Ein kleiner Kirchenführer für Kinder und Jugendliche durch die Klosterkirche St. Michael
Ein Rundgang durch die Klosterkirche Michaelsberg in Bamberg Station 1 Wir beginnen im Innenhof des Klosters Michaelsberg. Vom Tordurchgang aus siehst du vor dir die Kirchenfassade mit der großen Freitreppe. Links davon steht ein Seitenflügel der Klostergebäude. Rechts und links von dir befinden sich die ehemaligen Wirtschaftsgebäude zum Kloster. In der ehemaligen Klosterbrauerei in der rechten Hälfte ist heute das Biermuseum untergebracht. Station 2 Die Kirchenfassade ist im Stil des Barocks vor die alte Kirchenfassade gebaut. Auf dem Giebel, den oberen Teil des Bauwerks, steht die Figur des Kirchenpatrons, des Erzengels Michael. Darunter die Statuen des Heiligen Bonifatius, sowie Maria und Benedikt und neben den Portal stehen Kaiser Heinrich und Kaiserin Kunigunde. Außerdem ist die Geschichte des Wappens über dem Kirchenportal sehr spannend. Abt, so nennt man den Chef eines Klosters, Ernst von Guttenberg hatte 1700 die neue Fassade schmücken lassen. Links kannst du das Symbol des Heiligen Michael und das Klosterwappen, mit dem geflügelten Arm sehen. Rechts siehst du das Wappen mit der Rose von Ernst von Guttenberg. Dies ließ der Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn nicht durchgehen und man musste über dem Wappen das Wappen des Bischofs anbringen. Die Figuren, die auf dem Geländer stehen, stammen von Leonhard Gollwitzer (er hat auch das Kreuz auf der Oberen Brücke geschaffen) und stellen die Heiligen Petrus und Paulus dar. 2
Station 3 Nach der Tür kommst du durch einen schmalen Raum und stehst dann unter der Orgel. Rechts und links an den Wänden wird in 28 Bildern das Leben des Heiligen Otto gezeigt. Bischof Otto sorgte nach einem heftigen Erdbeben in Norditalien, das auch die Kirche hier in Bamberg stark beschädigte, für einen prächtigen Neubau. Er ist auch in der Kirche begraben. Gehst du mehrere Schritte nach vorn und drehst dich dann um, kannst du die Orgel und das Oratorium darunter besser sehen. Links stehen der Hl. Nepomuk und rechts der Hl. Joseph. Im Oratorium konnten die Mönche ungesehen an den Gottesdiensten teilnehmen und zu den Wirtschaftsgebäuden gehen. Station 4 Wir können vor der Orgel das ganze Langhaus überblicken. Auffällig sind die runden Bögen zu den Seitenschiffen und die runden Fenster darüber die Kirche wurde im romanischen Stil mit einer flachen Decke erbaut. Später wurde darunter eine gotische Decke mit Spitzbogen eingezogen. Die Decken werden durch ihre fast 600 Pflanzenbilder einmalig! Es ist aber kein Lexikon der Arzneipflanzen - wie oft vermutet-, sondern man hat die Pflanzen aus einem Botanikbuch abgemalt. An den Pfeilern rechts und links siehst du die Seitenaltäre. Rechts kommst du an den Altären von folgender Heilige vorbei: Sebastian, Heinrich und Kunigunde und den Schutzengeln. Auf dem Rückweg passierst du den Heilig-Kreuz-Altar, den des Hl. Benedikt und zuletzt den Kiliansaltar. Der Hl. Sebastian hat als Beschützer der Gärtner und der Hl. Kilian als der der Winzer ihren Platz. Das zeigt uns, dass der Weinbau in Bamberg eine Geschichte hatte! 3
Station 5 Wir gehen nach rechts in das südliche Seitenschiff. Auch hier ist die Decke mit Pflanzenmotiven geschmückt. An der Wand findest du drei der Grabmale (nicht Gräber!!) von Bamberger Bischöfen. Alle diese Gedenksteine, auch Epitaphien genannt, stammen aus dem Bamberger Dom. Besonders interessant ist der des Fürstbischofs von Franckenstein: Auf einem Schild sieht man die unter seiner Regierung erbaute Seesbrücke, die später einem Hochwasser mit starkem Eisgang zum Opfer fiel. Station 6 Am Ende des Seitenschiffs stehen wir im südlichen Querschiff. Eine Tür führt in die Heiliggrabkapelle. Hier erblickst du ein nur selten zu sehendes Kapellenthema: Jesus liegt in seinem Grab und über ihm die Weltkugel von Schlangen umschlungen, darüber das Opferlamm mit dem Buch der sieben Siegel. Über ihm thront Gottvater und der Hl. Geist in Gestalt einer Taube. An der Decke sieht man in Stucktechnik ausgeführt einen Totenspiegel, in dem die Macht des Todes an verschiedenen Beispielen gezeigt wird. Auffällig ist, dass hier nur vier Erdteile zu sehen sind (Australien war zu der Zeit noch nicht bekannt). Schön sind auch die Darstellungen der vier Jahreszeiten. Schau dich einmal ganz genau um: Ein nachdenklicher Tod bläst auf der Stuckdecke mit einer Pfeife Seifenblasen in die Luft. 4
