TONEKING JULIUS KEILWERTH. Ein Spielbericht von JAN-MARK BATKE. Toneking heißt das silberne Tenorsaxophon

Ähnliche Dokumente
WOODWIND INSTRUMENTS

Richard Keilwerth. Klarinetten. Flöten. Saxophone. Der gute Klang der Tradition

Feine Klarinetten seit 1936

Musikschule. Instrumente

schwer mittel leicht Standard Doppelhorn

1 01nn - seit i DIE MUSIKWERKSTATT

Nach telefonischer Vereinbarung können Sie die Instrumente auch gerne in Wr. Neustadt besichtigen!!!

Das Saxophon. Der S-Bogen. (The Saxophone) Klappen - und Tonlochbezeichnungen. (The Neck) (Key - and Toneholedenomination) Oktavklappenmitnehmer

Friedrich Arthur Uebel

Nach telefonischer Vereinbarung können Sie die Instrumente auch gerne in Wr. Neustadt besichtigen!!!

olf Holzblasinstrumente GmbH Guntram W arum der ganze Aufwand?

Klarinetten-Deutsches System/ German System Clarinets

Howarth Junior Oboe. Art.Nr.: OHJ

Querflöte - Referat. Name Lehrer: Datum

Uwe Henze GmbH König Str D Neuss 02131/ Oboen - Preisliste 07 / 2016

Art of HIGH QUALITY INSTRUMENTS MADE IN TAIWAN.

BLASHAUS EXKLUSIV. Optimierungs-Massnahmen Selmer Kontrabassklarinette

Einsteiger Klarinetten D10. Art.Nr.:WS2510

Grifftabelle für Saxophone

C05 Löseabstand WERKZEUGE & HILFSMITTEL HOHNER MUNDHARMONIKA WORKSHOP. Werkzeug 2: Lösblättchen mit Zentrierschlüssel. Werkzeug 3: Haken mit Angel

T M B = TOP MUSIC BRASS

KALA MAKALA SOPRANO TEST HIER DER LINK ZUM REVIEW. Sopran-Ukulele. Stilvoller Einstieg. von Andreas Rottmann

Reparieren Microsoft Wedge Touch Mouse- Batterie-Abdeckung Halteclip

1 01nn - seit i DIE MUSIKWERKSTATT

Unterrichtsmaterial für Klasse 3/4 Krach mit Bach

nummeriert. Genauso sind auch die Saiten und Bünde nummeriert. Die Saiten sind von 1 bis 4 von unten nach oben nummeriert.

Bb Trompeten Ausführung

Tel.: 01 / Tel.: 02622/ Tel.: 02622/ WIEN Lerchenfelder Gürtel 4. HOHNER Akkordeon "Bravo II 48 Design II.

Alte Bekannte in neuem Gewand

1 01nn - seit i DIE MUSIKWERKSTATT

Unverbindliche Preisempfehlungen in Euro inklusive 19% MwSt

Anleitung für den Bau eines PS Rohrblattes für Schäferpfeife oder Cornemuse in G (16p) erstellt von Thomas Rezanka

Aufgetragen ist auf der X-Achse das Erbauungsjahr der Geige, auf der Y-Achse das jeweilige Maß in Millimetern.

Zutaten : Hallo ihr Lieben :) Ich möchte euch gerne unsere Bauanleitung zeigen:

Die Geschichte der Töne b und c auf der Oboe: Ein Ringen um Homogenität und Virtuosität

BIG SOUND! Das komplette Saxophon Sound Training Bernd Hartnagel

Seite 1 von 5. JK Exklusiv 3AK JK Exklusiv 12CL

Seite 1 von 5. JK Exklusiv 3AK JK Exklusiv 12CL

i Brass Instruments 1 01nn - seit DIE MUSIKWERKSTATT

ARREDOBAGNO. Badmöbel-Programm GUT + GÜNSTIG. KATALOG gültig ab alle Preise zzgl. MwSt.

