Bei der Göttin der Liebe zu Gast

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Bei der Göttin der Liebe zu Gast Teil III Samstag, 19. März Heute wollen wir hoch hinauf, ins Troodosgebirge. Als erstes - auf dem Weg sozusagen - besuchen wir einen relativ trockenen und steilen Hang mit aufgelassenen Weinbergen. Hier soll einer der wenigen Standorte von Orchis simia liegen, was ganz klar einen Besuch rechtfertigt. Nach viertelstündiger Suche entdecken wir am Steilhang die ersten knospenden Affen, dann einige wenige mit bereits geöffneten Blüten. Über 90 % der Pflanzen sind aber erst in Knospen, teilweise ist sogar der Blütenstand noch vollständig von den Hochblättern umgeben. Eine Unterscheidung von der ebenfalls hier häufigen Orchis italica, die auch mehrheitlich erst in Knospen steht, ist schon allein durch die Blätter möglich. Während nämlich die Blätter von Orchis italica mehr oder weniger stark am Rand gewellt sind, sind diejenigen von Orchis simia immer glatt und meist auch stärker glänzend. Mittlerweile kommen wir sogar mit der Unterscheidung zwischen Ophrys alasiatica und Ophrys mammosa ganz gut zu Recht. Bei Ophrys mammosa ist das Basalfeld nämlich genauso gefärbt wie die Grundfarbe der Lippe. Bei Ophrys alasiatica dagegen ist das Basalfeld viel heller bis hin zu einem hellorangen Farbton. Mittlerweile ist es am Steilhang schon wieder ordentlich heiß, denn auch heute brennt die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Sehr viel angenehmer ist es oben am Olympos in rund 1940 Meter über dem Meer. Hier liegen noch Schneereste und auf einer Piste mit Skilift (!) vergnügen sich lautstark die Skifahrer, welch ein Kontrast! Wir sind allerdings nicht zum Skilaufen hier, sondern um nach den Krokussen zu suchen. Die hier sind nämlich einmalig, als Endemiten kommen sie ausschließlich in den Höhenlagen des Troodos vor (Crocus cypria). Sie sind verglichen mit anderen Arten, beispielsweise in den Alpen, recht kleinblütig und hell in der Blütenfarbe. Wir

2 brauchen nicht lange, um sie zu finden. In großer Zahl stehen sie an den Stellen, wo der Schnee vor kurzem geschmolzen ist. Orchideen gibt es hier oben erwartungsgemäß (noch) keine. Aber die Tavernen haben dafür alle auf, so dass wir uns an Dosenbier und - Cola laben können. Als nächstes wollen wir zum Kloster Trooditissa, einer der am besten erhaltenen großen Klosteranlagen. Ein solch beeindruckendes Bauwerk sollte man auch gesehen haben, ein bisschen Kultur kann nichts schaden. Aber die Straße ist gesperrt und die Anfahrt von der anderen Seite wäre ein riesiger Umweg. Also kehren wir wieder um und fahren weiter nach Omodos. Jetzt wollten wir ehrlich auch mal was anderes machen als in den Orchideen zu kriechen, aber wir können wirklich nichts dafür. Jetzt haben wir es auf einen Standort abgesehen, wo Carel Kreutz vor Jahren besonders reiche Beute gemacht hat. Aber noch bevor wir die angegebenen Koordinaten erreichen, halten wir spontan an. Das Tälchen sieht mit seinen aufgelassenen Terrassen sehr vielversprechend aus. Und wir werden nicht enttäuscht. Orchideen satt gibt es hier, wobei einige der Arten in großer Stückzahl zu finden sind. Besonders freut uns ein Gelbling von Ophrys lapethica, eine monströse Ophrys alasiatica mit Dreifachlippen und eine herrliche Hybride zwischen Ophrys alasiatica und Ophrys lapethica. Letztere entdecken wir eher durch Zufall beim fotografieren einer etwas ungewöhnlichen Ophrys umbilicata. Wie das so ist, man kniet vor dem Stativ, blickt sich um und, bingo. Vielleicht liegt es daran, dass man sich in einer solchen Situation fast auf Augenhöhe mit den Blütenständen

