Hoge middeleeuwen ( ): Extra gedichten

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Transkript:

Hoge middeleeuwen (1170-1350): Extra gedichten Dichter unbekannt Nibelungenlied (um 1200) Walther von der Vogelweide (um 1170-1230) Wolfram von Eschenbach (1170-1220) Heinrich von Veldeke (vor 1150-1190/1200) Der von Kürenberg (um 1160) Friedrich von Hausen (um 1150-1190) Dichter unbekannt: Dû bist mîn Dû bist mîn, ich bin dîn: des solt dû gewis sîn. Dû bist bezlozzen in mînem herzen: verloren ist daz slüzzelîn: dû muost immer drinne sîn. Dichter unbekannt: Nibelungenlied um 1200; die ersten sechs Strophen Uns ist in alten mæren von helden lobebæren, von vröuden hôchgezîten, von küener recken strîten Ez wuohs in Búrgónden daz in allen landen Kriemhilt geheizen: dar umbe muosen degene Der minneclîchen meide ir muoten küene recken, âne mâzen schoene der juncvrouwen tugende Ir pflâgen drîe künege Gunther unde Gêrnôt, und Gîselher der junge, diu frouwe was ir swester, Die herren wâren milte, mit kraft unmâzen küene, dâ zen Búrgónden si frumten starkiu wunder wunders vil geseit: von grôzer arebeit, von weinen und von klagen, muget ir nû wunder hoeren sagen. ein vil édel magedîn, niht schoeners mohte sîn, si wart eine scoene wîp. vil verlíesén den lîp. triuten wol gezam. niemen was ir gram. sô was ir edel lîp. zierten ándériu wîp. edel unde rîch, die recken lobelîch, ein ûz erwelter degen. die fürsten hetens in ir pflegen. von arde hôh erborn, di recken ûz erkorn. sô was ir lant genant. sît in Etzélen lant.

Ze Wormez bî dem Rîne in diente von ir landen mit lobelîchen êren si stúrben sît jæmerlîche si wonten mit ir kraft. vil stolziu ritterscaft unz an ir endes zît. von zweier edelen frouwen nît. Viel Wunderdinge melden Von preiswerten Helden, Von der Freude Festlichkeiten, Von kühner Recken Streiten Es wuchs in Burgonden Wie in allen Landen Kriemhild war sie geheißen Um das viel Degen mussten Die Minnigliche lieben Kühnen Rittersleuten; Schön war ohne Maßen Die Tugenden der Jungfrau Sie pflegten drei Könige, Gunther und Gernot, Und Geiselher der junge, Ihre Schwester war die Fraue, Die Herren waren milde, Unmaßen kühn von Kräften, Das Reich der Burgonden, Sie schufen starke Wunder Zu Worms am Rheine wohnten Von ihren Landen diente Mit stolzlichen Ehren Bis jämmerlich sie starben die Mären alter Zeit von großer Kühnheit, von Weinen und von Klagen, mögt ihr nun Wunder hören sagen. ein schönes Mägdelein, nichts schöners mochte sein. und war ein schönes Weib, verlieren Leben und Leib. brauchte nimmer Scham niemand war ihr gram, ihr edler Leib zu schaun; ehrten alle die Fraun. edel und reich, die Recken ohne Gleich, ein auserwählter Degen; die Fürsten hatten sie zu pflegen. von Stamm hoch geboren, die Recken auserkoren. so war ihr Land genannt, noch seitdem in Etzels Land. die Herrn mit ihrer Kraft. viel stolze Ritterschaft all ihres Lebens Zeit, durch zweier edeln Frauen Neid. Karl Simrock Walther von der Vogelweide (um 1170-1230) Under der linden Under der linden an der heide, dâ unser zweier bette was,

dâ mugt ihr vinden schône beide gebrochen bluomen unde gras. vor dem walde in einem tal, tandaradei, schône sanc diu nahtegal. Ich kam gegangen zuo der ouwe: dô was mîn friedel komen ê. dâ wart ich enpfangen, hêre frouwe, daz ich bin saelic iemer mê. kuster mich? wol tûsentstunt: tandaradei, seht wie rôt mir ist der munt. Dô het er gemachet alsô rîche von bluomen eine bettestat. des wirt noch gelachet inneclîche, kumt iemen an daz selbe pfat. Das er bi mir laege, wesses iemen, - nu enwelle got - so schamt ich mich, wes er mit mir pflaege, niemer niemen bevinde das, wan er unt ich, und ein kleines vogellin! tandaradei! das mac wol getriuwe sin. Unter der Linde Auf der Heide unter der Linden da könnt ihr uns finden. In unserem Bett aus gebrochenen Blumen und Gras, vor dem Wald in einem Tal, schön sangst du, liebe Nachtigall. Ich kam zu unserem Platz gegangen, da wurde ich von meinem Geliebten empfangen. Ganz selig bin ich vor lauter Freud! Küsst er mich wohl heut'?

