R E I N H A R D T & PA R T N E R PHILIPP KUMMER IT S A JUNGLE OUT THERE
R E I N H A R D T & PA R T N E R oben: twist and shout (2015) 145 x 115 cm Öl auf Leinwand / 57.09 x 45.28 in oil on canvas links: rekt (2015) 29 x 12 x 20 cm Kunststoff, Öl / 11.42 x 4.72 x 7.87 in plastic, oil Titelseite: diaspora (2015) 250 x 320 cm Öl auf Leinwand / 98.43 x 125.98 in oil on canvas
Hier war schon wer Malen in ungesichertem Terrain von Jochen Meister Zunaächst kann man das Malen als einen mehr oder weniger handgreiflichen Vorgang beschreiben. Ein dazu geeignetes Objekt traditionell eine flache, meist rechteckige Leinwand, welche über einen hoölzernen Rahmen gespannt ist wird dauerhaft mit Farbe bedeckt. Für Philipp Kummer beginnt Malerei jedoch nicht eigentlich mit dem ersten Handgriff. Malerei fängt für ihn mit einem bestimmten Zustand der Leinwand an, wenn sich schon viel Farbe darauf angesammelt hat, welche er selbst aufbrachte, um ein Motiv, oft nach fotografischer Vorlage, umzusetzen. So gibt es (mindestens) zwei Anfänge für ein Bild: einen motivischen und einen malerischen. Das Motiv selbst ist nicht mit einer konkreten Mitteilung an uns, etwa einer Geschichte oder einem Symbol, verbunden. Es hat sich, wie Philipp Kummer sagt, gefunden; die Beziehung zwischen Maler und Motiv muss, ja kann nicht die gleiche sein wie zwischen uns und dem Motiv. Das bedeutet nicht, dass dieses vollkommen beliebig ist, im Gegenteil: Es erscheint geradezu zwangsläufig, wenn bestimmte Bildideen sich wiederholen, wenn Motive ähnliche Motive anziehen, bis ein Thema sich erschöpft, eine Pause bekommt oder abgeschlossen erscheint. So ordnen sich Bildszenerien zu Gruppen, gleich, ob es sich um menschenleere, scheinbar verlassene und verwahrloste Landschaften oder exotisch aufgemachte, fernöstliche Jugendliche handelt. Ein in diesem Katalog dagegen etwas außer der Reihe erscheinendes Gemälde zeigt ein mit einem metallenen Schraubdeckel verschlossenes Glas. Es steht auf grauem Boden vor einer Wand, auf die es einen kompakten Schatten wirft. Der Inhalt des Marmeladenglases scheint aus zusammengedrückten Pflanzen, Grünzeug mit rötlichen Blüten, zu bestehen. Ein fein unterbrochenes senkrechtes Licht modelliert den transparenten Zylinder des Glases und setzt zugleich die weiße Farbe als malerische Geste, ohne Nachahmung eines gespiegelten Aussenraumes, wirkungsvoll ein. Die motivisch ungesicherten Bruchstellen der Bildwirklichkeit bereiten das Terrain vor, auf dem die Malerei sich entwickelt und entfalten kann. Vielleicht würde sich die ganze Bildfläche in einen Dschungel aus bunter Malerei verwandeln, wenn das Glas geöffnet würde... Unvermeidlich entstehen bei diesem Vorgehen gestalterische Verschiebungen. Das lässt sich an den Gemälden mit den Köpfen gut beobachten. Eingefügte Konturen oder Flächen verändern die aus Fotos abgeleitete Erscheinung und liefern neue, malerische Impulse. Kontraste ergeben sich aus starken Farben oder deutlich mit dem Pinsel gezeichneten Formen, Linien wie Flächen, die mit unserer Erwartungshaltung an das Motiv spielen. In den großen Landschaften, wo beispielsweise subtropische Vegetation ein Sofa und eine Stehlampe, ein Auto oder Ruinen überwuchert, erscheint es so, als ob die zunächst motivgebundene
