Der Herzensöffner. Lautsprecher Boenicke Audio W8 SE+ Autor: Amré Ibrahim Fotografie: Rolf Winter

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Transkript:

Lautsprecher Boenicke Audio W8 SE+ Autor: Amré Ibrahim Fotografie: Rolf Winter Der Herzensöffner Das Werk eines Menschen ist nur eine lange Reise, um über die Umwege der Kunst die zwei oder drei einfachen und großartigen Gefühle wieder zu finden, durch die sich das Herz zum ersten Mal geöffnet hat. (Albert Camus) 360-Grad-Ansicht unter image-hifi.com Wir alle kennen ihn! Diesen einen, ganz besonderen Moment, an dem sich das Feuer für eine bestimmte Art der Musikwiedergabe entfacht und der den high-fidelen Weg für viele Jahre vorbestimmt. Mein erstes Mal geschah während des Studiums. In meiner kleinen Wohnheimbude standen ein Pärchen JBLs und ein Vollverstärkerbolide von Yamaha, als ich eingeladen wurde, den Hörraum eines Kommilitonen zu besuchen. Ich betrat eine andere, mir unbekannte Welt, in der es dynamisch und spektakulär zuging: Ein Hochwirkungsgradlautsprecher mit Breitbänder- und Hochtonhornbestückung öffnete mein Herz für eine völlig neue Art, Musik zu hören. Drei Jahrzehnte und viele, viele Lautsprecher später: Ich war auf dem Weg zum Boenicke Audio Präsentationsraum auf der High End 2014 in München. Sven Boenickes Vorführungen zählen für mich seit Jahren zum Besten, was die Messe zu bieten hat. Statt pompösem Gerätefuhrpark, Las Vegas Bling-Bling und klugscheißerischer Dozentenmentalität findet man dort einen gut aussehenden jungen Schweizer in Jeans und Turnschuhen vor, der lieber Musik für sich sprechen lässt. Dabei scheint ihn nichts aus der Ruhe zu bringen weder besonders merkwürdige Fragen, noch die spezielle Gattung Audiophiler, die mir persönlich den letzten Nerv rauben würde. Sein Lautsprecherdesign hat etwas Unverbrauchtes, Schnörkelloses und Elegantes mit extrem hohem Wiedererkennungswert. Der Autodidakt beschäftigt sich seit ungefähr 25 Jahren mit dem Lautsprecherbau, die in Basel ansässige Manufaktur exis - tiert seit bald 17 Jahren. Die Manufaktur ist, abgesehen von den Zulieferern, eigentlich eine One-Man-Show. Ab dem Moment, an dem Sven Boenicke die in einer Schreinerei in Muotathal CNC-gefrästen, rohen Massivholzgehäuse in Empfang nimmt, obliegen Zusammenbau und Finish ausschließlich ihm. Wo Boenicke Audio draufsteht, ist definitiv Boenicke Audio drin. Massen(ab)fertigung? Nein, danke! Seine Lautsprecherphilosophie schließt Prinzipien hinsichtlich der Material-, Treiber- und Bauteileauswahl ein: So kommt für seine Gehäuse nur Massivholz, bevorzugt Fruchtbäume, infrage. Kein anderes Material, davon ist er überzeugt, bietet einen so linearen Absorptionsquotienten und so gute Voraussetzungen für eine verfärbungsfreie Wiedergabe. Potenzielle Laut- PDF image-hifi.com 2/2015

