Een sünnerliche Senioren-WG

Ähnliche Dokumente
Opa lett dat krachen

De Familienfier Tragikomödie von Walter G. Pfaus Plattdeutsch von Heino Buerhoop Wilhelm Köhler Verlag Ungererstr.

1:0 för Erwin. Ludwig Thomann (ca. 50 Jahre) Susanne (seine Tochter 18-25) Erwin (Susanne s neuer Freund Jahre)

Hüern för länger oder Een Smitt wahnt selten alleen (Dauermieter oder Ein Schmitt wohnt selten allein)

Gabriel Dagan. Mörder mit Geföhl. Aus dem Englischen von Winni Victor. Plattdeutsch von Heino Buerhoop

OK DAT NOCH! Komödiantische Szenen Von Walter G. Pfaus. Plattdeutsch Von Heino Buerhoop

Dode loopt nich weg. Kriminalkomödie Von Wilfried Reinehr Plattdeutsch von Heino Buerhoop. Wilfried-Reinehr-Verlag Mühltal

Wehe, wenn de nüms stoppt (Wehe, wenn sie losgelassen) Düsse Olen sünd kuum to holen

Pannkoken, Schüün un Iefersucht

Ünnerbüx in n Wiehnachtsboom

Borgermester - du oder ik

Wesseljohr Komödie von Reinhard Seibold Plattdeutsch von Heino Buerhoop Mahnke-Verlag

PANIK AN NE DÖÖR. Ein etwas unmoralisches Spiel in drei Akten von. Inka Hahn und Frank Knittermeier. Plattdeutsch von.

Hitzeperiode. Eine hormonelle Studie in 10 Szenen von. Katrin Wiegand. Plattdeutsch von. Heino Buerhoop

FKK achtern Dörpkroog

Wat een Keerl! (Der Mustergatte)

Pleite, Pech un Tant Susi (Pleite, Pech und Tante Susi)

Dat (perfekte) Desaster-Dinner

Keen Sex is ok Sex Een Hochtietsnacht in 15 Szenen

De Katt mutt weg Komödie von Ulla Kling plattdeutsch von Heino Buerhoop Wilhelm Köhler Verlag Ungerer Str. 35, München

Nee't Huus mit Ooltlasten (Neubau mit Altlasten)

Midden in't Leven (Mittendrin)

De leven Kinner. Komödie von Jack Popplewell. Deutsch von Christian Wölffer. Niederdeutsch von Heino Buerhoop

Een Baby un een Vadder to veel

Endlich sünd de Wiever weg (Endlich san d' Weiber furt)

Düsse Tiet geiht ok vörbi

Een lütt Paket to Wiehnachten

Hallo, ik bün dat Telefone un dree Froons

Oje, al wedder 'ne Liek (Oje, schon wieder eine Leiche)

Opa maakt Spijöök up'n Bartelshoff (Gschwendelhofbauer-Bazi)

Harry un Sally (When Harry met Sally)

De Kidnapper un de Kommissar

De Opa, de Papa un ik (Da Opa, da Babba und i)

Papa maakt Chaos Papa schafft Chaos

De Tokunft liggt achter us

Fründschaftsspill Komödie von Stefan Vögel Plattdeutsch von Heino Buerhoop Thomas Sessler Verlag Johannesgasse 12, A-1010 Wien

Dat Öller is doch keen Problem

Herkules, de Prachtbull

Jubel, Trubel, Eitelkeit

De Mamasöhn (Der Muttersohn)

Keerls döör un döör!

Paulas letzte Will Komödie von Christian Lex Plattdeutsch von Heino Buerhoop Wilhem Köhler Verlag Rauschbergstr. 3a, München

Och Gott, Herr Pastoor

Een Wellnessdag (Wellnesstag)

Bernd Gombold. Och, du fröhliche. Och, du fröhliche (E 861)

Dat Kinddööpeten (Das Taufessen)

Un dat an n Hochtietsmorgen

De Füürwehrheld! Ein Schwank in drei Akten von Walter G. Pfaus. Plattdeutsch von Heino Buerhoop

Kohlhammers ünnerscheedliche Döchter

Dat spukende Arvstück Die spukende Erbschaft

Alarm up Statschoon 6 (Alarm auf Station 6)

Öven to Berieksnaams

Een Kroog un de Erotik

Doswidanja, Anja! Komödie von Regina Harlander Plattdeutsch von Heino Buerhoop PlaususTheaterVerlag Kasernenstr. 56, Bonn

Pension De wilde Hingst

Wellness mit beten dorbi

Lögen hebbt söss Been (Lügen haben sechs(y) Beine)

Düdenbüttel mütt n mol sehen hebben!

