Master of Arts in Judaistik

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Transkript:

Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät Institut für Jüdisch-Christliche Forschung INFORMATIONEN ZUM STUDIENGANG Master of Arts in Judaistik Skulptur des israelischen Künstlers Menashe Kadishman in Tel Aviv

Judaistik in Luzern Das Fach Judaistik ist eine Fakultät im Kleinen: Es umfasst die Kultur und Religion, Geschichte, Ethik, Liturgie, Philosophie, Literatur und Kunst des Judentums; es durchmisst alle Zeiten und Räume in geographischer und kulturgeschichtlicher Hinsicht. Studierende der Judaistik beschäftigen sich mit der Vielfalt und dem Reichtum der jüdischen Überlieferung von der biblischen und der rabbinischen Zeit bis zur Moderne. Sie interpretieren jüdische oder das Judentum betreffende Texte, befassen sich mit Selbst- und Fremdwahrnehmungen von Juden und Jüdinnen im Laufe ihrer Geschichte oder setzen sich mit ihrer sozialen und wirtschaftlichen Lage auseinander. Sie werden in das jüdische Recht eingeführt oder untersuchen die gegenseitigen Einflüsse zwischen der jüdischen Bevölkerung und ihrer jeweiligen Umwelt. Dabei wird das Judentum in seiner Eigenständigkeit als kulturelle, religiöse und soziale Grösse wahrgenommen. Für die Erforschung des Judentums bilden die Hebräische Bibel und das rabbinische Schrifttum den Anfang und die Grundlage. Dies ist jedoch nicht mit einer Abschirmung des Blickfeldes verbunden, sondern mit einer Öffnung auf die nachfolgenden Epochen der jüdischen Geschichte von Mittelalter, Neuzeit, Moderne bis hin zur Postmoderne, und vor allem mit der wissenschaftlichen Erschliessung des jüdischen Beitrags an bildender Kunst und Musik, an den Wissenschaften, an Geschichte und Politik und einem verstärkten Interesse an der Gegenwart jüdischen Lebens in Israel, Europa und Amerika, an modernhebräischer und deutsch-jüdischer Literatur. Der Blick richtet sich auf verschiedene Bereiche: auf das Judentum als eine Religion und Kultur mit sakraler Textstruktur und die verschiedenen Modi von Säkularisierung und Profanisierung; auf seine Ausdifferenzierung in räumlich und ethnisch unterschiedliche Judenheiten; auf das jüdische Kollektiv und im Prozess seiner Individualisierung auf Juden und Jüdinnen, und er öffnet sich zugleich nicht-jüdischen Personen und Kontexten, die im Diskurs um jüdische Identität Relevanz gewannen. Ferner interessieren Judenbilder im Sinne des innerjüdischen Selbstverständnisses oder von aussen projizierte Fremd- und Feindbilder antisemitischer Art. Die diasporischen Lebenswelten jüdischer Existenz werden in ihren komplexen Koordinaten und Korrespondenzen zu den sie umgebenden machtbestimmenden Mehrheitskulturen wahrgenommen. Die Vielfalt der jüdischen Sprachkulturen umfasst die sakral geprägten Quellensprachen des Hebräischen und Aramäischen, regionaljüdische Vernakularsprachen wie das Jiddische oder Ladino, jüdische Verwaltungs- und Wissenschaftssprachen, Bildungs- und Literatursprachen wie das Deutsche und das Französische, Arabische, Spanische und Russische. Die Judaistik ist also ein «kleines» Fach mit grossem Anspruch. Das Judentum, als «Weltjudentum» immer schon von globaler Präsenz, verlangt eine geradezu enzyklopädische Aufmerksamkeit. So wundert es nicht, dass die Wissenschaft vom Judentum interdisziplinär ausgerichtet ist und sich im steten Dialog mit anderen akademischen