Hoffentlich wohl tausend' Stund, seht, wie rot mir ist der Mund. Da hat er also aus Blumen eine Bettsatt gemacht. Darüber wird wohl gelacht wenn jemand kommt auf diesen Pfaden und an den Rosen sieht, wo er und ich lagen. Wenn jemand wüßte, dass er bei mir läge und mit mir der Liebe pflege, so schämte ich mich. Wissen soll's nur er und ich und ein kleines Vögelein, das mag wohl treue sein. Der Wahlstreit (Ich saz ûf eime steine) 1198 Ich saz ûf eime steine und dahte bein mit beine, dar ûf satzt ich den ellenbogen; ich hete in mîne hant gesmogen daz kinne und ein mîn wange. dô dâhte ich mir vil ange, wie man zer welte solte leben. deheinen rât kond ich gegeben, wie man driu dinc erwurbe, der keines niht verdurbe. diu zwei sint êre und varnde guot, daz dicke ein ander schaden tuot. daz dritte ist gotes hulde, der zweier übergulde. die wolte ich gerne in einen schrîn: jâ leider desn mac niht gesîn, daz guot und weltlich êre und gotes hulde mêre zesamene in ein herze komen. stîg unde wege sint in benomen; untriuwe ist in der sâze, gewalt vert ûf der strâze, fride unde reht sint sêre wunt. diu driu enhabent geleites niht, diu zwei enwerden ê gesunt. Ich hôrte ein wazzer diezen und sach die vische fliezen, ich sach swaz in der welte was, velt walt loup rôr unde gras.

swaz kriuchet unde fliuget und bein zer erde biuget, daz sach ich, unde sage iu daz: der keinez lebet âne haz. daz wilt und daz gewürme die strîtent starke stürme, sam tuont die vogel under in; wan daz sie habent einen sin: si dûhten sich ze nihte, si enschüefen starc gerihte, si kiesent künege unde reht, si setzent hêrren unde kneht. sô wê dir, tiuschiu zunge, wie stêt dîn ordenunge! daz nû diu mugge ir künec hât, und daz dîn êre alsô zergât, bekêrâ dich, bekêre. die cirkel sint ze hêre, die armen künege dringent dich: Phillippe setze en weisen uf und heiz sie treten hinder sich. Ich saß auf einem Felsen, die Beine übereinandergeschlagen. Darauf stützte ich den Ellenbogen. In meine Hand hatte ich das Kinn und eine meiner Wangen geschmiegt. So überlegte ich mir angestrengt, wie man Erden leben solle. Ich wußte mir keinen Rat, wie man drei Dinge erwerben könne, ohne dab eines von ihnen verloren ginge. Die beiden ersten, die einander Eintrag tun, sind Ansehen und irdischer Besitz. Doch höher als der Wert der beiden, ist als drittes Gottes Huld. Sie alle wollte ich gern in einem Schrein. Aber leider, es ist unmöglich, dass Besitz, weltliches Ansehen und göttliche Gnade dazu in ein Herz zusammenkommen. Steg und Weg sind ihnen versperrt: Untreue lauert im Hinterhalt. Gewalttätigkeit kommt auf der Straße her. Frieden und Recht sind tödlich verletzt. Die drei haben keinen Schutz, wenn die zwei nicht vorher gesunden. Ich hört ein Wasser rauschen

und ging den Fischen lauschen, ich sah die Dinge dieser Welt, Wald, Laub und Rohr und Gras und Feld, was kriechet oder flieget, was Bein zur Erde bieget, das sah ich, und ich sag euch das: Da lebt nicht eines ohne Haß. Das Wild und das Gewürme, die streiten starke Stürme, so auch die Vögel unter sich; doch tun sie eins einmütiglich: sie schaffen stark Gerichte, sonst würden sie zu nichte; Sie wählen Kön ge ordnen Recht Und unterscheiden Herrn und Knecht. So weh dir, deutschem Lande, wie ziemet dir die Schande, daß nun die Mücke hat ihr Haupt, und du der Ehren bist beraubt! Bekehre dich! Vermehre nicht noch der Fürsten Ehre. Die armen Kön ge drängen sich: Philippen setz den Waisen auf, so weichen sie und beugen sich. Eugen Thurnher Uns hât der winter Uns hât der winter geschât über al: heide unde walt sint beide nû val, dâ manic stimme vil suoze inne hal. Saehe ich die megde an der strâze den bal werfen, sô kaeme uns der vogele schal. Möhte ich verslâfen des winters zît! wache ich die wîle, sô hân ich sîn nît, daz sîn gewalt ist sô breit und sô wît. Weiz got, er lât ouch dem meien den strît: sô lise ich bluomen, dâ rîfe nû lît. Uns hat der Winter viel Schaden gebracht: hat Heide und Wald ihrer Farbe beraubt, wo mancherlei Stimme so lieblich erklang. Säh' ich die Mädchen am Wege den Ball werfen, dann käme zurück auch der Vögel Gesang.

