Predigt an einem Sonntag nach Trinitatis. Die Gnade des Heiligen Geistes erleuchte unsere Herzen und Sinne.

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Transkript:

Predigt an einem Sonntag nach Trinitatis Kanzelgruß: Gemeinde: Die Gnade des Heiligen Geistes erleuchte unsere Herzen und Sinne. Amen. Das Wort Gottes für diese Predigt aus dem Evangelium nach Lukas im 11. Kapitel wird erst während der Predigt verlesen! Wir beten: Gemeinde: Herr Gott, lieber himmlischer Vater! Schenke uns deinen Heiligen Geist, damit wir Dein Wort richtig verstehen, im Herzen bewahren und tun. Amen. Liebe Gemeinde, Drei Fallschirmspringer sitzen mit ihrem Trainer in einem Sportflugzeug und bereiten sich auf ihren ersten Absprung vor. Um die Anspannung zu nehmen geht der Trainer mit seinen Schützlingen noch einmal alle Details durch: "Wenn ihr das Flugzeug verlassen habt, zählt ihr langsam bis drei, dann zieht ihr die Reißleine und der Fallschirm öffnet sich." - "Was mache ich denn, wenn der Fallschirm nicht öffnet?" fragt einer der Springer. "Das ist kein Problem, dann zählst du noch einmal bis drei und ziehst die Reißleine des Ersatzschirms" antwortet der Trainer. "Und wenn sich der auch nicht öffnet?" will der Springer wissen. "Dann hilft nur noch beten, ruf den Namen Jesus an." Als das Flugzeug die Absprunghöhe erreicht hat, verlässt ein Fallschirmspringer nach dem anderen die Maschine und schließlich macht sich auch der Trainer zum Absprung fertig. Plötzlich hört er ein Klopfen neben sich an der Seitenscheibe. Als er aufsieht, sitzt einer seiner Springer auf der Tragfläche des Flugzeugs und ruft: "Trainer, wie war noch mal der Name?" Ja, wie war noch mal der Name? Natürlich ist das nur ein Witz, aber, wenn man einmal etwas genauer hinhört, dann macht dieser Witz doch etwas über die Bedeutung, den Stellenwert das Betens deutlich. Viele Menschen beten, wenn überhaupt, nur noch in besonderen Notsituationen. Not lehrt beten - sagt der Volksmund, und so scheint es denn auch einer Notlage zu bedürfen, damit man anfängt zu beten. Ein schwerer Schicksalsschlag, eine außergewöhnliche

Krisensituation, dann erinnert man sich plötzlich wieder daran, dass da doch etwas gewesen ist, was einem vielleicht in der Kindheit noch Halt gegeben hat. Aber, sobald diese Lebenskrise überwunden ist, gerät das, was einen getragen hat, schnell wieder in Vergessenheit. Denn beten, das passt nicht so recht zum Bild des selbstbewussten, dynamischen Menschen, der in der Lage ist, sein Schicksal selbst zu meistern, der alles im Griff hat und dem zu jeder schwierigen Situation die passende Antwort einfällt. Nein, Beten, das hat offensichtlich nicht mit dem alltäglichen Leben zu tun. Von daher hat der Volksmund nicht recht. Not lehrt nicht beten - zumindest nicht dauerhaft und so, dass es das tägliche Leben nachhaltig positiv bestimmt und eine tragfähige Verbindung zu Gott ermöglicht. Das scheinen auch die Jünger von Jesus begriffen zu haben. Eines Tages kommen sie zu ihrem Herrn mit der Bitte: Lehre uns beten! Lukas 11,1 Diese Bitte ist höchst bemerkenswert. Denn bei den Jüngern handelt es sich ja nicht um religiöse Anfänger. Sie sind mit den reichhaltigen Gebeten des jüdischen Glaubens groß geworden. Wie man betet haben sie sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Und trotzdem dieses Verlangen. Vermutlich haben sie bei Jesus gemerkt, wie sein Gebet so völlig anders war als das, was sie bisher unter Gebet verstanden hatten. Herr, lehr uns beten! oder Herr, lehr uns wieder beten! ist das nicht auch ein Satz, der von uns stammen könnte? Ist das nicht auch eine Bitte an Jesus, die Menschen heute dringend nötig haben auch wenn sie eigentlich schon lange, vielleicht seit unserer Kindheit beten? Die Jünger jedenfalls scheuen sich nicht, ganz neu in die Gebetsschule Jesu zu gehen. Und damit sind sie in Bezug auf ihr eigenes Beten zu grundlegenden Entscheidungen gekommen: Das Gebet soll nicht allein von Notsituationen hervorgerufen werden, es soll vielmehr jeden Tag des Lebens begleiten. Beten kann sich eigentlich keiner selber beibringen. Menschen brauchen Anleitung, Hilfestellung und auch Korrektur beim Beten. Menschliches Beten ist ein Krisengebiet des Lebens, ein Terrain, auf dem Entwicklungshilfe dringend nötig scheint Jesus nun nimmt seine Jünger an die Hand und geht mit ihnen hinein in die Schule des Gebetes. Er antwortet ihnen auf ihre Bitte: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Unser tägliches Brot gib uns Tag für Tag und vergib uns unsre

