"Amarcord" im Bergell [Fotos Sammlung Silvio Berthoud]

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"Amarcord" im Bergell [Fotos Sammlung Silvio Berthoud] Autor(en): Objekttyp: Berthoud, Silvio Article Zeitschrift: Du : die Zeitschrift der Kultur Band (Jahr): 69 (2009) Heft 797: Die Zukunft der Kunst : was kommt, was bleibt, was verschwindet PDF erstellt am: 08.10.2016 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals303153 Nutzungsbedingungen Die ETHBibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform eperiodica veröffentlichten Dokumente stehen für nichtkommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print und OnlinePublikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem OnlineAngebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETHBibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.eperiodica.ch

II. Giacometti Familienbilder «Amacord» im Bergeil «Amarcord» im Bergell Woher nimmt ein Künstler seine Kraft? Alberto Giacometti bezog seine Schaffenskraft aus seiner Familie. Deren Mitglieder waren seine bevorzugten Modelle und für seine künstlerische Entwicklung zentral. Aus den privaten Fotoalben von Ottilia Giacometti und Silvio Berthoud zeigen wir teilweise unveröffentlichte Bilder. Bilder Collection Silvio Berthoud Glauben wir, was wir sehen? Oder sehen wir, was wir glauben? Die Geschichte, die diese Bilder erzählen, ist die, die wir hören wollen. Denn sie ist fotogen, wie unser Leben hätte sein sollen; und alles Schwere wirkt leicht auf ihnen und genauso, wie wir uns Glück vorstellen. Glückliche Tage im Bergell oder Amarcord (ich erinnere mich), könnte der Kostümfilm heissen, dessen Standfotos wir hier betrach ten. Die künstlerisch klarsten sind von Albert Steiner, der, wäre er später geboren, für Bertolucci oder Fellini gearbeitet hätte. Schöne, selbstbewusste Menschen gäben sich in anziehender Kulisse ihrer Schönheit hin. Dazu schriebe Nino Rota die Filmmusik, und der Berg und die Bergwiese spielten Statisten. Amarcord: Es ist die Geschichte der Künstlerfamilie Giacometti, dargestellt in den privaten Bildern von Ottilia Giacometti, Albertos Schwester, die bei der Geburt ihres Sohnes Silvio verstarb. Dass wir die Bilder abdrucken können, Fotos, die teils zum ersten Mal öffentlich zu sehen sind, verdanken wir Thérès Tigretti Berthoud, der zweiten Frau von Silvio Berthoud. Alberto Giacometti sah sich als Teil eines kosmischen Systems aus Zeit und Raum, in dem die Mitglieder seiner Familie seine Lebens und Schaffenskoordinaten waren. Alberto liebte es, wenn sich die ganze Familie versammelte. Deshalb kommen sie hier zusammen. Und sie als Zentrum des Kräftefelds Familie: La Mamma a Stampa, Annetta Giacometti. Annetta, die elegante Dame mit dem störri schen, schlohweissen Schopf, Ehefrau des Malers Giovanni Giaco metti; Annetta, elegant behütet auf ihren FreiluftUnternehmungen: auf einer Wanderung in den Bergen und während eines Schönwet terspaziergangs in Soglio mit Giovanni und den Kindern Bruno,»V ^.*w~ «* 0> X '.', 15? A :» S ** / t *> S M t*m >^.v Links: Skifahrer: (v.l.n.r.) die Kinder Diego, Ottilia, Alberto, um 1920 Oben: Die Eltern: Giovanni, Annetta, um 1960 S2

à stld <* %X_=à > &' =. t? 'j?x/tw**9~& w #**» $Ë3.jifcj< > *4 k *? ^IKWlfcwë^^^^^; ' i Im Uhrzeigersinn: Annetta Giacometti stirbt am 25.1. 1961 in ihrem Haus in Stampa, Beerdigung in der Kirche von Borgonovo (heute Stampa). Trauerzug vor dem GiacomettiHaus in Maloja Silvio Berthoud, Sohn von Ottilia, Maloja 1937 Ji Die Familie auf einem Ausflug nach Soglio, 1915: (v.l.n.r.) Bruno, Giovanni, Annetta, Ottilia, Diego.,*.«: Ottilia und Diego, Alberto besuchte zu diesem Zeitpunkt bereits das Gymnasium in Schiers; Annetta an ihrem 90. Geburtstag; und An netta auf ihrem allerletzten Gang, ihrer Beerdigung, der Trauerzug. Ob Magnetfeld Familie oder Faradaykäfig, ob heimlicher oder unheimlicher Mittelpunkt die Spekulationen über die Be deutung der Mamma für Alberto sind Legende, unbestritten ist eines: Die Zustimmung seiner Mutter war Alberto ein existenzielles Anliegen. Und so schenkte er ihr zur ihrem 90. Geburtstag, den die Familie im Hotel Piz Duan in Stampa feierte das Essen allerdings lieferte die feinere Casa Veglia in St. Moritz, ein Blumenstillleben, das er noch vor dem Mittagessen gemalt hatte. Nor malerweise arbeitete er niemals am Vormittag. An diesem Morgen des 5. August 1961 aber schuf er für sie einen Blumenstrauss mit Apfel in SchwarzWeiss und eine Vase mit Blumen in Farbe. Annetta hatte sich stets beschwert, dass seine Bilder zu grau und seine Figuren zu dünn seien. Nach dem Tod von Annetta avancierte Diego zum wich tigsten Menschen in Albertos Leben. Alberto malte Diegos Kopf unzählige Male, ohne Diego wäre eine Vielzahl von Albertos Werken nicht entstanden oder von diesem vernichtet worden, be vor sie Diego aus dem Atelier entfernen und in die rettende Gies serei bringen konnte. Alberto selbst rettete sich mit weniger Er folg: Gesundheitlich bereits angeschlagen, reiste er im Oktober 1965 auf der «Queen Elizabeth» nach New York, das Museum of Modern Art ehrte ihn mit einer Retrospektive. «Zum ersten Mal zeigte er so etwas wie Stolz auf seine Arbeit», erinnert sich sein Bruder Bruno. Bruno Giacometti wird im August 102 Jahre alt. Er ist der letzte Überlebende dieses fotogenen Films, der letzte Zeuge einer vergangenen Epoche. < S3

II. Giacometti Familienbilder «Amacord» im Bergell >«*> V A ; ^ ; ". v^ V * jh ms i'wksh^.'ws W V t mi f "v Im Uhrzeigersinn: Annetta in ihrem Haus in Maloja, Datum unbekannt. Giovanni, 1928 h2f?*" Die Kinder: Ottilia, Alberto, Diego, Bruno, um 1912. Familie (undatierbar) 8^" F 35èLèê%Js 84

Du 797 Juni 2009 V. Kd, H / u r * mt % / S3... & >à'i *#3*» Oben: Alberto, Ottilia, Bruno, um 1925. Unten: Auf einer Wanderung: (v.l.n.r.) Giovanni, Alberto, Annetta, Ottilia, Diego (unten) und zwei unbekannten Personen, um 1920 ss