1 Segensgottesdienst Mehr als Worte 2013 I. Ihr seid zur Freiheit berufen. Steht aufrecht. Musik zum Ankommen Begrüßung Lied: Gott gab uns Atem, damit wir leben. Körpergebet: Ich bin da. Aufrecht stehen wir vor Dir. Jeden Tag mich in die Mitte des Raumes stellen da-stehen zu mir stehen mich vor aller Leistung erinnern dass Leben ein Geschenk ist Tief ein- und ausatmen aus dem Urvertrauen heraus dass Gott, die Ewige, in mir atmet und dass ich dadurch mit der ganzen Schöpfung verbunden bin gebunden an die Erde, die Du liebst ausgestreckt zum Himmel, den Du verheißt als Tochter (als Sohn) des Himmels und der Erde So stehe ich vor dir, Gott, und bin offen für das, was Du mir schenken willst. Amen. Kyrie / den Auferstandenen in unserer Mitte begrüßen In unserem Hunger nach Lebendigkeit, in unserer Sehnsucht aufrecht, mit erhobenem Haupt und geradem Blick durchs Leben zu gehen, sind wir nicht allein. Unser Bruder und Herr, Jesus Christus ist trotz aller Demütigung und durch allen Tod erhoben in den Himmel. Wir, die wir uns an ihm ausrichten, rufen ihn in unsere Mitte. Du rufst und lockst uns in die Freiheit. Kyrie eleison (gesungen) Du öffnest uns den Blick für uns und unsere Mitmenschen.
2 Kyrie eleison Wenn wir niedergedrückt sind, können wir unter deinem Blick aufatmen. Kyrie eleison Lied: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe Lesung: Gal 5,1 Gute Nachricht: Christus hat uns befreit; er will, dass wir jetzt auch frei bleiben. Steht also fest und lasst euch nicht wieder ins Sklavenjoch einspannen! Klang und Bewegung Ich bin so frei mein Ton, mein Wort, meine Geste Seufzen, Osterlachen Mündet in: Loblied: Ich sing dir mein Lied II. Wer befreit ist, kann befreien Blick weiten zum solidarischen Handeln Evangelium: Lk 4,16-21 Gute Nachricht/Einheitsübersetzung: So kam Jesus auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war. Am Sabbat ging er wie immer in die Synagoge. Er stand auf, um aus den Heiligen Schriften vorzulesen, und der Synagogendiener reichte ihm die Schriftrolle mit den Worten des Propheten Jesaja. Jesus rollte sie auf und wählte die Stelle aus, an der es heißt: Gottes Geist ruht auf mir; / denn Gott hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Jesus rollte das Buch wieder zusammen, gab es dem Synagogendiener zurück und setzte sich. Alle in der Synagoge blickten gespannt auf ihn. Er begann und sagte: Heute, da ihr dieses Prophetenwort aus meinem Mund hört, ist es unter euch in Erfüllung gegangen. Hinführung zum Austausch Alle in der Synagoge blickten gespannt auf ihn. Die Worte haben wir schon oft gehört. Was wird dieser uns nun sagen? Ich will und kann nichts anderes sagen, als Jesus seinen Zuhörerinnen und Zuhörern sagte: Wenn ihr diese Worte hört, wirklich hört, aufnehmt und ernst nehmt, dann ist das Himmelreich nicht irgendwo und irgendwann, dann ist es genau heute, hier und jetzt schon angebrochen. Es geschieht unter uns. Der Glaube, der frei macht, lebt davon, dass wir uns immer wieder an diese Zusage Gottes erinnern, uns davon erzählen.
