Matthäus 18,15-35: Wenn dein Bruder sündigt

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Transkript:

Matthäus 18,15-35: Wenn dein Bruder sündigt Lesung: 15-20:»Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und stell ihn unter vier Augen zur Rede. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Hört er nicht auf dich, dann geh mit einem oder zwei anderen noch einmal zu ihm, denn jede Sache soll aufgrund der Aussagen von zwei oder drei Zeugen entschieden werden. Will er auch auf diese nicht hören, dann bring die Sache vor die Gemeinde. Will er auch auf die Gemeinde nicht hören, dann soll er in deinen Augen wie ein Heide oder ein Zolleinnehmer sein. Ich sage euch: Alles, was ihr auf der Erde binden werdet, wird im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf der Erde lösen werdet, wird im Himmel gelöst sein. Und noch etwas sage ich euch: Wenn zwei von euch hier auf der Erde darin eins werden, um etwas zu bitten was immer es auch sei, dann wird es ihnen von meinem Vater im Himmel gegeben werden. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.«21-35: Da wandte sich Petrus an Jesus und fragte:»herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er immer wieder gegen mich sündigt? Siebenmal?Nein«, gab Jesus ihm zur Antwort,»nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal!darum hört dieses Gleichnis`: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der mit den Dienern, die seine Güter verwalteten, abrechnen wollte. Gleich zu Beginn brachte man einen vor ihn, der ihm zehntausend Talente schuldete. Und weil er nicht zahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und seinem ganzen Besitz zu verkaufen und mit dem Erlös die Schuld zu begleichen. Der Mann warf sich vor ihm nieder und bat auf den Knien: Hab Geduld mit mir! Ich will dir alles zurückzahlen. Da hatte der Herr Mitleid mit seinem Diener; er ließ ihn frei, und auch die Schuld erließ er ihm. Doch kaum war der Mann zur Tür hinaus, da traf er einen anderen Diener, der ihm hundert Denare schuldete. Er packte ihn an der Kehle`, würgte ihn und sagte: Bezahle, was du mir schuldig bist! Da warf sich der Mann vor ihm nieder und flehte ihn an: Hab Geduld mit mir! Ich will es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht darauf eingehen, sondern ließ ihn auf der Stelle ins Gefängnis werfen, wo er so lange bleiben sollte,` bis er ihm die Schuld zurückgezahlt hätte. Als das die anderen Diener sahen, waren sie entsetzt. Sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles. Da ließ sein Herr ihn kommen und sagte zu ihm: Du böser Mensch! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. Hättest du da mit jenem anderen Diener nicht auch Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und voller Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er ihm alles zurückgezahlt hätte, was er ihm schuldig war. So wird auch mein Vater im Himmel jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von Herzen vergibt.«wir sind Geschwister. Wir haben den selben Vater. Jesus lehrt uns, wie man sich in der Familie Gottes verhält. Es geht darum, wie wir mit unserem Bruder umgehen. Der Bruder ist derjenige, der uns nahesteht, der zu uns gehört, den wir lieben. Es geht darum, was wir tun sollen, wenn dieser Bruder sündigt. Zuerst auf der gemeinschaftlichen Ebene: durch demütige und bedachtsame Konfrontation. Und dann auf der persönlichen Ebene: durch großzügige Vergebung. Aber mancher will vielleicht gar nichts von Konfrontation und Vergebung hören, weil er/sie nicht auf den Begriff 'Sünde' klarkommt. Der Begriff scheint aus einer Gott sei Dank! - vergangenen Zeit zu stammen. Er klingt nach Rückwärtsgewandtheit und Unterdrückung. Wenn du 'Sünde' hörst, denkst du dann zuerst an selbstgerechte Kirchenmänner oder einen willkürlichen Gott, die dich verurteilen und ablehnen? Oder denkst du an zu viel Eis und Torte für einen Tag? Wie kann man den Begriff erklären?