sprecherchassis werden so lange geprüft, bis jene gefunden sind, die seinen Klanganforderungen gerecht werden. Dafür müssen die Treiber Eigenschaften in puncto Linearität und Bandbreite aufweisen, die keiner Nachkorrektur in der Weiche bedürfen. Ein wenn s nicht passt, wird es eben passend gemacht ist für Sven Boenicke genauso wenig akzeptabel wie MDF für die Gehäusefertigung oder klangbeeinträchtigende Gehäuselackierungen. Geht es jedoch um klangverbessernde Tuningmaßnahmen, verlässt Sven Boenicke die Devise reduced to the max und betreibt beträchtlichen Aufwand, den man seinen Lautsprechern äußerlich nicht ansieht wahre Wölfe im Schafspelz. Wer im Boenicke Audio Raum Speaker für echte Kerle erwartet hatte, wurde enttäuscht: Statt mit seinen großen Lautsprechern vorzuführen, beschränkte er sich auf die Präsentation zweier neuer Modelle: W5 und W8. Das W steht für Solid Wood, die Ziffer für die Größe der Basstreiber in Inch. Die W5 hat die Größe eines Desktop-Lautsprechers, die W8 ist keine 12 cm breit und nicht mal 80 cm hoch. Zugegebenermaßen galt meine Neugier zuerst der W5. Was aus diesem Zwerg tönte, faszinierte mich so sehr, dass ich meine Redaktionskollegen umgehend dazu aufforderte, selber Zeuge der Hörproben zu werden. Die W5 schien die Gesetze der Physik aus den (Bass-)Angeln zu heben, die Performance verblüffte. Gespielt wurden WAV-Files eines Request Servers, welche über Digital-Analog-Wandlung in der Largo Vorstufe an die Forte 6550 Röhrenmonos 2/2015 image-hifi.com PDF

des serbischen Herstellers Auris Audio weitergereicht wurden. Für die großartige Darbietung zeichneten, oberflächlich betrachtet, ein Breitbänder, ein seitlicher Tieftöner und ein rückseitiger Hochtöner verantwortlich. Die W8 allerdings, mit zusätzlichem Tiefmitteltöner ausgestattet, toppte das Ganze noch mal. Voller Anerkennung verließ ich den Raum, natürlich nicht, ohne Herrn Boenicke auf meine Absicht hinzuweisen, die W8 bald genauer unter die Lupe nehmen zu wollen. Nun steht sie vor mir, in edlem Kirschholz die SE+ Version der W8. Bei dieser handelt es sich um die höchste Ausbaustufe der W8, die auch in einer Standard- sowie in einer SE-Variante erhältlich ist. Der Unterschied zwischen den drei Versionen liegt in der Zahl der eingesetzten Tuningelemente, dem damit verbundenen Integrationsaufwand, der Swing-Base-Aufhängung, sowie in der Bauteileauswahl. Die W8 SE+ basiert auf einem geschlossenen 2-Wege-Konzept mit Ergänzung unten- und obenrum wie Sven Boenicke es ausdrückt. Sie kommt mit einem 3"-Aluminium- Breitbänder von Fountek, einem eigens für Boenicke Audio gefertigen Tang Band Tiefmitteltöner mit 4"-Papiermembranchassis und Phase-Plug aus Apfelbaum. Ein gedrechselter Ahorn-Kegel ist direkt rückseitig am Magneten befestigt. Seitlich befindet sich ein Tang Band 6,5" Langhub-Tieftöner, rückseitig werkelt eine Seidenkalotte von Monacor. Soviel zum Treiberkonzept. Der Tiefmitteltöner verfügt über einen Tiefpassfilter erster Ordnung und wird bei ca. 1500 Hz mit einem echten, impedanzkorrigierten 6-dB/Oktave Filter herausgenommen. Ab da übernimmt der Breitbänder, der wiederum mit einem Hochpassfilter erster Ordnung versehen und via Mundorf Silber-Gold-Ölfolienkondensator an den Verstärker gekoppelt ist. Der Ambient-Hochtöner, ebenfalls mit Hochpassfilter erster Ordnung, setzt bei ca. 6000 Hz ein. Der Bass mit sehr langer Schwingspule und somit hoher Eigeninduktivität fällt ab ca. 200 Hz von selbst kontrolliert und kontinuierlich ab. Um gegensei- Der Tuning-Artikel des Jahrzehnts : Laut Sven Boenicke stehen Lautsprecher mit der Swing Base im kritischen Mittel- und Hochtonbereich deutlich stiller als mit einer Spike-Ankopplung. Joachim Gerhard konnte dies mittels Beschleunigungsaufnehmer-Messungen belegen. Die frontseitige Aufhängung besteht aus einer Sandwichkonstruktion mit Bronzetellerchen und dazwischenliegender Stahl- bzw. Keramikkugel. Keine scharfen rechten Winkel: Die Innenstruktur und Kontur des Gehäuses entstehen im subtraktiven Verfahren 2/2015 image-hifi.com PDF

