Versuchsberichte: Stickstofffreisetzung organischer Dünger: Brut- und Kulturversuchen im Rahmen des Bio-Zierpflanzenprojektes*

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Transkript:

Versuchsberichte: Stickstofffreisetzung organischer Dünger: Brut- und Kulturversuchen im Rahmen des Bio-Zierpflanzenprojektes* Die organische Düngung von Zierpflanzen insbesondere hinsichtlich der N-Versorgung ist für Produzenten eine große Herausforderung. Generell besteht die Möglichkeit, Pflanzen mit einem geringen bis mittleren Nährstoffbedarf durch eine Vollbevorratung des Substrats zu versorgen. Dies bedeutet, dass dem Substrat die komplette Nährstoffmenge über organische Dünger zum Topftermin zugemischt wird. Für nährstoffbedürftige Kulturen scheint dagegen eine Teilbevorratung mit zusätzlicher flüssiger Nachdüngung unabdingbar. Unabhängig von der Düngestrategie benötigen die Produzenten detaillierte Informationen über die Stickstofffreisetzung der Dünger, wobei Wechselwirkungen zu Umweltbedingungen zu berücksichtigen sind. Im BÖLN-Projekt Entwicklung und Optimierung des Zierpflanzenanbaus zu nachhaltiger und ökologischer Produktion im Rahmen eines Netzwerkes von Leitbetrieben und Versuchsanstellern wurde die Frage der Stickstofffreisetzung in Abhängigkeit von der Temperatur aufgegriffen und bei verschiedenen organischen Düngern einzeln sowie in Mischungen untersucht. Hierzu wurden an der LVG Hannover-Ahlem sowie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) Brutversuche durchgeführt. Zeitgleich erfolgte an der LVG Heidelberg ein Versuch mit Pelargonien, der bedeutsamsten Beet- und Balkonpflanze, die gleichzeitig sehr nährstoffbedürftig ist. * *gefördert durch das Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) durchgeführt aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Geschäftsstelle des BÖLN befindet sich in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).

Versuchsbericht Brutversuche 1 Versuchsdurchführung Im Rahmen von zeitgleich an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Hannover-Ahlem und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) durchgeführten Brutversuchen, wurde das Stickstoff-Freisetzungsverhalten der in Tabelle 1 aufgeführten organischer Dünger untersucht. Neben den einzelnen Düngern wurden noch zwei Mischungen (1+1 auf Basis Gesamt-N) aus Horngrieß und Schafwolle sowie Phytogrieß und Bioagenasol betrachtet. Tab. 1: Im Brutversuch verwendete Dünger (Nährstoffgehalte gemäß Angaben der Hersteller) Bezeichnung Nährstoffgehalte in % N P 2O 5 K 2O Hersteller Bioagenasol 6 3 2 Biofa BlütoVin Bio 1 3 5 Biovin Horngrieß 14 Beckmann & Brehm Phytogrieß 6 3 2 Beckmann & Brehm Plant 2 6 3 4 Cuxin Schafwolle 1 5 Rotberghof Symbionta Organic Royal Universal 6 3 5 Lawn and Green Xtra-1 8 5 6 Cuxin Die Untersuchung erfolgte in Anlehnung an die VDLUFA-Methode zur Bestimmung der Stabilität des Stickstoffhaushaltes organischer Materialien (Methodenbuch Band I, A 13.5.1). Der Zeitraum der Bebrütung erstreckte sich jedoch über neun Wochen, wobei jeweils nach, 3, 7, 14, 21, 35, 49 und 63 Tagen die Stickstoffgehalte bestimmt wurden. Neben einer Bebrütung bei einer konstanten Temperatur von 25 C an der LVG Hannover-Ahlem, wurde der gleiche Versuchsansatz an der HSWT mit einer Temperaturerhöhung auf 35 C von Tag 7 bis Tag 14 durchgeführt. Zusätzlich wurde der Brutversuch zur besseren Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit den zwei Düngern Horngrieß und Xtra-1 sowohl an der LVG als auch der HSWT mit jeweils beiden Temperaturvarianten durchgeführt. Als Substrat diente ein ungedüngtes torfreduziertes Substrat der Fa. Klasmann- Deilmann (Geeste), das aus 5 Vol.-% Weißtorf, 3 Vol.-% Kokosmark und 2 Vol.-% Grünkompost bestand. Von diesem Substrat wurden zunächst die Rohdichte feucht, der Trockenmasseanteil, die Wasserkapazität sowie der ph-wert und die Gehalte der