3 befindet, was vermuten lässt, dass man weitaus mehr finden würde, würde man auf allen Vieren durchs Gelände kriechen. Gott sei Dank lässt das mein Innenminiskus links nicht zu. Die Notiz auf dem Tonband passt jedenfalls zum Standort: "Orchideen zum Säue füttern". Ophrys alasiatica (häufig, blühend), Barlia robertiana (zerstreut, blühend), Ophrys lapethica (verbreitet, blühend), Orchis morio ssp. syriaca (zerstreut, blühend), Ophrys israelitica (zerstreut, blühend), Orchis collina (zerstreut, verblühtverblühend), Ophrys herae (verbreitet, blühend-verblühend), Ophrys apifera (wenige, Hüllblätter), Ophrys sicula (verbreitet, blühend), Orchis fragrans / sancta (vereinzelt, Rosetten), Ophrys lapethica flavescens (Einzelex., bl.; 36S0481596 3854091), Ophrys flavomarginata (zerstreut, blühend), Ophrys umbilicata (verbreitet, blühend), Orchis italica (Einzelex., knospend), Ophrys flavomarginata x O. umbilicata (wenige, blühend), Ophrys lapethica x Ophrys alasiatica (2 Ex., blühend); zusätzlich am 20.3.: Ophrys levantina (vereinzelt, blühend), Ophrys iricolor (vereinzelt, blühend), Ophrys morio (vereinzelt, blühend), Anacamptis pyramidalis (vereinzelt, Rosetten), Ophrys levantina x Ophrys alasiatica (2 Ex., blühend) Nachdem wir uns an diesem Platz ausgiebig umgesehen haben, lohnt ein neuer Standort nicht mehr. Außerdem wird es mal wieder langsam dunkel. Wir beschließen, ins Hotel zurück zu fahren. Es schadet ja nichts, wenn man um halb Sieben statt um halb Acht im

4 Hotel ankommt. So bleibt noch Zeit für eine ausgiebige Dusche. Außerdem sieht das Buffet noch etwas geordneter aus als kurz vor Torschluss. Apropos Buffet: Manchmal schämt man sich, Tourist zu sein. Da gibt es Leute, die stürmen das Buffet, holen sich nicht nur, wie es selbstverständlich sein sollte, die Gänge nacheinander, sondern alles zusammen. Hähnchen wir mit Tortellini Quatre stagioni garniert, Fisch mit Rinderbraten, alles auf demselben Teller. Und weil's so schön ist, nimmt man gleich auch einen Megateller Nachtisch mit wenigstens 1.000 Kilokalorien mit, man könnte ja zu kurz kommen. Bloß blöd, dass das alles kaum auf den Tisch passt. Und dann lässt man den Nachtisch mehr oder weniger durchwühlt stehen, weil doch nichts mehr reinpasst. Ekelhaft ist das und unsozial. Auch Ophrys alasiatica haben wir übrigens bereits als Orchidee des Monats im Archiv: Sonntag, 20. März Heute ist das Wetter nicht ganz so gut. Über dem Meer hat es ordentlich Wolken und der böige Wind verspricht nichts Gutes. Aber abwarten. Heute sind wir wieder mit unseren Kollegen verabredet, gemeinsame Orchideensuche steht auf dem Programm. Als erstes lassen wir uns die Hybriden Ophrys alasiatica x Ophrys levantina zeigen. Der Standort entpuppt sich als der, den wir ganz am Anfang unserer Reise schon mal besucht hatten. Bei diesem Besuch finden wir neben der Hybride auch Ophrys mammosa und Ophrys kotschyi aufblühend. Weil wir schon mal da sind, versuchen wir, doch noch eine besondere botanische Rarität zu finden. Kollege Peter hatte bei seinem Besuch im letzten Jahr auf der Straßenmauer zwischen Kato und Pano Lefkara eine der raren persischen Schachblumen entdeckt. Wir hatten schon vor zwei Tagen vergeblich danach gesucht, aber jetzt, mit noch mehr Augen, wollen wir es nochmals versuchen. Und diesmal werden wir tatsächlich fündig. Zwar nicht auf der Mauer,