Lautsprecher Boenicke Audio W8 SE+ Reduced to the max: Für Sven Boenicke müssen Lautsprecherchassis so beschaffen sein, dass ein Minimum an Frequenzweichenbauteilen ein - gesetzt werden kann. Der Rotstift hat auch in der oben abgebildeten Weiche der W8 Standardversion nichts zu suchen: Die Weiche der W8 SE+ unterscheidet sich durch die Verwendung eines Mundorf Silber-Gold-Öl - folien- statt Obbligato Premium+ Kondensators. Bei der Innenverkabelung setzt er auf eine seidenummantelte, richtungsoptimiert verschaltete und cryogenisierte Kupfer-Hochfrequenzlitze tigen Störeinflüssen der Treiber entgegenzuwirken, sitzen alle Chassis in einem eigenen Gehäuse. Diese sind in Größe und durch Unterteilungen und Stege so gestaltet, dass sich keine stehenden Wellen bilden können. Die finale Form wird aus den Vollholzhälften herausgefräst, die Volumina für Tiefmitteltöner und den Tweeter optimiert Sven Boenicke nach Gehör, wobei ihm zufolge Unterschiede ab ca. 3 ml hörbar sind (!). Schält man die nächste Schicht der Zwiebel, wird man mit den Tuning-Elementen, die in der W8 zum Einsatz kommen, konfrontiert. Deren Vielzahl stellte mich vor eine Herausforderung: Einerseits sind die Maßnahmen so interessant, dass es sich lohnen würde, alle Aspekte detailliert zu beleuchten. Dafür bräuchte ich allerdings ungefähr ein Viertel des Umfangs der vorliegenden Ausgabe. Andererseits, ich muss es einfach vorwegnehmen, möchte ich die beeindruckenden Fähigkeiten des Lautsprechers ausführlich schildern. Mindestens genauso wichtig ist es mir aber auch, einen Spot auf die Person Boenicke, den Aufnahmeleiter, der schon über 200 Konzertaufnahmen mit eigenem Equipment gemacht hat und dessen Wissen, Erfahrung und Ohren in einen Lautsprecher wie der W8 SE+ münden, zu richten. Eine Tuning-Maßnahme möchte ich herausstellen: die Swing Base eine Entwicklung aus dem Hause Boenicke. Mit ihr wird der Lautsprecher quasi frei schwingend, mit minimalem Reibungspotenzial in der Horizontalen aufgehängt. Joachim Gerhard, eine der Ikonen des Lautsprecherbaus, bezeichnete die Swing Base nach intensiver hör- und messtechnischer Auseinandersetzung als den Tuningartikel des Jahrzehnts. In der Tat ist der Einfluss der Swing Base dramatisch positiver Natur und zwar auf das komplette Klangspektrum. Die Bühne öffnet sich weiter in alle Dimensionen, Instrumente werden noch deutlicher voneinander abgezeichnet. Besonders erstaunlich ist, dass der Zugewinn an Körper nicht durch ein künstliches Aufblähen gewonnen wird. Das Gegenteil ist der Fall, die Swing Base wirkt wie ein biologisches Reinigungsmittel: Töne werden von übertünchenden Resonanzen gesäubert und erhalten so mehr Strahlkraft, der Bass wird von Schwingungsballast befreit und kann sich so von seiner straffen, federnd-fülligen Seite zeigen. Auf der Frontseite der Lautsprecheraufhängung kommt eine Sandwichkonstruktion zum Einsatz, bei der wahlweise eine Stahl- oder Keramikkugel, zwischen zwei Bronzetellerchen, von denen eines bereits an der Unterseite des Lautsprechers befestigt ist, gelegt wird. Jeder, der sich schon einmal mit der Auswirkung unterschiedlicher Kugellager bei einem Garrard 301 beschäftigt hat, wird Ihnen die deutlichen Klangunterschiede zwi- PDF image-hifi.com 2/2015