Sünde ist ein Beziehungsbegriff. Jeder steht in Beziehung zu sich selbst, zu seinen Mitmenschen, zu diesem Planeten, zur Tier- und Pflanzenwelt, und zu Gott, dem Schöpfer und König von Allem was existiert. Weil Gott seine Schöpfung liebt, ist jede Sünde primär auch gegen ihn gerichtet. Sünde ist ein Sammelbegriff. Es gibt eine gute Einstellung, ein richtiges Handeln für mich als Mensch in Beziehung und es gibt falsches, böses Handeln. Wir würden von Verbrechen, Vergehen, Anmaßung, Vermessenheit, Fehlern, Unrecht, destruktivem Verhalten sprechen. Sünde ist einfach ein guter Sammelbegriff, weil er all diese Kategorien mit einschließt. Sünde beschreibt den Problemzustand, in dem sich die Schöpfung momentan befindet. Von Natur aus sind wir Menschen Teil und Ursache des Problems. Wir schmeißen die Bomben, leben rücksichtslos, unterdrücken, beuten aus, schauen weg. Es ist in uns drin, wir bringen es uns gegenseitig bei. Wir sind wie mit einem Virus infiziert. In Jesus ist Gott zu uns gekommen, um das Selbstzerstörungsprogramm anzuhalten. Damit wir Teil der Antwort, der Lösung werden können. Veränderung muss bei uns beginnen. Wir haben das beim letzten Mal gesehen: um zu vermeiden, dass wir Kinder negativ beeinflussen, müssen wir ganz entschlossen und konsequent gegen das Böse in unserem eigenen Leben vorgehen. Bevor wir anderen helfen, andere retten können, müssen wir selber das Gegenmittel einnehmen. Die Gemeinde ist Gottes ausführendes Organ, um Rettung, Heilung und Vergebung in die Welt zu bringen. Wir sollen als Gemeinschaft Vorbote und Vorposten einer von Gott erneuerten Welt sein. Deswegen ist es so unglaublich wichtig, dass wir unserem Auftrag auch nachkommen und gerecht werden. All das muss man verstehen und im Hinterkopf behalten, wenn man sich diese Worte von Jesus anschaut. Ansonsten kann man es nicht einordnen. Die Gemeinde soll Menschen zusammenbringen der inklusivste Verein auf der Welt sein. Aber um das tun und so sein zu können, muss sie auch der exklusivste Verein auf der Welt sein. Es geht nicht darum, Menschen auszuschließen, sondern Sünde/das Problem zu bekämpfen. Das, was wir im Umgang mit uns selber tun die Sünde hassen, aber den Sünder lieben tun wir auch im Umgang miteinander. Wir wollen keinen Menschen ausschließen wir wollen die Sünde ausschließen. Und wenn ein Mensch sich nicht von seiner Sünde trennen will, geht es leider nicht anders, als hier beschrieben. Weil wir eine Familie sind, und wenn wir so lieben, wie wir es sollten, wird uns das nie leicht fallen und sehr weh tun. Trotzdem ist es wichtig. Es geschieht zum Besten für alle Beteiligten. Sünde ist ein Beziehungsbegriff. 15-20: Wenn dein Bruder sündigt. Wenn Jesus hier vom Bruder und von der Gemeinde redet, hat er sowohl zu den Juden seiner Zeit gesprochen als auch Anweisungen für die Zukunft gegeben. Es gab noch keine christliche Gemeinde im späteren Sinne. Aber sie sind für uns als Christen gedacht. Jesus spricht vom Problem der Sünde innerhalb der Gemeinde, der Gemeinschaft. Der 'Bruder' ist also jemand, der auch erkannt hat, dass Sünde böse und schlecht ist, der auch glaubt, dass Gott selber dafür sterben musste.

Er sagt: Wenn du siehst, dass er sündigt, geh hin und rede unter vier Augen mit ihm. Wenn wir alle jedes Mal Gespräche unter vier Augen führen würden, wenn einer von uns irgendwie sündigt, würden wir nichts anderes mehr machen. Hier geht es nicht darum, dass man Fehler macht, es versucht, aber versagt, stolpert. Es geht um eine Gewohnheitssünde, um Abhängigkeiten. Um Sünde, die man als Teil seines Lebens oder seiner Persönlichkeit akzeptiert hat. Jesus sagt zu jedem Christen: wenn du es siehst, sprich es an! Nicht: geh zum Pastor. Es ist die Aufgabe von jedem Christen! Wir kümmern uns um einander. Natürlich sollen wir nicht Sünden-Polizei spielen, oder einander Stasi-mäßig bespitzeln und überwachen. Wir sollen einander lieben. Wenn er auf dich hört, hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Wir glauben und erleben, dass Sünde Ausgrenzung und Verlorenheit bewirkt. Wir wollen gewinnend sein. Wir wollen einander immer wieder neu für Jesus