Hinweis. Einleitung. Was Sie brauchen

holz- und blechblasinstrumente Preisliste 2016

HP ZBOOK 15 + Lüfter Ersatz

Nachweis von Fälschungen durch Farbvergleiche Ist eine Farbe nur EINE Farbe?

Basteltipp: Adventskalender Tannenbaum

Bericht über den Umbau eines Leonhart TS auf die Spielfläche (Art. 6839) von Kicker-Klaus

Die Firma Otto Klein in Hanau ist wegen der Herstellung

Komponieren für CoMA Ensembles Richtlinien und Anforderungen

Innovation aus Leidenschaft. Katalog

DIE ZWEI TENÖRE. Die neuen Tenorsaxophone Custom Line aus dem Hause Thomann

100% made in germany KLARINETTEN - FAGOTTE

AUDITORIX - Material für Kinder

sample pages SAXOPHONE CARE DIE PFLEGE DES SAXOPHONS LIGATURE BLATTSCHRAUBE MOUTHPIECE MUNDSTÜCK NECK S-BOGEN (AUCH HALS) NECK SCREW HALSSCHRAUBE

Boehm System Klarinetten/ French System Clarinets

Die Rechte an dieser Anleitung liegen bei der IT Göttle GmbH, Donauschwabenstr. 28, Westhausen

Kleine Rundablage - Ø 12cm Höhe beliebig (Bitte erst einmal die Anleitung bis zum Ende durchlesen und bitte nur ausgediente CDs verwenden!

Anleitung Leuchtbox. Ulla Lang - unabh. Stampin Up! Demonstratorin Am Glockenbuckel Viernheim

Anleitung Leuchtbox. Ulla Lang - unabh. Stampin Up! Demonstratorin Am Glockenbuckel Viernheim

Foldy AUFBAUANLEITUNG

DAS HÜMMELCHEN VORWORT DIE GRIFFWEISEN DIE STIMMLAGEN DER TONUMFANG UND DIE SPIELBAREN TONARTEN DER BORDUN DIE REINTÖNIGE STIMMUNG NACHWORT

Unser Radio. Der Weihnachtsbaum mit einer Platine

Das Monochord Eine Bauanleitung

Gebrauchtinstrumente und Kommissionsware*

Preisliste unverbindliche Preisempfehlung in EURO, inkl. 19% MwSt., gültig ab Jahre Holzgarantie

4. Am roten Griff befindet sich rechts und links neben dem schwarzen Betätigungshebel ein Plus (+) und ein Minus (-) Zeichen.

Uberarbeitung des roten Cranach-Kleides

Traumschloss. Bauanleitung. Seite 1

Generell schätze ich ohnehin gerade das einfache Handling der Pistole; mit Routine ist die komplette Reinigung in 3 Minuten erledigt.

meinldistribution.eu

GERMAN MADE KLARINETTEN - FAGOTTE

NEU Klarinette, Deutsches System

Bariton Bar 1 In rostfarbener Hülle. Bratsche Bra 2. Bratsche Bra 4

Die neuen Schülerinstrumente 2012 Fachhändler Information. Spielfreude - vom ersten Ton an.

Jugendausbildung und Förderung im DARC e.v. Ortsverband Taubertal-Mitte, P56, präsentiert: Der dritte Bausatz ein Morse-Generator

Zerlegung der Kraftstoffpumpe BMW K 100

Einbauanleitung AutoPowerFold Modul abv Jens Neumann

Anmerkung: Hast du deine Sopranblockflöte schon einmal verlängert, indem du den Kopf des Instrumentes ein wenig herausgezogen hast? Was passiert?

019 DAS HOT END MONTIEREN

Aktivieren der zweiten Nebelschlussleuchte am A6 4B

Reifenmontagegerät

Blattschneider. Sopransax Altsax Tenorsax Baritonsax SEL.2232A SEL.2232M SEL.2232P SEL.2233A SEL.2233M SEL.2233P

K A T A L O G. Badmöbel-Programm GUT + GÜNSTIG. KATALOG gültig ab alle Preise zzgl. MwSt.

