Südafrika 16. August Jacobsbaai Paternoster Ein Blick aus dem Fenster zeigt uns, dass es leicht nieselt, alles ist nass. Die Wolken hängen sehr tief, und es sieht nicht so aus, als ob es heute noch schön wird. Von Jacobsbaai fahren wir über Vredenburg zuerst Richtung St. Helena Bay. Ein Schild weist auf das Denkmal von Vasco da Gama hin. Es sind eigentlich nur drei Steinsäulen am Meer mit Inschriften. Mittlerweile scheint zwischendurch die Sonne und es scheint sich aufzuklären. Von dem 31 km langen Strand von St. Helena Bay, der in Prospekten erwähnt wird, sieht man hier allerdings wenig. So fahren wir weiter zum Shelly Point Estate, in das man als Besucher einfahren darf, denn wir möchten gerne zum Leuchtturm Shelly Point. An der Einfahrt muss man sich wieder registrieren lassen, dann darf man durchs Tor fahren. Die Wachmänner sind sehr freundlich; einer fährt uns sogar mit dem Auto voraus, denn bei diesem Straßenwirrwarr in der Anlage mit den vielen Sackgassen kann man sich leicht verfahren und wir hätten den Weg zum Leuchtturm nicht ohne weiteres gefunden. In der Nähe des Leuchtturms stellen wir unser Auto ab und laufen am Strand entlang über viele zerbrochene Muscheln zum Leuchtturm. Der Turm ist nicht rund, wie die meisten Leuchttürme, sondern eckig. Ob er noch in Betrieb ist, weiß ich nicht. Jedenfalls ist er geschlossen und man kann ihn nicht besteigen.
Wir beobachten viele Möwen und Darter. Ich glaube, sie heißen auf Deutsch Schlangenhalskormorane. Wir verlassen die geschlossene Wohnanlage. Entlang der Straße sehen wir schon die ersten Blumenwiesen. Auf einigen blühen nur weiße, auf anderen gelbe Blumen, zwischendurch sieht man orangefarbige Blumen. Wir fahren noch ein Stück über Brittany Bay weiter an der Küste entlang. Die neuen Siedlungen wirken architektonisch eher einfallslos und langweilig: Wir drehen eine Runde durch eine Anlage und verabschieden uns von diesem Teil der Küste.
Wir könnten zwar auch auf einer Teerstraße über Vredenburg nach Paternoster, unserem heutigen Ziel, gelangen, nehmen aber lieber eine Abkürzung über eine Sandstraße. Sie ist recht gut zu befahren, so dass wir nicht nur Kilometer, sondern auch Zeit sparen. Paternoster soll seinen recht ungewöhnlichen Namen den Gebeten portugiesischer Seefahrer verdanken, die hier Schiffbruch erlitten, ihr letztes Stündchen gekommen sahen und aus Verzweiflung noch ein Vater unser beteten. Heute stranden eher Kapstädter, die Stadt ist nur etwa zwei Stunden entfernt, am Strand und in den Lokalen von Paternoster. Im Sommer soll hier wirklich Hochbetrieb sein. Jetzt, im Winter, ist es allerdings eher ruhig. Am Hafen gibt es noch mehr als genügend freie Parkplätze. Zum Leidwesen der Kinder, die Muschelschmuck - am beliebtesten scheinen in dieser Saison aufgereihte Muscheln in Herzform zu sein - verkaufen möchten, gibt es nur wenige Besucher. Wir bestellen an einem Schnellimbiss Fisch und Pommes, typisch englisch in Südafrika. Das kleine Fischerdorf Paternoster mit seinem ausgedehnten 8 km langen Sandstrand gefällt uns etwas besser als die anderen Ortschaften. Es scheint irgendwie gemütlicher oder liegt es daran, dass heute Sonntag ist?
