»Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht.«(Ps 36,10) Ein Kinderkreuzweg zum Ostergarten von Ulrike Klein, Edelgard Simonmeyer und Hans-Peter Simonmeyer Texte und Gebete: Ute Geppert (Gemeindereferentin)
Einleitung Wenige Tage vor Ostern, dem jüdischen Paschafest, wurden Jesus und seine Jünger begeistert in Jerusalem empfangen. Am Wegesrand standen viele Menschen und jubelten ihm zu. Aus Mänteln und Palmwedeln breiteten sie einen Teppich vor Jesus aus. Und immer wieder riefen sie: "Hosanna! Gesegnet sei der, der im Namen Gottes kommt." Am darauf folgenden Freitag wurde Jesus zum Tode verurteilt. Mit dem Kreuz auf der Schulter, ging Jesus den Weg hoch zum Ölberg. Die gleiche Menschenmenge, die ihm vor wenigen Tagen noch zugejubelt hatte, beschimpfte ihn nun und machte sich über ihn lustig. Alle hatten sich von ihm abgewandt, wollten mit ihm nichts mehr zu tun haben bis auf einige wenige Freunde und seine Mutter Maria. Dieser Kreuzweg ist ein Weg des Leidens, aber auch ein Weg der Liebe. Denn nur weil er uns Menschen liebt, nahm Jesus das Kreuz an, richtete sich nach jedem Sturz wieder neu auf und akzeptierte auch den Tod. Er leidet und stirbt für uns, damit wir das ewige Leben erhalten. Er leidet und stirbt für jeden von uns: für dich und für mich. Folgen wir ihm auf seinem Weg, damit wir lernen so zu lieben, wie er uns geliebt hat. Wenn wir Jesus nachfolgen, wird er für uns zur Quelle des Lebens und auch wir können eine Quelle des Lebens für andere Menschen sein. Quelle sein bedeutet: einen Ort zu haben, an dem ich, um meiner selbst willen, geliebt werde.
Lied Nr. 1: Du hast uns, Herr, gerufen Jesus zieht in Jerusalem ein L: Auf diesem Esel ritt Jesus durch das Stadttor von Jerusalem. Es sprach sich wie ein Lauffeuer herum, dass Jesus in Jerusalem war. Von allen Seiten liefen die Leute zusammen, drängten sich auf die Straßen und jubelten laut, als sie ihn erblickten: Jesus, wir grüßen dich! riefen sie und winkten ihm zu. Hosianna, wir grüßen den König, den Gott zu uns geschickt hat! Ihre Begeisterung war so groß, dass sie
Kleider auf die Straße legten, so dass Jesus mit seinem Esel wie über einen Teppich ritt. Ja, so konnte nur ein König empfangen werden. Ein König, der von allen geliebt wurde. Einer hatten einen Zweig abgepflückt und winkte Jesus damit zu. Als das die anderen sahen, suchten sie sich auch Zweige und winkten damit. Sie waren ja so glücklich, dass Jesus jetzt hier war. Sie lobten Gott, sangen und jubelten und drängten sich so nah um ihn, dass er nur langsam auf seinem Esel vorankam. (vgl. Mt 21,1-11) V: Lieber Gott, die Menschen haben sich gefreut und deinen Sohn Jesus wie einen König gefeiert. Er ist ein König, vor dem man keine Angst haben braucht. Jesus nutzt seine Macht nicht falsch aus. Er hilft den Menschen. Er ist immer für uns da. A: Hilf uns, dass wir uns freuen können. Hilf uns, dass wir füreinander da sind. AMEN. Jesus isst und trinkt mit seinen Freunden L: Als es Abend wurde, lud Jesus seine zwölf Freunde zu einem Festmahl ein. Bei diesem Fest danken die Menschen Gott für all das Gute, dass er für sein Volk getan hat. Sie erinnern sich, dass Gott sie aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Sie wissen, dass Gott immer für sein Volk da ist. Deshalb hat Gott auch seinen Sohn Jesus zu den Menschen geschickt. An diesem Abend kommt Jesus