Service Weintrauben und Weinblätter, Sächsische Glasfabrik AG, Radeberg

Beim Steg gibt es wiederum verschiedene Möglichkeiten, den Klang des Instrumentes zu verändern.

Lösg: a) 0,0548 b) 0,4514 c) 23 Becher d) 234,9 [ml]

Austauschen der Druckkassette

10 Fotodokumentation Andreas Schöni Bern, Juni 2005

Presseinformation. Anspruchsvolle Küchendesigns vom Preiseinstieg bis zum High-End. Auf der LivingKitchen 2015 zeigt Häcker Küchen jeweils drei

Montage-Anleitung. Mechanische Teile montieren

BUFFET CRAMPON Preisliste 2009 in SFR

Altersgemäße Sachtexte sinnverstehend lesen

Leider ist die hilfreiche Anleitung von Das_Alphatier nicht mehr online, die ich sehr aufschlussreich fand. Deshalb hier eine Kurzfassung.

Drehscheiben-Mechanik-Klein Einbau in Arnold-N Version 1.00 Datum

WECHSELKERNE ALLES FÜR DEN SCHLÜSSELDIENST VCS 18. VCS-Nadel PRESTIGE 16 DEMONTAGE 16 PRESTIGE. HS 30 (geprägt MA 12)

Anleitungen für die Papierverpackungen ab Seite 86

Liedbegleitung mit der Cajón - Wie anfangen?

Tipsheet. Glas schneiden und brechen

Gebrauchtinstrumente und Kommissionsware*

Transkript:

TONEKING JULIUS KEILWERTH Ein Spielbericht von JAN-MARK BATKE Toneking heißt das silberne Tenorsaxophon mit dem markanten Klappenschützer aus Plexiglas, hergestellt von der Firma JULIUS KEILWERTH. In diesem Artikel wird dieses Instrument im Detail beschrieben und ein Spielbericht gegeben. Die vielleicht erste Frage die man sich stellt, wenn man ein altes Saxophon in den Händen hält, ist die nach dem Alter des Instruments. Eine Recherche mittels der Serien-Nummer des vorliegenden Toneking auf der Internet-Seite des Herstellers [url] ergibt, daß dieses Saxophon 1963 produziert worden ist (Keilwerth-Saxophone ab der Nummer 2 sind in Deutschland produziert, Instrumente mit einer kleineren Nummer kommen aus dem alten Standort Graslitz). Die Modellpalette Keilwerths aus dieser Zeit umfaßte die Ausführungen New King, Toneking und Toneking Special, die den Modellen mit den heutigen Bezeichnungen ST9, EX9 und SX9 in etwa entsprechen [Vil88]. Der Preis eines Toneking dürfte damals bei etwa 1 DM gelegen haben. Die wesentlichen Konkurrenten damals waren Hersteller wie die MATTH. HOHNER AG und KOHLERT & CO. in Deutschland sowie HENRI SELMER in Frankreich, die gerade ihr legendäres Modell Mark VI produzierten.