5 dafür aber einige Meter weiter im Gelände. Und es sind insgesamt an die 10 Pflanzen, von denen einige schön in Blüte stehen. Es ist wirklich ein besonders schöner Vertreter der Gattung Fritillaria. Dann haben die Kollegen ein ganz besonderes Schmankerl für uns: Gelbblütige Ophrys elegans! Das ist geil. Das Gelände ist hier schon weitgehend zugewachsen und der Zugang gar nicht so einfach. Es ist fraglich, wie lange es diese Kostbarkeit noch geben wird. Dann sind wir wieder an der Reihe mit der Präsentation. Wir fahren gemeinsam zu dem ergiebigen Standort, wo wir gestern Abend abgebrochen hatten. Denn unsere Hybride Ophrys alasiatica x Ophrys lapethica ist schließlich auch nicht von schlechten Eltern. Zu allem Überfluss finden wir im selben Gelände noch eine weitere Hybride, die sogar noch besser zu erkennen ist. Und als wir schließlich auch noch zwei Hybriden zwischen Ophrys alasiatica und Ophrys levantina finden, ist das Glück (fast) perfekt. Auch Ophrys morio können wir hier jetzt identifizieren. Nach einigen weiteren Standorten geht dieser gemeinsame Orchideentag zu Ende. Schon 10 nach 6 sind wir wieder im Hotel, wo diesmal die Betten nicht gemacht sind, Sonntag hat das Reinigungspersonal offensichtlich Ruhetag, nicht jedoch die Autobahn, die mehr denn je zu uns herunter dröhnt. Aber wenigstens liegt nicht schon einer in unseren Betten drin. Heute Abend treffen wir uns wieder mit den Kollegen im Parc Beach bei den mittlerweile obligatorischen

6 Cocktails. Wir sitzen nett zusammen, so dass sogar zwei Runden Cocktails nötig sind, was dazu führt, dass in unserer gemeinsamen Reisekasse schon wieder Ebbe herrscht und wir nachschießen müssen.

7 Bei der Göttin der Liebe zu Gast Teil IV Montag, 21. März Heute geht es wieder Richtung Westen zur Akamas. Als erstes aber ist wieder ein bisserl Kultur angesagt. Man bekommt ja sonst noch ein schlechtes Gewissen, wenn man nur den Blumen nachsteigt. Wir fahren auf der alten Küstenstraße Richtung Westen. An einem Parkplatz zwischen Pissouri und Kouklia halten wir spontan. Von hier hat man einen herrlichen Blick hinunter auf den Felsen und die Bucht, wo die verführerische Aphroditae einst dem Meer entstiegen sein soll. Aphrodite wurde auf Zypern und im antiken Griechenland nicht nur als schöne Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit verehrt, sondern auch als Beschützerin der Prostituierten und der Ehe. Aber auch hier können wir das Botanisieren nicht lassen. Insbesondere die Küstenflora ist recht interessant. Wir finden unter anderem Plantago cretica, Anthemis tricolor, Fagonia cretica und Rumex cyprius. Und selbst auf Orchideen müssen wir nicht verzichten, wobei es sie hier im Gischtbereich natürlich nicht in der Artenfülle und Menge wie weiter im Landesinneren gibt. So nahe am Meer sind sie allerdings alle schon verblüht. Als nächstes suchen wir gemeinsam den Standort von Orchis laxiflora. Der Platz liegt direkt am westlichen Ufer des Xeros Potamos- Flusses. Die meisten Lebensräume dieses schönen, aber in Bezug auf den Feuchtegehalt des Bodens anspruchsvollen Knabenkrautes sind durch Melioration und Überbauung mittlerweile verschwunden.