mit seinen Freunden ein letztes Mal zusammen. Er ahnt, dass er bald sterben wird. Darum macht er etwas ganz Besonderes. Er nimmt das Brot in seine Hände und dankt Gott im Himmel dafür. Er segnet das Brot, bricht es und teilt es an seine Freunde aus. Dabei sagt er: Nehmt und esst alle davon! Dieses Brot ist mein Leib. Das bin ich selber. Ich bin das Brot des Lebens. Dann nimmt Jesus auch den Kelch mit Wein in seine Hände. Er schaut nach einmal zu seinem Vater im Himmel auf und dankt ihm für den Wein. Er segnet den Kelch, reicht ihn weiter an seine Freunde und sagt zu ihnen: Nehmt und trinket alle daraus. Dieser Wein ist mein Blut. Ich gebe für euch mein Leben hin. Kommt immer wieder zusammen und feiert dieses Mahl! Erinnert euch dabei an mich, dann bin ich in eurer Mitte. (vgl. Mk 14,12-25) V: Lieber Gott, dein Sohn Jesus hat mit seinen Jüngern Brot und Wein geteilt. Er hat Brot und Wein verwandelt in seinen Leib und in sein Blut. Wenn wir von der Verwandlung hören, haben wir ein komisches Gefühl im Bauch. Wie kann Brot zum Leib und Wein zum Blut werden? Was bedeutet das? Die Bedeutung kann man nur verstehen, wenn erfährt, wie lieb du uns hast. Du hast die Menschen so lieb, dass du deinen Sohn Jesus zu uns auf die Erde geschickt hast. Durch ihn hast du uns gezeigt, wie man lebt und füreinander da sein kann. Jesus ist mit seiner Liebe sehr weit gegangen. Lieber Gott, einige Menschen haben ein Problem damit, dass sie dich nicht sehen können. Diese Menschen glauben nur an das, was sie mit ihren Augen sehen. An Gott glauben bedeutet mit dem Herzen fühlen und sehen lernen. A: Hilf uns, dass wir mit dem Herzen fühlen und sehen lernen. AMEN.
Lied Nr. 2: Wenn wir das Leben teilen
Jesus betet im Garten Getsemani L: Es war spät geworden und Jesus wollte gehen. Wohin willst du gehen? fragt ihn Petrus. Weil Jesus wusste, dass nun die Zeit anfing, in der er leiden müsste, antwortete er: Wohin ich gehe, dorthin kannst du jetzt nicht mitgehen, aber später wirst du mir folgen. Warum nicht jetzt? fragt Petrus. Ich bin auch jetzt bereit, dir zu folgen. Jesus blickte ihn ernst an: Soll ich dir sagen, was du tun wirst? Bevor der Hahn heute Nacht kräht, wirst du behaupten, dass du mich nicht kennst! Da sagte Petrus ganz sicher: Das werde ich bestimmt niemals tun. Selbst dann nicht, wenn ich sterben müsste. Auch die anderen Freunde versicherten Jesus, dass sie immer zu ihm halten werden. Dann war es Zeit für Jesus, zum Ölberg hinaufzusteigen, dem Berg vor den Toren der Stadt. Dort gibt es eine Stelle, die Getsemani heißt. An diesem Ort wollte Jesus ganz allein zu Gott beten. Drei Freunde begleiteten ihn. Jesus sagte zu seinen Freunden: Wachet und betet mit mir. Ich muss eine schwere Aufgabe bestehen. Dann ging Jesus ein Stück weiter, um allein zu sein. Er hatte Angst vor dem, was ihm bevorstand. Vater! betete er zu Gott. Wenn du willst, dann lass mich jetzt nicht so leiden. Aber was du willst, das soll geschehen. Nicht das, was ich will. Jesus hatte Angst vor dem Tod. Er war ja noch so jung. Doch Gott gab ihm Kraft. Jesus vertraute Gott, seinem Vater. Als er
zu seinen Freunden zurückkehrte, waren sie vor Kummer und Sorge eingeschlafen. Da weckte er sie und sagte: Wie könnt ihr jetzt schlafen? Steht auf und betet, damit ihr den schweren Weg mitgehen könnt, den ich vor mir habe. (vgl. Mk 14,26-42) V: Lieber Gott, es ist schwer zu verstehen, warum dein Sohn Jesus sterben musste. Die Erwachsenen sagen: Jesus ist für uns gestorben. Er wollte uns erlösen, damit wir keine Angst vor dem Tod haben. Wenn jemand stirbt, sind wir traurig. Manche Menschen haben Angst vor dem Tod. Wir bitten dich: A: Bleibe bei uns, auch wenn wir traurig sind. Amen. Jesus wir gefangen genommen. L: Als er noch mit seinen Freunden sprach, kamen Männer mit