Hauptnährstoffe bestimmt. Eine Regulierung des ph-wertes und der Phosphat-, Kalium- sowie der Spurenelementgehalte war nicht erforderlich. Bei den Düngern wurde der Gesamtgehalt an Stickstoff (Dumas-Verfahren; VDLUFA Methodenbuch Band II.1: Die Untersuchung von Düngemitteln. Methode 3.5.2.7) gemessen. Dieser diente als Grundlage für die Kalkulation der erforderlichen Düngermenge. Der Sollwert lag bei 8 Milligramm Gesamtstickstoff je Liter Substrat. Bei den beiden Düngerkombinationen wurden diese jeweils in einer Aufwandmenge entsprechend mg Gesamt-N/l eingemischt. Zusätzlich ging das Bio-Substrat ohne weitere Stickstoffdüngung sowie mit einer mineralischen N-Düngung ( mg N/l als Ammoniumnitrat) als Kontrollen in die Untersuchung ein. Für jede Dünger- und Temperaturvariante wurden zu Beginn der Untersuchung 16 Kunststoffgefäße mit einer Substratmenge entsprechend 75 g des Substrates bei Bebrütungsfeuchte (8 % der maximalen Wasserkapazität) gefüllt. Es folgte die Zugabe der notwendigen Düngermengen, das Einmischen in das Substrat und schließlich das Anfeuchten mit destilliertem Wasser bis auf 75 g. Die Gefäße wurden in den Brutschrank gestellt und abgedeckt, so dass die Verdunstung minimiert wurde ohne dabei den Luftaustausch zu unterbrechen. Zwei bis dreimal pro Woche erfolgte eine Kontrolle des Wassergehaltes durch Wägung und gegebenenfalls eine Ergänzung mit destilliertem Wasser. An den vorgesehenen Probenahmeterminen wurden jeweils zwei Gefäße je Variante entnommen und das Substrat auf den Gehalt an CAT-löslichem Ammonium- und Nitrat-Stickstoff untersucht. 2 Versuchsergebnisse Für die Auswertung wurde die Netto-N-Freisetzung als Differenz aus dem Gehalt an löslichem Stickstoff in der jeweiligen Versuchsvariante und im Kontrollsubstrat berechnet. Da im Kontrollsubstrat mit Ammoniumnitrat keine nennenswerte Veränderung der löslichen Stickstoffgehalte zu beobachten war, muss eine N-Immobilisierung durch das Substrat bei der Interpretation der Ergebnisse nicht beachtet werden. 2.1 Einfluss der einwöchigen Temperaturerhöhung Eine Erhöhung der Temperatur von 25 C auf 35 C vom siebten Tag bis zum 14. Tag der Bebrütung hatte an beiden Standorten weder bei Horngrieß noch bei Xtra-1 einen Einfluss auf die Stickstofffreisetzung. Die Freisetzungskurzen verliefen relativ deckungsgleich. Der etwas abweichende Verlauf beim Horngrieß bis Tag 21 ist im Wesentlichen auf Unterschiede beim Analysenwert an Tag 7 also vor der Temperaturdifferenzierung zurückzuführen. Ab Tag 35 sind keine signifikanten Unterschiede mehr zwischen der N-Freisetzung bei konstanter Temperatur bzw. bei einer zeitweisen Temperaturanhebung zu erkennen (Abb. 1). Zudem waren die Unterschiede zwischen den beiden Standorten größer als die Unterschiede zwischen den Temperaturvarianten an jeweils einem Standort (Daten nicht gezeigt). Daher wurden für

