Unterdorf 57 CH- 5703 SEON Tel: +4176 341 26 39 E-Mail: info@sarabella.ch Heimtörn Levkas Split 10.-24.Juli 2010 Mit Lindi, Lucien und Sven verliessen wir endgültig Griechenland und segelten bis Split. Diesmal liessen wir Albanien links liegen, das heisst, wir durchquerten es bei Nacht und Nebel im wahrsten Sinn des Wortes und genossen dann umso mehr Montenegro. Auch für diesen Törn war das Wetter auf unserer Seite. Am Nachmittag setzte jeweils die nordwestliche Seebrise ein und des Nachts konnten wir bei Windstille überall in Ruhe ankern. Der Rumskanal von Levkas Text: Thomas Bossard, Fotos: Thomi, Regi, Lucien, Sven Werden wir diesmal ohne Grundberührung durch den Kanal kommen?, fragten wir uns, nachdem wir im Mai mitten im Kanal einen Fels oder Betonblock touchiert hatten, wo eigentlich 3.5m Wassertiefe hätte sein müssen. Aber wie das in Griechenland so üblich ist, kümmert das weder die Hafenpolizei noch sonst jemand, obwohl es offenbar immer wieder zu seltsamen Unfällen kommt. Das hiess für uns: Augen zu und durch. Am Sonntagmorgen reihten wir uns also als letztes Boot ein um zuerst die Brücke und dann den besagten Kanal zu durchfahren. Im Schritttempo fuhren wir mit mulmigem Gefühl über die kritische Stelle. Der Tiefenanzeiger gab 3.1m ein; das reichte. Jetzt haben wir den gefährlichsten Teil der Reise hinter uns, sagte ich erleichtert zur Crew und setzten den Kurs zur Insel Paxos ab. Die Drehbrücke von Levkas geht hinter uns zu. Hier die kritische Stelle. - 1 -
Das letzte Plätzchen für das WM-Final Auf der Insel Paxos, das heisst im Hauptort Gaios hatten wir schon drei Mal angelegt. Das erste Mal auf unserem Weg Richtung Korfu im April. Da waren wir fast die einzige Yacht gewesen. Im Mai, als wir schon Richtung Athen unterwegs waren, machten uns die vielen Flotillenyachten Probleme, die zu zwanzig wie Horden in einem Hafen einfallen und nur dank Funk des Flotillenführers überhaupt anlegen können. Der Ankersalat ist dann meistens angerichtet. Diesmal schien alles schon voll und nur noch der Platz, der eigentlich dem Wasserflugzeug der Sea Airlines reserviert ist, war noch frei. Offenbar war aber dieser Service ausser Betrieb und wir konnten andocken. Jetzt mussten wir noch ein Plätzchen ergattern, um den Fussball- WM-Final zwischen Holland und Spanien mitverfolgen zu können. Auch das gelang und der Abend war gerettet. Um ein Uhr kehrte die Crew aufs Schiff zurück. Die Ausbeute war mager: 1:0 für Spanien. Wenigstens können die Schweizer Fussballer die Ehre in Anspruch nehmen, den neuen Weltmeister geschlagen zu haben. Wir legen am Landeplatz der Sea Airlines an. Der letzte Platz! Für diesen Abend wollten wir nach dem Trubel der WM ein ruhiges Ankerplätzchen finden. Nach drei Anläufen hatten wir eine Bucht gleich an der albanischen Grenze gefunden, die von Fischzüchtern und Bauern bewirtschaftet wird. Wir fuhren durch eine schmale Einfahrt in eine seeartige Bucht, warfen über sieben Meter Wassertiefe den Anker und liessen uns von Kuhgebimmel und Hundegebell dies und jenseits der Grenze in den Schlaf wiegen. In einer Bucht an der Grenze zu Albanien, voll mit Fischzuchten und Kühen an Land, geniessen wir den Sonnenuntergang. Die letzte Nacht in Griechenland Eigentlich hätten wir von hier aus gleich nach Albanien weiter segeln können. Doch dies verbot uns die grenzüberschreitende Seglerei. Wie an Land muss man den Zoll und die Passkontrolle passieren, bevor man ausreist. Das hiess für uns, einen kleinen Umweg von sieben Seemeilen nach Korfu-Stadt zu machen um unser Transitlog abzugeben und die Pässe stempeln zu lassen. Der entscheidende Unterschied zum Grenzübertritt an Land besteht darin, dass es viel umständlicher ist und gut zwei Stunden dauern kann. Zuerst mussten wir zum Hafenmeister um eine Crewliste anzufertigen und stempeln zu lassen, dann durch die Passkontrolle zu marschieren um am Schluss mit Crewliste, Pässen und dem Transitlog auf das entscheidende You can go now des Zollbeamten zu warten. Nach 90 Minuten war es geschafft. Wo die Hunde die Albaner anbellen Der Ausklarierungssteg in Korfu. Wir sind die Einizen. - 2 -