Altinstrument Das beschriebene Tenorsaxophon wurde vom Autor bereits vor einiger Zeit erworben, durch Reinigung und Aufpolsterung in einen spielbaren Zustand versetzt und nun, nach fällig gewordener Neubepolsterung noch einmal gründlich überarbeitet. Zunächst einige Bemerkungen zum Zustand, in dem das Instrument erworben wurde. Das Tenor machte einen wirklich heruntergekommenen Eindruck, vielleicht aus dem Kellerbestand von Leihinstrumenten eines Musikvereins, die schon seit einiger Zeit vor sich hingammeln. Vom Instrument ging ein Geruch aus, wie er typisch für Blasinstrumente ist, die nach dem Spielen nie ausgewischt werden, sofort im Koffer verschwinden und wahrscheinlich auch erst wieder zur nächsten Orchesterprobe herausgeholt werden. An einigen Stellen auf dem Korpus und den Klappendeckeln hatten sich regelrechte Pilzkulturen niedergelassen, die die Versilberung stark angegriffen haben. Neben dem schlechten hygenischen Zustand sind einige Beulen im Korpus zu vermerken, eine davon direkt unter der Daumenstütze das Instrument wurde im Koffer fallen gelassen, und da die Auspolsterung des Originalkoffers nun nicht gerade üppig ist, hat sich die Stütze in den Korpus gedrückt. Weitere Beulen sind unter den Klappenanschlägen der rechten Hand zu finden, vielleicht hatte hier jemand versucht, durch gewaltsames Aufdrücken der Klappen einen größeren Klappenaufgang einzustellen. Restauration Zuerst erfolgte nach Demontage der Mechanik (was erfreulicherweise noch recht einfach möglich war) eine gründliche Reinigung von Korpus und Klappen, die Wäsche mit Silbertauchbad ließ den alten Glanz wiederkehren. Außerdem wurde der Korpus ausgebeult, die Mechanik gerichtet, einige verbogene Klappenböcke wieder in die richtige Position und ausgeschlagenes Gestänge wieder auf die richtige Länge gebracht. Hier waren teilweise einige Millimeter Spiel auszugleichen. Nun wurde das Instrument neu bepolstert, es sind jetzt Polster mit Metallresonatoren unter den Klappen. Die Originalpolster hatten keine Resonatoren, in der Mitte des Polsters war lediglich eine Niete zu sehen. Allerdings war in den Originalpolstern eine Bleifolie eingearbeitet, in die sich die Ränder der Kamine eindrücken konnten und die Polster so sehr gut das Tonloch verschlossen. Diese Bleifolie ist heute aus gesundheitlichen Bedenken in keinem Polster mehr zu finden. 1: Der Schützer für die Anschläge der Klappen der rechten Hand klar und transparent. Daneben sichtbar ist die unverstellbare metallene Daumenstütze. 2: In diesem Bild sieht man die etwas klein geratene F-Triller-Klappe; darüber befindet sich die Hoch-F - Klappe. Weiterhin ist hier der Extra-Hebel für die G - Klappe zu betrachten (zwischen F- und und E-Klappe). Spielbericht Toneking J.-M. BATKE Seite 2

Eine bauliche Maßnahme am Saxophon im Zuge der Überholung: die Öse für den Halsgurt wurde ca. 5 mm in Umfangsrichtung zum Tonloch der B -Seitenklappe umpositioniert (Abb. 3). Dadurch hängt das Instrument nun viel besser ausbalanciert am Gurt und liegt auch wesentlich besser in der Hand. Es wäre interessant zu wissen, ob hier eine Abweichung in der normalen Produktion vorlag oder ob die alte Position der Öse vom Hersteller als ideal betrachtet wurde. Das Instrument ist so wieder voll spieltauglich, wenden wir uns nun also einigen Details zu. Das Äußere An diesem Saxophon fällt einem sofort der sportlich wirkende Klappenschutz aus Plexiglas am Schallbecher auf: Ein Stück Zeitgeist! Aber es haben auch wohl Kostengründe eine Rolle gespielt, das KEILWERTH-Spitzenmodell Toneking Special verfügte über metallene Klappenschützer, je für B /H und C-Klappe. Der Plexiglas- Klappenschutz bedeckt alle Klappen vom Tief-C bis B und ist auf vier Sechskant-Gewindestangen befestigt. Diese Stangen sehen wirklich nach Meterware vom Buntmetallhändler aus. Die Enden des Klappenschützers laufen in einer geschwungenen Form aus, über der C -Klappe befindet sich das Keilwerth-Firmenlogo. Die weißen Filzanschläge für die Klappen der tiefen Lage sind direkt unter das Plexiglas geklebt und somit nicht verstellbar, so wie es bei den Klappenschützern aus Metall meist der Fall ist. Auch der Schützer für die Anschläge der Klappen der rechten Hand ist aus Plexiglas (Abb. 1). 3: Die Öse wurde zur besseren Balance des Saxophons umgelötet, wie man an den Lot-Rändern gut erkennen kann. 4: Die G -Klappe mit dem Firmennamen in frakturartiger Schrift. 5: Die Oktavmechanik. 6: Die gebördelten Tonlöcher der Diskant-Klappen. Spielbericht Toneking J.-M. BATKE Seite 3