alle weiteren Dünger die Ergebnisse der LVG Hannover-Ahlem (konstant 25 C) und der HSWT (Anhebung der Temperatur auf 35 C von Tag 7 bis 14) gemittelt und gemeinsam ausgewertet. Horngrieß Konstant Anhebung Xtra-1 Konstant Anhebung 1 7 14 21 28 35 42 49 56 63 Abb. 1: Stickstofffreisetzung von Horngrieß (blau) und Xtra-1 (rot) bei konstant 25 C (Rauten und durchgezogene Linien) bzw. einer Anhebung auf 35 C zwischen Tag 7 und 14 (Dreiecke und gestrichelte Linien); die Fehlerbalken markieren die Standardfehler und die Linien die Anpassung der Gompertz-Wachstumsfunktion (R²,96) 2.2 Stickstofffreisetzung der untersuchten Dünger Die Ergebnisse zeigen, dass bei den meisten organischen Düngern die überwiegende N- Freisetzung innerhalb der ersten 14 bis 21 Tagen erfolgt. Lediglich einzelne Dünger (insbesondere Schafwolle) zeigen eine um etwa sieben Tage verzögerte Freisetzung. Die Freisetzung bewegt sich zumeist zwischen 4 und 5 % der eingemischten 8 mg/l, wobei keiner der geprüften Dünger eine Freisetzung von über 6 % erzielt. Die Stickstofffreisetzung über die Zeit (N (t)) aller geprüften Dünger lässt sich mit der Wachstumsfunktion von Gompertz sehr gut beschreiben (R²,9): N (t) = T 1 e e(t 2 T3 Tage) Dabei beschreibt der Parameter T 1 den während der Bebrütung insgesamt mineralisierten Stickstoff (in mg/l), der Parameter T 2 die Verzögerung bis die Mineralisation einsetzt (je größer der Wert von T 2 umso größer ist die Verzögerung) und der Parameter T 3 die maximale Mineralisationsrate (je größer der Wert von T 3 umso größer ist die maximale Mineralisationsrate). Die drei Parameter der Gompertz-Funktion sowie das Bestimmtheitsmaß der Anpassung sind in Tabelle 2 aufgeführt und die Abbildungen 2 [a-j] zeigen den Verlauf der Stickstofffreisetzung sowie der Anpassungsfunktion. Ein Vergleich des Parameters T1 zeigt die unterschiedliche Höhe der Stickstoffmineralisation. Am wenigsten Stickstoff wird bei Bioagenasol freigesetzt. Bei diesem

Dünger werden nur knapp 3 % des gegebenen Gesamtstickstoffs mineralisiert und damit pflanzenverfügbar. Dies gilt auch in der Mischung mit Phytogrieß. Die höchste Freisetzung erzielt Schafwolle mit etwa 55 %. Bei den übrigen Düngern werden zwischen 4 und 5 % der eingemischten Gesamtstickstoffmenge mineralisiert. Mit Ausnahme von Schafwolle ist bei allen Düngern direkt nach dem Einmischen bereits eine erhebliche Stickstoffmineralisation zu beobachten. Bei Schafwolle setzt diese erst mit einer Verzögerung von sieben bis 14 Tagen ein. Nachdem diese Verzögerungsphase vorbei ist, erfolgt allerdings auch bei Schafwolle eine sehr rasche Mineralisation, so dass bereits nach 35 Tagen Bebrütungsdauer der größte Teil (> 75 %) des insgesamt mineralisierten Stickstoffs freigesetzt sind. Auf Grund einer etwas geringeren Geschwindigkeit der Mineralisation gilt dies auch für Xtra-1 und Bioagenasol, während bei den übrigen Düngern dieser Punkt bereits nach 14 bis 21 Tagen erreicht wird. Der Verlauf der Stickstofffreisetzung bei den beiden Einzeldüngern ist ungefähr so, wie es auf Grund der Verläufe der jeweiligen Einzeldünger zu erwarten ist. Tab. 2: Parameter für die Anpassung der Gompertz-Wachstumsfunktion an die N-Freisetzung der geprüften Dünger und Bestimmtheitsmaße der Anpassung Dünger T 1 T 2 T 3 R² Bioagenasol 238,75,5,9 BlütoVin Bio 316,7,14,97 Horngrieß 362,72,15,96 Phytogrieß 34,86,11,96 Plant-2 363,62,13,92 Schafwolle 443 2,14,11,97 Symbionta Organic Royal Universal 382,36,9,94 Xtra-1 1,4,8,99 Horngrieß+Schafwolle 49 1,,9,97 Phytogrieß+Bioagenasol 282,81,7,94

