Die Schenkungen Raoul La Roche im Kunstmuseum Basel

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Transkript:

Die Schenkungen Raoul La Roche im Kunstmuseum Basel Autor(en): Objekttyp: Huber, Carlo Article Zeitschrift: Das Werk : Architektur und Kunst = L'oeuvre : architecture et art Band (Jahr): 51 (1964) Heft 8: Städtisches Wohnen PDF erstellt am: 25.02.2017 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-39715 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch

308 cario Huber Als vor einigen Monaten die moderne Abteilung des Kunst *' Ä t* & /» <?. & x * XI st 7 PTtK HF Ür.?» pje Schenkungen Raoul La Roche im Kunstmuseum Basel JM. museums weitgehend neugeordnet wurde, so war das in erster Linie, um die Bilder der letzten Schenkung von Dr. h. c. Raoul La Roche in die Sammlung einzugliedern. Durch den Zuwachs von (unter anderem) sieben Bildern Fernand Legers fand sich das Museum plötzlich im Besitz der weitherum bedeutendsten Leger-Sammlung. Solcher Besitz verpflichtet zu angemessener Präsentation. Es mußte also, trotz der akuten Platznot, Raum für diese Bilder gefunden werden. Das hatte weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Hängung: der Kettenreaktion fielen vor allem die Werke Hodlers und der «dunkeltonigen Basler» der 1880er Generation zum Opfer, die angemessen wieder auszustellen die nächste, schwierige Aufgabe ist, die sich dem Museum stellt. Eine weitere Folge der Neuordnung war, daß Juan Gris von einem kleinen Kabinett in einen grö ßeren Saal aufrückte, womitdie Konsequenz aus dem verpflich tenden Besitz des umfangreichsten und zugleich kostbarsten Gris-Ensembles gezogen wurde. Der neue Leger- und der Gris-Saal sind für das Museum ein so hoher Gewinn, daß sich die deutlichen Verluste, gegen die er eingehandelt wurde, leichter verschmerzen lassen. Einen Nachteil freilich hat diese neue Disposition - und er wiegt schwer: durch die Aufwertung von Gris und Leger hat sich das Hauptgewicht im Gesamthaus halt der Kubistensäle zum Schaden der reinen Kubisten ver lagert, und es wird zu erwägen sein, wie Braque und Picasso die Übermacht zurückgegeben werden kann, die ihrem hö heren Rang zusteht. Das alles sind Museumsfragen; doch wo es im Basler Museum um Werke aus dem weiteren Kreise der Kubisten geht, ist auch die Sammlung La Roche betroffen, denn sie ist heute das Herz stück der modernen Sammlung. Der Basler Raoul La Roche kam 1912 als junger Bankier nach Paris. 1918 begegnete er an einem dejeuner suisse PierreEdouard Jeanneret, den die Welt seither als den Architekten Le Corbusier kennengelernt hat. Im gleichen Jahr hatte Jean neret nach der Begegnung mit Amedee Ozenfant selbst zu malen begonnen. Le Corbusier und Ozenfant interessierten La Roche an den Ventes Kahnweiler, in denen 1921, 1922 und 1923 die gesamten Bilder dieses Kunsthändlers versteigert wurden, die bei Kriegsausbruch seiner deutschen Staats angehörigkeitwegen konfisziert worden waren. In diesen Auk tionen, die im allgemeinen nur ein gemäßigtes Interesse fanden, trat Raoul La Roche als der großzügigste Käufer auf. Er kon zentrierte sich auf Werke von Picasso, Leger und vor allem Braque. Für die so entstandene Sammlung war in der bürgerlichen Wohnung, die La Roche damals bewohnte, weder der nötige Platz noch die richtige Umgebung. Mit der gleichen Groß zügigkeit und Stilsicherheit, mit der er die reinsten Bilder des Kubismus erworben hatte, ließ er sich 1923 von Le Corbusier für seine Sammlung ein Haus bauen. Le Corbusier hatte ihm gesagt: «Laissez-moi faire, ce sera epatant!» - La Roche ak zeptierte, und beide behielten recht. Klassische Strenge und weiter Atem sind die Charakterzüge, die Raoul La Roche dem Haus und der Sammlung übertragen hatte. Diese Maßstäbe gelten auch für alle späteren Ankäufe. Von jedem Künstler erwarb La Roche nur Werke mit wirklich klassischerhaltung. Schon den Klassizismus Picassos machte er nicht mehr mit. Bei Juan Gris beschränkte sich die strenge Wahl auf die Jahre 1915 bis 1920. Nichteine der weicheren Kom positionen der letzten Jahre kam dazu. Bei Leger reicht die Spanne von 1912 bis 1929 und hört in dem Moment auf, wo er den rigorosen Bildbau aufgibt. Bei Le Corbusier und Ozenfant bleibt die Sammlung, mit wenigen Ausnahmen, auf die Jahre des strengen Purismus beschränkt. 1952 schenkte Raoul La Roche einen Teil seiner Sammlung dem Kunstmuseum Basel: neun Bilder von Braque, vier von Picasso, fünf von Juan Gris, vier von Leger und je eines von

