Wiens Kläranlage wird zum Öko-Kraftwerk

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Transkript:

Wiens Kläranlage wird zum Öko-Kraftwerk Markus Reichel Energiegespräche 29. November 2016, Technisches Museum Wien

Gliederung 1. Einleitung: Vorstellung der ebswien hauptkläranlage 2. Steigerung der Energieeffizienz 3. Projekt E_OS (Energie_Optimierung Schlammbehandlung)

Hauptkläranlage heute EW Fläche 4,0 Mio. 42 ha in Betrieb seit 1980 erweitert seit 2005 Personal ca. 170 Vorflut Donaukanal

Hauptkläranlage 1980 Mechanische Reinigungsstufe Biologische Reinigungsstufe

Mechanische Reinigung

1. biologische Reinigungsstufe

Hauptkläranlage seit 2005 2005: Erweiterung um 2. biologische Reinigungsstufe

2. biologische Reinigungsstufe

Hauptkläranlage heute Jährlicher Strombedarf: ~59 GWh/a Aufteilung in % 22,0 11,3 38,0 1. biologische Reinigungsstufe 2. biologische Reinigungsstufe 28,7 Pumpwerke sonstige Verbraucher

Strombedarf Relevanz Größte Stromverbraucher einer Gemeinde (in den meisten Fällen): Straßenbeleuchtung Kläranlage Hauptkläranlage benötigt ca. 1 % des Wiener Stromverbrauchs

Gliederung 1. Einleitung: Vorstellung der ebswien hauptkläranlage 2. Steigerung der Energieeffizienz 3. Projekt E_OS (Energie_Optimierung Schlammbehandlung)

Steigerung der Energieeffizienz Verfahrenstechnische Optimierung: v.a. Optimierung der Belüftung Projekt SternE (Strom aus erneuerbarer Energie) Nutzung von Sonnen-, Wind- und Wasserkraft Reduzierung des Strombedarfs bzw. Ersatz durch erneuerbare Energieträger um 11 %.

Kaplanturbine im Kläranlagenablauf Durchflussmenge: Nutzbare Fallhöhe: Turbinenleistung: 2,5-8 m³/s 2,9-5,7 m max. 384 kw Erhöhung der Eigenversorgung mit Strom um ca. 1.300.000 kwh/a.

Wasserkraftschnecke Durchflussmenge: Nutzbare Fallhöhe: Durchmesser: Gesamtlänge: Elektrische Leistung: 7 m³/s 1,7 m 3,6 m 13,5 m 78 kw Erhöhung der Eigenversorgung mit Strom um ca. 500.000 kwh/a.

Solarthermie Kleinwindkraftwerk Photovoltaikanlage

Gliederung 1. Einleitung: Vorstellung der ebswien hauptkläranlage 2. Steigerung der Energieeffizienz 3. Projekt E_OS (Energie_Optimierung Schlammbehandlung)

Projekt E_OS Energie_Optimierung Schlammbehandlung

Reinvestitionserfordernisse Vorklärung und 1. biolog. Reinigungsstufe seit ca. 35 Jahren in Betrieb Sanierungs- bzw. Erneuerungsbedarf Verfahrenstechnik aus den 1970-er-Jahren 1. Reinigungsstufe Schlammbehandlung Studien / Untersuchungen

Projekt E_OS Ausgangssituation Studie (2009): Die Reinvestition der kompletten ersten Stufe (Vorklärung, Biologie, Zwischenklärung) ist am wirtschaftlichsten. Errichtung einer Schlammfaulung möglich durch tiefere Becken und kompakteste Bauform Chance für eine Optimierung des Gesamtsystems Seite 19

Projekt E_OS Neubewertung des Restprodukts Klärschlamm Zugang bisher: Klärschlammverbrennung (100 %) Zugang NEU: Klärschlamm als Energieträger zur Eigenversorgung, Gärrest zur Verbrennung Ressource Klärschlamm: rd. 68.000 t TS/a Ergebnis der Machbarkeitsstudie (2010/2011): Durch die optimale Nutzung der im Klärschlamm enthaltenen Energie wird die ebswien hauptkläranlage ab 2020 zur Energieselbstversorgerin.

Energieeinsparungspotenziale Zweistufige Verfahrenstechnik: Minimierung Belüftungsenergie Maximierung Klärschlammproduktion in der neuen 1. Stufe Maximale Klärgasproduktion in der neuen Faulung Maximierung der Stromproduktion mit den neuen hocheffizienten BHKWs Höhere Schlammkonzentration in den neuen Faulbehältern: Minimierung Wärmebedarf Faulbehälter bzw. Maximierung Fernwärme-Output Effiziente Energienutzung

Weitere Energieeinsparungspotenziale 1. Belebungsstufe feinblasigen Druckbelüftung mit hocheffizienten Turboverdichtern Betrieb mit reduziertem Sauerstoffbedarf (optimierte Prozessführung) Einbau von Pumpen mit hohem hydraulischen Wirkungsgrad im neuen Zwischenpumpwerk Reduzierung des Wärmebedarfs für die Faulschlammerwärmung durch eine Schlammbeschickung der anaeroben Stabilisierung mit hoher Trockensubstanz Abgabe der Überschusswärme an die Wien Energie zur Nutzung als Fernwärme/Fernkälte

ebswien wird Energieselbstversorgerin

Nutzen Ökologischer Nutzen Klärgas ist ein vollwertiger erneuerbarer Energieträger Reduktion der CO 2 -Emission um 40.000 t/a Wichtiger Beitrag zur Klimabilanz der Stadt Wien Ökonomischer Nutzen Einsparung Energiekosten Reduktion Entsorgungskosten Klärschlamm um ein Drittel

Umsetzungsschritte E_OS 1) Notwendige Reinvestition Vorklärung und 1. biologische Reinigungsstufe (ab 2015). Folgen: Hauptkläranlage bleibt auf dem neuesten Stand der Technik Instandhaltungsaufwand sinkt beträchtlich 2) Neuerrichtung der Klärschlammbehandlung. Folgen: dadurch wird die aufwandsneutrale Energieeinsparung ab 2020 möglich. In 6 Faultürmen (Höhe 30 Meter, je 12.500 m 3 ) entstehen 20 Millionen m 3 Methan pro Jahr, woraus bis zu 78 GWh Strom und 82 GWh Wärme produziert werden können. BHKW: 5 Aggregate à 3 MW

Projektumfang E_OS Maschinelle Schlammeindickung (MSE) Faulbehälter Vorklärung NEU Gasbehälter Faulschlammpufferbehälter Belebung 1 NEU Blockheizkraftwerke Gebläsestation Zwischenklärung NEU Reinvestition Neubau

E_OS: Zeitplan Die Neuerrichtung der Klärschlammbehandlung muss unter Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs ohne Beeinträchtigung der Reinigungsleistung der Hauptkläranlage erfolgen. Daraus ergibt sich eine Bauzeit von 6 Jahren. 2012: Genehmigungsverfahren 2014: Vergabeverfahren Frühjahr 2015: Baubeginn Ende 2020: Vollbetrieb

Kontakt: DI Dr. Markus Reichel ebswien hauptkläranlage Ges.m.b.H. m.reichel@ebswien.at