalten Sie diese Freiheit sowie Ästhetik, Einfachheit und Zuverlässigkeit, die weit über CAD/CAM hinausgehen. DENTSPLY IH GmbH Steinzeugstraße 50 68239 Mannheim Telefon 0621 4302-006 www.dentsplyimplants.de 27

Digitale Visionen Ist Zahnersatz aus Edelmetall noch zeitgemäß? ZTM Björn Maier Abb. 01: Teilkronen nach dem Fräsprozess Einleitung Dank CAD/CAM-Technologien haben in den vergangenen Jahren viele neue Materialien Einzug in den zahntechnischen Alltag gefunden. Der Mehrwert wurde hier hauptsächlich bei keramisch basierten sowie kunststoffbasierten Werkstoffen gesehen. Edelmetalllegierungen hingegen werden schon seit einigen Jahrzehnten in den zahntechnischen Laboren verarbeitet. Auch zu diesem Material stellt sich unter Betrachtung der technologischen Möglichkeiten die Frage, ob die Gießtechnik noch der State of the Art ist. Dabei sollten Themen wie Werkstoffhomogenität und Wirtschaftlichkeit eine wichtige Rolle spielen. Indizes CAD/CAM, subtraktive Fertigung, Korrosionsbeständigkeit, Wirtschaftlichkeit, Funktion Einleitung Gold zählt zu den ersten Metallen, die von Menschen verarbeitet wurden. Mit seiner auffallend glänzenden gelben Farbe wurde es metallisch gediegen in der Natur gefunden. Gold lässt sich sehr gut mechanisch bearbeiten und korrodiert nicht. Wegen der Beständigkeit seines Glanzes, seiner Seltenheit, seiner scheinbaren Unvergänglichkeit und seiner auffallenden Schwere wurde es in vielen Kulturen vor allem für herausgehobene rituelle Gegenstände und Schmuck verwendet. 28

Digitale Visionen Auch die Vorteile bei der Herstellung von Zahnersatz wurden schon früh erkannt. Die Etrusker (ca. 450 v. Chr.) ersetzten fehlende Zähne durch goldbandgestützte Brücken. Dabei wurden natürliche Zähne oder aus Elfenbein geschnitzte Zahnformen in das Goldband genietet, welches anschließend an den noch vorhandenen Zähnen befestigt wurde. Im Laufe der Zeit wurden die Verarbeitungstechniken verfeinert und verliefen dann über die geschmiedete Jacketkrone hin zur gegossenen Zahnkrone, welche in Wachs modelliert und anschließend über das Gießverfahren umgesetzt wurde. Letzteres Verfahren wird bis heute in zahlreichen zahntechnischen Laboren zur Verarbeitung von metallischen Legierungen angewendet. Beobachtet man allerdings die technologische Veränderung der letzten fünfzehn Jahre im Bereich der zahntechnischen Fertigung, dominieren zunehmend digital gestützte additive-und subtraktive Verfahren den zahntechnischen Alltag. Abb. 02: Gefügestruktur von gegossenen Objekten im Querschnitt unter dem Mikroskop betrachtet Abb. 03: Homogene Gefügestrukturen von Kronen, welche aus industriell gefertigten Werkstoffronden gefräst wurden Subtraktive Fertigung von Zahnersatz im CAD/CAM-Workflow Zirkoniumdioxid ist sicherlich ein Material, welches mit dem Einzug der subtraktiven Fertigung von zahntechnischen Halbzeugen in Verbindung gebracht werden kann. Die anfänglich noch mit einigen Stolpersteinen behaftete Herstellung solcher Gerüste wurde mit der Zeit immer weiter optimiert und ist aus dem heutigen zahntechnischen Alltag nicht mehr wegzudenken. Mit der Optimierung der Verfahrenstechnologien wurden neue Materialien entwickelt, welche dank der CAD/CAM-Technologien eine höhere Individualität im Bereich der zahnmedizinischen Versorgung zugelassen haben. Aber auch alt bewährte Materialien, wie z.b. Polymethylmethacrylat und kompositbasierte Kunststoffe bekamen eine neue Bedeutung. Dank der industriell gefertigten Fräsronden bekommen diese Materialien eine höhere Homogenität, und dadurch auch bessere physikalische Eigenschaften. Diese Vorteile sehe ich auch bei der Verarbeitung von edelmetallbasierten Legierungen. Betrachtet man die Homogenität einer gegossenen Krone unter dem Mikroskop, können Lunker und inhomogene Gefügestrukturen erkannt werden (Abb. 02). Diese führen zu einer Herabsetzung der physikalischen Eigenschaften, sowie zu einer verstärkten Korrosion. 29