Texte für die Segnung einer zweiten Ehe



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Die Feier der Eucharistie

Transkript:

Texte für die Segnung einer zweiten Ehe Von der Ehe... Ihr wurdet zusammen geboren, und ihr werdet auf immer zusammen sein.... Aber lasst Raum zwischen euch. Und lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen. Liebt einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel: Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seele sein. Füllt einander den Becher, aber trinkt nicht aus einem Becher. Gebet einander von eurem Brot, aber esst nicht vom selben Laib. Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich, aber lasst jeden von euch allein sein, so wie die Saiten einer Laute allein sind und doch von derselben Musik erzittern.... Und steht zusammen, doch nicht zu nah: Denn die Säulen des Tempels stehen für sich, und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der anderen. Lesung aus dem Alten Testament (Rut 1, 7-19) (Khalil Gibran: Der Prophet ) Trauversprechen Lieber/liebe...Ich nehme dich an, so wie du bist, mit deinen Stärken und deinen Schwächen. Auf der Suche nach einem gelingenden Leben möchte ich für dich treuer Gefährte/Gefährtin und liebevoller Mann/Frau sein, und die Vergangenheit mit hineinnehmen in unsere Gegenwart. Ich wünsche mir, dass wir uns mit allen Veränderungen in unserem Leben annehmen und behutsam begleiten, dass wir offen bleiben für die Herausforderungen, die auf uns warten und uns nicht verschließen vor den Freuden und Leiden der Menschen um uns. Dieser Ring soll ein Zeichen unserer Liebe sein. Gebet Du Gott unserer Hoffnung, du hast zuerst dein Ja zu den Menschen gesagt. Begleite N. u. N. auf ihrem Weg, dass sie die Freude aneinander und die Hoffnungen für ihr Leben und ihre Partnerschaft bewahren. Stärke sie in allen Stunden ihres Lebens, auch wenn das Alter einmal Kräfte und Lebenseinstellung verändert. Lass ihnen Menschen begegnen, die ihnen dabei zur Seite stehen und mit ihnen gemeinsam den Weg des Glaubens gehen. Segen Gott segne euren Blick zurück und euren Schritt nach vorn. Gott segne euch, dass ihr nicht nur das Brausen hört, sondern auch das leise Säuseln des Windes, der weht, wo er will. Gott segne euch, dass die Hoffnung auf Gerechtigkeit und Liebe die Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Frieden auf den Flügeln des Windes zu euch reiten. Gott segne euch, dass ihr vom Wind der Zukunft ergriffen werdet, der euch von dort entgegenkommt, wohin ihr nicht mit eigener Macht, doch mit der Hilfe Gottes gelangen werdet. Gottes Segen begleite euch in das Fest und in den Alltag.