gewinnen. Das Ziel ist immer die Wiederherstellung. Umkehrschluss ist natürlich auch: hört er nicht auf dich, lässt er sich nichts sagen, sich nicht helfen, hast du einen Bruder verloren. Bemerkt: Wir schließen uns nicht durch unsere Sünden von der Gemeinschaft aus, sondern durch unsere fehlende Bereitschaft, Sünde aufzugeben und uns helfen zu lassen! Wenn also jemand zu dir kommt und etwas anspricht, hör zu, bedank dich und lass für dich beten. Wenn er sich nichts sagen lassen will, sagt Jesus, gib ihn nicht auf. Geh den nächsten Schritt: nimm zwei oder drei Geschwister mit, die deine Einschätzung und deine Sorge teilen. Die Idee mit den zwei oder drei Zeugen stammt aus dem mosaischen Gesetz, aus der Rechtssprechung in Israel. Der Gedanke dahinter war, dass die Meinung eines Einzelnen nicht ausreichte, um ein abschließendes Urteil über eine andere Person zu fällen: Ein einzelner Zeuge soll nicht gegen jemanden auftreten wegen irgendeiner Ungerechtigkeit oder wegen irgendeiner Sünde, wegen irgendeiner Verfehlung, die er begeht. Nur auf zweier Zeugen Aussage oder auf dreier Zeugen Aussage hin soll eine Sache gültig sein. (5. Mose 19,15; ELB) Im Gesetzestext heißt es dann weiter, dass Falschaussage mit der Strafe bestraft werden soll, die der Lügenzeuge dem anderen anhängen wollte. Und ich finde es wichtig, dass uns das 9. Gebot: Du sollst gegen deinen Nächsten nicht als falscher Zeuge aussagen unser Gegengewicht für unseren Text heute ist. Vielleicht noch zusammen mit dem Titel, den der Teufel in der Offenbarung bekommt: Verkläger der Brüder. Wir haben nicht das Recht, jemanden anzuklagen oder zu verurteilen. Die Gemeinde ist kein Gerichtssaal, sondern eine Familie. Durch zwei oder drei Zeugen wurde damals rechtliche, und wird heute geistliche/moralische Autorität geschaffen. Die beiden Geschwister sind dann die Repräsentanten der Gemeinschaft. Das wird aus den Versen 18-20 deutlich: zwei oder drei können binden und lösen und sich alles erbitten. MaW: sie haben Gott auf ihrer Seite. Ihre Entscheidungen sind bindend (verpflichtend) oder lösend (nicht verpflichtend, dem Einzelnen überlassen, Privat- Gewissensache). Gott stellt sich hinter sie.

Wenn der Bruder immer noch nicht einsichtig ist, soll die Sache vor die Gemeinde gebracht werden. Dann gibt es einen Familienrat, eine Mitgliederversammlung. Stellt er sich dann gegen die ganze Gemeinde, soll er ausgeschlossen werden. Solche Situationen gibt es in Familien manchmal: wenn der Sohn/die Tochter sich so a-sozial und destruktiv verhält, und es gar nicht mehr anders geht, wenn persönliche Gespräche nicht geholfen haben, muss man ihn/sie rausschmeißen aber natürlich mit dem pädagogischen Ziel, dass er/sie wieder zu Sinnen kommt, zurück nach Hause kommt und sich wieder in die Familie einfügt. Dieses schrittweise Vorgehen, dieses in der Gemeinde öffentlich machen klingt für uns drastisch oder hart. Das liegt zum Teil vielleicht an schlechten Erfahrungen, die man gemacht hat. Und es gibt geistlichen Mißbrauch, es gibt sektenähnliche Strukturen. Deswegen ist Kritik berechtigt. Es kann aber auch mit unserer kulturellen Prägung zu tun haben: mit persönlicher Freiheit, Selbstbestimmtheit und Selbstverwirklichung als den höchsten Tugenden. Aber wie ich schon erklärt habe - Sünde kann nie Privatsache sein. Sie betrifft immer Gott. Und sie betrifft immer auch andere Menschen. Direkt, wenn ich jemanden verletze, oder indirekt, wenn diejenigen, die mich lieben darunter leiden, welchen Weg ich eingeschlagen habe. Ich kann nie sagen: Es ist nur mein Leben/mein Körper. Keiner ist eine Insel, keiner lebt nur für sich. Alles, was du tust, hat Auswirkungen. Die völlige persönliche Freiheit ist eine Illusion. Wir werden als Teil einer Gemeinschaft, einer Familie geboren. Irgendjemand wird den Preis für unsere Selbstverwirklichung bezahlen. Das zu ignorieren ist rücksichtslos und naiv. Hinzu kommt, dass wir als Christen einen Auftrag und einen Ruf haben. Jeder, der sich einen Bruder nennt, sich selbst als Christ bezeichnet, steht deswegen in der Verantwortung. Dass Einzelne der Sache sehr schaden können dafür gibt es