In't Pastorenhuus is de Düvel los

LANDEIER (Buern söökt Froons) Komödie von Frederik Holtkamp Pattdeutsch von Heino Buerhoop V V B

Wegen Arven hebbt wi dicht

Dree Ecken een Ölvenmeter (Drei Ecken ein Elfer)

Bi Hitt is dat tominst nich koolt (Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt)

Mord, Mörder, mörderischer

Tiet to tövern (Zauberhafte Zeiten/Magic-Moments))

Leevde höllt tosamen

Disch för dree Damen

Eenfach mal de Mannslüüd tuuschen (Männertausch)

Adel, Tadel un Verdruss (Adel, Tadel und Verdruss)

Smucke Deern Pretty Girl

Wenn an Wiehnachten de Glocken klingt

Dietmar Steimer. Dat Geld is in n Emmer. Dat Geld is in n Emmer (E 802)

Pension De wilde Hingst

Tiramisu Christa, Agilo und Michael Dangl Plattdeutsch von Heino Buerhoop Thomas Sessler Verlag Jahannesgasse 12, A 1010-Wien

Dietmar Steimer. Mammut un Putzerfisch. Mammut un Putzerfisch (E 796)

Diagramme maken. Diagramm vörberieden. Schritt 1: Diagrammtyp utwählen

De Kattuul un de Boordsteenswulk (The Owl and the Pussycat) (Die Eule und das Kätzchen)

Dat Geld is in n Emmer

Gedruus in't Freudenhuus (Zoff im Puff)

Erika Elisa Karg. Sötens för de Tanten. Sötens för de Tanten (E 862)

Ik söök een Mann, de nich kann

Een WG is (k)een Familie (Achtung Deutsch)

Monsieur Pierre geiht online

Nich in mien Huus! (Nicht in meinem Haus!)

Sössunachtig ( 86 ) Komödie. von. Florian Appel Johannes Brandhofer Tobias Egger Markus Ollinger. Plattdeutsch. von.

Pariser Luft Schwank (Einakter) von Mark Dressel Plattdeutsch von Heino Buerhoop Wilhelm Köhler Verlag Rauschbergstr.

Starven kümmt vör Arven

Dor warrt jo de Fisch in'ne Pann verrückt

Oma kennt sik bestens ut (Die Oma gibt Gas)

Wenn de Draht gleuht in Moseboll

Slimmer? Geiht jümmer!

Käthe haalt de Koh van't Ies! (Käthe holt die Kuh vom Eis!)

Carsten Golbeck. Amphitryon. nach Moliére. Niederdeutsch von. Heino Buerhoop

Chaos in't Bestattungshuus (Chaos im Bestattungshaus)

(aus: Versöök dat mal mit Riemels, Verlag Schmidt & Klaunig, Kiel, 1988/94, S. 5)

Sööts, sünst gifft't Suurt! (Waiting for Gateaux / Süßes, sonst gibt s Saures!)

Starkbeer in ne Moorkaat

Dirk Salzbrunn. Hey, Jo, cool! Hey, Jo, cool! (E 805)

Dood op Rezept (Prescription for Murder / Tod auf Rezept)

Friedrich Ernst Peters. Jochen Pahl un de Subrekter

Transkript:

Een sünnerliche Senioren-WG Lustspiel von Walter G. Pfaus Plattdeutsch von Heino Buerhoop Wilhelm Köhler Verlag Ungerer Str. 35, 80805 München 1