3 Was wäre denn die gute Nachricht für mich Arme? Wo bin ich gefangen, und was wäre, wenn ich daraus entlassen würde? Wo bin ich mit Blindheit geschlagen und möchte doch gerne sehen? Wo fühle ich mich zerschlagen und sehne mich nach Freiheit? Was würde das Prophetenwort heute für mich, für uns bedeuten? Wie sähe für mich, für uns ein Jubeljahr, ein Gnadenjahr Gottes aus, in dem wir ganz so leben könnten, wie es vor Gott gerecht wäre? Wenn Sie möchten, können Sie mit ihren Nachbarinnen darüber ins Gespräch kommen. Stille zum Nachdenken Murmelgespräche Fürbitten mit Liedruf Du, Gott, stützt mich. Du, Gott, stärkst mich. Du, Gott, machst uns frei. 1. Manchmal ist uns eng ums Herz, fehlt uns die Luft zum Atmen. Dann öffne du, Gott, uns Herz und Sinn, mache uns weit, so dass auch die Menschen um uns es spüren und sich frei entfalten können. 2. Wenn wir verstrickt sind und unsicher, wenn jeder Schritt vorwärts uns Angst macht, stärke uns, damit wir mutig immer wieder das Leben wählen. 3. Wenn der Drang nach Freiheit groß ist in uns, wenn wir meinen, andere aus dem Weg räumen zu müssen, um frei leben zu können, schenke uns neue Perspektiven, die Alle im Blick haben. 4. Wenn Altes uns fesselt, wenn wir Angst haben, loszulassen, was uns bindet, dann lass deinen frischen Geist wehen, der uns leicht und froh macht. 5. Wenn du uns lockst in dein Reich hier und jetzt, wenn die Sehnsucht danach groß wird in uns, lass uns nachgeben und deiner Verlockung erliegen. 6. So wollen wir auch all jener gedenken, die bedrückt sind, ausgebeutet, in Gefängnissen und Lagern, der Frauen, die um ihre Rechte kämpfen, und derer, die in Gewaltverhältnissen leben. Lass uns, o Gott, ihnen nahe sein mit unserem Beten, Singen und unserem Eintreten für Gerechtigkeit. Vater unser III. Sein wie Träumende Lied: Durch das Dunkel hindurch Meditation in Anlehnung an Psalm 126 Manchmal, wenn Gott, die Ewige, neu in mein Leben tritt, mich wach- und aufrüttelt, wenn etwas angerührt wird in mir, wenn ich mich neu hineingenommen fühle
4 in den Fluss des Lebens, dann ist es, als ob Gott, die Ewige, mein Geschick wendet. Etwas löst sich, bricht auf, klärt sich, und Tränen der Erleichterung laufen über meine Wangen. Gottes Atem durchströmt mich neu wie frisches Wasser an den Quellen des Lebens. Und ungläubig staunend füllt sich mein Mund mit Lachen bin ich erfüllt mit großer Freude. Wenn Gott, die Ewige, unser Geschick wendet, werden wir sein wie die Träumenden. Ich werde sein wie eine Träumende. Träumende lassen Unmögliches möglich werden. Da ist keine Enge mehr, die mich bedrängt. Etwas in mir ist verwandelt. Ich kann mich wieder selbst spüren, entdecke neue Lebendigkeit, Lebenslust und Lebensfreude. Gott, die Ewige, schafft Raum und Weite schenkt mir, schenkt uns neue Freiheit. Ja, wir alle werden sein wie die Träumenden, werden durch die Freiheit als Kinder Gottes, als Töchter und Söhne Gottes zu leben, etwas ahnen von der Kraft, die in uns wohnt. Du Gott, wirst immer wieder unser Geschick wenden, so wie manchmal plötzlich im trockenen Land Bäche hervorströmen, wirst Tränen in Jubel und Klage in Tanz verwandeln. Und in Zeiten der Ohnmacht und Antriebslosigkeit wirst du, die Ewige, uns erinnern an dein Ich bin da und wir werden durch dich, Gott das herauskitzeln und zur Entfaltung bringen, was du in uns angelegt hast immer wieder neu. Amen. Lied: Wenn eine alleine träumt Einladung zum persönlichen Segen Segnen mit zurückhaltender Musikbegleitung Segen und Sendung In einem Briefwechsel schrieb Rainer Maria Rilke 1903: Sie sind so jung, so vor allem Anfang, und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben
5 werden können, weil Sie sie nicht leben können. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein. Du darfst nicht warten, bis Gott zu dir geht und sagt: Ich bin. Ein Gott, der seine Stärke eingesteht, hat keinen Sinn. Da musst du wissen, dass dich Gott durchweht seit Anbeginn, und wenn dein Herz dir glüht und nichts verrät, dann schafft er drin. So segne uns Gott dies glühende Herz, Vater, Sohn und heilige Geistkraft. Amen. Schlusslied: Du schaffst Weite, du schaffst Raum Rainer Maria Rilke