Könnt' ich den Winter nur verschlafen! Solange ich wach bin, hasse ich ihn, denn seine Macht ist so groß und so weit. Doch weiß Gott, eines Tages hat der Mai gesiegt: dann pflück ich Blumen, wo der Schnee jetzt liegt. Hans Hegner Müeste ich noch geleben Müeste ich noch geleben daz ich die rôsen mit der minneclichen solde lesen; so wold ich mich so mit ir erkosen, daz wir iemer friunde müesten wesen. Wurde mir ein kus noch zeiner stunde von ir roten munde, so waer ich nach fröiden wol genesen. Waz sol lieblich sprechen waz sol singen? Waz sol wibes schoene waz sol guot? Sit man nieman siht nach fröiden ringen, sit man übel ane vorhte tuot, sit man triuwe milte zuht und ere wil verpflegen so sere, so verzag an fröiden maneges muot. Rosenlese Möcht ichs doch erleben, daß ich Rosen Mit der Minniglichen könnte lesen; Wollt ich doch sie herzen so und kosen, Als ob längst wir Freunde schon gewesen. Würde mir ein Kuß zur rechten Stunde Von dem roten Munde, Wär ich gleich von allem Leid genesen. Was nützt weise Rede, was soll Singen? Was hilft Weibesschöne, was soll Gut? Seit man Keinen sieht nach Freuden ringen, Seit man ohne Scheu nur unrecht tut, Daß es Milde, Treue, Zucht und Sitte Nicht mehr bei uns litte, Ist verzagt an Liebeslust der Mut. Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934) Saget mir ieman, waz ist minne

Saget mir ieman, waz ist minne? weiz ich des ein teil, sô west ich es gerne mê. der sich baz denne ich versinne, der berihte mich, durch waz sie tuot sô wê. Minne ist minne, tuot sie wol; tuot sie wê, sô heizet sie niht rehte minne. sus enweiz ich, wie sie denne heizen sol. Ob ich rehte râten kunne, waz die minne sî, sô sprechet denne jâ. minne ist zweier herzen wunne: teilent sie geliche, sô ist die minne dâ. Sol sie aber ungeteilet sîn, sône kann sie ein herze aleine niht enthalden. owê, woltestû mir helfen, vrouwe mîn! Vrouwe, ich trage ein teil zuo swære, wellest dû mir helfen, sô hilf an der zît. sî aber ich dir gar unmære, daz sprich endeclîche, sô laz ich den strît Und bin von dir ein ledic man. dû solt aber einez rehte wizzen, [frouwe] daz dich lützel ieman baz geloben kann. Ich will alsô singen immer, daz sie danne sprechen: erne sanc nie baz. desne gedankestû mir nimmer! daz verwîz ich dir alrêst, sô denne daz. weistû, wie sie wünschen dir? daz sie sælic sî, durch die man uns sus singetf! sich, frouwe, den gemeinen wunsch hâstû ouch von mir! Kann mir vrouwe süeze siuren? wænet sie, daz ich ir liep gebe umbe leit? solt ich sie dar umbe tiuren, daz sî sich kêre an mîn unwerdekeit? `Sô kunde ich unrehte spehen. wê, waz rede ich ôrlôser und ougen âne? swen die minne blendet, wie mac der gesehen? Minne, zweier Herzen Wonne Sagt mir jemand, was ist Minne? Weil ichs halb nur weiß, wüßt ich gern mehr. Hats ein andrer besser inne, Lehr er michs, warum sie schmerzt so sehr? Minn ist Minne, wenn sie freut, Schmerzt sie, ist es nicht die rechte Minne,