Sünden; denn auch wir vergeben allen, die an uns schuldig werden. Und führe uns nicht in Versuchung. (Lukas 11,2-4) Jesus schenkt den Jüngern das Vaterunser. Dieses Gebet soll ihr Gebet werden und es ist es geworden. Mit dem Vaterunser hat die Christenheit von ihrem Meister einen Gebetstext bekommen, an dem sie nun schon seit bald zwei Jahrtausenden übt und auch in Zukunft üben wird. Aber Jesus will ja sicher mehr als nur ein Auswendigbehalten des Wortlautes. Er möchte, dass es durch die geprägten Formulierungen zu einem inwendigen Aneignen des Stoffes kommt. Er möchte, dass alle unsere Gebete vom Vaterunser geprägt sind. Dennoch gibt es bei Christen um die Form des Gebetes immer wieder Unsicherheiten. Die einen bevorzugen gebundene Formulierungen und die konzentrierte Sprache geprägter Gebete, weil dadurch manche Sehnsüchte des Herzens auf den Punkt gebracht werden, wo eigene Worte und Ausdrucksformen fehlen, weil sie sich darin einklinken können in die Gemeinschaft der betenden Kirche an allen Orten und zu allen Zeiten, weil sie dadurch lernen, sich auf die wesentlichen Inhalte des christlichen Glaubens zu konzentrieren. Andere wiederum propagieren das freie Gebet, in dem unmittelbar aus der jeweiligen Situation heraus und direkt in die konkrete Begebenheit hinein Gott angerufen wird. Für sie sollte die persönliche Beziehung zu Gott durch die eigene persönliche Sprache ihren Ausdruck finden. Was im Herzen gefühlt wird darf auch so vor Gott ausgesprochen werden. Manchmal stehen diese beiden Positionen einander gegenüber als wenn es nur ein entweder oder gebe. Aber das wäre dann eine Scheinalternative, die den biblischen Sachverhalt absolut nicht trifft. Denn in der Heiligen Schrift findet sich beides: formulierte Gebete wie die Psalmen, das Vaterunser und liturgische Gebetsrufe, aber auch Bitten, die aus dem unmittelbaren Empfinden heraus hervorgebracht werden (z.b.: Ich glaube, hilf meinem Unglauben! ). Eine große Offenheit in diesem Punkt tut uns Christen gut. Und ein Lernen voneinander. Jesus geht nun mit seinen Jüngern in der Gebetsschule einen Schritt weiter. Und damit lenkt er unseren Blick von der Form des Gebetes zu den Inhalten und zu der Frage: Um was darf ich Gott eigentlich bitten? Es gibt viele Christen, die seltsame

Hemmungen haben, Gott für eigene Probleme zu bitten. Auch wenn sie das so nicht laut aussprechen würden, meinen sie etwa: Wenn ich für meine eigenen Nöte bete, würde Gott denken, dass ich egoistisch bin. Wenn ich ihn wirklich lieb habe, stelle ich mich und meine Nöte in den Hintergrund. Ich weiß, dass alles, was auf der Welt lebt Gott gehört, aber das ist nur so eine Redewendung. Gott hat Besseres zu tun, als sich um mich zu kümmern und ich werde ihn nicht darum bitten. Vielleicht hat mancher unter uns Sachen auch schon mal gedacht. Dann sind sie in der Gebetsschule von Jesus genau richtig. Jesus erzählt den Jüngern nämlich eine Geschichte, um ihnen verständlich zu machen, wie Gott über unsere Gebete denkt: 5 Und er sprach zu ihnen: Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf.(lukas 11,5-8) Na also!, könnte man jetzt sofort sagen, bestätigt diese Geschichte nicht meine Zurückhaltung beim Beten? Wenn ich mit meinen Bitten Gott belästige wie dieser Mann um Mitternacht seinen Freund, dann werde ich besser nur noch um die wirklich wichtigen Dinge beten, damit ich Gott nicht auf die Nerven gehe und er seine Tür vor meiner Nase zuschlägt! Doch damit wäre das Gleichnis gründlich missverstanden. Jesus erzählt diese Geschichte doch nicht, um Menschen vom Beten abzuhalten, sondern um sie zum Gebet zu motivieren. Es geht ihm darum, dass wir von Gott ein richtiges Bild bekommen. Dazu müssen wir uns in das Leben eines palästinensischen Dorfes zur Zeit Jesu versetzen. Könnt ihr euch vorstellen, dass ein Mensch die Bitte seines Freundes um Brot abweist? fragt Jesus. Undenkbar! antworten die Hörer. Denn bei ihnen gilt Gastfreundschaft als hohes Gut, nächtlicher Besuch hingegen als nicht