"Die Gemeinde einschließlich der Priester nimmt eine vor Gott gewissenhaft getroffene Entscheidung von wiederverheiratet geschiedenen Menschen ernst. Sie respektiert die Teilnahme am kirchlichen Leben und an den Sakramenten der Buße und Eucharistie." (Ehe, Familie und andere Lebensformen 4.3.2) Dieser Beschluss des Diözesanforums wurde mit großer Mehrheit (106 Ja, 10 Nein, 7 Enth.) von den Delegierten angenommen. Er ist das Ergebnis einer intensiven öffentlichen Diskussion, die auch u. a. auch vom Freckenhorster Kreis 1990 angestoßen wurde. Es ist ein Schritt nach vorn, auch wenn der Beschluss hinter unserer Forderung :"Die wiederverheiratet Geschiedenen sind wie alle Christen und Christinnen zur Kommunion eingeladen,..."(stellungnahme des F.K. 1991), zurückbleibt. Unser Ziel war, die Betroffenen zu ermutigen, sich zusammenzuschließen und ihre Situation und ihr Anliegen in die Öffentlichkeit zu bringen. Heute fühlen wir uns verpflichtet, die Beschlüsse des Diözesanforums zu dieser Frage möglichst vielen Christen und Christinnen zugängig zu machen. Der Beschluss des Diözesanforums, die Liturgiekommission und die Gemeinden aufzurufen, nach Formen der Feier und Segnung einer neuen Beziehung zu suchen (80 Ja, 43 Nein, 3 Enth.), wurde leider vom Bischof mit dem Hinweis auf die Papstenzyklika (Familiaris Consortio 1981) abgelehnt. Da wir es uns zur Aufgabe gemacht haben, den Prozess einer Pastoral, die sich am Verhalten Jesu orientiert, voranzutreiben, haben wir in dieses Heft auch Texte für die Segnung einer zweiten Ehe aufgenommen. Mit den Gedanken zu einer Theologie des Scheiterns beginnen wir das folgende Heft. In einem zweiten Teil finden Sie Informationen zur Eheberatung, Mediation und eine Scheidungspredigt. Ein dritter Teil enthält Texte und Gebete für die Segnung einer zweiten Ehe. Die Beschlüsse des Diözesanforums zur Situation von wiederverheiratet geschiedenen Menschen stehen am Schluss. Mit dem neuen Heft möchten wir auch erreichen, dass die Beschlüsse des Diözesanforums zur Situation von wiederverheiratet Geschiedenen in allen Pfarrgemeinden diskutiert und umgesetzt werden. Segnung wiederverheirateter Geschiedenen Es gehört zu den Grunderfahrungen menschlichen Lebens, dass Beziehungen zu anderen Menschen häufig nur eine bestimmte Zeit andauern. Das Ende einer Beziehung wird dabei subjektiv unterschiedlich empfunden: Einerseits kann die Erfahrung des Scheiterns prägend sein, andererseits aber auch das Bewusstsein, die zu Ende gehende Beziehung hat "ihre Zeit" gehabt, sie kommt nun zu einem inneren Ende. Demnach hat nicht nur das Zusammenwachsen seine Zeit, sondern auch die Trennung. Der Mensch sehnt sich freilich nach einer lebendigen Liebesbeziehung, die kein Ende nimmt. So wird in der Regel jede neue Beziehung mit dem Ziel und der Hoffnung begonnen, sie möge so lange wie möglich andauern. Insbesondere gilt dies von der Ehe. Bis heute wird der sakramentale Charakter der Eheshließung in dem Sinn mißverstanden, dass bei der Trauung die Gnade Gottes zur Liebe der Menschen noch hinzukommt und die menschliche Verbindung dadurch unauflöslich wird, ja: eine Lösung der Ehe bedeutet dann einen Bruch bzw. Zurückweisen der Gnade Gottes. Diese Ansicht ist jedoch theologisch unhaltbar: Gottes Gnade kommt zur liebenden Begegnung der Menschen nicht als etwas Drittes hinzu. Die Begegnung zweier Menschen ist vielmehr die Erfahrung göttlicher Nähe und Gnade, die sich die Liebenden gegenseitig schenken. Eine derartige intensive Beziehung, in der Göttliches erfahrbar wird, die also Gott verbunden hat, darf der Mensch in der Tat nicht trennen. Sie ist unauflöslich. Aber auch eine solch tiefe Beziehung kann enden, kann zu einem inneren, geistlichen Tod gelangen und hat damit ihre Bedeutung als Sinnbild göttlicher Nähe verloren. Sie dann zwanghaft äußerlich noch fortzuführen, widerspräche daher dem Gesetz der göttlichen Liebe.