Die Nacht- und Nebelaktion durch Albanien Eigentlich waren wir nun staatenlos und hätten gemäss Vorschrift auf dem kürzesten Seeweg Griechenland verlassen müssen. Wir erlaubten uns wie es übrigens die meisten auch so handhaben eine kleine Illegalität und schoben noch eine Übernachtung ein auf Erikoussa; eine der vorgelagerten Inseln von Korfu. Vorher hatten wir eine Stunde lang ein spannendes Wendeduell mit einer gleichen Hanseyacht von Slowenien ausgefochten, die leider zu ihren Gunsten ausfiel, obwohl wir alle am Steuer das Beste gaben und Fockund Großsegel immer wieder der Windstärke anpassten und trimmten. Sven. Ein grosser albanischer Fischtrawler schien es auf uns abgesehen zu haben, als er unseren Kurskorrekturen folgte und erst im letzten Moment mit vollangeschalteten Scheinwerfern abdrehte. Das war ziemlich unheimlich! Dem nicht genug, motoren wir um vier Uhr morgens bei der Annäherung von Ulcini (Montenegro) in den dichtesten Nebel, so dass wir die Geschwindigkeit auf drei Knoten reduzieren mussten und ich jede Minute das Nebelhorn betätigte. Auch bei Tageslicht wurde es nicht besser und das GPS zeigte wieder einmal andere Wassertiefen als das Log an. Als wir nur noch zirka zwanzig Meter weit sahen und die Wassertiefe unter zehn Meter viel, warfen wir Anker und warteten auf den Sonnenaufgang. Langsam tauchte die Küste aus dem Nebel auf und wir stellten fest, dass wir tatsächlich kaum hundert Meter vor der Hafeneinfahrt von Ulcini sassen. Wir liefen uns vor Korfu ein Rennen mit einer Hanse 470 von Slowenien. Leider haben wir verloren. Die Windprognose für die Überfahrt nach Montenegro versprach keinen Wind für die Nacht, dafür konnten wir am Tag wenigstens 35 Seemeilen die albanische Küste hoch segeln. Kaum war die Sonne untergegangen, mussten wir den Motor anwerfen, assen gemütlich an Deck und teilten uns dann die Nachtwache ein. Ich übernahm mit Lucien und Lindi die Ruderwache bis zwei Uhr, die absolut ereignislos verlief, da überhaupt wenig Schiffsverkehr an dieser Küste herrscht. Um elf Uhr hatten wir den Handelshafen von Durres in zehn Seemeilen Abstand passiert und um zwei Uhr übergab ich vor dem letzten albanischen Kap das Ruder an Regi und Wir sind im Nebel gefangen und können erst nach Sonnenaufgang in den Hafen von Ulcini einfahren. - 3 -
Montenegro und Kotor Das Einklarieren in Ulcini, dem kleinen sympatischen Badeort, klappte leider nicht, obwohl der Hafenführer diesen als Port of Entry aufführte. Der lebhafte Markt von Kotor, wo man alles kriegt, was der Bauch begehrt. Kroatien und schon wieder neue Taxen! Der Hafen von Ulcini Das bedeutete, dass wir in 15 Seemeilen nördlich in Bar anlegen mussten. Da wir hier schon vor drei Monaten ausklariert hatten, wussten wir gleich, wo wir in diesem riesigen unübersichtlichen Handelshafen anlegen mussten. Und wieder ging es zur Passkontrolle, zum Zoll und dann zum Hafenmeister um die Vignette zu kaufen. Als Segler kommt man sich bei diesem komplizierten und erst noch teuren Prozedere wie die Deppen der Nation vor. Das Ganze dauerte wieder eine Stunde und die Vignette kostete 120 Euro für eine Woche. Dafür konnten wir nun am Wochenende Kotor, diese best restaurierte Stadt, die 1979 einem grossen Erdbeben zum Opfer gefallen war, geniessen. Um am Morgen gleich ausklarieren zu können, ankerten wir gleich vor dem Quai bei Zelenika. Das Ruhigste am Ganzen war tatsächlich das Wetter; nur war nebenan eine kleine Strandbar, an der eine Band das Gefühl hatte, sie wären mindestens die Top-Band der ganzen Adria und mit ihrem Gitarren-Gequäke und falschem Gesang die Bucht bis morgens um drei Uhr beglückten. Für unsere Gäste, deren Musikgeschmack eher in Richtung Charles Bresson und Klassik lag, war es eine Tortur. Regi erledigte zackig das Ausklarieren in einer Viertelstunde, wir bogen um die strategisch wichtige Ecke am Ausgang zum Golf von Kotor, wo vor fünfzehn Jahren noch scharf geschossen worden war und dann waren wir wieder in Kroatien. Hier wurde im jugoslawischen Bruderkrieg vor 15 Jahren noch scharf geschossen. Kotor, die reizende Stadt, die als Weltkulturerbe gilt. Am Sonntag einklarieren zu wollen, ist sicher nicht die beste Idee. Aber während die Crew und ich aufs Schiff aufpassten, - 4 -