Die Gravur auf dem Becher zeigt in großen Blockbuchstaben die Modellbezeichnung TONEKING, darüber verziert mit der Krone des Keilwerth-Firmenzeichens und entfernt blumenähnlichen Ornamenten. Unter dem Schriftzug sind Streifen und Bänder dargestellt; ob die Gravur etwas Gegenständliches darstellt, erschließt sich dem Autor wenigstens nicht so recht. Der Musikerfantasie wurde da wohl einiger Freiraum gelassen. Alle Teile des Korpus sind miteinander verlötet, einen Spannring zwischen Korpus und Bogenteil gibt es nicht. Der Bogenteil (auch Knie genannt) des Toneking sieht im Vergleich zu anderen Saxophonen sehr eng aus, bei den heutigen Keilwerth- Saxophonen wird sogar mit einem besonders weiten Bogenteil geworben. Dieser weite Bogen war zur Herstellungszeit dieses Tenors noch Privileg des damaligen Spitzenmodells Toneking Special und wurde erst später für alle Modelle KEILWERTHS übernommen. Der recht enge Bogen macht sich insofern bemerkbar, als daß bei dem Toneking die Tonlöcher noch in einer Linie auf dem Korpus angeordnet sind und sich die Klappen der rechten Hand dadurch hinter bzw. unter dem Schallbecher befinden. So geht es zwischen Korpus und Becher sehr beengt zu, die Klappenaufgänge der rechten Hand werden direkt vom Gestänge der Klappen am Becher begrenzt. Üblich ist mittlerweile, die Tonlöcher der linken und rechten Hand um etwa 2 Grad versetzt zu positionieren; die Klappen der rechten Hand liegen dann nicht mehr unter, sondern seitlich vom Schallbecher und kommen so der Hand etwas entgegen. Die Klappenböcke sind alle einzeln auf das Instrument gelötet; es wurden keine Metallstreifen verwendet, auf denen erst die Böcke vormontiert werden, um dann am Stück auf das Instrument gelötet zu werden. Dieser aufwendigeren Montageweise wird zugeschrieben, das sie ein besonders freies, unbedämpftes Schwingen des Korpus ermöglicht. Die Federn, die in den Klappenböcken stecken, sind übrigens einfache Drahtfedern. Heutige Saxophone sind meistens mit nadelförmigen Stahlfedern ausgestattet. Markant ist die G -Klappe mit dem Firmennamen in einer Frakturähnlichen Schrift (Abb. 4). Sonst fällt die Klappenanordnung für Klappen des linken kleinen Fingers einfach aus: Eine Wipp-Mechanik gibt es nicht, die Tief-C -Klappe wird nicht von der H-Klappe mitgeschlossen 1. Alle Klappenhebel auch die für den rechten kleinen Finger sind plan, eine konkave Formung als Griffmulde sind nicht vorhanden. Die F-Trillerklappe (Abb. 2) ist extrem klein, überhaupt gibt diese Klappe bei KEILWERTH-Saxophonen Rätsel auf (siehe auch [Dap]): bei allen Keilwerth-Instrumenten des Autors von Sopran bis Bariton ist diese Klappe näherungsweise gleich groß! Akustisch macht das keinen Sinn, die Klappe sollte eigentlich ein zweites F -Loch öffnen, also auf gleicher Höhe liegen und genauso groß sein wie die Klappe des 1. Fingers der rechten Hand. Stattdessen ist die F-Trillerklappe aber wesentlich kleiner und aus Intonationsgründen dementsprechend höher positioniert. Durch die zu geringe Größe des Tonlochs klingt ein F mit Tf gegriffen denn auch sehr matt (siehe hierzu auch Abb. 8 und 9). Der Hebel der Hoch-F -Klappe ist auf Höhe der Hoch-E-Klappe angebracht; dort, wo man ihn heute üblicherweise findet, ist ja die F-Trillerklappe. Noch eine Besonderheit: es gibt einen Extrahebel für die G -Klappe, die so von der rechten Hand gedrückt gehalten werden kann. Dieses Ausstattungsmerkmal sucht man bei neuen Fabrikaten vergebens. Die Klappe erleichtert das Trillern von G nach A. Hervorzuheben sind die gebördelten Tonlöcher (in Vintage- Sprache: rolled holes, Abb. 6). Die Tonlöcher werden bei der Herstellung des Instruments aus dem Korpus herausgezogen und dann normalerweise plangefräßt. Der so entstandene Kamin hat einen schmalen Rand, auf dem das Polster aufliegt und so das Tonloch schließt. Diese schmale Kante ist hier nun noch umgebördelt worden, so daß ein runder Rand mit mehr Auflagefläche für das Polster entsteht. Diese Technik ist kostenträchtig und heute nur noch bei den Spitzenmodellen KEILWERTHS SX9R zu finden. Die Fingerauflagen des Saxophons sind aus Perlmutt, allerdings nicht randlos wie bei den modernen Keilwerth-Instrumenten, sondern in Metall gefaßt. Die Oktavmechanik (Abb. 5) ist einfach und vielleicht etwas langsamer als die Mechanik mit einer Wippe, die heute überwiegend zu finden ist. Hübsch: Auch für den Oktav-Drücker wurde ein Perlmutt- Knopf spendiert. Zubehör Zum Zubehör des Toneking gehört ein Ebonit-Mundstück mit der ebengleichen Bezeichnung Toneking, von seiner Form her leicht als ein ZINNER-Fabrikat zu identifizieren. Weiterer Teil des Zubehör ist ein Koffer (Abb. 7), der mit grüner Pappe beklebt und innen recht spärlich ausgepolstert ist (ebenfalls grün). Für eingangs geschilderte Unfälle kein besonders guter Schutz. Bei der Anschaffung eines von daher empfehlenswerten Formkoffers ist allerdings zu beachten, daß die Form des Schallbechers deutlich von der sonst als üblich angenommenen Selmerbauweise abweicht hier ist auf jeden Fall eine Anprobe angezeigt. Spielbericht Zum Anspieltest sollen zwei verschiedene Mundstück/Blattkombinationen betrach- 1... was vielleicht den Avantgarde-Saxophonisten freuen könnte, tut sich doch die Griffmöglichkeit für weitere Multiphonics auf. ;) Spielbericht Toneking J.-M. BATKE Seite 4