8 Und so sind wir froh, dass wir in den Aufzeichnungen des Kollegen Carel Kreutz einen aktuellen Hinweis finden. Aber auch hier sind die Tage gezählt, möchte man sagen. Es ist nur noch ein Restbestand von rund 30 Pflanzen auf einer Fläche von vielleicht 50 x 5 Meter übrig geblieben. Auf der einen Seite sind die Zitruskulturen schon bedenklich nahe gekommen, auf der anderen Seite hat man massiv ins natürliche Bachbett eingegriffen. Ist ja auch kein Problem, mit den Maschinen heutzutage. Nördlich der Straße, die mitten durch den Fluss führt, so dass auch die Wägelchen mal eine Abkühlung und eine kostenlose Unterbodenwäsche bekommen, ist das Gelände bereits verfüllt. Orchis laxiflora gibt es hier keine mehr, dafür aber zwischen den Büschen viel Ophrys alasiatica und noch mehr Orchis fragrans oder Orchis sancta, das kann man derzeit anhand der Blattrosetten noch nicht sagen. Des einen Freud, des anderen Leid. Neben Serapias bergonii blühen hier schon einige Serapias aphroditae, wobei die - berechtigte - Diskussion wieder los geht, ob denn das eine gut abgrenzbare Art ist oder nicht. Wir haben übrigens noch von einem zweiten Standort von Orchis laxiflora gehört. Er soll zwischen Paphos und Polis liegen. Das wäre insbesondere deshalb interessant, weil es dort sogar Hybriden mit Orchis morio ssp. syriaca geben soll. Das wäre neu für uns. Aber ohne nähere Angaben macht es wenig Sinn danach zu suchen. Also müssen wir darauf verzichten und uns mit den "normalen" Orchis laxiflora hier zufrieden geben. Hier trennen sich unsere Wege vorläufig. Nachdem wir uns nämlich nicht entscheiden können, ob wir jetzt nach Paphos fahren oder weiter nach Orchideen suchen sollen, teilen wir uns problemlos auf, schließlich haben wir zwei Fahrzeuge zur Verfügung. Während also ein Teil der Mannschaft zu einem Besuch von Paphos mit den weltberühmten Mosaiken aufbricht, entschließt sich der andere Wagen samt Inhalt weiter in der freien Natur zu bleiben. Am Nachmittag wollen wir uns dann beim Standort im Kiefernwäldchen wieder treffen, denn dieser Standort interessiert wie gesagt wieder alle. Der Weg

9 zum nächsten Standort führt die Freilandgruppe auf kleiner Straße durch eine sanfte Hügellandschaft. An einer sehr lohnend aussehenden Stelle halten wir, um uns näher umzusehen. Schließlich wollen wir ja nicht nur die bereits bekannten Standorte abklappern, sondern auch mal selber was entdecken. Besonders ergiebig ist es hier allerdings nicht. Der Leser sollte auf Grund unserer Berichte nicht glauben, dass man nur auszusteigen braucht, um gleich in einem Meer von Orchideen mit Hybriden und Albinos zu stehen. Das ganze ist komplizierter und jeder Standort hat seine ganz besonderen Eigenschaften und Bewirtschaftung. Als nächstes steht wieder ein Standort von einem Kollegen auf dem Programm. Er war uns wegen der großen Artenliste angenehm aufgefallen. In der Tat scheint es mächtig interessant zu werden: Schon von der Straße aus sieht man Barlia robertiana und Orchis sezekiana stehen, das ist ein gutes Zeichen. Spektakulär wird es dann auf der Hochfläche, die man nach Überwindung des steilen Hangs erreicht. Hier steht ein Massenbestand von Orchis italica, über 1.000 Pflanzen sind es bestimmt, viele davon noch in Knospen. So viele beisammen hatten wir bislang noch nicht gesehen. Auch sonst ist die Orchideendichte relativ hoch, obwohl offensichtlich kein reines Kalkgestein ansteht. Wir haben es hier mit einer Art Konglomerat zu tun, das aber bekanntlich oft kalkhaltig ist. Ein solcher Boden speichert mehr Wasser als einer über reinem und porösem Kalkgestein, was die Orchideen ebenfalls begünstigt. Insbesondere Ophrys umbilicata steht auf der Hochfläche in beacht-

10 licher Zahl und erlaubt eine gute Übersicht über die Variabilität dieser Art. Dabei wird ganz deutlich: 50 % der Pflanzen haben ein grünes Perigon, sind sonst aber identisch mit denen mit rosa Perigon. Sie stehen in Eintracht in Trupps beisammen. Es ist damit für uns ein und dasselbe, so dass die Farbe des Perigons nicht gerade ein gutes Erkennungsmerkmal ist, zumindest bei dieser Art. Auch Ophrys alasiatica steht hier in beeindruckenden Trupps mit annähernd 100 Pflanzen. 16 verschiedene Arten, das ist schon beachtlich. Barlia robertiana (zerstreut, blühend), Neotinea maculata (zerstreut, blühend), Ophrys cinerophila (verbreitet, blühend), Ophrys levantina (zerstreut, blühend), Ophrys umbilicata (verbreitet, knospendaufblühend-blühend), Orchis morio ssp. syriaca (verbreitet, blühend), Ophrys alasiatica (zerstreut, blühend), Orchis collina (vereinzelt, verblüht), Orchis italica (häufig blühend-aufblühend-knospend), Ophrys Ophrys israelitica und Ophrys cinerophila. Wir haben Zweifel, dass es sich überhaupt um letztere Art handelt. Die Blüten sind insbesondere vergleichsweise groß (so groß wie Ophrys israelitica) und kaum gebogen (weniger als Ophrys israelitica)