Inhalt: Drei Frauen und ein Mann haben sich zu einer Senioren-WG zusammengetan. Jeder hat in dem großen Haus von Martha Schimmel seinen eigenen Bereich und doch ist keiner allein. Wem nach Gesellschaft zumute ist, der geht in das große Wohnzimmer. Dort trifft man sich auch zum Essen. Ständiger Besucher ist der Nachbar Reiner Reiter, der sich in Martha Schimmel verliebt hat und sie unbedingt heiraten will. Nicht ständig, aber in gewissen Abständen bekommt Martha Besuch von Benno, ihrem Neffen, und Isolde Ostenholt. Das Geschäft der beiden geht nicht gut und sie wollen von Martha ständig Geld, was ihr tierisch auf die Nerven geht. Das veranlasst Reiner Reiter und die anderen Mitbewohner, Marthas Neffen mit Frau mit immer neuen Tricks zu vertreiben. Versorgt werden die WG-Bewohner von Ulrich Dorfner, der für seinen Bring- und Abholdienst eine Ich-AG gegründet hat. Alles lief in normalen geordneten Bahnen, bis Ulrich eine hochschwangere junge Frau ins Haus bringt, die sich aus Verzweiflung gerade von einer Brücke stürzen wollte. Martha nimmt die junge Frau bei sich auf. Von nun an ist nichts mehr wie es war. Als dann das Baby auch noch zu früh auf die Welt kommt, und das in ihrem Haus, wird die Welt der vier Bewohner auf den Kopf gestellt. Von nun an ist das Baby der Mittelpunkt. Das wiederum passt Reiner Reiter gar nicht, obwohl auch er verrückt nach dem Baby ist; aber noch verrückter ist er nach Martha. Also startet er endlich seine Eroberungsaktion. Sehr geschickt ist er darin nicht immer, aber mit der Unterstützung durch Norbert Stamm gelingt es ihm letztendlich dann doch. Personen: Martha Schimmel Elli Velber Irene Hartmann Norbert Stamm ihr gehört das Haus; sie ist mit trockenem Humor ausgestattet, ca. 65 Jahre bastelt und malt gern, hört schlecht, ca. 65 70 Jahre immer freundlich, nett, aber vergesslich, ca. 65 Jahre treibt mit allen seine Späße, ca. 70 Jahre Ulrich Dorfner Inhaber einer Ich-AG, ca. Mitte 20 Katja Bahl ist hochschwanger, als Ulrich sie ins Haus bringt, ca. Anfang 20 Benno Ostenholt Isolde Ostenholt Reiner Reiter Marthas Neffe, ca. 30 40 Jahre Bennos Frau, ca. 30 40 Jahre Nachbar, ca. 65 Jahre Bühnenbild: Ein gemütlich eingerichteter Aufenthaltsraum. Für das Spiel notwendig ist ein großer Tisch mit mehreren Stühlen. Ein Sofa, ein Sessel, ein Schrank mit Geschirr, eine kleine Anrichte, ein Telefon. An den Wänden sollten mehrere selbstgemalte Bilder und selbstgebastelte Dekorationsstücke hängen. Irgendwo ein großer Spiegel. Die übrige Einrichtung nach Belieben. Links geht es zu den Schlafräumen sowie ins Bad. Rechts ist die Küche und allgemeiner Aufgang. Hinten, etwa über der Anrichte, ist ein Fenster. 2

1. Akt 1. Szene Irene, Martha Morgens um acht. Frühstückszeit im Hause Drei Rosen. Wenn sich der Vorhang öffnet, ist die Bühne leer. Auf dem Tisch stehen vier Gläser, vier Kaffeetassen, vier Teller und in der Mitte des Tisches ein Korb mit Brötchen, sowie eine Flasche Milch. Dann kommt Irene von rechts. Sie hat vier Messer in der Hand und trägt wie jeden Morgen ihren weißen Bademantel. Sie wirkt immer etwas zerstreut, ist aber die Gutmütigkeit in Person. Irene: (legt die Messer neben die Tassen, wirft einen Blick auf den Tisch) Heff ik allens? Tassen..., de Messer... ah, Zucker un Melk. (geht rechts ab, kommt mit dem Milchkännchen und einer Tüte Milch zurück, stellt es auf den Tisch) So, dütmal köönt se nich seggen, ik harr wat vergeten. Allens dor: Tassen, Messer, Melk... Zuckerdöös! Zuckerdöös fehlt noch. (geht wieder rechts ab, kommt mit der Zuckerdose zurück, stellt sie auf den Tisch) So, dat weer allens! (setzt sich zufrieden auf ihren Platz) Im selben Moment kommt Martha von links. Sie bringt ihre eigene Marmelade mit. Martha ist wie immer tadellos gekleidet und sogar ein wenig geschminkt. Sie achtet sehr auf ihr Äußeres. Dass sie bereits über sechzig ist, ist ihr nicht anzusehen höchstens über fünfzig. Sie erweckt aber immer den Eindruck, als wäre sie schlecht gelaunt. Sie ist meistens kurz angebunden und verfügt über einen trockenen, oft auch rabenschwarzen Humor. Aber niemand nimmt es ihr übel, weil alle wissen, dass sie es eigentlich gar nicht so meint. Martha: (etwas brummig) Moin. Irene: Moin, Martha. (hat sich ein Brötchen aufgeschnitten, sieht Martha erwartungsvoll an) Martha: (setzt sich auf ihren Platz, sieht Irene an) Na, hest du hüüt ok nix vergeten? Irene: (strahlend) Nix. Allens dor. Martha: (dreht ihre Tasse um) Kiek mal, sühst du hier wat rutlopen? Irene: (irritiert) Nee... ik weet nich... (schlägt sich die Hand vor die Stirn) Oh jo, de Koffee. Ik haal em foorts. (hastig rechts ab) Martha: Na also, up Irene is doch Verlaat. (nimmt das aufgeschnittene Brötchen von Irenes Teller, beschmiert beide Hälften mit ihrer Marmelade) Irene: (kommt mit einer Kaffeekanne zurück, schenkt bei Martha und dann bei sich selber ein) Aver anners is doch allens dor. Martha: (beißt in ihr Brötchen) Jo, för mi is allens dor. Irene: (aufatmend) Gott sie Dank. (blickt auf ihren Teller, blickt auf Marthas Teller, zuckt die Achseln, schneidet sich ein frisches Brötchen auf) Im selben Moment kommt Norbert von links. Er ist immer guter Laune und ein Charmeur der alten Schule. Er ist der absolute Hahn im Korb, was er auch ausnützt. Mit seinem trockenen Humor 3

