Kulturreise 2016 Bodensee-Oberschwaben Stiftung und Kunstplattform akku Am Fronleichnams-Wochenende, Donnerstag 26. Mai bis Sonntag 29. Mai 2016 Programm Änderungen bleiben vorbehalten. Je nach Wetter tauschen wir das Programm von Freitag und Samstag. Donnerstag (Höri, Salem, Birnau) Treffpunkt ab 07'00 Uhr am Bahnhof Emmenbrücke, Gepäckverlad. Abfahrt um 07'15 Uhr. Je nach Verkehr (Zürich!) benötigen wir für die Anfahrt in den Raum Bodensee rund zwei Stunden. Durch das Zürcher Weinland und den Thurgau erreichen wir Stein am Rhein, wo wir eine Kaffeepause einlegen. Die Halbinsel Höri, zwischen dem Untersee und dem Zeller-See (Radolfzell) und abseits der grossen Verkehrsströme gelegen, zeigt sich still und malerisch. Vielleicht deswegen fühlten sich immer wieder Dichter und Maler von diesem Ort angezogen. In Hemmenhofen lebte ab 1933 bis zu seinem Tod 1969 der Maler Otto Dix. Er hatte seine deutsche Heimat verlassen, nachdem die Nationalsozialisten seine Kunst als entartet gebrandmarkt hatten. Wir besichtigen das Otto-Dix-Haus, eine Filiale des Kunstmuseums Stuttgart. Otto Dix wird uns auch später wieder begegnen.
2 Im Nachbarort Gaienhofen lebte ab 1904 bis 1912 der Dichter und Maler Hermann Hesse. Das Hesse-Museum bietet neben einer Ausstellung zu Leben und Werk des Schriftstellers eine sehenswerte Gemäldegalerie (u.a. Otto Dix). Wandmalereien im Keller des Otto-Dix-Hauses Hermann Hesse Mittagessen in Moos. Via Radolfzell und den nordöstlichen Ast des Bodensees, den Überlinger See, erreichen wir in einer ca. einstündigen Fahrt Salem, wo wir das ehemalige Zisterzienserkloster und Schloss besichtigen. Das Kloster wurde 1134 gegründet und wuchs zu einer mächtigen Abtei. Ab dem 19. Jahrhundert nach der Auflösung der Klöster durch Napoleon betrieben die Markgrafen von Baden die Anlage als ihr Schloss. 2009 kaufte das Land Baden-Württemberg die gesamte Anlage. Wir begegnen dem bedeutenden Stuckateur Joseph Anton Feuchtmayer (1660-1718), der die Stuckaturen im Prunksaal und im Kreuzgang des Klosters gestaltete. Kaisersaal im Schloss Salem
Wenn die Zeit reicht, machen wir noch einen Abstecher nach Birnau. Dort steht die bedeutendste spätbarocke Marien-Wallfahrtskirche Süddeutschlands, auch bezeichnet als "Rokkokojuwel über dem See". Sie entstand zwischen 1746 und 1750. Verantwortlich für die Gesamtausstattung der Kirche war Joseph Anton Feuchtmayer, der als Bildhauer, Stuckateur und Altarbauer tätig war. 3 Anschliessend kurze Fahrt nach Friedrichshafen, wo wir im Vorort Schnetzenhausen im Ringhotel Krone einchecken. Apéro und Nachtessen im Hotel. Freitag (Meersburg) Frühstück individuell im Hotel. Ca. 09'00 Uhr Abfahrt nach Meersburg, wo wir durch das historische Städtchen bummeln und entweder die "Burg Meersburg" (altes Schloss) oder (bevorzugt) das "Neue Schloss" besichtigen. Die Meersburg gehört zu den ältesten Festungsbauten Deutschlands. Die Burg wurde ab dem 12. Jahrhundert von den Konstanzer Bischöfen betrieben, die dort auch weltliche Macht ausübten. Sie ist heute im Privatbesitz, kann aber grösstenteils besichtigt werden. Die Konstanzer Fürstbischöfe, denen die alte Burg zu eng wurde, bauten im 16. Jahrhundert in unmittelbarer Nähe eine barocke Residenz als neues Schloss. Bedeutend sind hier das Treppenhaus, die Prunkräume, der Spiegelsaal und die Schlosskirche, wo wir wieder auf ein Werk von Feuchtmayer treffen. Von der Schlossterrasse aus bietet sich ein wunderbarer Rundblick über Landschaft und See. Links: Treppenhaus im Neuen Schloss Unten: Neues Schloss in Meersburg