Und ich weiß nicht, welchen Namen man ihr beut! Mach ichs klar euch wie die Sonne, Was der Minne Wesen sei sprecht Ja! Minn ist zweier Herzen Wonne, Teilen beide gleich, so ist sie da! Doch tritt keine Teilung ein, Kann ein Herz allein sie nicht erfassen: Darum spende du mir Hilfe, Herrin mein! Frau, ich habe schwer zu tragen; Willst du helfen mir, so hilf beizeit. Bleibst du aber taub den Klagen, Sag es frei, so end ich diesen Streit! Bin hinfort ein freier Mann. Aber eines solltest du bedenken: Daß dich schwerlich Einer besser feiern kann! Darf sie Haß für Liebe geben? Soll ich Lust ihr schaffen für mein Leid? Soll ich rühmend sie erheben, Wenn sie's kehrt zu meiner Niedrigkeit? Übel tat ich, ihr zu traun! Doch was sprech ich Blinder denn und Tauber? Wen die Liebe blendet, kann nicht richtig schaun! Nachgedichtet von Richard Zoozmann (1863-1934) Wolfram von Eschenbach (1170-1220) Der helden minne ir klage Der helden minne ir klage du sunge ie gên dem tage, Daz sûre nâch dem süezen, swer minne und wîplich grüezen alsô enpfienc, daz si sich muosen scheiden,- swaz dû dô rite in beiden, dô ûf gienc Der morgensterne, wahtaere, swîc, dâ von niiht sinc. Swer pfliget oder ie gepflac, daz er bî lieben wîben lac, Den merkaeren unverborgen, der darf niht durch den morgen dannen streben.

er mac des tages erbeiten. man darf in niht ûz leiten ûf sîn leben. Ein offeniu süeze wirtes wip kan sölhe minne geben. Der heimlichen Liebe sangst du immer bei Tagesanbruch, was sie klagen ließ Bitteres folgte auf Süßes. Wenn jemand Liebe und Zärtlichkeit der Geliebten nur unter der Bedingung empfangen konnte, daß sie sich wieder trennen mußten, was immer dein einem solchen Liebespaar geraten hast, als der Morgenstern aufging, schweig Wächter, singe nicht länger davon. Wer es so hält oder je gehalten hat, daß er bei einer geliebten Frau lag, Ohne sich vor den Aufpassern zu verstecken, der braucht sich nicht am frühen Morgen davonstehlen. Er kann den Tag in Ruhe erwarten. Man braucht ihn nicht fortzubringen, um sein Leben zu retten. Solche Liebe kann eine rechtmäßige zärtliche Ehefrau schenken. Heinrich von Veldeke (vor 1150-1190/1200) Tristanlied Tristan muose sunder sînen danc Staete sîn der küneginne, Wan in daz poisûn dar zuo twanc Mêre danne diu kraft der minne. Des sol mir diu guote sagen danc Wizzen, daz ich sölhen tranc Nie genam und ich sî doch minne Baz danne er, und mac daz sîn. Wol getâne, Valsches âne, Lâ mich wesen dîn Unde wis dû mîn.

ins Niederländische Tristan moest tegen zijn zin Zijn trouw schenken aan de koningin, Want het was de toverdrank die hem dwong Meer dan de kracht van de liefde. Daarom moet mijn geliefde dankbaar Zijn, dat ik zo n drankje Nooit dronk en ik haar toch bemin Zo mogelijk nog meer dan hij. Schoonheid, Zonder list, Laat mij de jouwe zijn En wees jij de mijne. Der von Kürenberg (um 1160) Ich zôch mir einen valken Ich zôch mir einen valken dô ich in gezamete und ich im sîn gevidere er huop sich ûf vil hôhe Sît sach ich den valken er fuorte an sînem fuoze und was im sîn gevidere got sende si zesamene mêre danne ein jâr. als ich in wolte hân mit golde wol bewant, und floug in anderiu lant. schône fliegen: sîdîne riemen, alrôt guldîn. die gerne geliep wellen sin! Ich zog mir einen Falken Da ich ihn gezähmt hatte, und ich ihm sein Gefieder da hob er sich in die Höhe länger als ein Jahr. so wie ich ihn haben wollte, mit Gold schön geschmückt, und flog in ein anderes Land. Seitdem sah ich den Falken schön fliegen: Er führte an seinem Fuße seidene Riemen, und es war in seinen Federn rotgoldenes Licht. Gott sende die zusammen, Die gerne geliebt sein würden!" Inga Schnekenburger Friedrich von Hausen (um 1150-1190)

In minem troume ich sach In minem troume ich sach, ein harte schoene wip die naht unz an den tac. do erwachete min lip. da wart si leider mir benomen, daz ich enweiz, wa si is, von der mir froide solte komen. daz taten mir diu ougen min, der wolte ich ane sin Im Traume ich sah eine wunderschöne Frau die ganze Nacht, bis der Tag kam: da erwachte ich. Da wurde sie mir - ach - entrissen, so dass ich nicht weiß, wo sie ist, die mir Freude geben könnte. Das taten mir meine Augen an. Oh, hätte ich sie doch nicht.