In den schottischen Highlands

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Transkript:

In den schottischen Highlands Nördlich der Linie Glasgow-Aberdeen erstrecken sich die Highlands, das Land der Glens, Lochs und Bens der Täler, Seen und Berge. Bis zur Linie des Great Glen zwischen Fort William und Inverness sind dies die vergleichsweise zahmen Grampian Highlands, darüber die wilden Northwestern Highlands. Im Zentrum und beiden Regionen angehörend liegen die Cairngorm Mountains, begrenzt von den Tälern der Flüsse Dee im Süden und Spey im Nordwesten. Die Cairngorms die blauen Berge bilden das Kerngebiet des im September 2003 eröffneten Cairngorms National Park, des mit 3800 Quadratkilometern Fläche größten Schutzgebiets in Großbritannien. Royal Deeside Von Aberdeen aus gelangt man durch das Tal des River Dee in den Nationalpark. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Queen Victoria das wei- te Flusstal für die königliche Familie entdeckt und Schloss Balmoral als Sommerresidenz erworben. Seitdem schmückt sich die Royal Deeside mit königlichen Insignien, auf deren Spuren man sich etwa auf dem Victorian Heritage Trail begeben kann. Unübersehbar sind die königlichen Wappen auf den gepflegten Hoflieferanten-Geschäften in Ballater, dessen zum Besucherzentrum umfunktioniertes Bahnhofsgebäude Einblick in die glorreiche alte Zeit gewährt. Wo vor Stilllegung der Bahnstrecke 1966 gekrönte Häupter zur Sommerfrische anreisten, wartet heute eine stilgerecht drapierte Wachsfiguren-Victoria samt Lakaien auf Bewunderer. Wenige Kilometer den Dee aufwärts lohnt die Royal Lochnagar Distillery einen Besuch. Die kleine Whiskyfabrik liegt gleich neben Balmoral Castle und es soll schon mal vorkommen, dass Prinz Charles auf einen Sprung vorbeischaut: Er hätte die Wahl zwischen einer Vielzahl erstklassiger Whiskys, die sich hier 52

SCHOTTLAND REPORTAGE Einsame Burgen und geheimnisvolle Seen, lebendige Tradition und wildromantische Landschaft: Schottlands Hochland bietet viele Gründe für einen Besuch. Ein besonderer ist die grandiose Bergwelt der Cairngorm Mountains im Herzen der Highlands seit 2003 zweiter schottischer Nationalpark. VON GEORG HOHENESTER verkosten und erwerben lassen, und würde sich vielleicht für einen 60 Jahre alten Single Malt entscheiden, die Flasche zu 900 Pfund... Braemar & Mar Lodge Estate Vorbei an der wuchtigen Crathie Church im Seitenschiff sind der königlichen Familie vorbehaltene Kirchenbänke zu bestaunen ist bald der kleine Ort Braemar erreicht. Hier findet im Sommer das bekannte Braemar Gathering statt Highlandgames der Sonderklasse mit traditionellen Tanz-, Dudelsack- und Sportdarbietungen, lebendiges schottisches Kulturerbe, das nicht nur die Royals erfreut. Hinter Braemar erstreckt sich das fast 30.000 Hektar große Mar Lodge Estate. Es reicht von der Moorlandschaft am Oberlauf des Dee bis hinauf zu den zwischen 1000 und 1300 Meter hohen Gipfeln der Cairngorms. Seit Jahrhunderten hauptsächlich als Jagdgut genutzt und in Privatbesitz, ging das riesige Anwesen 1995 in die Hände des National Trust for Scotland über. Unter der Regie dieses füh- Auch Prinz Charles schaut mal auf einen Sprung vorbei renden schottischen Naturschutzvereins und zum Kerngebiet des Nationalparks gehörend, soll künftig Naturnutz, d. h. öffentlicher Zugang und Sportausübung, mit Naturschutz, d. h. Wiederaufforstung und Erhaltung der Naturschätze, vereinbart werden. So