schen den Materialien bestätigen können. Die Keramikkugel sorgt für eine stärkere Hochtonpräsenz und etwas luftigere Wiedergabe, die Stahlkugel erdet das Klangbild. Alle weiteren Tuning-Maßnahmen kommen von Herstellern, die als Spezialisten auf ihren jeweiligen Gebieten gelten: So sind auf dem Breitbändermagneten Harmonix RF 57 MKII Tuning Bases befestigt, die durch gezielte Umverteilung mechanischer Schwingungen resonanzoptimierend wirken. Alle 3 Konustreiber sind mit elektromechanischen Stage II Serien- und Parallelresonatoren ausgestattet. Die Resonatoren sollen ebenfalls für eine Energieumverteilung von x-beliebigen zu möglichst genau definierten Resonanzfrequenzen und deren Harmonischen und Subharmonischen sorgen. Welche Frequenzen das sind? Berufsgeheimnis. Laut Sven Boenicke klingen resonatorlose Systeme im Vergleich zu hell, nicht geerdet, nicht raumgreifend genug und vermitteln falsche Klangfarben ein Eindruck, den ich teile. Viele Lautsprecher bereiten mir bei der Darstellung von Joe Pass Akkordsolospiel auf Virtuoso (LP, Pablo Records, PP-1025) tonales Unbehagen. Mit der W8 SE+ stellte sich unmittelbar das Gefühl von Richtigkeit ein: Die Natürlichkeit der Klangfarben und der er- xxx Mitspieler Plattenspieler: Nottingham Analogue Dais Tonarme: Robert Fuchs 12, Origin Live Encounter MK2, Trans-Fi Terminator MK3 Tonabnehmer: Lyra Kleos, Denon DL- 103, Goldnote Vanita, Nagaoka MP10, Nagaoka NM-11A Phonostufe: Tubeguru Reference, Promitheus Audio CD-Player: Lector CDP-707, PSU7T-Netzteil, Oppo BDP-103 EU Tonband: Studer B67 MK2 Vorverstärker: Fonel Renaissance Endverstärker: Tubeguru 6C33C SE, Temple Audio Monoblocks, Hypex Ncore 400 Monoblocks Vollverstärker: Allnic T-2000, Canor TP106 VR+ Lautsprecher: Bastanis Mandala Atlas Dipolbass-Version, Zugspitz Triumph Subwoofer: XTZ SubAmp 1 Kabel: Acoustic System Liveline & Reference, Swisscables Reference, Reality Cables, Bastanis Epilog & Meta, Schallwand Opus Magnum Zubehör: TAOC, Steinmusic Harmonizer & Blue Suns, Gläss, Audio Exklusiv, FPH Akustik, Herbies Audio Lab, Schallwand Audio Laboratory, Duende, Fast Audio, Acoustic System, MFE, AMR, Furutech, AHP, Harmonix System & DE3 LP Conditioner, Gläss Vinyl Cleaner & Sound Improver, Audio Exklusiv d.c.d. Base & Silentplugs, FPH Akustik Schwingungsdämpfer, Herbies Audio Lab Tenderfeet, Schallwand Audio Laboratory Little- Foot/BigFoot, Duende Criatura Dämpfungsringe, Fast Audio Absorber, Acoustic Sys - tem Resonatoren, MFE Netzleiste, AMR + Furutech + AHP Feinsicherungen xxxx