bringt er alle zum Lachen. Während des ganzen Spiels trägt er ständig dieselbe Hose, aber immer wieder ein neues Hemd. Er bringt in einem kleinen Plastikbehälter etwas Wurst mit. Norbert: (fröhlich) Goden Morgen, ji beiden! 2. Szene Martha, Irene, Norbert Martha: (mürrisch) Ik weet nich, wat an düssen Morgen goot wesen schall. Norbert: Kiekt doch mal na buten, denn weeßt du dat. Dat schient een feinen Dag to warrn. Martha: Wo hest du denn den Schien sehn? Norbert: Bi Petrus. Ik heff vörhen richtig mit em diskuteert. (küsst Irene auf die Wange) Na, du mien Bademantel-Goldschatz. (deutet auf den Tisch) Dat hest du wedder fein trecht maakt. Irene: (strahlt ihn an) Oh, danke. Martha: Un wat is bi dien Snackeree mit Petrus rutkamen? Norbert: Heff ik dat noch nich seggt? Ik heff em so ünner Druck sett, bit he verspraken hett, dat dat hüüt een feinen Dag ward. (will Martha ebenfalls auf die Wange küssen) Martha: (zuckt zurück) Bliev mi van'n Liev! Norbert: Wer nich will, de hett al. (geht hinter ihr rum, küsst sie hastig auf die andere Wange, schlägt sich lachend auf die Hand) Hach, wat bün ik hüüt wedder för een Slingel. (setzt sich auf den Stuhl neben Martha) Martha: Wenn du so wietermaakst, ward se di eens Daags van de Wand kratzen. Norbert: Jo, ik weet. Elli hett mi toseggt, dat se een Porträt van mi maakt direkt an'ne Wand. (blickt auf den Tisch, schaut Irene an) Irene, mien Deern, hest du hüüt nich wat vergeten? Irene: (platzt heraus) Allens dor! Norbert: Allens dor, seggst du? (sucht auf dem Tisch) Un wo is mien Ei? Irene: (verwirrt) Een Ei? Harrst du een Ei... (steht hastig auf) Na, kloor. Allens kloor. Ik heff jo al Water henstellt. (rechts ab) Martha: Du hest doch gor keen Ei bestellt. Norbert: (nimmt seelenruhig das aufgeschnittene Brötchen von Irenes Teller, legt es auf seinen) Wo schull ik denn anners to een upsneden Brötchen kamen? Wat weer dat bi di? Martha: Ik harr keen Koffee. Norbert: Aha, as jümmers. (deutet auf die Brötchen) Zitronenmarmelaad? 4