[a] Bioagenasol [b] BlütoVin Bio 1 1 Messwerte 7 Horngries 14 21 28 Gompertz-Wachstumsfunktion 35 42 49 56 63 [c] Horngrieß 1 Messwerte 7 Plant-2 14 21 28Gompertz-Wachstumsfunktion 35 42 49 56 63 [e] Plant-2 1 Messwerte 7 Phytogries 14 21 28 Gompertz-Wachstumsfunktion 35 42 49 56 63 [d] Phytogrieß 1 Messwerte 7 Schafwolle 14 21 28 Gompertz-Wachstumsfunktion 35 42 49 56 63 [f] Schafwolle 1 1 Messwerte 7 14 Symbionta 21 28 Organic 35 Royal 42 Universal 49 56 63 Messwerte 7 Xtra-1 14 21 28Gompertz-Wachstumsfunktion 35 42 49 56 63 [g] Symbionta Organic Royal Universal [h] Xtra-1 1 1 7 Messwerte 14 21 Horngries+Schafwolle 28 35 42 49 56 63 [i] Horngrieß+Schafwolle 1 7 Messwerte 14 21 Phytogries+Bioagenasol 28 35 42 49 56 63 [j] Phytogrieß+Bioagenasol 7 14 21 28 35 42 49 56 63 7 14 21 28 35 42 49 56 63 Abb. 2: Verlauf der N-Freisetzung der geprüften organischen Düngern und Anpassungslinie der Gompertz- Wachstumsfunktion (die Fehlerbalken markieren die Standardfehler)

STAATLICHE LEHR- UND VERSUCHSANSTALT FÜR GARTENBAU mit Staatlicher Fachschule für Gartenbau Bearbeiter: Barbara Degen, Robert Koch Stickstoffdüngung im ökologischen Zierpflanzenbau auf dem Prüfstand Kulturversuch mit Pelargonien Die organische Düngung von Zierpflanzen insbesondere hinsichtlich der N-Versorgung ist für Produzenten eine große Herausforderung. Generell besteht die Möglichkeit, Pflanzen mit einem geringen bis mittleren Nährstoffbedarf durch eine Vollbevorratung des Substrats zu versorgen. Dies bedeutet, dass dem Substrat die komplette Nährstoffmenge über organische Dünger zum Topftermin zugemischt wird. Für nährstoffbedürftige Kulturen scheint dagegen eine zusätzliche flüssige Nachdüngung unabdingbar. Im BÖLN Projekt Entwicklung und Optimierung des Zierpflanzenanbaus zu nachhaltiger und ökologischer Produktion im Rahmen eines Netzwerkes von Leitbetrieben und Versuchsanstellern wurde die Frage der Stickstofffreisetzung verschiedener organischer Dünger einzeln sowie in Mischungen aufgegriffen. Hierzu erfolgte an der LVG Heidelberg ein pflanzenbaulicher Versuch mit Pelargonien der Sorte Calliope Dark Red (Volmary, Münster). Material und Methoden Die Untersuchungen umfassten die in Tabelle 1 beschriebenen organischen Dünger. Tab. 1: Versuchsfaktor A - Organische Dünger Vnr. Dünger Lieferant N-Gehalt pro g Dünger nach Analyseergebnisse (in %) Ausbringungsmenge Dünger in g pro Liter Substrat (auf Basis von Gesamt-N: 8 mg/l) Radigen in g pro Liter 1. Horngries (14--) Beckmann & Brehm 14,7 5,4,1 2. Phytogries (6-3-2) Beckmann & Brehm 5,1 15,7,1 3. Schafwolle (1--5) Rotberghof 11 7,3,1 4. Eco Xtra-1 (8-5-6) Cuxin 8 1,,1 5. Eco Plant 2 (6-3-4) Cuxin 6,1 13,1,1 6. Bioagenasol (6-3-2) Biofa 5,3 15,1,1 7. Symbionta Organic Royal Universal (6-3-5) Lawn and Green 6,2 12,9,1 8. BlütoVin Bio (1-3-5) Biovin 1,9 7,3,1 9. Horngries + Schafwolle s.o. 14,7 + 11 2,7 + 3,65,1 1. Phytogries + Bioagenasol s.o. 5,1 + 5,3 7,85 + 7,55,1 ICL Specialty 11.* Osmocote Exact 3-4 M (16-9-12) Fertilizers * Mineralische Kontrollvariante mit 6 mg N/l 16 3,8*,1 Diebsweg 2, 69123 Heidelberg - Tel: 6221/7484- - Fax: 6221/7484-13 - email: poststelle@lvg.bwl.de