R E I N H A R D T & PA R T N E R oben: Angstpop (2014) 160 x 200 cm Öl auf Leinwand / 62.99 x 78.74 in oil on canvas links: Wald (2013) 100 x 80 cm Öl auf Leinwand / 39.37 x 31.50 in oil on canvas Malerei in den bunten Farben und organischen Formen freigesetzt worden sei und tatsächlich das Bild ganz übernommen hätte. Mühelos füllen blättrige Figurationen die Fläche und verstecken Menschenwerk, wie beispielsweise beim Titel Angstpop, wo sich möglicherweise eine Figur am linken Rand des Bildes befindet, deren Schädel mit dunklen Augenhöhlen nach oben blickt. Überprüft man jedoch diese Bildbehauptung, zerrinnt jede Deutung wie ein (Alb-)Traumgebilde nach dem Aufwachen. Solche Werke scheinen einzuladen zum Spiel mit den sogenannten Chimären, den unwirklichen Monsterwesen, die sich als fantasievolle Einbildung erweisen und dennoch nicht verschwinden wollen. Hier war schon wer. Nie sind die Bilder von Philipp Kummer unbefleckte Empfängnis reiner Ideen. Immer wirkt diese Malerei als ein visuelles, sinnliches Verwenden, Verändern, Kombinieren, Erfinden zur gleichen Zeit. Das dadurch geschaffene Terrain ist nicht gesichert, sondern fordert zum Sehen heraus. Genau das macht den Reiz der Malerei aus, die sich manchmal regelrecht evolutionär verhält, wie eine Tier- oder Pflanzenart, die den Lebensraum einer anderen durch Nutzung der vorhandenen Infrastruktur erobert, diesen dann den eigenen Bedürfnissen anpasst und den Vorgänger verdrängt. Die Malerei folgt dem Motiv und schluckt es schließlich mehr oder weniger. Jochen Meister leitet den Bereich Kunstvermittlung an der PINAKOTHEK in München. Der Text entstand für den Katalog PHILIPP KUMMER: the way out is through.
o.l.: about a bear 02 (2015) 150 x 100 cm Öl auf Leinwand / 59.06 x 39.37 in oil on canvas o.r.: o. T. (2014) 80 x 60 cm Öl auf Leinwand / 31.50 x 23.62 in oil on canvas u.l.: crossing lines (2015) 150 x 110 cm Öl auf Leinwand / 59.06 x 43.31 in oil on canvas u.r.: shookones (2015) 150 x 110 cm Öl auf Leinwand / 59.06 x 43.31 in oil on canvas
R E I N H A R D T & PA R T N E R Reiz (2013) 160 x 120 cm Öl auf Leinwand / 62.99 x 47.24 in oil on canvas
R E I N H A R D T & PA R T N E R oben: macrowave (2014) 270 x 200 cm Öl auf Leinwand / 106.30 x 78.74 in oil on canvas links, oben: hood (2014) 80 x 120 cm Öl auf Leinwand / 31.50 x 47.24 in oil on canvas links, unten: horseshoe (2016) 25 x 30 cm Öl auf Holz / 9.84 x 11.81 in oil on wood
kind of i want to (2015) 160 x 200 cm Öl auf Leinwand / 62.99 x 78.74 in oil on canvas Zelt (2013) 50 x 70 cm Öl auf Leinwand / 19.69 x 27.56 in oil on canvas
R E I N H A R D T & PA R T N E R into the void (2014) 160 x 120 cm Öl auf Leinwand / 62.99 x 47.24 in oil on canvas