wieselte Regi vom Zoll, zur Polizei und dann zum Schnügel von Hafenmeister. Wir hatten in der Zwischenzeit alle Mühe Reindrängler vom Halse zu halten aber wenn er ein dreissig Meter langer Luxusdampfer ist, gibt man klein bei. Dass er unseren Anker unter seinem Bug begrub, sei nur nebenbei erwähnt. Mit viel Glück konnten wir ihn beim Wegfahren ausreissen. Schnügel hin oder her, die Kroaten hatten wieder eine neue Gebühr erfunden und verlangten nun 185 Euro für den jährigen Aufenthalt. Diese Abzockerei geht einem wirklich auf die Nerven! Die Anlegerei in der Marina Dubrovnik verlangte bei böigem Gewitterwind Kraft und Massarbeit, dafür war das Sightseeing dieser wunderbaren Stadt umso erholsamer. Es ist einfach jedes Mal ein Erlebnis durch die engen Gassen zu schlendern und vor einem der unzähligen Cafés sitzend, den Leuten beim Bummeln zu zuschauen. Am Dienstag besuchte die Crew das sehenswerte Städtchen Korcula, das als angeblicher Geburtsort von Marco Polo gerühmt wird. Korcula, ein wunderschönes Hafenstädtchen. Für den Abend hatten wir weiter nördlich der Insel in der Bucht Kneza einen ruhigen Ankerplatz zum ungestörten Baden gefunden. Einzig eine freche Möve liess uns beim Essen nicht in Ruhe. Es gibt nichts schöneres, als durch die engen Gassen von Dubrovnik zu schlendern. Am Mittwoch motorten wir zur 50km langen Insel Hvar hinüber. Es bleibt Zeit zum Lesen und reden. Der Autopilot steuert unter Motor den Kurs und jemand hält Ruderwache. Inselhüpfen mit Ankern Für die zweite Woche des Törns hatten wir das ideale Ankerwetter erwischt. Eine stabile Hochdrucklage mit mässiger Seebrise am Nachmittag und windstillen Nächten liess uns alle Freiheiten, die schönsten Inseln und Ankerplätze auszusuchen. Am ersten Abend setzten wir nach einem schönen Segeltag den Anker in der Bucht Polace auf Mljet, mitten im Nationalpark der Insel. (www.np-mljet.hr). Während dem Motoren bleibt Zeit zum reden. - 5 -
Am Nachmittag kam wie gewohnt die Seebrise und wir kreuzten bei drei bis vier Beaufort die Ostküste von Hvar hoch. Das war der ideale Wind für die Sarabella und Lucien (81), für den das Steuern ein Jungbrunnen ist, war nicht mehr vom Rad zu trennen. Wir genossen das Ganze hochbord sitzend. Lucien (81) ist nicht mehr vom Steuer zu trennen. Kastela, der Endpunkt nach 500 Seemeilen Nach einem privaten Rennen mit einer Hanse 540 (die wir zu unsere Genugtuung sauber schlugen) und der Schlacht an der einzigen Dieseltankstelle weit und breit in Split liefen wir am Freitagabend in der Marina Kastela ein. Wir hatten in diesen zwei Wochen vier Länder durchsegelt Griechenland, Albanien, Montenegro und Kroatien - und über 500 Seemeilen ohne nennenswerte Zwichenfälle, ohne Schäden und ohne Missstimmung zurückgelegt. Selbstverständlich? Nein überhaupt nicht. Wir waren alle glücklich und zufrieden. Nachsatz: Während wir gleich am Samstag um sechs Uhr morgens losfuhren, während die Crew mit dem Taxi an den Flughafen gebracht wurde, erreichte uns drei Stunden später ein SMS von Sven: Wir sind gut in Zürich gelandet, 19 Grad und Regen. Zum Glück haben wir noch eine Woche für uns! Hochbord sitzen, wenn Lucien steuert. Mit Brac und der Bucht Luca war das Inselhüpfen zu Ende. Noch einmal war kreuzen angesagt und heute war Sven an der Reihe mit Steuern. Abends war es nur dank Flaute möglich, die unvernünftig nah ankernden Yachten zu dulden. Zum Kochen war es viel zu heiss, folglich assen wir in der urigen Konoba gleich nebenan. Heute steuert Sven. - 6 -