Scheidung bedeutet in diesem Sinne nicht das Trennen einer noch vorhandenen liebenden Beziehung, sondern nurmehr die äußere Anerkennung eines innerlich schon abgeschlossenen Auseinandergehens zweier Menschen - so wie die Feier der Trauung die äußere Bestätigung der schon zuvor geschlossenen inneren Begegnung ist. Natürlich ist es wünschenswert, dass Menschen, deren liebende eheliche Beziehung zu einem Ende gekommen ist, bei einem anderen Partner erneut die Erfahrung tiefer Liebe machen. Nicht zuletzt im Blick auf den Umgang Jesu mit derartigen Brüchen innerhalb eines Lebens spricht auch theologisch nichts dagegen, dass Geschiedene mit einem anderen Partner eine neue Ehe schließen. Natürlich gelten für diese zweite Eheschließung die gleichen inneren Bedingungen wie bei der ersten. Auch hier ist die Ganzheitlichkeit der Beziehung wichtiges Kriterium: sie besteht in guten und in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit; sie ist Ort andauernder tiefer geistiger und körperlicher Begegnung; sie ist nicht auf eine begrenzte Zeit angelegt, sondern, bis der (physische und geistliche) Tod sie beendet. Außerdem ist es natürlich notwendig, dass vorausgegangene Beziehungen innerlich zu einem Ende gekommen sind. Was somit theologisch sinnvoll ist, wird nach heute geltendem katholischen Kirchenrecht jedoch nicht erlaubt. Einer innerlich durch liebende Verbindung de facto bereits geschlossenen zweiten sakramentalen Ehe verweigert die katholische Amtskirche ihre Anerkennung, ja wiederverheiratete Geschiedene werden sogar als Christen zweiter Klasse behandelt (Ausschluss von der Eucharistie etc.). Eine derartige Abwertung der Liebe zweier Menschen ist freilich mit den Schriften des Neuen Testaments nicht in Einklang zu bringen. Da eine zweite Eheschließung derzeit kirchenrechtlich nicht möglich ist, andererseits Geschiedene aber oft auch eine gottesdienstliche Feier ihrer neuen Beziehung wünschen, ist es heute immer öfter üblich, die zweite Ehe in einem eigenen Segnungsgottesdienst zu feiern. Ein solcher Gottesdienst sollte dabei in seinen Texten die erste Ehe nicht verschweigen, sondern durchaus die konkrete Lebenssituation des Paares aufgreifen. Eine einfache Übernahme von Texten aus der "Feier der Trauung" erscheint hier jedenfalls wenig sinnvoll.... Aus: Harald Schützeichel, Die Feier des Gottesdienstes, Patmos '96 Bußgebete zur Auswahl Obwohl wir uns grundsätzlich für Liebe und Treue entschieden haben, müssen wir bekennen, dass wir einander viel schuldig bleiben: Schuldig werden wir am anderen, wenn wir uns ein Bild von ihm machen, wenn wir ihn nach unserem Bild formen wollen, wenn wir ihn nicht da aufsuchen, wo er ist, sondern dort, wo wir ihn haben wollen. Schuldig werden wir am anderen, wenn wir uns ihm verweigern, anstatt uns ihm anzubieten, wenn wir ihm lieber aus dem Weg gehen, anstatt uns ihm zu stellen, wenn wir ihm die Wahrheit vorenthalten, anstatt ihn damit zu konfrontieren. Christus, erbarme dich unser! Schuldig werden wir am anderen, wenn wir ihm Schuld anlasten, uns selbst aber von Schuld freisprechen, wenn wir nur bei ihm die Schuld suchen und nicht auch bei uns, wenn wir über ihn den Stab brechen, die eigenen Hände aber in Unschuld waschen.