Lautsprecher Boenicke Audio W8 SE+ dige Ton der unverstärkten Archtop rissen einen befreundeten Jazzgitarristen zu folgender Aussage hin: Das ist das erste Mal, dass ich eine Gibson ES175 so höre, wie sie unplugged klingen sollte. Wer nun denkt, tuningseitig sei das Ende der Fahnenstange erreicht, der irrt. In der W8 SE+ kommen auch das Steinmusic Speaker Match Signature sowie Bybee Quantum Purifier zum Einsatz. In dem ganzen Tuning-Kontext hören sich WBT NextGen Polklemmen sowas von selbstverständlich an... Nun, ich höre High-End-Komponenten nicht unter dem völligen Ausschluss der Öffentlichkeit. Natürlich gehen Freunde, Bekannte und Kollegen bei mir ein und aus und werden daher zwangsläufig mit den aktuellen Veränderungen in meinem Hörraum konfrontiert. Alle Besucher, fachkundig oder nicht, die der W8 SE+ lauschen durften, verließen diesen nachhaltig be- Auf dem Weg zur Frequenzweiche (Mitte im Foto): Direkt hinter den WBT NextGen Polklemmen kommen die Quantum Purifier von Jack Bybee zum Einsatz. Die Technologie stammt aus U-Boot-Sonarsystemen, wo sie mit für die Verbesserung des Signal-Rauschabstands verantwortlich zeichnet. Parallel zum Lautsprechereingang sitzt Holger Steins Speaker Match Signature (Foto links oben), das den Signalübergang vom Verstärker zum Speaker verbessern soll. Des Weiteren kommt ein patentiertes Linearisierungsnetzwerk (unten im Foto) zum Einsatz, das die akustische Phase in drei verschiedenen Frequenzbändern verschiebt und so die örtliche Abbildung der hochfrequenten Anteile wie Zischlaute erheblich verbessern soll PDF image-hifi.com 2/2015

eindruckt in erster Linie aufgrund des vollständigen Abtauchens der Lautsprecher hinter der Musik. Auf der Compilation Closer To The Music Vol.3 (SACD, SFR 35740092) von Stockfisch Records findet sich ein Track namens Wolkenmeer. Beo Brockhausen, ein Studiomusiker aus dem Stockfisch-Team, spielt darauf eine afrikanische Mbira, ein Instrument, dessen Metallzungen hauptsächlich gezupft werden. Der Nachklang wird mechanisch im Instrumentenkorpus erzeugt und wirkt wie ein künstlich erzeugter Nachhall. Es ist phänomenal zu hören, wie plastisch und losgelöst sich die Töne mit der W8 SE+ im Raum verbreiten. Der Sweetspot ist so groß, dass es kaum eine Rolle spielt, ob man sich in mittiger Hörposition befindet oder nicht. Selbst frontal vor einem der Speaker sitzend ist ein großer Teil des Stereobilds und der Raumtiefe präsent. Die Bühnenausmaße sind spektakulär, alle Instrumente werden klar umrissen, sind präzise zu orten und stehen stabil im Raum. Méditerranées von Renaud García-Fons ist ein Paradebeispiel für räumliche Aufnahmetechnik. Das Kontrabasssolo auf Camp d Argeles, gefühlte 3 Meter hinter den Lautsprechern lokalisiert, scheint sich mit Gewalt seinen Weg durch die Rückwand bahnen zu wollen schier beleidigt, dass ich ihm nicht mehr Platz für seine Ausdehnung zur Verfügung stellen kann. Für den Raumeindruck zeichnet sicherlich auch das sehr breite Abstrahlverhalten des rückseitigen, kleinen Hochtöners verantwortlich das Hochton-Dipol-Konzept geht auf und sorgt darüber hinaus für eine große Homogenität im Klangbild, auch weit außerhalb der Lautsprecherachsen. Das Anreißen und Zupfen der Basssaiten wird farb- und konturenstark artikuliert und in allen fein- und grobdynamischen Schattierungen reproduziert. Das Ausschwingen der Saiten... natürlich und mit größter Detailfülle. Ich muss mich förmlich zwingen, auf die Euphoriebremse zu treten. Und wie 2/2015 image-hifi.com PDF

Lautsprecher Boenicke Audio W8 SE+ PDF image-hifi.com 2/2015