Martha: Kiek mal richtig hen, dat is Kirschmarmelaad. Norbert: Richtig. Zitronenmarmelaad smeckt veel söter, wenn statt Zitronen Kirschen dor in sünd. Martha: (sarkastisch) Anners geiht di dat goot? Norbert: Ik kann nich beter klagen. (hält ihr seine Tasse hin) Weern Gnädigste woll so gnädig, mi mit een Tass Koffee to beglücken? Martha: Na, jo, dor kann ik di jüst noch mit beglücken... (schenkt ihm ein) Norbert: An wat anners harr ik nich mal in'n Droom dacht. Weder di een Söten to geven, noch mit di in't... Gröne to gahn. Martha: Nich mal in't Gröne? (stellt die Kanne ab) Norbert: Allens wat Gnädigste wünschen! (nimmt ihre Hand, schwärmend) Düsse wunnerbare Hand hett mi jüst Koffee inschenkt. Ik bün entzückt. (küsst ihre Hand) Martha: (zieht ihre Hand zurück) Du olle Charmeur. Norbert: Blots Charmeur, bidde. Martha: (seufzend und ein bisschen sehnsüchtig) Ach, Norbert, wenn blots een annern ok so charmant weer... Norbert: (tut, als schiebe er die Ärmel hoch) Schall ik em mal wiesen, woans dat geiht? Martha: (barsch) Dat lettst du fein blieven! He schall dor sülvst up kamen. Irene kommt mit einem Ei im Eierbecher zurück. Norbert: (zuckt in gespielter Angst zurück) Kratz mi nich glieks de Ogen ut. Irene: He, wat kabbelt ji denn? Martha: Wi kabbelt nich. Nu sett di man hen. Irene: (stellt Norbert das Ei neben den Teller) Bidde sehr, eenmal Landei. (setzt sich) Norbert: Du büst eenfach mien Bademantel-Goldschatz. Martha: (lachend zu Irene) Du kunnst di morgens ok mal orntlich antehn, so as wi. Norbert: Denn weer se aver doch nich mehr mien Bademantel-Goldschatz. (belegt seine Brötchenhälften mit Wurstscheiben) Irene: (triumphierend) Sühst du. (blickt auf ihren Teller, blickt auf die Teller der beiden anderen, zuckt die Schultern, holt sich ein neues Brötchen aus dem Korb) 5

3. Szene Elli, Norbert, Martha, Irene Elli kommt von links. Sie ist ebenfalls gut gekleidet, vielleicht ein wenig zu bunt. Sie hat ein Glas Nutella dabei. Elli: Ah, ji sünd al dor. Ik heff hüüt Morgen wedder mal den Wecker nich hört. Ik heff in'n Droom een Bild sehn, dor is vör Schreck de Wecker stahn bleven. Norbert: (mehr für sich) Dat Bild kümmt aver nich an'ne Wand. Martha: Goden Morgen, de Daam. Elli: Nee, ik maak mi keen Sorgen. Mi argert blots, dat ik wedder de Letzte bün. Norbert: Du büst doch jümmers de Letzte. Kumm, sett di an mien gröne Siet. Elli: Ik gah nich to wiet. Un ik heff doch noch gor nich fröhstückt. Irene: (hat gerade ihr Brötchen aufgeschnitten, laut) Du schallst di hensetten, hett he seggt. Elli: (setzt sich, hält sich die Hand ans Ohr) Schree nich so. Ik heff doch mien Hörgerät an. Norbert: (ebenfalls) Denn laat mi dat man mal sehn. Elli: (pult etwas aus ihrem Ohr, legt es auf den Tisch, ohne hinzusehen, sieht aber begehrlich auf Irenes aufgeschnittenes Brötchen, zu Irene) Allens dor? Irene: Allens dor! Norbert: Dat is keen Hörgerät, dat is een Zäpfchen! Elli: Och jo? (rutscht etwas unruhig auf ihrem Stuhl herum, wieder zu Irene) Wo is denn mien Hörgerät? Irene: Hier is allens dor! Norbert: (zu Irene) Mien Bademantel-Goldschatz, glöövst du nich, dat noch wat fehlt? Irene: (zögernd) Meenst du? Also, ik weet nich... Norbert: (will ihr helfen, sanft) Wat kümmt morgens up de Eier? Irene: (wie aus der Pistole geschossen) Niveacreem! Norbert: Nee Solt! Irene: Och jo. Weeßt du, dat mit de Niveacreem... Dat hett mien Mann jümmers... 6