Schwertern und Knüppeln den Berg herauf. Jesus wusste, wer ihr Anführer war. Judas sah sich suchend um und sah Jesus zwischen seinen Freunden stehen. Da lief er auf ihn zu, legte seinen Arm um ihn und wollte ihn küssen, so wie sich damals Freunde zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange gaben. Dieser Kuss war aber auch das Zeichen, das Judas mit den Soldaten ausgemacht hatte, um ihnen zu zeigen, wen sie gefangen nehmen sollten. Wie einen Verbrecher führten sie Jesus ab. (vgl. Mt 26,47-56) V: Lieber Gott, Jesus wird gefangen genommen, ein Freund hat ihn verraten. Er ist ganz allein. Seine Freunde haben ihn
verlassen. Sie haben Angst. Jesus hat keine Angst mehr. Er weiß, dass du bei ihm bist. A: Hilf uns, dass wir dir vertrauen und keine Angst mehr haben. AMEN. Lied Nr. 3: Loben wollen wir und ehren
Jesus steht vor Gericht L: Die Soldaten brachten Jesus nach Jerusalem in das Haus des obersten Priesters. Dort sollte Gericht über ihn gehalten werden. Seine Feinde forderten seinen Tod. Doch wenn Jesus zum Tod verurteilt werden sollte, dann mussten sie Beweise liefern, dass er so Schlimmes gesagt oder getan hatte, dass diese Strafe gerechtfertigt war. Ein so schlimmes Verbrechen, dass es mit dem Tod bestraft werden musste. Für die Menschen in Israel war es ein schweres Verbrechen, Gott zu lästern. Deshalb fragte ein Hohepriester Jesus: Bist du Gottes Sohn? Und Jesus antwortete: Ja! Bist du wirklich Gottes Sohn? fragten ihn nun alle. Ja, ich bin es! antwortete Jesus. Da schrien seine Feinde: Das ist Gotteslästerung! Die Hohepriester hatten Jesus nach jüdischem Recht zum Tode verurteilt. Aber die Römer waren die Herren im Land. Sie hatten in Jerusalem einen Gouverneur eingesetzt. Dieser Gouverneur hieß Pilatus. Pilatus konnte die Menschen nicht verstehen. Warum wollten sie, dass ein Unschuldiger sterben sollte? Doch die Menschenmenge schrie so laut, dass seine Worte nichts nutzten. Deshalb ließ er sich eine Schale mit Wasser bringen. Pilatus wusch sich die Hände so deutlich, dass ihm alle dabei zusehen konnten. Ich bin nicht schuld an dem Tode dieses Menschen! sagte er dabei. Danach gab Pilatus den Befehl und verurteilte Jesus zum Tod am Kreuz. (vgl. Lk 23,13-25) V: Lieber Gott, Jesus wird verspottet und verurteilt, obwohl er unschuldig ist. Er trägt die Dornenkrone und nimmt das Kreuz auf sich. Es ist sehr schwer. Er kann es kaum tragen. Du weißt, Jesus geht einen schweren Weg. Er geht ihn trotz allem.
A: Begleite uns, wenn wir schwere Wege gehen. AMEN. Jesus stirbt am Kreuz L: Jesus hat sein Kreuz auf den Berg Golgotha getragen. Dort reißen ihm die Soldaten die Kleider vom Leib. Sie spielen ein Spiel, würfeln und teilen die Kleidung unter sich auf. Dann nageln sie Jesus an das Kreuz. Über ihm bringen sie eine Tafel an. Auf dieser Tafel steht geschrieben: INRI, das bedeutet: Jesus von Nazareth, der König der Juden. Neben Jesus sterben zwei Verbrecher. Einer von ihnen erkennt in Jesus den Sohn Gottes. Deshalb verspricht ihm Jesus: Morgen wirst du bei meinem Vater sein. Deine Schuld ist dir vergeben. Es ist Mittag und plötzlich verdunkelt sich der Himmel. Um drei Uhr nachmittags ruft Jesus: Es ist vollbracht. Er lässt seinen Kopf sinken, gibt sein Leben hin und stirbt. (vgl. Joh 19,16b-30) V: Lieber Gott, Jesus wird ans Kreuz geschlagen. Viele Schmerzen muss er aushalten. Maria, seine Mutter, ist bei ihm. Sie ist den ganzen Weg mit Jesus gegangen. Auch einige Freunde sind da. Alle sind sehr traurig. A: Mach uns stark, damit wir uns niemals verlassen fühlen und ganz einsam sind. AMEN.