besonders ungewöhnlich und die Bitte um drei Brote als absolut OK. Kein Dorfbewohner würde jemals auf die Idee kommen, den eigenen Freund mit leeren Händen vor der Tür stehen zu lassen selbst wenn es Mitternacht wäre. Genau das ist der Punkt, den Jesus mit dieser Geschichte macht: Wenn schon Menschen so miteinander umgehen, um wie viel mehr erfüllt Gott den Bittenden ihre Bitte. Ja, Jesus geht sogar noch einen Schritt weiter. Er meint: Hab keine Hemmungen beim Beten! Bitte, was Du zum Leben braucht ohne Limit. Du darfst Beten! Gott gefällt das! Auch um die ganz persönlich Anliegen. Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Lukas 11,9+10 Herr, lehre uns beten! bitten die Jünger ihren Herrn. Beten lernen in der Gebetsschule Jesu ist ein lebenslanger Prozess. Jesus selbst ist es, der uns immer wieder einlädt, das Gespräch mit Gott zu üben. Gebet, das getragen ist von dem Vertrauen auf einen himmlischen Vater, der unser Beten will und weiß, was wir brauchen. Du darfst beten wie es Gott gefällt. Ist das nicht eine wunderbare Verheißung, wie sie Jesus seinen Jüngern mitgibt. Dass es sich lohnt zu beten ist ja vor allem deswegen wahr, weil jemand hinter der Tür ist, an die wir klopfen. Es loht sich zu beten, weil der Vater zuhört, wirklich zuhört, wenn wir mit ihm reden. Er lässt seine Kinder nicht mit leeren Händen vor verschlossener Tür stehen, er lässt sie nicht lebenslang erfolglos suchen. Er selbst ist es, der gibt, der finden lässt, der öffnet. Alle Einladung zum Beten hat da ihren tiefsten Grund, wo seine Verheißung laut wird. Da muss man gar nicht viele Wort machen, sondern es lebt die Gemeinschaft zwischen dem Vater und seinen Kindern, die voller Vertrauen mit ihm reden und wissen, er hört zu und er liebt uns er wird tun, was dem Leben dient. Wir beten: Gemeinde: Herr Gott, lieber himmlischer Vater! Lehre uns Beten. Hilf uns im Alltag und in Notzeiten mit Dir in Verbindung zu bleiben. Gib uns Glauben, der an Deinen Zusagen festhält. Denn Du willst unser Gebete erhören. Amen.

Kanzelsegen: Leben. Gemeinde: Die Gnade des Heiligen Geistes bewahre uns zum ewigen Amen. Liedvorschläge: ELKG 42,1+7-14 (Nun lasst uns gehen und treten) ELKG 237,1-5 (Dir, dir o Höchster will ich singen) CoSi II 345 (In der Stille angekommen Beten) Verfasser: Pfarrer Klaus Bergmann Rostocker Straße 89 38444 Wolfsburg Tel: 05361 / 76066 e-mail: Wolfsburg@selk.de

Fürbittengebet: Gott unser Vater, wir danken dir für das Vorrecht, beten zu dürfen. Was sollten wir anfangen, wenn wir dir nicht vertrauensvoll sagen könnten, was uns am Herzen liegt? Besonders danken wir für deinen Sohn Jesus Christus in dessen Namen wir jetzt zu dir kommen und unsere Bitten vor dich bringen. So bitten wir dich für die Christenheit. Regiere deine eine heilige Kirche. Gib, dass Christen auf der ganzen Welt dein Wort gerne hören. Erwecke sie zum Glauben und Gehorsam gegenüber deinem Willen. Gib allen Christen Werke der Liebe. Und führe die Deinen zusammen, dass sie im Glauben und in der Wahrheit eins werden. Herr, wir leben in einer Gesellschaft, in der Vieles am Auseinanderbrechen ist. So bitten wir für unser Land. Leite du alle, die uns regieren. Den Verantwortungsträgern gib Mut das zu tun, was dem Frieden und der Gerechtigkeit unter uns dient. Wehre den bösen Einflüssen und Mächten. Versöhne, die in Unfrieden leben. Wir bitten dich besonders für die Menschen, die um uns leben. Schütze die Ehen und Familien. Behüte die Kinder. Gib den Erzieherinnen und Erziehern Kraft und Geduld. Bewahre uns davor, dass wir zerstören, was du zur Erhaltung des Lebens geschaffen hast. Steh den Menschen bei, die Leid, Krankheit und Unrecht ertragen müssen. In der Stille befehlen wir dir nun die uns nahe stehen und uns lieb sind: (stilles Gebet) Vater, wir bitten dich für uns alle: Vergib uns unsere Versäumnisse und Verfehlungen. Steh uns bei in Zweifel und Anfechtung. Bewahre uns vor Versuchung. Leite uns durch deinen Geist in dein ewiges Reich.

Das alles bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. Amen