309 1 Pablo Picasso, El Aficionado, 1912 Georges Braque, Cafe-Bar, 1919 Georges Braque, «Bach». Papier colle und Kohle «Bach». Papier colle et charbon "Bach". Collage and charcoal 4 f i e:.,,s ^.ix s - 9 a - 1 * BMfl r V. ^,rj Ji #IJ ;.1 r*. rr Photos: Kunstmuseum Basel

310 Jeanneret und Ozenfant. Damit konnte das Museum seinen Kubistensaal aufbauen, der in der Stadt zunächst noch viel fach befremdete, auswärts aber der modernen Abteilung einen guten Teil ihres Ruhmes einbrachte. In einer zweiten Schen kung, 1956, verliehen weitere sechs Bilder von Juan Gris auch diesem Abschnitt Einmaligkeit. Auch der Leger der zwanziger Jahre war mit Elements mecaniques, Femme et enfant und Quatre Saisons stark vertreten. Anläßlich der dritten Schenkung zeigte das Kunstmuseum 1963 in einer Ausstellung, was es Raoul La Roche verdankt. Den ganz persönlichen Stil, dessen Ausdruck die Sammlung und die sie beherbergende Architektur war, konnte die Aus stellung allerdings nicht wiedergeben. Das Kunstereignis der «Villa della Rocca» war an die Persönlichkeit des Sammlers gebunden, der sich nun von seinen Werken getrennt und, nach seiner Rückkehr nach Basel, sein Haus dem Architekten über lassen hat. Jacques Lipchitz, Sitzender mit Gitarre, 1920. Kunststein Homme assis ä la guitare. Pierre artiflcielle Seated man with guitar. Artificial stone Juan Gris, Die Violine, 1920 Le violon The violin Fernand Leger, Frau in Blau La femme en bleu The woman in blue ; M ä S5 v. L S5 "h -4Sß '.,.:i:x "

311 Die Schenkungen Raoul La Roche im Kunstmuseum Basel L Li. L.l N y. jmx^^xxxmx -iy^ T.. Wm mm V # N. s. Cä "' «V

312 ^BP^ kmtertt wm H 7 Die größte Kostbarkeit unter den neu hinzugekommenen Wer elf Zeichnungen und papiers colles von Georges Braque aus der Zeit des reinsten Kubismus. Die geistige Vornehmheit, von der die ganze Ausstellung durch drungen war, sprach sich in ihnen wohl am lautersten aus. Weitere Werke rundeten die früheren Schenkungen ab: zwei Reliefs und zwei Plastiken von Jacques Lipchitz gehören nahe zur Malerei von Juan Gris. Mit je sechs Bildern sind Le Cor busier und Ozenfant nun mit höchster Qualität im Museum ken war die Gruppe von vertreten. Die sieben Bilder von Fernand Leger, aus den Jahren 1923 bis 1927, die mit der letzten Schenkung dazugekommen waren, lösten in der modernen Abteilung die Neudisposition aus, von der eingangs die Rede war. An derartigen Folgen ist zu er messen, was Mäzenatentum von diesem Range vermag: eine öffentliche Kunstsammlung nicht bloß zu bereichern, sondern ihr neue Aufgaben zu stellen, sie zum Umdenken zu zwingen und damit ihr weiteres Geschick mitzugestalten. Le Corbusier (Charles-Edouard Jeanneret), Komposition mit Laterne und Gitarre, 1920 Composition ä la lanterne et ä la guitare Composition with lantern and guitar 8 Fernand Leger, Komposition mit Pfosten, 1925 Composition au poteau Composition with post