11 flavomarginata (zerstreut, blühend-verblühend-aufblühend), Ophrys sicula (verbreitet, blühend), Ophrys israelitica (verbreitet, blühend), Orchis fragrans / sancta (zerstreut, Rosetten), Ophrys mammosa (vereinzelt, blühend), Spiranthes spiralis (wenige, Rosetten), Orchis x sezekiana (verbreitet blühend) Dann wird es Zeit, zu unserer Verabredung mit der Kulturgruppe im Kiefernwäldchen zwischen Kathikas und Pegeia zu fahren. Fast zeitgleich treffen wir ein und so suchen wir gemeinsam nach weiteren Besonderheiten im Wald. Und wir werden auch fündig und entdecken unter anderem einige sehr schöne Hybriden zwischen Ophrys levantina und Ophrys elegans. Ansonsten ergänzen wir die Artenliste etwas auf dann insgesamt 16 verschiedene Arten und 2 verschiedene Hybriden, das ist schon beeindruckend und einer unserer besten Plätze überhaupt. Derart angetan von der Orchideenvielfalt hier schauen wir uns auch auf der anderen (westlichen) Seite des Wäldchens noch um. Hier sieht das Gelände zwar sehr ähnlich aus, aber Orchideen machen sich, aus welchem Grund auch immer, sehr rar. Dann wird es Zeit für das übliche Programm im Hotel. Duschen, A- bendessen, Cocktails. Das Wetter sieht übrigens gar nicht mehr so gut aus. Es könnte durchaus sein, dass wir gegen Ende der Exkursion doch noch Regen bekommen könnten. Mittwoch, 23. März Eigentlich fliegen wir erst morgen zurück. Dennoch ist heute unser letzter Exkursionstag, weil nämlich unser Flieger, wenn denn alles klappt, morgen schon sehr früh starten wird. Mit der ganzen Vorlaufzeit, Einchecken, Fahrzeugrückgabe und so ist da natürlich nichts mehr mit Gelände. Heute aber soll es noch ein sehr interessanter Tag werden. Zuerst mal ist es wieder ein sonniger Tag, die Stimmung entsprechend wieder ausgezeichnet. Dann wollen wir uns als

12 erstes über einen Standort eines Kollegen hermachen, mal sehen, was es da gibt. Zumindest der Liste nach muss der Platz toll sein, zum Beispiel soll es gelbe Ophrys alasiatica geben, das wäre natürlich was besonders schönes. Schon neben dem Wagen dann die ersten Ophrys bornmülleri, das fängt ja gut an. Und es geht auch sehr gut weiter. In der Liste steht auch Ophrys rhodia. Tatsächlich stehen hier Pflanzen, die der Beschreibung von Ophrys rhodia gut entsprechen. Neben einer gedrungeneren Blüte und den grünen Sepalen fällt vor allem das hell orange leuchtende Basalfeld auf. Ophrys umbilicata in typischer Ausprägung sieht da schon etwas anders aus, aber eben nur in typischer Ausprägung. Auch bei Ophrys umbilicata gibt es gedrungenere Exemplare mit grünem Perigon. Das einzige, was hier stört ist der herumliegende Abfall. Plastikeimer, Kühlschrank, Reifen, ein ausrangiertes Bad und anderer Bauschutt, Glasscherben, Matratzen und so weiter. Eine echte Sauerei. Und mitten drin die Orchideen, unglaublich. Die größte Überraschung finden wir am westlichen Rand des kleinen Tälchens. Hier stolpern wir ganz unverhofft über Hybriden, und zwar gleich an die 15 Stück. Nachdem wir uns alle angesehen haben, ist das Urteil eindeutig: Es ist die Kreuzung aus Ophrys elegans und Ophrys alasiatica. Einfach herrlich, und jede sieht anders aus, wie so oft bei Hybridpopulationen. Ophrys bornmülleri (verbreitet, aufblühend-blühend-knospend), Ophrys flavomarginata (verbreitet, blühend-verblühend), Serapias bergonii (wenige, knospend), Ophrys umbilicata (verbreitet, blühend), Ophrys alasiatica (verbreitet, blühend), Orchis morio ssp. syriaca (verbreitet, verblühend), Ophrys sicula (zerstreut, blühend), Ophrys elegans (zerstreut, verblühend), Ophrys rhodia (wenige, blühend), Ophrys levantina (zerstreut, blühend), Ophrys cinerophila (vereinzelt, verblühend-blühend), Serapias aphroditae (wenige, aufblühend), Ophrys alasiatica rosa Perigon (Einzelex., blühend), Orchis fragrans / sancta (zerstreut, Rosettenknospend), Ophrys rhodia flavescens (2 Ex., blühend), Orchis italica

