Geologische Untersuchungen von Baugrundhebungen im nördlichen Stadtgebiet von Böblingen (Hebungsgebiet Nord )

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Transkript:

- Präsentation LANDESAMT FÜR GEOLOGIE, ROHSTOFFE UND BERGBAU Geologische Untersuchungen von Baugrundhebungen im nördlichen Stadtgebiet von Böblingen (Hebungsgebiet Nord ) Dr. Rupert Prestel, Dr. Clemens Ruch Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau 12. Januar 2016

- Präsentation LANDESAMT FÜR GEOLOGIE, ROHSTOFFE UND BERGBAU Chronologie: Ende Bohrarbeiten EWS 1 und EWS 2 am 01.10.2008; Schadensmitteilungen ab 2011, vermehrt 2012; Geodätische Messungen ab 2013; erste Auswertungen, erste Temp.- Messungen in EWS 1 und EWS 2 Behördlicher Arbeitskreises unter Vorsitz des LRA Böblingen ab 15. Januar 2014 mit Erkundungsbeschluss Laserscan-Befliegung und erste flächenhafte Auswertung 2014 Erkundung des Untergrundes ab 13. Oktober 2014 Nachträgliche Abdichtung der EWS 1 und EWS 2 im Zeitraum 2014-2015 Vorlage des Sachstandsberichts Hebungsgebiet Nord, Informationsveranstaltung am 12. Januar 2016

Hebungen des Geländes und deren Messung

Messung von Geländeveränderungen: Geodätische Feinnivellements (Fa. intermetric GmbH) Differenzbildungen des hochauflösenden Digitalen Geländemodells (LGRB) Radarinterferometrie (Fa. Airbus Defence and Space)

Geodätisches Messpunktenetz mit seit 21. August 2013 insgesamt 26 Höhenmesspunkten (einschließlich des Referenzmesspunktes)

Erkundung des Untergrundes

Arbeitshypothese (auf Grundlage erster Ruhetemperatur- Messungen in EWS 1 und EWS 2) Gebäudeschäden durch Hebungen Gipskeuperquellen Grundwasserzutritte in den quellfähigen Bereich Auffälligkeiten in den Ruhetemperaturprofilen Räumliche Nähe, zeitliche Abhängigkeit zu den EWS

Erkundung des Untergrundes (Ausschnitt: Mittlere Grabfeldformation) (Ausschnitt: Plattengips Grundgipsschichten)

Erkundung des Untergrundes

Geologie und Hydrogeologie von Böblingen

Chemismus der Grundwasserstockwerke Schilfsandstein Gipskeuper Oberer Muschelkalk Udluft-Diagramme: Äquivalentkonzentrationen

Schadensbegrenzende Maßnahmen

Schadensbegrenzende Maßnahme: Nachverpressung von EWS 1 und EWS2 Nachverpressung (Zeitraum 27.10.2014 bis 28.01.2015) Perforation eines Schenkels des ersten U-Sondenschlauches mittels Hochdruckwasserstrahl (Schnitt a 30 cm je Schnittebene mit Schneiddüse ᴓ7,5 mm), kurzer Wasserdurchlässigkeitstest bis max. 10 bar nach Schnitt, Zementinjektion nach erwiesener WD-Aufnahmefähigkeit mit max. 10 bar Verpressdruck bis Aufnahme < 1 l/min, Druck halten und Zement ansteifen lassen, Reinigen des Rohrpaars mit Spüldüse, nächster Schnitt 1,5 m über dem vorangegangenen Schnitt usw. Temperatur-Profilmessungen über eingebautes Glasfaserkabel im zweiten U- Sondenschlauch zur Dokumentation der eintretenden Abbindewärme (Injektionserfolg).

Nachverpressung von EWS 1 und EWS2 EWS 1 1690 Liter Injektionszement EWS 2 2941 Liter Injektionszement

Erfolg der Nachverpressung von EWS 1 und EWS2

Auswertung über den Beginn der Hebungen und Sanierungserfolg

Nachverpressungen von EWS 1 und EWS 2 im Zeitraum vom 27.10.14-28.01.15 und Sanierungserfolg nach Radarinterferometrie nach Messdaten des Satelliten TerraSAT-X 09. September 2014 09. September 2015

Zusammenfassung

Zusammenfassung (1) Hebungsgebiet Nord : ca. 600 m in West-Ost und ca. 200 m in Nord-Süd messender, angenähert elliptischer Bereich mit signifikanten Geländehebungen. Hebungszentrum liegt im (östlichen) Umfeld der Kreuzung Robert-Bosch-Straße/ Altinger Straße. Hebungsgeschwindigkeit hat 6 bis 7 mm/monat betragen. Absolute Hebungsbeträge seit Beginn der Hebungen etwa 37 cm - 45 cm. Belastbarer Datensatz durch geologische Erkundung im Hebungsgebiet anhand der Bohrung B1a, B1 und B1b und der Begleituntersuchungen. Positive Temperaturanomalie in EWS 1 ab 70 m bis 115 m und in EWS 2 ab 90 m bis 115 m unter Gelände als Auswirkung einer exothermen Reaktion. Temperaturanomalie allein als exotherme Reaktion bei der Umwandlung von Anhydrit in Gips erklärbar ( Gipskeuperquellen ).

Zusammenfassung (2) Hebungen auf Quellvorgänge in der Grabfeld-Formation (Gipskeuper), dem sogenannten "Gipskeuperquellen" zurückzuführen. In sulfatführenden Abschnitten Anhydrit nachgewiesen. Gipskeuperquellen durch absteigende Wasserzufuhr über undichte Ringräume der EWS 1 und 2 verursacht. Andere Kausalitäten sind auszuschliessen. Raumzeitliche Übereinstimmung zwischen Ausführung der Bohrungen und dem Beginn der ersten Hebungen. Nach interferometrischer Zeitserienanalyse Beginn der Hebungen im Nahbereich um die Bohrungen unmittelbar (wenige Tage/Wochen) nach deren Erstellung. Hebungsprozesse nach Einleiten der schadensbegrenzenden Maßnahme, nachweislich abklingend (Beleg: interferometrischen Zeitserienanalysen von Radarsatellitendaten).

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!