Martha: (grob) Jo, dat hest du us al dusend Mal vertellt! Irene: Och, heff ik dat? Ik haal gau dat Solt. (geht rechts ab) Elli: (schreit hinter ihr her) Un bring bidde O-Saft mit! (sie schnappt sich schnell das aufgeschnittene Brötchen von Irene, schmiert auf beide Hälften Nutella) Dat is een Service. Norbert: Dat mit dien Hörgerät... Elli: Wat is mit mien Kleed? Norbert: (seufzt tief, dann laut) Hest du wedder mal de heel Nacht maalt? Irene kommt mit dem Salz und einer Flasche O-Saft von rechts. Elli: (strahlend) Jo, ik heff mal wedder wat total anners maalt. Afstrakt. (schenkt sich Kaffee ein) Norbert: Denn wunnert mi ok nich, dat de Wecker stahn blifft. Irene: (zu Elli) Pfui, schaam di mal wat! (setzt sich an ihren Platz, gibt Norbert das Salz, stellt die Flasche ab) Martha: Du weeßt doch gor nich, wat afstrakt is. Irene: Natürlich weet ik dat. Dat is jichenswat... so'n Swienkraam. Norbert: Is dat nich. Afstrakte Maleree is wat, dat kannst du uphangen, so as du wullt, un weeßt doch nie, wat dat egentlich wesen schall. Irene: (sehr laut zu Elli) Worüm hest du denn sowat maalt, ween keeneen weet, wat dat is? Elli: Ik weet doch, wat dat is. Dat is een Peerd up de Wisch un een Boom, up den dree Vagels sitt. Schall ik jo dat mal wiesen? Norbert: Villicht later, nu nich... (köpft sein Ei) Seggt mal, hett keen van jo markt, dat ik hüüt een nee't Hemd anheff? Martha: Och, dat is nee't? Dat süht doch ut as all dien Hemden. Norbert: Dat hier is nagelnee. (will von seinem Ei essen, bekleckert sich das Hemd) Elli: Oh nee, dat schöne Hemd! Du hest di bekleckert! Norbert: (isst seelenruhig weiter) Een nee't Hemd bringt blots denn Glück, wenn du dat glieks bi't erste Mal bekleckerst. Elli: Ik heff nich meckert, ik segg dat jo blots. Norbert: Ik bring di dat denn naher to'n Waschen. 7

Elli: Bring mi dat man naher to'n Waschen. Irene: (hat inzwischen von ihrem Teller auf die anderen Teller geschaut) Aver ik heff doch... (unterbricht sich, zuckt mit den Schultern, holt ein neues Brötchen aus dem Korb) Worüm hebbt wi morgens egentlich jümmers blots Brötchen un nie Brezel? Norbert: Wiel ik keen Brezel bieten kann. Mit een Brötchen künn mien Brüch dörbreken, un denn harr ik Chaos in mien Eetzimmer. Irene: Wat för een Brüch? Martha: Sien Gebiss kunn ut'nanner breken un up den Disch fallen! Elli: Wokeen is hier an't Lallen? Martha: Na, Norbert. Elli: Och nee, hest du di dorüm bekleckert? Martha: Wat een Brüch angeiht, so finnst du bi Norbert mehr as in Venedig. Elli: (strahlend) Inverstahn. Mit Norbert na Venedig. Norbert: (stöhnend) Herrje, wo blifft denn Ulrich mit de Zeitung? 4. Szene Ulrich, Norbert, Elli, Martha, Irene Ulrich Dorfner kommt im selben Moment von rechts. Er ist ein freundlicher, hilfsbereiter junger Mann, trägt Radlerkleidung, den dazu gehörenden Helm und einen Rucksack. Er hat vor gut einem Jahr eine Ich-AG gegründet und nennt seine Firma einen Bring- und Abholdienst. Es gibt nichts, was er nicht besorgen würde. Das Haus der Drei Rosen liegt ihm besonders am Herzen, denn hier hat alles angefangen. Martha hat ihn auf die Idee gebracht. Ulrich: (wie immer gut gelaunt) Goden Morgen, miene Damen, moin de Herr! Un as jümmers strahlt de dree Damen as Rosen in vulle Blöten. Norbert: Worüm schullen se nich strahlen upletzt hangt se an mi, denn ik bün de Rosenstock. Elli: Wat büst du för een Buck? Hau man nich so up'n Putz. Ulrich: (legt seinen Rucksack ab, zu Elli) Ik seh al, dat Hörgerät is up Reisen. Elli: Wokeen hett hier Meisen? Ulrich: Ik haal ehr dat Hörgerät. (will links ab) Norbert: Momang! Erst mal mien Zeitung! Ulrich: Kloor doch, de Herr... (öffnet den Rucksack, nimmt eine Zeitung heraus, reicht sie Norbert) 8