Der Kulturversuch umfasste die zwei folgenden Düngestrategien: 1. Vollbevorratung: In diesem Versuchsteil erfolgte die Aufdüngung auf Basis von 8 mg Gesamt-N/l. Als Kontrolle diente Osmocote Exact 3-4 M (16-9-12; ICL Specialty Fertilizers, Nordhorn), ein kunststoffumhüllter, mineralischer Depotdünger mit einer Laufzeit von 3-4 Monaten. Dieser wurde auf Basis von 6 mg N/l in das Substrat eingemischt, da mit einer N-Freisetzung von ca. 8 % im Vergleich zu maximal 6 % bei den organischen Düngern gerechnet wurde. Die Pflanzen wurden während der gesamten Kulturzeit ausschließlich bewässert. 2. Teilbevorratung: Hierbei wurde die Grunddüngung auf mg N/l reduziert. Allerdings wurden die Pflanzen im weiteren Kulturverlauf in Form einer Bewässerungsdüngung mit Biovin (6-2-2),2-prozentig nachgedüngt. Es fanden insgesamt 28 Anstauvorgänge statt, auch bei Biovin wurde eine N-Freisetzung von etwa 6 % angenommen. Auf eine mineralische Kontrolle mit Osmocote Exact wurde bei der Teilbevorratung verzichtet. Weitere Kulturdaten Topfen: in KW 1, V 12, ungedüngtes Bio-Substrat aus 5 Vol.-% Weißtorf, 3 Vol.-% Kokosmark und 2 Vol.-% Grünkompost (Klasmann-Deilmann, Geeste) Temperatur: 14 C / 16 C (H/L), Cool Morning ab KW 14 Bewässerung: Ebbe-Flut mit Mischwasser (,4 EC) Pflanzenschutz: Offene Blattlauszucht, Encarsia formosa, Hypoaspis miles, Steinernema feltiae Auswertung: in KW 2 Ergebnisse Vollbevorratung Im Vergleich der geprüften Dünger zeigte sich der beste Gesamteindruck in den zwei Varianten, in denen Schafwolle alleine sowie in Kombination mit Horngries verwendet wurde. Diese Pflanzen hatten neben einem gut verzweigten Pflanzenaufbau eine intensive, dunkelgrüne Blattfarbe und daher insgesamt eine gute Verkaufsqualität. Bei den übrigen Düngern, einschließlich der mineralisch gedüngten Kontrolle, war das Pflanzenwachstum zum Teil schwächer und insbesondere die Blattfärbung war deutlich heller. Während der Stickstoffgehalt in der Trockenmasse in den mit Schafwolle bevorrateten Pflanzen bei ca. 2 % lag, waren in den übrigen Düngervarianten deutlich tiefere Werte zu verzeichnen. Diebsweg 2, 69123 Heidelberg - Tel: 6221/7484- - Fax: 6221/7484-13 - email: poststelle@lvg.bwl.de

Abb. 1: Gesamteindruck in Abhängigkeit der unterschiedlichen Düngervarianten bei Vollbevorratung, gleiche Buchstaben bedeuten keine signifikanten Unterschiede (Tukey, α <,5). Abb. 2: Frischgewicht der oberirdischen Pflanzenmasse in Abhängigkeit der unterschiedlichen Düngervarianten bei Vollbevorratung, gleiche Buchstaben bedeuten keine signifikanten Unterschiede (Tukey, α <,5). Abb. 3: Stickstoffgehalt in der Trockenmasse zu Versuchsende in Abhängigkeit der unterschiedlichen Düngervarianten bei Vollbevorratung Diebsweg 2, 69123 Heidelberg - Tel: 6221/7484- - Fax: 6221/7484-13 - email: poststelle@lvg.bwl.de

Abb. 4: Stickstoffgehalt im Substrat zu Versuchsende in Abhängigkeit der unterschiedlichen Düngervarianten bei Vollbevorratung Abb. 5: Pelargonien zu Versuchsende in Abhängigkeit der unterschiedlichen Düngervarianten bei Vollbevorratung Diebsweg 2, 69123 Heidelberg - Tel: 6221/7484- - Fax: 6221/7484-13 - email: poststelle@lvg.bwl.de

Ergebnisse Teilbevorratung Unabhängig vom verwendeten Dünger zeigten alle Pflanzen eine gute Verzweigung, ein homogenes Wachstum, eine dunkle Blattfarbe und somit eine gute Verkaufsqualität. Zwischen den zehn geprüften Düngern bzw. -mischungen waren nur geringe Unterschiede zu erkennen. Der Stickstoffgehalt in der Trockenmasse lag in allen Varianten bei etwa 3 %. Die mit Schafwolle teilbevorrateten Pelargonien erzielten dennoch wieder die höchsten Boniturnoten im Gesamteindruck. Abb. 6: Gesamteindruck in Abhängigkeit der unterschiedlichen Düngervarianten bei Teilbevorratung, gleiche Buchstaben bedeuten keine signifikanten Unterschiede (Tukey, α <,5). Abb. 7: Frischgewicht der oberirdischen Pflanzenmasse in Abhängigkeit der unterschiedlichen Düngervarianten bei Teilbevorratung, gleiche Buchstaben bedeuten keine signifikanten Unterschiede (Tukey, α <,5). Diebsweg 2, 69123 Heidelberg - Tel: 6221/7484- - Fax: 6221/7484-13 - email: poststelle@lvg.bwl.de