4 Burg Meersburg Nächster Treffpunkt ist dann über den Mittag das Staatsweingut Meersburg, wo wir zu Brot und Käse eine Anzahl der vorzüglichen Bodenseeweine degustieren können. Der Nachmittag ist zur freien Verfügung. Wer Lust hat, kann sich noch im Städtchen aufhalten, bummeln und Kaffee trinken. Bei schönem Wetter bieten wir eine Wanderung dem Bodensee entlang und durch die Weinberge nach Hagnau an (ca. 2 Stunden). Der Car steht auch bereit für diejenigen, die in unserem Hotel ausruhen und das vielfältige Angebot (Freibad/Hallenbad/Saunalandschaft/Fitnessraum usw.) nutzen möchten. Fakultativer Nachmittags-Ausflug nach Unteruhldingen Nur wenige Kilometer von Meersburg entfernt kann in Unteruhldingen eine Pfahlbausiedlung aus der Steinzeit besichtigt werden. Mitte des 19. Jahrhunderts waren dort 87 Häuser einer ehemaligen Sied-
lung entdeckt worden. Die Siedlungsperiode umfasst den Zeitraum von der Jungsteinzeit um 4400 v. Chr. bis zur Eisenzeit um 850 v. Chr. Das 1922 als erstes Freilichtmuseum Deutschlands eröffnete Museum zeigt ein Hüttendorf auf Pfählen mit 23 rekonstruierten Gebäuden. Seit 2011 ist der Museumskomplex Teil des UNESCO-Welterbes. Hinfahrt nach Unteruhldingen evtl. mit dem Schiff, Rückfahrt mit dem Bus. 5 Nachtessen im Hotel. Ein Abendbummel an der Seepromenade und ein Bier in Friedrichshafen könnten den Tag abrunden. Samstag (Weingarten und Ravensburg) Frühstück individuell im Hotel. Ca. 09'00 Uhr Abfahrt nach Weingarten. Diese Kleinstadt wurde erst 1865 zur Stadt erhoben und hiess vorher "Altdorf". Ab der Mitte des 11. Jahrhunderts entstand dort ein Benediktinerkloster, das wegen einer dem Kloster geschenkten Heilig-Blut-Reliquie bald ein blühender Wallfahrtsort wurde. In Weingarten steht die grösste Barockkirche nördlich der Alpen, auch genannt der "Schwäbische Petersdom". Die Masse der zwischen 1715 und 1724 erbauten Basilika St. Martin entsprechen ziemlich genau der Hälfte der Masse des Peterdoms in Rom. Bereits der Vorgängerbau, das 1182 geweihte Münster, war einer der machtvollsten Kirchenbauten eines ganzen Zeitalters. Wir besichtigen die meisterhaften Deckengemälde von Cosmos Damian Asam, das Chorgestühl aus der Werkstatt von Joseph Anton Feuchtmayer und die weltberühmte, 1750 eingeweihte, barocke Gablerorgel mit 66 Registern und 6'666 Orgelpfeifen. Die Orgel wurde von Joseph Gabler in sieben Jahren gebaut und in den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts konsequent in den Originalzustand zurückrestauriert.
6 Gabler-Orgel in der Basilika Weingarten Anschliessend Weiterfahrt nach Ravensburg, eine ehemals stolze Freie Reichsstadt und heute das wirtschaftliche Zentrum Oberschwabens. Mittagessen in der Stadt, die wegen ihrer Kneipen- und Restaurantdichte und den vielen Piazzas toskanisches Flair versprüht. Ravensburg wird auch als "Stadt der Türme" bezeichnet. Bekannt ist der Ravensburger Verlag mit seinen vielfältigen Spielen. Hoch über der Stadt erhebt sich in strahlendem Weiss das Wahrzeichen Ravensburgs, der um 1425 erbaute Mehlsack. Seinen Namen verdankt er seiner runden Form und dem hellen Verputz. Die Plattform des Turmes diente den Bürgern zur Kontrolle des Veitsburg-Geländes, das sich bis ins 17. Jahrhundert in der Hand der Landvögte, der politischen Gegner der freien Reichsstadt, befand. Ravensburg hat in den letzten Jahren stark in Kultur investiert und ein eigentliches Museumsviertel geschaffen. Wir machen eine Führung im 2013 neu eröffneten Kunstmuseum. Das als energiesparendes Passivhaus konzipierte Gebäude beherbergt bedeutende expressionistische Dauerleihgaben (Sammlung Peter und Gudrun Selinka) und stellt in Wechselausstellungen auch zeitgenössische Werke aus. Auch hier wird uns wieder Otto Dix begegnen. Die bei unserem Besuch aktuelle Wechselausstellung ist der deutschen Künstlerin Katharina Hinsberg (*1967) gewidmet.