Lied Nr. 4: Wer leben will wie Gott auf dieser Erde
Jesus wird ins Grab gelegt L: Viele Menschen sahen zu, als Jesus starb. Sie gingen weg, als er tot war. Nur wenige Freunde blieben noch bei ihm. Sie holten den toten Körper ihres Herrn vom Kreuz herunter. Als sie ihn wuschen und in Tücher wickelten, weinten sie um Jesus, den sie so lieb gehabt hatten. Dann brachten sie ihn zu einem Grab in einem Felsen. Sie tragen den toten Körper in das Felsengrab hinein. In dieser Felsenhöhle wurde Jesus beerdigt. Vor die Höhle wurde ein schwerer Stein gerollt. (vgl. Lk 23,50-56) Jesus wird von den Toten auferstehen. L: Als am Ostermorgen die Sonne aufgeht, gehen drei Frauen zum Grab Jesu. Sie wollen den Leichnam Jesu mit frischen Kräutern und Öl salben. Die Frauen sind traurig. Sie denken an den toten Jesus. Sie sind voller Sorge und fragen sich: Wer wird von uns den schweren Stein vom Grab wegwälzen? Doch als sie zum Grab kommen und hinschauen, sehen sie: Der Stein ist schon weggewälzt. Sie gehen in das Grab hinein. Da wird es ganz hell um sie. Ein Engel ist da und sagt: Erschreckt nicht: Ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Jesus ist nicht im Grab, er ist auferstanden! Da
kommt große Freude in den Herzen der Frauen. Es wird ganz hell in ihnen. Jesus lebt! Diese frohe Botschaft müssen sie den anderen sagen. Sie laufen schnell zurück und rufen laut und froh: Jesus lebt! Er ist von den Toten auferstanden! (vgl. Mk 16, 1-8). V: Damals waren die Menschen sehr, sehr traurig über den Tod von Jesus. Sie wussten nicht, wie es ohne Jesus weiter gehen konnte. Wir haben es heute viel, viel leichter, denn wir wissen, dass Jesus nicht im Tod geblieben ist. Gott hat ihn von den Toten auferweckt. Jesus lebt. Immer wenn es für uns Menschen schwierig ist, etwas aus dem Leben Jesu zu verstehen, hat er gerne in Gleichnissen zu uns Menschen gesprochen. In dem Wort Gleichnis steckt das Wort gleichen, d.h. ähnlich sein. Mit dem Tod und mit der Auferstehung Jesu ist es, wie mit einem Weizenkorn, das in die Erde fällt. Jesus, sie haben dich ins Grab gelegt. Ein Weizenkorn wird in die Erde gelegt. Dort ruht es. Dort wandelt es sich. Aus der Erde bricht ein grüner Halm. Es wird eine Ähre. Sie trägt reich Frucht. Auch du wirst hervorbrechen, aus dem Dunkel ins Licht kommen. Du wirst nach drei Tagen aus dem Grab kommen. Du wirst von den Toten auferstehen. Du selbst hast gesagt: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Ich sterbe für euch, um euch das Leben, das ewige Leben, zu schenken. Deshalb sagen die Erwachsene: Er ist für uns gestorben und hat uns erlöst. Aus den Ähren kann neues Brot entstehen.
Jesus, wenn du mit deinen Jüngern zusammengekommen bist, hast du Brot mit ihnen geteilt. Beim letzten Abendmahl hast du zu deinen Jüngern gesagt: Ich gebe euch das Brot des Lebens. Ich bin das Brot und gebe mein Leben für euch. Jesus, du brichst auch mit uns heute noch das Brot und sagst uns: Ich gebe das Brot des Lebens. Ich bin dieses Brot und gebe mein Leben für euch. Dieses Brot ist mein Leib. Du sagst es in jeder Heiligen Messe. Darum ist das Fest der Ersten Heiligen Kommunion, auf das sich einige Kinder hier in unserem Seelsorgebereich zur Zeit vorbereiten, ein ganz besonderes Fest. Jesus ist gestorben und von den Toten auferstanden. Auch wir Menschen werden sterben, aber wir werden nicht im Tod bleiben. Auch wir Menschen werden von den Toten auferstehen. Deshalb können wir voller Vertrauen beten: A: Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, in deinem Licht schauen wir das Licht AMEN.
Lied Nr. 5: Du bist da, wo Menschen leben