Hintergrundinformation Wurmparasiten des Hundes Würmer gehören zu den häufigsten und wichtigsten Parasiten, die im Hundekörper leben und sich vermehren. Einige dieser Parasiten, wie z.b. die Larven von Rundwürmern, können nicht nur den Darm schädigen, sondern auch Organe wie Leber, Lunge und Niere in Mitleidenschaft ziehen. Das europäische Expertengremium ESCCAP 1 empfiehlt neben der Bekämpfung akuter Infektionen des Hundes mit Rund- (genauer: Spul-, Haken- und Peitschenwürmern) sowie Bandwürmern eine regelmäßige Entwurmung. Damit wird auch das gesundheitliche Risiko für den Menschen, der durch einige Hundewürmer befallen werden kann (sogenannte Zoonosen), entsprechend reduziert. Rundwürmer Zu der Klasse der Rundwürmer werden Spul-, Haken- und Peitschenwürmer gezählt. Diese Parasiten stellen die häufigsten Wurmparasiten des Hundes dar, wie Kotuntersuchungen von 8.438 Hunden in Deutschland belegen. In 11,8 Prozent der Fälle wurde ein Wurmbefall festgestellt 2. Am häufigsten wurden Spulwürmer gefunden (ca. 61 Prozent), gefolgt von Hakenwürmern (ca. 24 Prozent) und Peitschenwürmern (ca. 10 Prozent). Rundwurmeier werden von infizierten Tieren mit dem Kot ausgeschieden. Vor allem in Grünanlagen und anderen öffentlichen Hundeklos besteht die Gefahr, dass ein Hund diese Wurmeier durch Schnuppern oder Lecken aufnimmt. Selbst an scheinbar harmlosen Orten wie Sandkästen von Kinderspielplätzen hat man hohe Konzentrationen der winterharten und sehr widerstandsfähigen Hundespulwurmeier gefunden. Dabei stellen nicht nur Hunde ein Risiko für ihre Artgenossen dar: Da ein großer Teil der Füchse 1 ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites): www.esccap.org 2 Barutzki D & Schaper R (2003) Endoparasites in dogs and cats in Germany 1999 2002. Parasitol Res 90:S148-S150-1/7 -
und anderer wildlebender Tiere durch Rundwürmer infiziert ist, steigt das Risiko einer Wurminfektion mit dem Vordringen dieser Tiere in bewohnte Gebiete. Die häufigste Infektionsquelle für Hundewelpen ist jedoch das Muttertier: Schätzungen zufolge sind in westlichen Ländern fast 100% der Welpen mit Spul- oder Hakenwürmern infiziert 3. Häufig erfolgt die Übertragung der Spulwurmlarven auf die ungeborenen Welpen schon in der Gebärmutter; die Infektion kann aber auch beim Säugen erfolgen. Mit Hakenwurmlarven können sich die Welpen gleichfalls durch das Säugen infizieren. Rundwürmer können je nach Wurmart und Entwicklungsstadium unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheit des Hundes haben: Spulwurmlarven bohren sich nach dem Verschlucken durch die Darmwand. Sie können wochenlang durch den Hundekörper wandern und dabei Organschäden verursachen. Insbesondere bei jungen, sehr alten und immunschwachen Tiere kann es zu schweren Entzündungen in Leber, Nieren und Lunge kommen. Am Ende ihrer Wanderung erreichen die Spulwurmlarven den Darm des Hundes, wo sie sich vom Nahrungsbrei ernähren und zu geschlechtsreifen Würmern auswachsen. Bei immunschwachen und jungen Hunden zeichnet sich ein massiver Darmbefall durch aufgetriebene Bäuche aus, und es kann zu Durchfall, struppigem Fell und Gewichtsverlust kommen. Im seltenen Fällen kann eine Infektion sogar lebensbedrohliche Ausmaße annehmen. Ein Teil der Spulwurmlarven reagiert auf den Angriff des Immunsystems des Hundes, indem sie sich im Muskelgewebe einkapseln. Reaktiviert werden sie während des letzten Drittels einer Hundeträchtigkeit. Dann bewegen sie sich zur Gebärmutter und infizieren die schutzlosen Welpen. Auch für den Menschen bedeutet der Spulwurmbefall des Hundes ein Gesundheitsrisiko: Kommt es in seltenen Fällen zu einem Befall des Menschen, sind ernste Erkrankungen (Toxokarose) bis hin zur Erblindung insbesondere bei Kindern möglich. 3 Lucius R, Loos-Frank B (2008) Biologie von Parasiten. Springer Verlag Berlin Heidelberg - 2/7 -