tet werden: für die klassische Spielweise ist dies ein VANDOREN Ebonit-Mundstück T27 mit VANDO- REN Blättern der Stärke 3; für den Jazztest wird ein PETER PONZOL Mundstück 11, mit Superkammer in Verbindung mit VANDOREN V16 Blättern 2,5 bzw. mit einem BARI Kunstoffblatt soft verwendet. Zunächst zum klassischen Test. Beim Spielen fällt sofort die sehr direkte Ansprache des Instruments auf, vor allem in der mittleren Lage. Problematisch ist der überblasende Bereich G2-G 2-A2, der ja schon von sich aus schwierig ist, weil hier die Oktavklappe gewechselt wird. Hier neigt das Instrument leicht zu einer kratzenden Ansprache des Tons, was eine zu saloppe Atemführung sofort abstraft. Der Klang des Tenors ist warm und rund, und er hat bei jeder Dynamik eine angenehme Fülle. Es ist aber auch durchaus möglich, einen schlanken Ton zu entwickeln, der für das klassische Repertoire durchaus geeignet ist. Die Intonation ist zwar nicht perfekt, aber gut beherrschbar. Die hohe Lage ab C3 ist etwas zu hoch, was tendenziell bei vielen Saxophonen der Fall ist. Auffällig ist das sehr tiefe mittlere F (F1, F2). Hier scheint wirklich das Tonloch zu klein zu sein bzw. der Klappenaufgang zu niedrig. Die eingangs erwähnte Beule unter dem Klappenanschlag wird wohl von einem ehemals unternommenen Versuch herrühren, diese Intonationsschwäche durch Vergrößern des Klappenaufganges zu korrigieren. Die Mechanik läuft sehr gut; die Klappenaufgänge fallen insgesamt im Vergleich zu anderen Tenorsaxophonen relativ niedrig aus, was einem das Gefühl einer schnellen Mechanik gibt. Die ungewöhnliche Position der Hoch-F -Klappe ist übrigens kein Problem, man gewöhnt sich leicht daran. Spätestens beim Test mit dem Jazzmundstück zeigt das Toneking, was in ihm steckt der Ton ist groß und voluminös. Auch bei Verwendung des Kunstoff-Blattes, das vor allem hohe Lautstärken ermöglicht, bleibt der Ton rund und scheppert nicht. Fazit Das Keilwerth-Saxophon Modell Toneking ist im gut hergerichteten Zustand ein hochwertiges Instrument, das es vom Klang her auch mit neu produzierten Spitzenklasse-Instrumenten aufnehmen kann. Defizite sind im Bereich Spielkomfort zu vermerken, hier bekommt man auf moderneren Saxophonen mehr geboten. Unterm Strich ist das Toneking ein Saxophon, auf dem es Spaß macht zu spielen. Danksagung Herzlicher Dank des Autors geht an KARSTEN GLO- GER für Anleitung und Hilfestellung bei der Generalüberholung und an GERHARDT KEILWERTH für die Detail-Auskünfte. Literatur [Dap] DAPPER, Klaus. Keilwerth Toneking Exclusive Tenorsaxophon. Spotlight [url] Webseiten Boosey & Hawkes. www.boosey. com/instruments/ Keilwerth [Vil88] VILLMOW, Michael: Saxophone Made in Germany. In: Fachblatt Musikmagazin 7 (1988) Rechtliches c Berlin im August 22 Jan-Mark Batke letzte Revision 5. September 22 Die nichtkommerzielle Vervielfältigung dieses Artikels ist erlaubt. Die neuste Version gibt es unter http://www.nue.tu-berlin. de/wer/batke. 7: Der Originalkoffer zum Toneking, grün in grün. Spielbericht Toneking J.-M. BATKE Seite 5