macht man das am besten? Indem man nach Makeln sucht. Ob Sie es mir glauben oder nicht, der einzige Makel, den ich finden kann, ist die Unfähigkeit des Lautsprechers, sich von allein aufzustellen. Er will mit viel Sorgfalt ausgerichtet werden. Jede Minute an Über - eile birgt die Gefahr unnötig verschenkten Potenzials. Ähnliches gilt für die Verstärkerwahl: Trotz eines vergleichsweise geringen Wirkungsgrads von 87 db lässt sich die niederohmige W8 SE+, die oberhalb von 5 khz sogar auf 2 Ohm abfällt, relativ einfach treiben und ist daher auch für leistungsstärkere Röhrenverstärker geeignet. In einem Hörraum der Größe von ca. 22 qm hat mein Push-Pull-Vollverstärker Canor TP106 VR+ mit 2 x 55 Watt an 4 Ohm vollkommen ausgereicht, um nachbarschaftsunfreundliche Pegel zu erzeugen. Um an dieser Stelle meine Besucher wieder in Erinnerung zu rufen: Sich nervös umschauende Augen waren immer der Vorbote der Frage: Wo hast du den Subwoofer? Trotz ihrer zierlichen Form erreicht die W8 SE+ laut Sven Boenicke den -3-dB- Punkt bei erstaunlichen 28 Hz und lässt dabei eine Bassenergie los, die ausgewachsene Standlautsprecher in die Schranken weist. Wenn Finks Bassist bei Sort of Revolution aus dem gleichnamigen Album (LP, Just Isn t Music/Ninja Tune, ZEN146) ins Geschehen einsteigt, pumpt und schiebt der Basslauf den Hörer förmlich in den Sitz hinein. Als ich eines der Alben auf den Plattenteller legte, das seit 12 Monaten Dauergast auf meiner Heavy-Rotation-Liste ist, staunte ich nicht schlecht. Unzählige Male habe ich mich auf Lambchops Is A Woman (2LP, City Slang/Virgin/EMI, SLANG 06800536) eingelassen, aber mit der W8 SE+ wurde erstmals deutlich, dass hier tatsächlich ein bis zu 18-köpfiges Musikerkollektiv am Werke war. Das Auflösungsvermögen der W8 SE+ ist so hoch, dass mich nach anderen Verstärkern gelüstete. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Man kann schon mit günstiger Elektronik irrsinnig viel Spaß haben, aber wieviel in dem Lautsprecher wirklich steckt, erfährt man erst, wenn man das leidig-bekannte Prinzip das Bessere ist des Gu - ten Feind anwendet. Die Verstärker, mit denen ich die Boenickes zu Großtaten anspornte, fanden sich in der Vor-/Endstufen-Kombination aus dem Fonel Renaissance Preamp und Hypex Ncore 400 Monoblöcken mit 2 x 400 W sowie dem Allnic T-2000 Röhrenvollverstärker mit 2 x 100 W an 8 Ohm, der mir freundlicherweise von Preference Audio zur Verfügung gestellt wurde. So unterschiedlich die beiden Verstärkerkonzepte auch sind sie haben Gemeinsamkeiten auf extrem hohem Niveau, speziell was Transparenz, Auflösungsvermögen und räumliche Darstellungskraft anbetrifft. Mit den Hypex Monos wird die W8 SE+ an die eiserne Kandarre genommen, was sich in einer gesteigerten Straffheit, besonders im 2/2015 image-hifi.com PDF

Lautsprecher Boenicke Audio W8 SE+ Bassbereich, auswirkt. Der Allnic T- 2000 kommt mit einem 4-Ohm-Abgriff und entwirft im Pentodenbetrieb ein fast triodenartiges Klangbild. Kurz gesagt: Die Class-D-Module sind auf der neutral-analytischen Seite, erzeugen eine trockene Klangästhetik und stellen den Kopf zufrieden. Der neutral-warme Allnic T-2000 erzeugt ein seidig-natürliches Klangbild und bauchpinselt den Hörer mit Emotionen. Zurück zu Lambchop: In Kombination mit dem Allnic gewährte mir die W8 SE+ tiefere und präzisere Einblicke in I Can Hardly