leider zahllose Beispiele! Und dann die dritte und letzte Ebene: Wenn er nicht auf die Gemeinde hört, soll er dir wie der Heide (Nichtjude) und wie der Zolleinnehmer sein. D.h. wie jemand, der nicht mehr zum Volk Gottes dazu gehört. Das ist wichtig, um die Identität der Gemeinde zu schützen. Wenn der Bruder sich so verhält, als gehöre er nicht mehr dazu, dann soll die Gemeinschaft diesen selbstgewählten Status anerkennen. Denn beim Christentum zählt nicht nur das Bekenntnis, sondern der Glaube muss sich im Leben widerspiegeln. Es ist wichtig, die Worte von Jesus in Vers 17 richtig zu verstehen. Denn während die selbstgerechten Juden seiner Zeit Heide und Zöllner abwertend und als Schimpfwort gebrauchten, war Jesus an diesen Menschen interessiert. So klingt bei diesen Worten aus dem Mund von Jesus Barmherzigkeit und Liebe für die Ausgegrenzten und Randgruppen mit. Hier wird wieder das Paradox deutlich: durch das Ausschließen bekommen sie einen besonderen Status der Zuwendung und Aufmerksamkeit. Die Gemeinde existiert ja dafür, besonders diesen Menschen zu dienen und zu helfen. Das war die gemeinschaftliche Ebene: wie gehen wir als Einzelne in der Gemeinschaft und als Gemeinschaft mit Sünde in unserem Team um. Weil ich Anfang November schon mal über die Verse 21-35 gepredigt habe, nun nur noch kurz zur zweiten Hälfte des Textes:

21-35: Wenn mein Bruder gegen mich sündigt. In Pardon, ich bin Christ schrieb C. S. Lewis, dass er Vergebung für die unpopulärste und unbeliebteste aller christlichen Tugenden hielt. Noch unbeliebter als Keuschheit. Jedermann hält Vergebung für einen schönen Gedanken bis er selbst einem anderen vergeben soll, so wie wir während des Krieges. schrieb er 1942 in England. Bringt man das Thema dann nur zur Sprache, so kann man sich schon auf ein Wutgeheul gefasst machen. Nicht dass das Vergeben den Menschen als eine zu hohe und schwere Tugend erscheint; sie halten es für etwas Verachtensund Verabschuungswürdiges. 'Dieses Gerede macht uns krank', sagen sie. Und ich höre schon viele Leser: 'Ich frage mich, was Sie empfunden hätten, wenn Sie als Pole oder Jude der Gestapo in die Hände gefallen wären.' Ja, das frage ich mich auch. Petrus brachte das Problem mit dem sündigenden Bruder in Verbindung mit seinem eigenen Leben: Wie oft soll ich denn vergeben? Siebenmal? Jesus' Antwort: 77mal (oder 7x70). Wir würden einfach sagen 1000mal. Bei Vergebung geht es nicht um Zahlen, sondern um eine Einstellung. (Chuck Smith) wer noch mitzählt, hat es nicht kapiert. Dann erzählt er das Gleichnis von den unglaublich großen Schulden, die ein Mann vom König erlassen bekommt, nur um sich dann auf dem Weg nach Hause einem Schuldner gegenüber hartherzig und kalt zu zeigen. Daraufhin ruft der König den Mann wieder zu sich und zieht seine Vergebung zurück. Statt dessen soll der Mann jetzt für seine Schulden bezahlen. Und weil er das nicht kann, kommt er ins Gefängnis. Moral von der Geschicht: Gott hat dir eine unglaublich große Schuld vergeben. Er hat die Kosten selber getragen, ist für den Schaden aufgekommen indem er seinen Sohn schickte und der dann für deine Schuld starb. Jetzt ist dein Schuldschein vernichtet, deine Schulden sind getilgt. Jesus war der Schuldträger, der Sündenbock, der Nubbel. Auf dem Hintergrund dieser Vergebung ist es böse, anderen Vergebung vorzuenthalten. Denk mehr darüber nach, wieviel du Gott eigentlich schuldig bist! Wenn du nur dich selbst und den Anderen siehst, kommst du aus deiner Situation nicht raus. Du musst Gott sehen, der Schöpfer und König, der rechtmäßigen Anspruch auf dich hat. Wieviel bist du ihm schuldig? Wie oft hast du gegen ihn gesündigt? All das ist er bereit zu vergeben....das einzige, was Gott nicht vergeben wird, ist ein unversöhnliches Herz. (Morgan) Wenn du dich weigerst, Barmherzigkeit zu zeigen, wird dir auch Barmherzigkeit verweigert werden. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Vergebung und Barmherzigkeit sind keine Geschenke, die Gott machen könnte. Es ist eine Haltung, die er uns gegenüber einnimmt. Er hat sich dazu entschieden, uns so zu begegnen, uns auf seine Kosten anzunehmen.