1 Signal mefis1normal 1 Signal mefis2normal.8.8.6.4.6.4.2.2 5 1 15 2 25 3 35 4 Signal mefis1geschl 1 5 1 15 2 25 3 35 4 Signal mefis2geschl 1.8.8.6.4.6.4.2.2 5 1 15 2 25 3 35 4 5 1 15 2 25 3 35 4 8: Die Leistungsdichtespektren des Tons F in der unteren Oktave (links) und überblasen (rechts), gezeigt für den normalen Griff (oben) und mit Seitenklappe gegriffen (unten). Man kann erkennen, das im Spektrum des Seitenklappen-F unten der obere Teil des Spektrum schwächer ausgeprägt ist, der Ton klingt weniger brilliant. In der oberen Oktave fällt das Spektrum für beide Griffweisen wesentlich ähnlicher aus, die zu kleine Tf-Klappe macht sich hier nicht so stark bemerkbar. 2 LDS in db 4 6 8 LDS in db 5 1 1 2 4 6 8 1 12 15 2 4 6 8 1 12 9: Bei der logarithmierten Darstellung des Leistungsdichtespektrums erkennt man beim tiefen F (links) gut, das auch bei den sehr hohen Spektralkomponenten (etwa ab 8 khz) mehr Energie im Klang für das normal gegriffene F (blau) enthalten ist. Spielbericht Toneking J.-M. BATKE Seite 6