Baltikum Fahrt 2006 des CAAR - Deutschland e.v. (Club für Alte Automobile und Rallyes) 09. - 24.08.2006 - Rostock Riga Memel Wilna - Warschau Posen Berlin - von Johann-Heinrich Hahn Vornehmliches Ziel war die lettische Hauptstadt R i g a mit der diesjährigen Veranstaltung Riga Niem Automobil 120 Automobil in Riga 110 Das internationale Oldtimertreffen "Riga Retro 2006 Mittwoch, 09. August 2006 Treffen der Teilnehmer gegen Mittag und Start um 19.00 h in Rostock, Skandinavienkai, mit dem dänischen MS Urd. Donnerstag, 10. August 2006 Auf See - 378 Seemeilen = 700 km Eintreffen gegen 22.00 h in Windau (lettisch: Ventspils). Holprige Hotelsuche wegen einer innerörtlichen Umleitung (Baustelle); zwangsläufig lernte man das dortige Rotlichtviertel kennen. Überraschung im Hotel: Das (gute Flaschen-)Bier gab es nur per Kreditkarte. Mal was Neues! Übernachtung. 25 km
Freitag, 11. August 2006 Fahrt von Windau nach Jurmula (5 km entfernt von Riga liegend). Die Route führte ca. 80 km über eine trockene Schotterstrecke, die den Fahrzeugen und auch den Fahrern einiges abverlangte. Dies war jedoch für diejenigen, die Karten richtig lesen können, keine große Überraschung. Nach der Ankunft in Jurmula: Kennenlernen des dortigen (lettischen) Bade- und Urlaubbetriebs. 242 km Sonnabend, 12. August 2006 Nur an diesem Tag haben wir an der 120-Jahr-Feier Riga Niem teilgenommen. Grund dieser lediglich 1tägigen Teilnahme: Überzogene Forderungen finanzieller Art des Veranstalters (wenn ich es richtig verstanden habe). Das Veranstaltungsprogramm des Riga Motormuzejs (Motormuseum Riga) für diesen Tag lautete: Ankunft der Teilnehmer mit ihren historischen Fahrzeugen in Riga. Registrierung und technische Abnahme im Riga-Motormuseum. Ab 11.00 Uhr Paradefahrt durch die Straßen Rigas, anschließend Aufstellung in der sehenswerten und gut erhaltenen historischen Altstadt (Bremen war bei der Gründung durch deutsche Kaufleute im Jahr 1158 Vorbild). Alles war deklariert als öffentliche Veranstaltung für die Einwohner Rigas und ihre Gäste anläßlich des Baus des 1. Automobils durch Karl Benz vor 120 Jahren. Gleichzeitig wurde erinnert an das Erscheinen des ersten Automobils auf Rigas Straßen vor 110 Jahren.
Die Fahrzeuge wurden in thematischen und chronologischen Gruppen in den Straßen aufgestellt. Es waren in der Altstadt folgende Objekte zu besichtigen: - historische Fahrzeuge des lettischen Motormuseums in Riga - historische Fahrzeuge der lettischen Automobilklubs - Fahrzeuge aus Privatsammlungen (u.a. "Patent Motorwagen das wichtigste Ausstellungsobjekt = Leihgabe des Daimler-Benz-Museums) - Fahrzeuge der Teilnehmer aus dem Ausland (Litauen, Polen, Deutschland) Im Laufe des Nachmittags wurde eine Oldtimerrallye von Riga nach Sigulda (65 km) mit dem Ziel Turaida-Schloß gestartet, an der auch einige Fahrzeuge von uns teilnahmen. Der Sinn dieser Ausfahrt hat sich mir nicht ganz erschlossen. Über ein Ergebnis hierzu wurde nichts bekannt. Abends fanden im Hotel ein Treffen und ein gemeinsames Essen mit den ebenfalls teilnehmenden Mitgliedern des CAAR-Polen statt. Eine gemeinsame Weiterfahrt nach dem Passieren der litauisch/polnischen Grenze wurde für Sonnabend, den 19.08.2006, vereinbart. 220 km Sonntag, 13.August 2006 Die Veranstalter hatten eine weitere Oldtimer-Veranstaltung vorgesehen, an der wir aber aus Kostengründen nicht teilnahmen. Wir fuhren daher zum ca. 90 km von Riga entfernten Schloß Rundale (lettisch: Rundāles pils), einem Barockschloß. Das Schloß wurde von 1736 bis 1740 und von 1763 bis 1768 als Sommerresidenz des kurländischen Herzogs Ernst Johann Biron erbaut. Es handelt sich um eine ausgedehnte Schloß- und Gartenanlage im Barock- und Rokokostil und ist die größte und wichtigste dieser Art in Lettland. Das zweistöckige Gebäude umfasst 138 Räume. Architekt war Bartolomeo Francesco Rastrelli, der ebenfalls den Winterpalast der Eremitage in St. Petersburg entworfen hat. Das Schloß ist heute als Museum eingerichtet, es wird aber auch für repräsentative Zwecke benutzt. Es kann ganzjährig besichtigt werden. 248 km