Abb. 8: Stickstoffgehalt in der Trockenmasse zu Versuchsende in Abhängigkeit der unterschiedlichen Düngervarianten bei Teilbevorratung Abb. 9: Stickstoffgehalt im Substrat zu Versuchsende in Abhängigkeit der unterschiedlichen Düngervarianten bei Teilbevorratung Diebsweg 2, 69123 Heidelberg - Tel: 6221/7484- - Fax: 6221/7484-13 - email: poststelle@lvg.bwl.de

Abb. 1: Pelargonien zu Versuchsende in Abhängigkeit der unterschiedlichen Düngervarianten bei Teilbevorratung Zusammenfassung und Diskussion In der Vollbevorratung zeigte sich im Vergleich der geprüften Dünger der beste Gesamteindruck in den zwei Varianten, in denen Schafwolle alleine sowie in Kombination mit Horngries verwendet wurde. Diese Pflanzen hatten neben einem gut verzweigten Pflanzenaufbau eine intensive, dunkelgrüne Blattfarbe und daher insgesamt eine gute Verkaufsqualität. Bei den übrigen Düngern, einschließlich der mineralisch gedüngten Kontrolle, war das Pflanzenwachstum zum Teil schwächer und insbesondere die Blattfärbung war deutlich heller. Vor allem auf Grund der hellen Blattfärbung waren diese Pflanzen nicht vermarktungsfähig. Der Stickstoffgehalt in der Trockenmasse lag bei deutlich unter 2 %. Als ausreichender Stickstoffgehalt in der Trockenmasse von Pelargonien werden in der Literatur mindestens 2,5 % angegeben (Bergmann, 1993). Das gute Abschneiden der Varianten mit Schafwolle könnte mit Ergebnissen parallel durchgeführter Brutversuche (LVG Hannover-Ahlem und Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) begründet werden: Zum einen reichte die anfangs verzögerte N- Freisetzung der Schafwolle für eine ungestörte Anfangsentwicklung. Gleichzeitig stand den Pflanzen im weiteren Kulturverlauf durch die fortlaufende Mineralisierung stetig ausreichend Stickstoff zur Verfügung. Zum zweiten hatte Schafwolle im Brutversuch mit etwa 5 % auch die höchste N-Freisetzung der acht Dünger. Diebsweg 2, 69123 Heidelberg - Tel: 6221/7484- - Fax: 6221/7484-13 - email: poststelle@lvg.bwl.de

In der Teilbevorratung mit anschließender Flüssigdüngung zeigten unabhängig vom verwendeten Dünger alle Pflanzen eine gute Verzweigung, ein homogenes Wachstum, eine dunkle Blattfarbe und somit eine gute Verkaufsqualität. Bei allen zehn geprüften Düngern bzw. - mischungen war die Verkaufsqualität bei der Teilbevorratung höher einzustufen als bei der Vollbevorratung. Durch die 28 Anstauvorgänge wurden in etwa 17 mg N je Topf eingetragen. Damit haben diese Pflanzen in Summe vermutlich etwas mehr pflanzenverfügbaren Stickstoff erhalten als die Pflanzen mit Vollbevorratung. Dies zeigt sich auch in den Ergebnissen der Substratanalysen zu Kulturende. Daher waren bei den Varianten mit Teilbevorratung auch nur geringe Unterschiede zwischen den verschiedenen Düngern zu erkennen. Für die Praxis sind zum einen die Strategie der Teilbevorratung sowie bei Kulturen mit einem nicht allzu hohen N-Bedarf die Vollbevorratung mit Schafwolle vielversprechend und sollten zukünftig sowohl in Versuchen als auch in Praxisbetrieben mit weiteren Kulturen erprobt und optimiert werden. Literatur Bergmann, W. (1993). Ernährungsstörungen bei Kulturpflanzen, S. 391. Diebsweg 2, 69123 Heidelberg - Tel: 6221/7484- - Fax: 6221/7484-13 - email: poststelle@lvg.bwl.de