Disziplinen wie Geschichtswissenschaft, Soziologie, Politologie, Philosophie, Religionswissenschaft, Orientalistik, mit allen Literatur-, Kultur- und Sozialwissenschaften bewegt. Das verlangt Offenheit für einen Methodenpluralismus und vernetztes Denken. Hinzu kommt die besondere Beziehung zwischen Judaistik und Theologie, die auf der unvergleichlichen religions- und kulturgeschichtlichen Verbindung zwischen Judentum und Christentum beruht. Für beide, Christentum wie Judentum, besitzt sie eine grundlegende Bedeutung, und zwar auf Grund der gemeinsamen biblischen Gründungsgeschichte in der Hebräischen Bibel, dem Alten bzw. Ersten Testament, und einer zweitausendjährigen Geschichte von Judentum und Christentum als «cultural pair» in guten wie in schlechten Zeiten der Koexistenz. Angesichts der jüdisch-christlichen Prägung der europäischen Kultur sind alle Wissenschaften auf ein Studium des Judentums und die Wahrnehmung von Judentum und Christentum verwiesen. Den Bindestrich zwischen jüdisch und christlich verstehe man allerdings in einer ambiguen Lesart auch als Trennungsstrich, niemals jedoch als Gleichheitszeichen. Judaistik nur als eine philologische Disziplin zu definieren, wäre verfehlt. Die Judaistik ist ein wissenschaftliches Fach und zugleich, wie Günter Stemberger es formulierte, «eine zutiefst humanistische Disziplin, dem Kampf gegen Vorurteil und Ausgrenzung von Minderheiten aller Art verpflichtet. Insofern ist das Judentum nur ein wichtiger Prototyp, dessen Studium auf andere Bereiche übertragbar ist.» In der Schweiz war Luzern der erste Ort, an dem 97 Judaistik als akademisches Fach eingeführt wurde. Zehn Jahre später (98) wurde in Luzern das Institut für Jüdisch- Christliche Forschung (IJCF) gegründet. Die Tatsache, dass in Luzern bereits 97 Judaistik als universitäres Fach eingeführte wurde, war ein historischer Durchbruch für die Schweiz und besitzt bis heute eine politische, moralische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung. Die Theologische Fakultät Luzern gehört mit der frühen Gründung des Instituts für Jüdisch-Christliche Forschung auf akademischer Ebene zu den Pionieren des jüdisch-christlichen Dialogs weltweit. Zum einen ist die Luzerner Theologische Fakultät bis heute die einzige katholische Lehranstalt im deutschsprachigen Raum, wo Vorlesungen und Seminare über die Geschichte und Literatur, die Religion und Kultur des Judentums zum Pflichtprogramm der Theologie gehören. Doch von Anfang an sah sich das Fach Judaistik nicht nur in der Theologischen Fakultät beheimatet, sondern als historische, philologische, philosophische und soziologische Wissenschaft von interdisziplinärem Charakter wusste es zugleich um seinen geisteswissenschaftlichen Platz. Seit 200 ist die Judaistik sowohl in der Theologischen Fakultät als auch in der Kulturund Sozialwissenschaftlichen Fakultät verankert. Das Fach kann an beiden Fakultäten, als Haupt- oder Nebenfach sowie im Rahmen der Integrierten Studiengänge studiert Günter Stemberger, Einführung in die Judaistik. München 2002, 20.

werden, zudem als Wahlfach an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Das Studium der Judaistik kann sowohl mit einem Dr. theol. als auch mit einem Dr. phil. abgeschlossen werden. Bis heute spielt das IJCF eine international anerkannte Rolle im Bereich der Judaistik und des christlich-jüdischen Gesprächs. Seit 974 wirken hier jährlich die grossen Vertreter der Jüdischen Studien, von der Hebräischen Universität bis zu den amerikanischen Lehrstätten des Judentums, als Gastprofessoren, darunter waren Jacob Katz, David Flusser, Jakob Petuchowski, Dan Bar-On, Dan Diner, Moshe Zuckermann, Jakob Hessing und Shmuel Feiner. Prof. Dr. Verena Lenzen Schwerpunkte der Judaistik in Luzern Schwerpunkte der Judaistik in Luzern sind: Jüdische Philosophie und Ethik Jüdische Geschichte und Kulturgeschichte Jüdisches Recht Judentum und Islam Jüdisch-christlicher Dialog Berufsperspektiven Der Master Judaistik qualifiziert für eine Vielzahl beruflicher Tätigkeiten. Judaistinnen und Judaisten sind häufig in öffentlichen und privaten Institutionen im Bereich Kultur tätig, etwa in der Erwachsenenbildung und Journalistik, in Verlagen, Bibliotheken, Archiven, Museen oder bei Medien.

Zulassungsbedingungen Als universitärer Lernort eröffnet das IJCF allen Studierenden Wissen über das Judentum und über das Verhältnis von Judentum und Christentum und fördert somit vorurteilsfreies Denken, die Freiheit der Wissenschaft und die interreligiöse Verständigung. Zur Zulassung zum Master Judaistik ist ein universitärer Bachelor in Judaistik oder ein als gleichwertig anerkannter Abschluss erforderlich. Einzelheiten regeln die Zulassungsrichtlinien der Universität Luzern. Aufbau des Studiengangs Master of Arts in Judaistik (Fächerstudiengang, 20 ECTS-Credits) Minor 20 Credits Fächerauswahl: Geschichte, Ethnologie, Philosophie, Politikwissenschaft, Religionswissenschaft, Soziologie. Hinweis: Major und Minor dürfen nicht identisch sein Major Judaistik 34 Credits Masterarbeit und Masterprüfungen 45 Credits (40 Credits im Major und 5 Credits im Minor) Freie Studienleistungen und Social Credits 2 Credits Auslandsaufenthalt als Option vorhanden

Kontakt Universität Luzern Institut für Jüdisch-Christliche Forschung (IJCF) Frohburgstrasse 3 Postfach 4466 6002 Luzern ijcf@unilu.ch Studienberatung: Denis Maier, M.A. Raum 3.B7 T +4 (0)4 229 52 85 denis.maier@unilu.ch Sprechstunden nach Vereinbarung