oben: o. T. (2015) 170 x 150 cm Öl auf Leinwand / 66.93 x 59.06 in oil on canvas Seite 15: o. T. (2015) 20 x 12 x 11 cm Kunststoff, Öl, Glas / 7.87 x 4.72 x 4.33 in plastic, oil, glas
R E I N H A R D T & PA R T N E R o.l.: predator (2014) 23 x 30 cm Öl auf Holz / 9.06 x 11.81 in oil on wood o.r.: combat (2015) 40 x 50 cm Öl auf Leinwand / 15.75 x 19.69 in oil on canvas u.l.: o. T. (2015) 50 x 40 cm Öl auf Leinwand / 19.69 x 15.75 in oil on canvas u.r.: owl (2015) 70 x 50 cm Öl auf Leinwand / 27.56 x 19.69 in oil on canvas
Vita PHILIPP KUMMER 1979 geboren in Dresden 2006-10 Studium der freien Malerei bei Prof. Thomas Hartmann, Akademie der Bildenden Künste (AdBK), Nürnberg 2010-12 Studium der freien Malerei bei Prof. Ralph Fleck, Akademie der Bildenden Künste (AdBK), Nürnberg 2012 Ernennung zm Meisterschüler von Prof. Ralph Fleck Auszeichnungen (Auswahl): 2014 Kunstpreis Nürnberger Nachrichten, Anerkennungspreis 2013 Kunstpreis Nürnberger Nachrichten, 3. Preis 2011 LFA Kalender, Junge Kunst in Bayern 2012 Ausstellungen (Auswahl): 2016 It s a jungle out there, REINHARDT & PARTNER, Hamburg* 2015 Animal Turn, Galerie Greulich, Frankfurt Winterausstellung 2015, Kunstverein Erlangen 5 Helden, Galerie Bernsteinzimmer, Nürnberg Kunstpreis Nürnberger Nachrichten KKQ Nürnberg* Meisterschüler, Morat Institut, Freiburg Klasse Fleck, Städtische Galerie, Fruchthalle Rastatt 2014 one inch punch, Bunsen Götz Galerie, Nürnberg 23 Künstler 23 Bilder, Galerie Ahlers, Göttingen Meisterschüler, Purdy Hicks Gallery, London Wurzeln weit mehr Aufmerksamkeit widmen, Kunstverein Montez, Frankfurt* Meisterschüler, Schloss Bonndorf Kunstpreis Nürnberger Nachrichten, KKQ, Nürnberg* 28. Kunstpreis der Stiftung SPK Esslingen-Nürtingen Montez im Exil: Frankfurt/Köln, Köln 2013 Montez im Exil: Frankfurt/Nürnberg, Nürnberg Kunstpreis Nürnberger Nachrichten, KKQ, Nürnberg* Bonfert/Güdü/Kummer, DECIMA, Herrieden 2012 B:EAST; Auf AEG, Nürnberg Vorhang auf, Neues Museum, Nürnberg Winterquartier, Destillarta, Nürnberg Der erste Wurf, KREIS Galerie, Nürnberg 2011 Kummer/Maramotti/Schröder/Skringer/Vierbacher, Galerie Schürmer, Karlsruhe Junge Kunst VIII, Kunstverein Kirchzarten Klahre und Kollegen, Galerie Lutz, Nürnberg 2009 Kunstsalon 2009, Haus der Kunst, München* Pavillon 15, Kunstverein Weiden e.v.* Pavillon 15, Akademiegalerie, Nürnberg* 2008 Pavillon 15, Galerie Pankow, Berlin* Pavillon 15, Museum der Stadt Ratingen* * begleitender Katalog
R E I N H A R D T & PA R T N E R C O N T E M P O R A R Y F o r m e r l y C C A & A G A L L E R Y D i r e c t o r & C u r a t o r : D e n n i s R e i n h a r d t G a l l e r y : H o n g k o n g s t r. 3 D - 2 0 4 5 7 H a m b u r g - H a f e n c i t y P h o n e : + 4 9 ( 0 ) 1 6 0 6 6 7 8 5 3 2 M a i l : i n f o @ r e i n h a r d t - c o n t e m p o r a r y. c o m Ö f f n u n g s z e i t e n : D i. - S a. 1 4-1 8 U h r u n d n a c h Ve r e i n b a r u n g w w w. r e i n h a r d t - c o n t e m p o r a r y. c o m F a c e b o o k : r e i n h a r d t. p a r t n e r