finden Angler, Jäger und Wanderer im weitläufigen Areal Gelegenheit, ihrem Sport nachzugehen. Vier der fünf höchsten Berge Schottlands (und Großbritanniens) liegen auf dem Gutsgelände, Gipfel mit archaisch klingenden gälischen Namen wie Cairn Toul, Braeriach, Ben Macdui oder Sgor an Lochain Uaine (Engelsgipfel). Sie locken den erfahrenen Berggänger, während Wanderer im Vorland der Cairngorms abwechslungsreiche Tourenmöglichkeiten vorfinden. Im Tal des River Spey Um auf die Nordseite der Cairngorms zu kommen, nimmt man in Ballater die A 939 hinauf zum Pass beim kleinen Lecht 2090-Ski Area und fährt via Tomintoul nach Grantown on Spey im Tal des Spey. Nette Orte wie Nethy Bridge, Boat of Garten oder das geschäftigere Aviemore sind hier Anlaufpunkte für vielseitige Urlaubsaktivitäten kultureller wie sportlicher Art. Entlang des Spey kann man einen Ausflug mit der alten Dampfeisenbahn Strathspey Steam Railway unternehmen; im Spey finden Petrijünger ihr Vergnügen beim Lachse fischen und auf dem Spey paddelt man in göttlicher Ruhe während einer beschaulichen Kanufahrt von Boat of Garten bis Grantown on Spey: Gute drei Stunden dauert die auch für Anfänger geeignete Bootstour auf dem moorbraunen, gemächlich dahinfließenden Spey. Biker wie Wanderer kommen am Nordfuß der Cairngorms auf ihre Kosten, wenn sie den ausgeschilderten Wegen durch das Rothiemurchus Estate folgen. Wie bei Mar Lodge handelt es sich auch bei Rothiemurchus um ein riesiges Gut, das weitläufiges Waldland, Moorflächen und Gebirgszonen umfasst. Weit oben, am Gipfel des Braeriach, stoßen die Grenzen beider Estates aneinander. Anders als Mar Lodge befindet Unten: Queen meets Whisky das Bahnhofsgebäude von Ballater, die Crathie Church und die kleine Lochnagar-Whisky-Destille kann besuchen, wer auf der königlichen Seite des River Dee unterwegs ist. Linke Seite: Die karge Hochfläche der Cairngorm Mountains mit ihrem subarktischen Bewuchs ist Wind und Wetter ausgeliefert. Wer hier einen Gipfel einheimsen will (im Bild der Aufstieg zum Beinn Mheadhoin), sollte nicht allzu kälteempfindlich sein. 53

sich Rothiemurchus allerdings bis heute in Privathand und wird erfolgreich gemanagt. Im Besucherzentrum nahe Aviemore kann man sich über das touristische Freizeitangebot in einer der 100 bezauberndsten Landschaften des United Kingdom informieren: Neben der Möglichkeit zu wandern/zu biken gibt es unter anderem geführte Wildbeobachtungen, Landroverausflüge, Rotwildfütterungen oder einen Tontaubenschießstand. Durch den Glenmore Forest Etwas ruhiger geht es im benachbarten Glenmore Forest Park zu. Das 3500 Hektar große Gelände hat die Forestry Commission Scotland bereits 1948 als Waldpark eingerichtet. Er beheimatet, wie auch Rothiemurchus, einen der wenigen verbliebenen Bestände der einheimischen Kaledonischen Kiefer. War einst der größte Teil Schottlands von dichten Kiefernwäldern bedeckt, wurden seit dem Mittelalter fast alle Bestände abgeholzt und für die Holzkohlegewinnung, die Landwirtschaft oder den Schiffbau genutzt. Die weiten offenen Flächen in den schottischen Highlands sind also von Menschenhand gemacht und seit einigen Jahren wird intensiv versucht, die einheimischen Baumarten durch ausgedehnte Aufforstaktionen zu stärken. Wandert man vom Glenmore Forest Visitor Centre auf halber Höhe durch den Wald nach Norden, Richtung An Lochan Uaine, dem grünen See, bekommt man einen guten Eindruck von den Bemühungen der