Hakenwürmer vollziehen eine ähnliche Entwicklung wie Spulwürmer. Nachdem sie sich durch die Darmwand gebohrt haben, wandern ein Teil von Ihnen als Larven durch den Körper, bevor sie sich wieder im Darm niederlassen. Vom Immunsystem attackierte Hakenwurmlarven nisten sich ähnlich den Spulwurmlarven im Körper ein und wandern anschließend zur Milchdrüse, wo sie mit der Muttermilch nach der Geburt auf die Welpen übergehen. Hakenwurmlarven können im Gegensatz zu Spulwurmlarven auch durch die Haut in den Hundeorganismus eindringen. Diese Gefahr besteht auch für den Mensch. Hakenwurmlarven können z. B. in die Fußsohlen eindringen, dort wandern und Hautentzündungen sowie starken Juckreiz auslösen (Larva migrans). Ausgewachsene Hakenwürmer leben hauptsächlich vom Blut und Schleimhautgewebe im Darm. Liegt ein starker Befall vor, kann der Blutverlust zur Blutarmut und auch zu schwerem Durchfall und Mangelerscheinungen führen. Bei Welpen kann der massive Befall Wachstumsverzögerungen und schlimmstenfalls den Tod von stark infizierten Tieren verursachen. Peitschenwürmer verbleiben während des Larven- und ausgewachsenen Stadiums im Darm. Dort ernähren sie sich von Blut, vorzugsweise aus der Schleimhaut von Blind- und Dickdarm. In hoher Anzahl vorhanden verursachen sie Darmeinblutungen, Blutmangel, Wassereinlagerungen und Entzündungen. Stark befallene Jungtiere zeigen Mangelerscheinungen und Wachstumsverzögerungen. Bandwürmer Hunde in Deutschland sind seltener mit Bandwürmern befallen als mit Rundwürmern. In der Kotuntersuchung von 8.438 Hunden (siehe oben) hatten von den 11,8 Prozent der mit Würmern infizierten Hunde nur sechs Prozent Bandwürmer. Ihre Bedeutung liegt vor allem in ihrem Risiko für den Menschen: Der Befall mit dem Fuchsbandwurm ist für den Hund meist harmlos, für den Menschen dagegen lebensgefährlich. Hunde nehmen die Larven der Bandwürmer hauptsächlich durch sogenannte Zwischenwirte auf, wie etwa Nager und andere Pflanzenfresser. Im Verdauungstrakt des Hundes entwickeln sich die Larven zu ausgewachsenen Würmern und beginnen mit der Eierproduktion. Weitere Übertragungsmöglichkeiten sind das Verschlucken von infizierten Flöhen oder auch das Verfüttern von infiziertem Rohfleisch. - 3/7 -
In ihren Zwischenwirten können Bandwurmlarven massive Schädigungen verursachen. Es wird angenommen, dass die Schwächung dieser Wirte durch Bandwurmlarven sie zu einer leichteren Beute für Fleischfresser wie Hunde werden lässt. Letztere dienen den Bandwürmern als sogenannte Endwirte, in denen sich der Parasit vermehrt. Die ausgewachsenen Stadien der Bandwürmer bleiben die ganze Zeit im Darm der Hunde, ernähren sich vom Nahrungsbrei und produzieren Eier. Ein leichter Bandwurmbefall verläuft beim Hund nahezu unbemerkt. Ein stärkerer Befall kann sich durch Mangelerscheinungen sowie einen starken Juckreiz im Analbereich durch austretende Wurmteile bzw. Eierpakete äußern. Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist äußerst gefährlich für den Menschen: Die Wurmlarven nisten sich beim Fehlwirt Mensch in der Leber ein und zerstören das Organ schleichend. Die daraus folgende lebensgefährliche und unheilbare Krankheit (Alveoläre Echinokokkose) ist in Deutschland beim Robert-Koch-Institut (RKI) meldepflichtig (2001 2007: jährlich zwischen 6 und 31 Neuerkrankungen 4 ). Zu den wichtigsten Risikofaktoren hinsichtlich einer Übertragung zählen Studien zufolge die Waldarbeit sowie der Besitz von Hund oder Katze. Die Haustiere tolerieren den nur wenige Millimeter großen Wurm in ihrem Darm problemlos und können Tausende der Parasiten beherbergen. Herz- und Lungenwürmer Neben den oben beschriebenen Magen- und Darmwürmern gibt es auch Rundwürmer, die sich vor allem in Herz und Lunge ihres Wirtes festsetzen. Der Herzwurm (Dirofilaria immitis) wird vom Hund nicht in seiner Umgebung als Ei oder Larve aufgenommen, sondern durch Stechmücken übertragen. Herzwurmerkrankungen kommen bisher in Deutschland nur eingeschleppt als Reisekrankheit oder durch Importhunde aus Süd- oder Südosteuropa vor. Durch den Stich bestimmter Stechmücken gelangen Herzwurmlarven, nachdem sie verschiedene Gewebe durchdrungen haben, in den Blutkreislauf der Hunde. 4 Robert-Koch-Institut: http://www3.rki.de/survstat - 4/7 -