13 (Einzelex., blühend), Ophrys israelitica (vereinzelt, blühend), Orchis collina (wenige, verblüht), Ophrys alasiatica flavescens (2 Ex., blühend), Ophrys lapethica (vereinzelt, blühend-verblühend) Spiranthes spiralis (wenige, Rosetten), Barlia robertiana (Einzelex., verblüht), Ophrys alasiatica x Ophrys elegans (ca. 20 Ex., blühend). Hybridschwarm Ophrys alasiatica x Ophrys elegans Stellenweise häufig ist auch Ophrys alasiatica, insbesondere um einige große Karubenbäume herum. Aber so sehr ich mich auch bemühe, alle sind sie normal gefärbt. Das gibt's doch nicht, da muss es

14 doch irgendwo einen Albino geben, wenn der Kollege so was auch gefunden hat. Hunderte sehe ich mir an, bis ich innerhalb einer schmalen Hecke, rund 15 Meter von der Straße entfernt und am Fuße eines großen Karubenbaumes plötzlich doch noch einen Gelbling entdecke, was für eine Freude. Unweit entfernt gar noch ein Exemplar, beide in optimalem Blühzustand. Da habe ich vermutlich die beschriebenen Pflanzen doch noch entdeckt. Und weil es so schön ist kommt noch eine monströse Ophrys alasiatica mit verwachsenen Blüten dazu. Mann, was für ein Standort. 19 verschiedene Arten, zwei verschiedene Gelblinge, eine Mutation, eine Ophrys alasiatica mit dunkelrosa Perigon und die herrlichen Hybriden zwischen Ophrys elegans und Ophrys alasiatica. Und das, obwohl die Fläche schon beweidet wird, so dass wir die meisten Sachen im oder am Rande von Gestrüpp finden. Das zeigt, welches Potential diese Fläche noch hat. Die Blumen meinen es also heute gut mit uns. Jedenfalls hat sich der Tag alleine deshalb schon gelohnt und wir könnten uns für den Rest des Tages eigentlich am Swimmingpool verwöhnen lassen. Apropos Abfall und Bauschutt: Wissen sie, welches das wichtigste Fahrzeug auf Zypern ist: Falsch, es ist der Betonmischer. Überall sieht man sie. Was hier gebaut wir, ist einfach irre. Wo soll das alles hinführen? Ganz wichtig sind auch Pickups, mit denen man den Abfall, Kühlschränke, Autoreifen, das alte Badezimmer, das tote Schaf und sonst noch Sachen, die man nicht mehr braucht, auch in den letzten Winkel in die Pampa fahren und entsorgen kann. Den nächsten Standort haben wir bei einer Kollegin aus Frankreich, abgeguckt. Er liegt an der Straße von Agios Amvrosios nach Vouni auf Höhe der Kapelle Agios Georgios. Die Terrassen unterhalb der Straße sollen es sein. So steigen wir hinunter und begutachten die Fläche bei einem saumäßig böigen Wind, der uns schon beim Aussteigen fast die Türen aus der Verankerung reißt. Tatsächlich sind die aufge-lassenen Weinberge sehr interessant, die Orchideen-fülle ist überdurchschnitt-lich hoch. Die Bemerkung der Kollegin, es hand-

15 le sich um einen Standort "très riche", können wir nur bestätigen. Interessant auch zwei Exemplare von Ophrys alasiatica Var. planimaculata, will heißen mit flächigem blauen Mal auf der Lippe. Einige Arten gibt es hier in großer Zahl, zum Beispiel auch Ophrys iricolor, noch dazu in prächtiger Ausprägung.