Forstbehörde. Auf inzwischen abgeholzten Beständen importierter Koniferen wachsen jetzt die an das schottische Klima viel besser angepassten kaledonian pines - insgesamt sollen in Glenmore mehr als 200.000 Bäume angepflanzt und 1000 Hektar aufgeforstet werden. Die Cairngorms Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung! Dieser Spruch passt zu Outdooraktivitäten in den Highlands. Das soll nicht heißen, dass hier immer schlechtes Wetter wäre im Gegenteil: Gibt es an der Westküste Niederschlag, ist es in den östlichen Highlands meist trocken, oft aufgehellt. Grundsätzlich sollte man allerdings auf kurzfristige Wetterumschwünge und sehr wechselhafte Wetterbedingungen vorbereitet sein. Dies gilt erst recht, wenn man eine Bergtour in die Cairngorms plant. Hier muss man selbst im Sommer mit Schnee, Nebel und Sturm rechnen. Nähert man sich dem Massiv von Norden, erhebt sich eine beeindruckende Kette breiter, gedrungener Berggestalten. Beim Näherkommen zeigen sich dann abgerundete Kuppen, imposante Felswände, steile Abbrüche, grobblockige Kare und weite Taleinschnitte. Auf der Höhe angelangt, öffnet sich schließlich ein riesiges karges Plateau, durchzogen von Trogtälern alles ein Werk der letzten Eiszeit. Mit etwa 780 Quadratkilometer Fläche sind die Cairngorms das größte zusammenhängende Gebirge Großbritanniens und eines der wertvollsten verbliebenen Wildnissgebiete in Europa. Botaniker finden subarktische Tundra- Vegetation mit einer großen Vielfalt arktischer 54

SCHOTTLAND REPORTAGE Alpinpflanzen vor, Bergsteiger ein weites, wildes Revier mit geringer Infrastruktur wenigen kleinen Selbstversorgerhütten (Bothies) und einsamen Touren. Eine Ausnahme bildet der Gipfel, der dem gesamten Gebirge seinen Namen gab der Cairn Gorm. Er beherbergt an seiner Nordflanke das größte schottische Skigebiet. Seit 2001 führt sogar eine Standseilbahn hinauf zur Bergstation Ptarmigan (auf deutsch: Schneehuhn ), die die Seilbahnbenutzer aus Gründen des Umweltschutzes allerdings nicht verlassen dürfen: Den 100 Meter höheren Gipfel kann nur besteigen, wer vom Parkplatz an der Talstation aus die 600 Höhenmeter dorthin unter die eigenen Füße nimmt. Die Seilbahntouristen bleiben aus der sensiblen Natur ausgesperrt, damit sie ihr keinen Schaden zufügen können. Ins Herz der blauen Berge Viel spannender und eindrucksvoller als über den eher eintönigen Weg durch das Skigebiet ist es, den Cairn Gorm, mit 1244 Metern sechsthöchster Berg der Insel, auf Umwegen in Angriff zu nehmen. Dazu bietet sich bei beständigem Wetter eine Tagesrundtour mit drei Auf- und Abstiegen von zusammen etwa 1400 Höhenmetern und 8 9 Std. Gehzeit an, die Die Namen unterstreichen den archaischen Charakter der Berge über zwei Munros (siehe Minikasten) führt. Vom Parkplatz an der Talstation der Seilbahn geht es rechterhand über eine Metalltreppe zur Schautafel mit Wandertipps und auf den breiten Wanderweg. Bei der ersten Abzweigung wendet man sich links hinauf zum Bach Allt Coire an t-sneachda. Zwischen den Flanken von Fiacaill a Choire Chais und Fiacaill Coire an t-sneachda verliert sich der Pfad zusehends zwischen groben Felsblöcken, bis man bei zwei kleinen Seen vor den Nordwestabstürzen des Stob Coire an t-sneachda steht. In diesem Felshalbrund fangen sich die Stürme und bilden im Winter schnell dicken Anraum und bizarre Eisgebilde ein beliebtes Ziel der internationalen Eiskletterszene. Ein steiler, doch deutlicher Steig zieht