Station 7 Zurück in der Kirche gehen wir rechts an der Marienkapelle vorbei und kommen in den Raum der Vierung. Das ist die Mitte des Kirchenschiffs in dem sich die vier Schiffe treffen. An der Decke sind Pflanzen gemalt, die man mit Jesus und seinem Leben in Verbindung sieht: zum Beispiel Passionsblume, Weinstock, Dattelpalme Ölzweig, Lorbeer und Apfelbaum. Hier steht auch im Zentrum der Kirche der Tabernakelaltar mit den beiden Bistumsgründern rechts und links. Rechts herum geht es zum Grab des Heiligen Otto unter dem Chor. Es ist ein sogenanntes Tumbagrab mit einem Durchschlupf. Glaubt man den Bambergern, bringt das Durchschlüpfen durch den Gang eine Besserung bei Rückenkrankheiten. Das reich geschmückte Hochgrab enthält jedoch keine Reste des Heiligen (einige kleine Reliquien findet man im Altar davor). Auf der Oberseite ist der Hl. Otto liegend dargestellt. Neben der Tumba findest du einen Schaukasten mit einer Mitra (Bischofshut) und einen Spazierstock, die beide aus der Zeit des Otto stammen. An der Rückseite der Krypta, so nett man diese unterirdische Grabanlage, hat ein Künstler auf einer Steinplatte einen jungen Otto für eine frühere Tumba abgebildet. Das weiße mit Kreuzen bestickte Band (Pallium) kannst du hier gut sehen. Das bekam der Hl. Otto als Auszeichnung vom Papst. Der Bildhauer hat den Bischof bestimmt nicht gekannt, denn wie du an den Bildern am Eingang sehen konntest: Der Heilige Otto starb als alter Mann. 5
Station 8 Neben der Ottokrypta geht man über eine der Treppe hoch und nun kannst du den Chor sehen. Das Chorgestühl mit den 40 Sitzen ist sehr fein mit Holzeinlegearbeiten gearbeitet. Ein Grund dafür, dass man es nur durch die Chorgitter sehen darf. Über dem Chor spannt sich ein typisch gotisches Gewölbe in der Form vonspitzbogen! Der Hochaltar zeigt Maria als Königin der Engel mit dem Erzengel Michael. Ein ovales Loch im Boden erlaubt den Kontakt zum Ottograb. Station 9 Schau einmal vom Chor aus in die Kirche. Du siehst auf der anderen Seite nun die schöne Orgel von 1610. Darunter befindet sich ein sogenanntes Oratorium (übersetzt Betsaal). Nun kannst du auch die Decke des Mittelschiffs mit den vielen Pflanzen gut sehen. Nach dem Brand von 1610 wurden Orgel und Decke neu gestaltet. Solche Pflanzendecken gab es früher auch im Kloster Ebrach und im Würzburger Dom. Station 10 Gehe nun rechts zum Nordseitenschiff. Auffällig ist der Schmerzensmann, die Darstellung des gegeißelten Jesus, an der Wand des Querschiffs. Er ist über 660 Jahre alt. Vergleiche ihn mit den prächtigen Figuren von Kaiser Heinrich und der Kaiserin Kunigunde am Altar in der Vierung. Hier Pracht und große Gesten, dort die Schmerzen und Verzweiflung. Im Hauptschiff solltest du noch 6
unbedingt die Kanzel genauer ansehen. Die Handwerker haben hier tolle Arbeit geleistet! Ganz oben steht die Figur des Hl. Michael, der eben den Teufel besiegt! Station 11 Im nördlichen Seitenschiff findest du wieder Grabdenkmäler, die aus dem Dom an den Wänden befestigt und schöne Blumenmotive an der Decke. Erkennst du einige der Blumen wieder? Hier sind viele bekannte einheimische Blumen abgebildet. Der Fürstbischof Melchior Otto Voit von Salzburg hat die erste Bamberger Universität gegründet. Daneben ist das ganz prächtige Denkmal für den Fürstbischof von Mengersdorf. Er liegt mit seinem Kopf auf einem Bücherstapel: Er war sehr gebildet und gründete ein Priesterseminar und ein Gymnasium! Nun hast du es geschafft und kennst dich in der Michelsberger Kirche gut aus? Viel Spaß beim Blick über die Stadt vom Terrassengarten hinter der Kirche!! Erstellt von Schülern aus den Klassen M8a und M9a der Mittelschule Hirschaid im Rahmen eines denkmal-aktiv - Projektes im Jahr 2011 7