Aus diesen Larven können sich bis zu 30 cm lange Würmer entwickeln. Die erwachsenen Würmer leben hauptsächlich in den Lungenarterien und dem rechten Herzen des Wirtes. Sie können in Hunden fünf bis sieben Jahre alt werden. Die weiblichen Würmer gebären kleine Larven (Mikrofilarien), die im Blutkreislauf des infizierten Tieres zirkulieren. Stechmücken nehmen diese Mikrofilarien beim Blutsaugen auf. In der Mücke entwickeln sich infektiöse Stadien, die beim nächsten Saugakt wieder übertragen werden. Symptome der Herzwurmerkrankung entwickeln sich oft erst Monate nach der Infektion. Erstes Anzeichen einer Erkrankung ist meist eine verminderte Leistungsfähigkeit des Hundes, da die Würmer den Blutfluss in den herznahen Gefäßen behindern. In der Folge kommt es zu mangelnder Ausdauer, Gewichtsverlust und einem verschlechterten Allgemeinzustand. Charakteristisch ist das häufige Husten durch die Reizung der Lunge. Während ein geringer Befall mit Herzwürmern unentdeckt bleiben kann, ist ein schwerer Befall potenziell lebensbedrohlich. Auch die Therapie von Herzwürmern ist schwierig und für die betroffenen Tiere gefährlich. Menschen können in Gebieten mit hohem Herzwurm-Vorkommen durch Mückenstiche ebenfalls mit Herzwurmlarven infiziert werden. Der Lungenwurm (Angiostrongylus vasorum) kommt nach neueren Erkenntnissen in Deutschland häufiger vor als bisher bekannt. Larven des Lungenwurms wurden in 7,4 Prozent der Kotproben von 810 untersuchten Hunden in Deutschland gefunden, die klinische Symptome für Atemwegs- und Kreislauferkrankungen, Blutungen oder neurologische Störungen aufwiesen 5. Ihre zunehmende Ausbreitung in Europa wird unter anderem mit der ansteigenden Fuchspopulation in Verbindung gebracht. Die Ansteckung mit dem Lungenwurm erfolgt über Weichtiere wie Schnecken, aber auch durch Frösche, die den Lungenwurmlarven als Zwischenwirte dienen. Die etwa zwei Zentimeter langen erwachsenen Lungenwürmer leben in den großen Lungenarterien und im rechten Herzen. Ihre Eier werden über das Blut in das Lungengewebe geschwemmt und verursachen dort zum Teil massive Entzündungen. Larven, die sich aus den Eiern entwickeln, dringen in die Luftwege ein und werden mit Schleim, der sich durch die Entzündung gebildet hat, hoch gehustet. Wird der 5 Barutzki D and Schaper R (2009) Natural Infections of Angiostrongylus vasorum and Crenosoma vulpis in Dogs in Germany (2007-2009), presented at the 22nd International Conference on the World Association for the Advancement of Veterinary Parasitology, Calgary 8-13 August 2009. Parasitol Res 105:S39-S48-5/7 -
larvenhaltige Schleim abgeschluckt, gelangen sie mit dem Kot in die Umwelt. Je nach Befallsstärke verursachen die Parasiten leichte Hustenanfälle bis hin zu Atemnot, Herzschwäche, Blutungsneigung und Kreislaufversagen. Für den Menschen stellt der Lungenwurm keine Gefahr dar. Individuell angepasste Entwurmung Wurmmittel werden in der Regel nicht vorbeugend eingesetzt (eine Ausnahme liegt bei der Herzwurminfektion vor). Dazu stehen beim Hund inzwischen einige geeignete Wurmmitteln zur Verfügung. Das unabhängige Expertengremium ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Parasites, www.esccap.org) hat Empfehlungen für die Entwurmungshäufigkeit aufgestellt, die sich am jeweiligen Risiko des Hundes orientieren. Für Deutschland wurden drei Parasitengruppen aufgrund ihrer Gefahr für den Menschen als besonders wichtig identifiziert, deren Bekämpfung im Vordergrund steht Fuchsbandwurm sowie Spul- und Hakenwürmer. Mitentscheidend für die: Entwurmungsfrequenz sind die individuelle Lebensweise des Hundes (wie Kontakt zu Wildtieren, Aas oder anderen Hunden, etc.), seine individuelle Umgebung (Stadtpark, Waldgebiet), das Risiko für den Menschen (Anwesenheit von Kleinkindern!) und sein Alter. So bedürfen Welpen einer strengen Wurmkontrolle. Danach reicht in den meisten Fällen eine Behandlung alle drei Monate aus. Bei erhöhtem Risiko sollte entsprechend häufiger, eventuell sogar monatlich, wie z.b. bei Jagdhunden, entwurmt werden. Es gibt Entwurmungsmittel, die alle in Deutschland relevanten Magen-Darm-Würmer inklusive der gefährlichen Wanderlarven bekämpfen. Sie reduzieren damit nicht nur die zerstörerische Wirkung der Larvenwanderung, sondern wirken nachhaltiger. Bei Wurmmitteln, die nur ausgewachsene Würmer im Darm bekämpfen, können die Larven innerhalb kurzer Zeit wieder den Darm besiedeln und reife Eier ausscheiden. Andere Mittel sind zur Herzwurmprophylaxe und zur Bekämpfung von Rundwürmern sowie des Lungenwurms geeignet. Ihre Anwendung ist vor allem im Zusammenhang mit einem Urlaub in Südeuropa dringend zu empfehlen. Weitere Informationen für Tierhalter zum Thema Parasiten von Hund und Katze gibt es unter www.parasitenfrei.de - 6/7 -
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