hinauf zur Scharte, wo sich erstmals der Blick über das Hochplateau der Cairngorms öffnet. Während rechts zum Cairn Lochan abzuweigen und links über den Grat des Stob Coire an t-sneachda zum Cairn Gorm und ins Skigebiet zurückzukehren wäre, schlängelt sich der schmale Pfad geradeaus Richtung Ben Macdui, dem mit 1309 Metern zweithöchsten Gipfel des Königreichs. Die Rundtour hingegen folgt Pfadspuren halblinks, zunächst flach durch sumpfiges Terrain, dann dem steil zu Tal Links: Paddeln auf dem Spey, Hirschfütterung im Rothiemurchus Estate. Die Fahne Norwegens erinnert an norwegische Soldaten, die hier im Zweiten Weltkrieg trainiert wurden. Unten: Ausblicke zu den Cairngorms und uralte Kiefern im Glenmore Forest Park (kl. Bilder); am Gipfel des Beinn Mheadhoin bieten erodierte Granitblöcke Windschutz, vor dem Abstieg zum Loch Avon (Bilder ganz u.). :info: The Munros Munros nennt man in Schottland diejenigen Berge, die höher als 3000 Fuß (ca. 914 m) sind. Als Sir Hugh Munro 1891 eine erste Liste dieser Gipfel zusammenstellte, ahnte er wohl kaum, damit einen Trendsport in die Welt zu setzen, dem britische Bergwanderern bis heute enthusiastisch anhängen. Munro-bagging nennt sich die Sammelleidenschaft, die darin besteht, alle derzeit 284 anerkannten Munros zu ersteigen und sich dann vom Scottish Mountaineering Club (SMC) in die offizielle Liste der Munroists eintragen zu lassen. Derzeit gibt es etwa 3000 anerkannte Munrosammler, jährlich kommen 200-300 neue Einträge dazu. Wer alle Munros abgehakt hat, kann übrigens mit 220 Corbetts (höher als 2500 Fuß) und 224 Grahams (höher als 2000 Fuß) weitermachen... 55

REPORTAGE SCHOTTLAND :Info: Cairngorm Mountains Anreise Von den internationalen Flughäfen Edinburgh, Glasgow, Inverness und Aberdeen sind die zentralen Highlands unproblematisch zu erreichen. Die wichtigen Orte verbindet das öffentliche Busnetz. Pkw-Fahrer stellen sich schnell auf den Linksverkehr ein. Reisezeit und Wetter Im Frühjahr und Herbst lockt die Färbung der Vegetation, das Wetter ist in der Regel stabiler als in den Sommermonaten Juli/August. Allerdings kann in den hohen Regionen der Cairngorms bis in den Sommer hinein Schnee liegen. Vor Ort nach den Bedingungen erkundigen. Bergsteigen in den Highlands Wenn auch die schottischen Berge höchsten 1300 Meter erreichen, sollte man sie nicht unterschätzen. Aufgrund der extremen Wetterverhältnisse - Wetterstürze, Regen/Schnee, Nebel und Sturm innerhalb weniger Minuten gibt es auch im Sommer ist der erfahrene Berggänger gefragt, der mit Karte und Kompass umzugehen weiß und sich auch im weglosen Gelände zurechtfindet. Nicht alle Wege/Pfade sind gut zu erkennen, geschweige denn markiert. Vor Ort nach den aktuellen Verhältnissen erkundigen und ggf. einen professionellen Bergführer zu Rate ziehen. Ausrüstung Die übliche Bergausrüstung sollte wasser- und winddichte Schutzkleidung von Kopf bis Fuß einschließlich guter Gamaschen und ruhig eine warme Schicht zusätzlich umfassen. Stöcke sind im weglosen Gelände und bei Bachüberquerungen nützlich. Unterkünfte Hotels und B&Bs sind in unterschiedlichen Kategorien in allen Orten problemlos zu finden. Mar Lodge Estate vermietet fünf Ferienwohnungen (2-15 Personen), Info unter E-Mail: holidays@nts.org.uk, www.marlodgeestate.org.uk. Wer standesgemäß in einem herrschaftlichen B&B Quartier beziehen 56 will, kann dies z. B. in Aultmore House/Nethybridge tun. Info unter