Spell My Name, als ich es sonst gewohnt war. Die unterschiedlichen Stimmlagen der Backgroundvocals werden deutlich voneinander separiert und bilden doch ein homogenes Ganzes, Feinstinformationen werden säuberlich herausgearbeitet ich entdecke meine Platte neu. Ohnehin wirken Sprechund Singstimmen extrem natürlich. Diana Kralls S Wonderful aus dem Album The Look Of Love (2LP, Verve/Original Recordings Group, ORGLP-0004) ist ein gutes Beispiel: Mit der W8 SE+ reduziert sich die sonst immer zu weit vorne abgebildete Überpräsenz der Zisch laute deutlich, übrigens auch bei der Hi-Hat. Die Stimme schält sich mit einer natürlichen Grundtondosis aus dem Hintergrund und gewährt Einblick in die tiefe Atmung der Sängerin. Das Darstellungsverhältnis der Sopranstimme von Maria Callas zum Orchester auf Maria Callas Remastered Casta Diva (LP, Warner Classics, BE59182-01) zeigt sich deutlich tiefer gestaffelt und exakter abgegrenzt, als ich es sonst kenne. Der Boenicke Audio W8 SE+ hört man an, dass ihr Entwickler bei Kon - zert aufnahmen im direkten Schallfeld sitzt. Bei aller Neutralität über die gesamte Bandbreite versprüht sie eine Magie, der man sich kaum entziehen kann. Ein Besucher hat es auf den Punkt gebracht: Der Boenicke Lautsprecher ist ein Wurmloch in eine andere Galaxie. Ich kann mich dem nur anschließen. Die W8 SE+ ist verantwortlich dafür, dass sich mein high-fideles Herz 30 Jahre nach seinem ersten Berührtsein ein zweites Mal geöffnet hat. Als ich der Homepage von Boenicke Audio meinen ersten Besuch abstattete, stand ich kurz davor, ihn anzurufen und sein Startseiten-Zitat als vermessen zu kritisieren: Möglicherweise habe ich mehr Zeit im Konzertsaal mit dem Aufnehmen von Livemusik verbracht, als die meisten anderen Lautsprecherhersteller. Ich trage den Klang echter Instrumente in mir im Gedächtnis, im Körper. Und ich verspreche Ihnen, Sie können diesen Klang in unseren Produkten wiederfinden. Nun, jetzt kaufe ich ihm das ab... und die W8 SE+ gleich mit. xxxx Lautsprecher Boenicke Audio W8 SE+ Funktionsprinzip: Geschlossenes 2-Wege-Konzept mit Bass- und rückseitiger Hochtonergänzung Wirkungsgrad: 87 db (1 W/1 m) Nennimpedanz: 4 Ohm (2 Ohm über 5 khz) Besonderheiten: Aus dem Vollen gefrästes Massivholzgehäuse, Fountek 3 Aluminium-Breitbänder mit Harmonix RF 57 MKII Tuning Bases, Tang Band 4 Papiermembran-Tiefmitteltöner (exklusiv für Boenicke Audio) mit Apfelbaum Phase-Plug und Ahorn-Kegel rückseitig, Tang Band 6,5 Langhub-Tieftöner, rückseitiger Monacor Hochtöner, patentiertes akustisches Phasenlinearisierungsnetzwerk, Boenicke Audio Swing Base, elektromechanische Stage II Serien- und Parallelresonatoren, Steinmusic Speaker Match Signature, cryogenisierte, richtungsoptimierte Kupfer-Hochfrequenz-Innenverkabelung mit Bybee Quantum Purifier, Mundorf Silber-Gold-Folienkondensator, WBT NextGen Polklemmen Ausführungen: Esche, Aufpreis für amerikanischen Nussbaum 340 Euro, Aufpreis für Eiche und Kirsche 180 Euro, Swing Base alternativ in Schwarz erhältlich Maße (B/H/T): 11,4/77,6/26 cm Gewicht: 10 kg/stück Garantie: 10 Jahre (ausgenommen Treiber) Paarpreis: 13950 Euro Kontakt: Boenicke Audio, Ramsteinerstraße 17, 4052 Basel, Telefon 0041/799590550, www.boenicke-audio.ch xxxx PDF image-hifi.com 2/2015