Südlich von Paternoster liegt das Columbine Nature Reserve, das wir besuchen wollen. Wir sehen aber nirgends ein Hinweisschild. Also fahren wir einfach auf der Hauptstraße weiter einem Schild Tieties Baai 6 km nach. Denn wir hatten gelesen, dass Tieties Baai im Naturreservat liegt. Übrigens, Tieties Baai ist ein etwas außergewöhnlicher Name, heißt die Übersetzung doch Tittenbucht. Glück gehabt. Der Weg führt uns kurz nach dem Restaurant Seekombuis zum Eingangstor zum Columbine Nature Reserve. Der Eintritt kostet 17 ZAR pro Person. Man bekommt eine handgemalte Karte, die einem den Weg bis zum Ende des Parks zeigt. Hier steht auch der Cape-Columbine-Leuchtturm. Er wurde 1936 erbaut und ist einer der wichtigsten Orientierungspunkte für Schiffe an der Westküste Südafrikas. Es gibt viele Campingplätze, zu denen eine Stichstraße führt. Aber zu dieser Jahreszeit sind alle Camping- und Grillplätze leer. Man kann die Campingplätze daran erkennen, dass es viele Standplätze mit Wasseranschluss gibt und viele leere Abfalltonnen herumstehen oder leer auf dem Boden stehen. Eine Sandstraße führt westlich bis zum Ende des Naturschutzgebiets und dann weiter an vielen Buchten und Campingplätzen vorbei zurück zum Eingangstor.
Wir fahren erst einmal bis zum südlichen Ende des Naturschutzgebiets und beobachten von großen Felsen aus die raue und gewaltige See mit den hohen Wellen. Ich kann mich nicht sattsehen an den großen Wellen, die mit einer Wucht gegen die Felsen donnern und dabei eine meterhohe Gischt entstehen lassen. Es kommen immer wieder Vögelchen, die uns neugierig betrachten. Wer beobachtet hier eigentlich wen? Vermutlich sind dies Heckensänger (Scrub-Robin).
Und dann sehen wir auch einige African Black Oystercatcher (Schwarze Austernfischer) mit ihren roten Schnäbeln und Beinen. Unsere heutige Unterkunft Farr Out liegt ein paar Kilometer außerhalb von Paternoster abseits der Hauptstraße. Wir biegen bei Pelgrimsrust ab, fahren wenige hundert Meter zur Lodge und parken erst einmal vor dem Haus in dem für Gäste vorgesehenen Unterstand. Der Unterstand ist schon einmal sehenswert, denn er ist mit Autoschildern aus USA, Namibia, Botswana und Südafrika dekoriert. Der Weg zur Rezeption ist mit glitzernden Muschelstücken bestreut und führt durch einen mit vielen einheimischen Pflanzen angelegten Garten. Marion Lubitz, die mit einem verheiratete Gastgeberin, stammt aus Deutschland. Zuerst unterhalten wir uns im Frühstücksraum, in dem Marion auch verschiedene Andenken anzubieten hat. In einem Projekt stellt sie auch Wassertränken aus Flaschen für Vögel her. Wir bekommen das Zimmer White Mussel im Parterre. Es ist geschmackvoll eingerichtet mit vielen Details. Die Bettwäsche ist mit Muschelmotiven und mit rosa Blüten und Lavendelzweigen
geschmückt. Selbst in der Toilettenschüssel schwimmt eine Blüte. Offenbar ist das gerade in, denn schon in Langebaan im Harrison s Gästehaus war dies auch der Fall. Oliver von der Darling Lodge hatte uns empfohlen, in das Restaurant Gaaitjie am Strand zum Essen zu gehen. Marion empfiehlt uns dieses ebenfalls und reserviert für 19:00 Uhr einen Tisch. Wir hatten das Schild zum Restaurant schon nachmittags gesehen, so dass wir es leicht finden. Es geht nämlich ziemlich steil bergab und der Parkplatz ist sehr uneben. Das Restaurant selbst ist ziemlich einfach eingerichtet und wie üblich ziemlich kalt. Gleich rechts am Eingang ist die offene Küche. Dann kommt man in zwei eher kleine Räume. Im Innenraum brennt ein Kamin und spendet wenigstens ein bisschen Wärme, aber leider sind dort schon alle Tische besetzt und wir müssen mit einem Tisch auf der nur durch eine Zeltplane geschützten Terrasse Vorlieb nehmen. Ich habe heute Lust auf ein vegetarisches Gericht, Dieter will lieber Lamm essen. Die Speisen sind auf großen Tellern schön dekoriert angerichtet, so dass ich schon denke Was für eine kleine Portion! Auf einem kleineren Teller hätten die Gerichte wohl größer gewirkt. Aber wie dem auch sei: Am Ende war es doch ausreichend. Das Gemüse ist wirklich sehr schmackhaft, aber sehr spicy! Die Preise hier sind etwas mit denen in Hout Bay zu vergleichen. Mit einem guten Glas Rosé verbringen wir in unseren Jacken den Abend. Zurück in Farr Out haben wir einen traumhaften Blick auf die Lichter von Paternoster.