Herr Jesus Christus: Du siehst nicht nach äußeren Maßstäben, sondern du siehst unser Herz. Du zeigst uns in deiner Liebe und Treue den rechten Weg. Du hast aber auch Geduld mit unserer Schwäche. Christus, erbarme dich unser! Du willst nicht, dass sich einer über den anderen erhebt, sondern dass wir einander dienen. Fürbitten zur Auswahl Vater in Himmel, nimm von uns hinweg alle Unsicherheit und Zweifel und lass unseren gemeinsamen Lebensweg für uns und für andere zum Zeichen deiner Gnade werden. Gott, dir ist nichts verborgen in unserem Leben. Lass uns, auch wenn wir unbekannte und dunkle Seiten an uns entdecken, in deiner Liebe weiterwachsen und stärke unser Vertrauen zueinander. Gott, du Quelle der Freude und der Vollkommenheit, vollende du unser Bemühen, wenn die Möglichkeiten unserer Zärtlichkeit und Liebe nicht ausreichen. Gott, du Hüter unseres Lebens, halte deine Hand über uns, wenn unsere Pläne zerbrechen und die Mühsal des Alltags Schatten wirft über unsere Liebe. Gott, der du unsere Enttäuschungen aufsprengst und unser Leben weit und hell machst. Lass unsere Liebe zum Zeichen werden, dass deine Gnade uns alle umpfängt und dass du alles menschliche Glück mitträgst und vollendest. Wir beten für die Angehörigen und Freunde und Freundinnen: Gott, wir bitten dich, lass alle, die an dieser Feier teilnehmen, und alle, die heute nicht unter uns sind, erfahren, dass wir in deiner schützenden Liebe geborgen sind. Wir beten für die Menschen, die in ihren Beziehungen Schwierigkeiten haben: Gott, wir bitten dich, stärke uns in der Gewissheit, dass alle Zerbrechlichkeit menschlicher Zuneigung getragen ist von der bleibenden Zusage deiner Liebe. Wir beten für die Alleinstehenden und Einsamen: Gott, wir bitten dich stütze alle, die liebende Nähe eines Menschen entbehren, durch die Kraft deiner Liebe. Wir beten für unsere verstorbenen Freunde und Freundinnen, für unsere verstorbenen Angehörigen: Gott, wir bitten dich, vollende alle, die mit uns unterwegs waren, in deiner Güte und nimm sie auf in die ewige Heimat. Wir bitten für die Eheleute, die es schwer miteinander haben, die sich fremd geworden sind und die mit der Enttäuschung ringen: Dass sie nicht aufhören, einander zu suchen, dass sie Verständnis und Geduld füreinander aufbringen. Wir bitten für alle, deren Ehe zerbrochen ist und die nun allein das Leben zu bewältigen suchen: Dass sie nicht verbittern, sondern die Kraft finden, in ihrem Leben neu zu beginnen. Wir bitten für uns selbst und für unsere Pfarrgemeinde: Dass es uns gelingt, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich Alleinstehende, Geschiedene und Wiederverheiratete zugehörig fühlen. Wir bitten dich, öffne unser Herz, dass wir fähig werden zum Leben und bereit zum Verzeihen.

Segensgebete zur Auswahl Es segne euch der gütige und treue Gott. Er vereine eure Herzen durch das Band der Liebe. Seid gesegnet in euren Kindern, und die Liebe, die ihr ihnen erweist, werden sie an andere weitergeben. Der Friede Jesu Christi wohne allezeit in euren Herzen und in eurem Hause. Wahre Freunde mögen euch in Freude und Leid zur Seite stehen. Wer in Not ist, finde bei euch Trost und Hilfe, und der Segen, der den Barmherzigen verheißen ist, komme reich über euer Haus. Gesegnet sei eure Arbeit. Ihre Frucht bleibe euch erhalten. Die Sorge soll euch nicht quälen. So führe euch der Herr zu einem langen Leben und zur Vollendung in ihm - durch unseren Bruder und Herrn Jesus Christus, seinen Sohn, der mit ihm lebt in der Einheit des Heiligen Geistes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Der gütige Gott segne euch. Er schenke euch ein versöhntes Herz, wenn ihr an die Vergangenheit denkt. Er gebe euch die nötige Kraft, um die Aufgaben der Gegenwart zu bewältigen. Er möge euch mit Hoffnung erfüllen, damit ihr vertrauensvoll in die Zukunft gehen könnt. Dies gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Scheidungsritual Der evangelische Pastoralpsychologe Wolfgang Winter hat sich für die Einführung eines Scheidungsrituals ausgesprochen. "Es sollte als ein freiwilliges Angebot am Ende der Begleitung von Geschiedenen stehen", sagte der Rektor des Studienseminars der hannoverschen Landeskirche. Im Mittelpunkt einer solchen öffentlichen Zeremonie stünden das "Akzeptieren des Scheiterns und Schuldigseins, der Abschied von einer Partnerschaft und die Zusage der Begleitung Gottes in einen Neuanfang". Die Kirche müsse die Realität von jährlich 150 000 Scheidungen in Deutschland stärker in ihrer Arbeit berücksichtigen.... (Reformierter Pressedienst RPD/ Evangelicher Pressedienst epd)