Montag, 14.August 2006 Abfahrt in Riga, entlang der Ostseeküste (Bernsteinküste). Wer diese Route wählte, befuhr einen wunderschönen Küstenstreifen, der wegen seiner großen Bersteinvorkommen bekannt war. Tacitus erwähnte den Bernstein bereits in seiner Germania. Heute wird nur noch nordwestlich von Königsberg im Tagebau Bernstein gewonnen. Die Strecke führte über Polangen (Palanga) nach Memel (Klaipeda). Hier: Altstadt-Besichtigung incl. Hafen. 331 km Dienstag, 15. August 2006 Besuch der Kurischen Nehrung (Weltkulturerbe) mit Nidden und Schwarzort. Siehe Extra-Blatt! - 117 km Mittwoch, 16. August 2006 Weiterfahrt nach Kauen (Kaunas), dem geographischen Mittelpunkt Europas! Kauen (Kaunas) war von 1920 bis 1940 die provisorische Hauptstadt Litauens. Heute ist sie Industrieund Wissenschaftsstandort und aufgrund seiner Lage der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Litauens. Es besitzt eine über 2 km langen Fußgängerzone mit Cafés, Galerien und Boutiquen sowie eine mittelalterliche Altstadt, die in den Abendstunden besucht wurde. 369 km Donnerstag, 17. August 2006 Weiterfahrt über das Mineralbad Druskininkai, den Grütas Park zur litauischen Hauptstadt Wilna (Vilnius). Druskinikai ist auch heute mit seinen 12 Mineralquellen und den dazugehörigen Sanatorien bekannt. Der nahe gelegene Grütas Park ist über Litauen hinaus bekannt geworden durch einen mit dem Pilzhandel reich und bekannt gewordenen Litauer, der Anfang der 1990er-Jahre begann, im ganzen Land alte Stalinstatuen und andere Sowjetdenkmäler zu sammeln und sie bei Druskininkai in einem Freilichtmuseum der besonderen Art zu errichten. 280 km
Freitag, 18. August 2006 Wilna (Vilnius), Hauptstadt Litauens. Tag zur freien Verfügung; verschärfte Motordurchsicht (es war nichts zu beanstanden!). Vormittags: Besichtigung der Wasserburg Trakai (wird als Urzelle Litauens bezeichnet). Die Gründung des dazugehörigen Ortes im 13. Jahrhundert traf mit der des litauischen Staates zusammen. Zuerst gab es eine Holzburg auf einer Halbinsel (zwischen 3 Seen), später die (heute renovierte) Steinburg. Die Ordensritter mieden diese Burg, man hielt sie für unbesiegbar. Heute ist sie hervorragend restauriert. Nachmittags: Sehenswerte Altstadt mit Flair. Eine sehr kompetente Fremdenführerin mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen brachte uns ihre Stadt näher. Dominierend ist der Burgberg, von dem sich das Straßennetz der Altstadt fächerartig nach Westen und Süden zieht. Die Altstadt, die sich am linken Ufer des malerischen Flüßchen Neris entlang zieht, soll zu den besterhaltenen Europas zählen und gehört seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die barocke Universitätsanlage, aber auch gotische Kirchengebäude beeindruckten ungemein. Es gibt ebenfalls Ecken, die romantisch und kleinstädtisch wirken und die sich zu einer Art Künstlerviertel zu mausern scheinen. Ansonsten beeindruckt das viel Grün im Stadtzentrum. 60 km
Sonnabend, 19. August 2006 Weiterfahrt über die litauisch/polnischen Grenze nach Bialystok. Man merkte förmlich, daß diese Stadt - ganz in der Nähe zu Weißrussland - in einer ländlichen Region liegt (u.a. befindet sich hier ein Naturpark mit Wisenten). 315 km Sonntag, 20. August 2006 Weiterfahrt zur polnischen Hauptstadt Warschau. Mitglieder des CAAR-Polen waren trotz ihres Versprechens vom 12.08.2006 am Vortag nicht eingetroffen. 273 km
Montag, 21. August 2006 Der Tag war ausgefüllt mit einer Stadtrundfahrt in einem gecharterten offenen Bus (ehemaliger Roadmaster aus London). An diesem Tag begleitete uns M. Jurek, der Boss des CAAR-Polen. Er organisierte einen Besuch im Muzeum Motoryzacji i Techniki im nahe gelegenen Otrebusy, wo es neben vornehmlich deutschen, russischen, polnischen und amerikanischen Oldtimern auch Motorräder und - zu unserem Erstaunen - altes russisches Kriegsgerät zu bestaunen gab. Der Museumseigner war an diesem Tag (montags haben auch in Polen die Museen gewöhnlich geschlossen) so erfreut über unser Kommen und Interesse, daß er uns nicht nur das beträchtliche Eintrittsgeld erließ, sondern auch noch zu Keksen und einer Tasse Kaffee einlud. Abgerundet wurde der Tag mit einem gemeinsamen Essen und viel Bier in einem urigen Altstadtlokal, dessen Eingang ein restaurierter Lkw-Oldie zierte. Ein privater Altstadtbummel ließ den (erfolgreichen) Tag ausklingen. 0 km Dienstag, 22. August 2006 Weiterfahrt nach Posen. Private Unternehmungen und auch hier ein Altstadtbummel rundeten den Tag ab. 424 km
Mittwoch, 23. August 2006 Fahrt über Küstrin nach Berlin. Der Grenzübertritt - vorher wurden Pilze, Benzin und andere günstige Waren erstanden - und die Fahrt in die Hauptstadt machten den Hauptteil des Tages aus. Der Abend wurde gemeinsam im Hotel verbracht und man verabschiedete sich, nicht ohne sich gegenseitig zu versichern, wie erfolgreich und harmonisch diese Baltikum-Rundfahrt verlaufen sei. Natürlich wurde auch versprochen, sich bald wieder zu treffen und gemeinsam in alten Autos zu verreisen. Ein gehöriger Dank nebst kleiner Gabe an unseren Reisemarschall Schorsch Wittenmeier - ein unermüdlicher Kämpfer in dieser nun verflossenen Sache - durfte nicht fehlen. 219 km Donnerstag, 24. August 2006 Individuelle Rückreise. Gesamtstrecke: Sie betrug (nach meinen Aufzeichnungen) ohne An- und Heimreise ca. 3 100 km (ohne Fähre). Es gab 15 Übernachtungen (inklusive Fährüberfahrt). H a h n