www.aultmorehouse.co.uk. Informationen Allgemeine Infos über Schottland liefert VisitBritain, Hackescher Markt 1, 10178 Berlin, Tel.: 01801/46 86 42 (Anruf deutschlandweit zum Ortstarif!), Fax: 030/31 57 19 10, E-Mail: gb-info@visitbritain.org, www. visitbritain.com/de. Visit Scotland ist zu erreichen unter E-Mail: info@visitscotland.de, www. visitscotland.com/de. Highlands of Scotland Tourist Board, Tel.: 00 44/ 19 97/421-160, Fax: -168, www. visithighlands.com. Informationen einzelner Regionen bzw. Estates/Anbieter www.aberdeen-grampian.com www.visitaviemore.com www.rothiemurchus.net www.forestry.gov.uk www.cairngormmountain.com www.walkingwild.com www.smc.org.uk (Scottisch Mountaineering Club) www.bikehirescotland.co.uk (Bikeverleih und -touren) www.bootsnpaddles.co.uk (Kanu- und Wandertouren) www.scotmountain.co.uk (Bergführer mit vielseitigem Programm und eigenem B&B in Boat of Garten). Führerliteratur (Auswahl) Ralf Gantzhorn/Jan Bertram: Schottland. Abenteuer Trekking. Bruckmann Verlag, München 1999 Matthias Eickhoff: Wandern in Schottland. DuMont Reiseverlag, Köln 2003 John Brooks/Neil Wilson/Peter Koch-Osborne: Cairngorms Walks. Jarrold Publishing, 2002 Karten Gutes Kartenmaterial im Maßstab 1:25.000 gibt es vor Ort von den Verlagen Pathfinder, Ordnance Survey oder Harvey, z. B.: Cairn Gorm & Aviemore. Explorer 403, Ordnance Survey, 1:25.000, Cairn Gorm. Superwalker. Harvey, 1:25.000. stürzenden Bach Allt Coire Domhain hinab zum südwestlichen Ende des Loch Avon. Nach Überquerung der Zuflüsse dieses wunderbar in völliger Abgeschiedenheit gelegenen Sees führt der Pfad hinauf zu riesigen Felsblöcken, Resultat eines immensen Bergsturzes. Einer der Blöcke wird als Shelter Stone, als einfache Schutzhöhle mit Platz für etwa sechs Personen, genutzt. Ein Blick hinein macht deutlich, aus welchem Holz Bergsteiger hier geschnitzt sein sollten viel komfortabler sind die einfachen Hütten und anderen Unterstände in der Region auch nicht. Der Pfad weist in südöstlicher Richtung weiter, bis bei einer Furt der Bach Allt nah Stacan Dubha überquert und über die breite Südostflanke des Beinn Mheadhoin zu dessen Gipfel (1182 m) aufgestiegen wird. Spätestens jetzt wird man von der wilden, kargen Szenerie ringsum gefangen sein und Wind, gelegentlichen Regen, Graupel- oder Schneefall als dazugehörig hinnehmen. Die gewaltigen von Erosion gekennzeichneten Granitblöcke am Gipfel des Beinn Mheadhoin mit 1182 Meter Höhe dreizehnthöchster Munro Beinn Mheadhoin, des dreizehnthöchsten Munros, bieten zumindest Windschutz, während der Blick zur Nordseite des Cairn Gorm jenseits des Taleinschnitts von Loch Avon schweift, dem nächsten Ziel. Der Abstieg zum nordöstlichen Ende von Loch Avon ergibt sich unkompliziert, der Übertritt über den Ausfluss des Sees je nach Wasserführung mehr oder weniger feucht. Anschließend führt der dritte und letzte Aufstieg der Tour kurz am Nordufer zurück, dann ein Stück nach Norden, um bei einer weiteren Furt den Bach Garbh Allt zu queren. Jetzt schlängelt sich deutlich ein Pfad über die östlichen Hänge des Cairn Gorm hinauf zum Skigebiet und zur Relaisstation am Gipfel. Jetzt kann man auch den zweiten Munro abhaken! Zum Abschluss bleiben 600 Höhenmeter Abstieg, vorbei an der Bergstation und über die Versorgungsstraße des Skigebiets zum Ausgangspunkt, den man sicherlich müde, aber in der glücklichen Gewissheit, einen ziemlich einmaligen schottischen Tourentag erlebt zu haben, erreicht.