7 Oben: Kunstmuseum Ravensburg Links: Joseph Rooskens, Figur mit Vogel (1974) Unten: Katharina Hinsberg, Installation "Feldern" (2014) Anschliessend Rückfahrt ins Hotel. Nachtessen im Hotel. Ein Abendbummel an der Seepromenade und ein Bier in Friedrichshafen könnten den Tag abrunden. Sonntag (Friedrichshafen) Frühstück individuell im Hotel. Auschecken und Gepäckverlad. Ca. 09'30 Uhr Abfahrt nach Friedrichshafen. Diese Stadt am Bodensee bildet mit den Zeppelinwerken und den Dornierwerken ein Zentrum der deutschen Luftfahrtindustrie. Sie ist aber auch eine Kultur- und Messestadt und hat eine prachtvolle Uferpromenade. Als Institution aus einer Gemeinde, in der das Fliegen ebenfalls Tradition hat und die eine bedeutende Luftfahrtindustrie beherbergt, kommt man natürlich nicht darum herum, sich mit dieser Materie vor Ort zu befassen. Weil die Luftfahrttechnik aber vielleicht nicht Alle anspricht, haben wir Alternativprogramme, für die wir spontan Gruppen zusammenstellen können.
Im Jahr 1900 startete das erste von Graf von Zeppelin konstruierte Luftschiff zu seinem Jungfernflug. Die 1908 gegründeten Zeppelinwerke beschäftigen zur Blütezeit 4000 Mitarbeiter. Im Ortszentrum direkt am See befindet sich im ehemaligen Hafenbahnhof das Zeppelin-Museum. Das Museum bietet einen einzigartigen Einblick in die Zeit der Luftschiffe. Diese war sehr erfolgreich, dauerte aber nur rund 20 Jahre. Die Ära der fliegenden Zigarren fand ein abruptes Ende mit der Explosion der "LZ 129 Hindenburg" am 6. Mai 1937 in Lakehurst (USA). Im Museum kann ein originalgetreu rekonstruierter Teilnachbau der Hindenburg (ursprüngliche Gesamtlänge: 246 m) besichtigt werfen. Das Museum beherbergt auch eine Kunstsammlung (u.a. Otto Dix). 8 Nachgebauter Rumpf der Hindenburg
9 Alternativprogramme: Dornier-Museum am Bodensee Airport Friedrichshafen: Claude Dornier (1884-1969) begann seine Karriere bei Graf Zeppelin und machte sich später selbständig. Unter der Marke Dornier wurden unter anderem gigantische Flugboote und Senkrechtstarter entwickelt. Die Dornier-Werke gehören heute zur Airbus-Gruppe. Zum Kombinieren: Schulmuseum im Zentrum von Friedrichshafen: In einer Gründerzeitvilla werden drei historische Klassenzimmer vorgestellt, darunter eine vorindustrielle Dorfschule um 1850, als es noch keine Zeugnisse gab und nur im Winter unterrichtet wurde; Besichtigung und Gottesdienstbesuch in der Schlosskirche Friedrichshafen; Stadtbummel. Verpflegung am Mittag individuell. Ca. 12.15 Uhr Besammlung beim Car hinter dem Zeppelin- Museum und Fahrt mit der Fähre über den Bodensee nach Romanshorn, wo wir die Heimfahrt antreten mit einem Nachmittagshalt unterwegs (Ort noch offen). Quellen: Karlheinz Ebert, DuMont Kunst-Reiseführer, Bodensee und Oberschwaben, Köln 1981 Stefan Blank, 101 Bodensee, Iwanorwki's Reisebuchverlag, 2014 Rolf Goetz/Mirko Milovanovic, Bodensee-Zeit für das Beste, Bruckmann-Verlag, 2015