Beschreibung. Silbermannorgel Pfaffroda. 1 Manual - 14 Stimmen Pfeifen Weihe am 25. Dezember 1715

Ähnliche Dokumente
DISPOSITION UND PFEIFENWERK DER KLAIS-ORGEL IM KONZERTSAAL DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK WÜRZBURG (2016)

Zur Restaurierung der Johannes Klais-Orgel opus 296 von 1905

Die Goll-Orgel

Die Weilorgel in Kobern / Mosel von Andreas Lenk

Barockkirche St. Franziskus Zwillbrock, - ehemalige Klosterkirche. Bericht zur Überarbeitung der Orgel

Die Orgel der evangelischen Kirche St. Marien zu Bergen (Rügen)

Die Orgelreparatur in der Oberkrüchtener Kirche

DISPOSITION DER MATHIS-ORGEL IM DOM ST. PETER & PAUL ZU KLAGENFURT. RÜCKPOSITIV I. Manual C g Gedackt 8' Praestant 4' Rohrflöte 4' Octave 2'

Silbermann Orgel Reinhardtsgrimma

CH 7270 Davos-Platz. Englische Kirche. Mathis Orgelbau AG Am Linthli 10 CH 8752 Näfels

Dokumentation der Orgel der Evangelisch-Reformierten Großen Kirche zu Leer

Abschlussbericht der Orgelrestaurierung St. Ruprecht an der Raab

Orgel - Gutachten über die Orgel der Kirche zu Hötzelsroda

Dr. Hans-Christian Tacke

Die Christian Ernst Schöler - Orgel in Maxsain 1803

Unser Gebrauchtteileverkauf

CH 9000 St. Gallen. Kathedrale. Chororgel. Mathis Orgelbau AG Am Linthli 10 CH 8752 Näfels

DIE FÜRSTENFELDER FUX ORGEL

Die Orgel der Kath. Pfarrkirche St. Konrad in Haar

Die Landolt-Orgel in Alsheim 1834

Festschrift zur Orgelweihe Waldkönigen Filialkirche St. Luzia

Abschlußbericht über die Generalsanierung der G.F. Steinmeyer Orgel in der. Kath. Kirche St. Brigitta 1200 Wien

Johann Jacob Brosy Orgel 1788 Katholische Kirche St. Peter und Paul, Erschwil. Auszug aus der Dokumentation der Restaurierungsarbeiten

Die Johannes Schlottmann - Orgel in Waltersbrück 1788

Orgelfahrt am 18. Februar 2017

Basilika unserer lieben Frau zu den Schotten

DAS LANDESKIRCHENAMT Orgelsachverständiger

Die Silbermannorgel Die größte noch vorhandene zweimanualige Orgel von Gottfried Silbermann!

Manual C c Rückpositiv C c Pedal C g

St. Michaels-Kirche Augustin Oestreich, Oberbimbach und Joseph Oestreich, Bachrain, werden um Kostenvoranschlag für eine Orgel angegangen.

DES GEWANDHAUSES ZU LEIPZIG

Die Siegfried Sauer-Orgel in Sankt Sophien

Die Johann Lachmayr Orgel der Kath. Pfarrkirche in 4830 Hallstatt

Stilisierte Darstellung des Produktionsareals der Firma M. Welte & Söhne.

Die Orgel in Uttershausen ca.1833

Eine neue O rgel für Hannover-Süd

Eine echte Johannus für jedes Wohnzimmer!

Gebrauchtorgel II/P/14, Baujahr 1962/1993

Deutsche Biographie Onlinefassung

Abschlussbericht zur Überholung der Ignaz-Weise-Orgel. in der kath. Pfarrkirche St. Johannes in Seyboldsdorf

Merle Roßner Amtliche Orgelsachverständige der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Gutachten

Johann Christoph Kühnau: Vierstimmige alte und neue Choralgesänge. Berlin 1786, Bd. 1, S Nachtrag C.

Hinweise für Gastorganisten

Umbau und Erweiterung der Orgel in St. Anna, Olewig

Internationale Arbeitsgemeinschaft für Orgeldokumentation (IAOD) Erhebungsbogen für die Inventarisierung von Orgeln Kurzfassung

Organistenwettbewerb. Bautagebuch in der Konzertkirche. Eine Orgel für die Konzertkirche Neubrandenburg. Fotoimpressionen vom Einbau der Orgel

Die Orgeln in der Stadtkirche Bischofswerda eine Chronik

Die Orgel der ehemaligen Klosterkirche St. Abdon und Sennen zu Salzgitter-Ringelheim

Eine Orgel für die Konzertkirche

Eine Orgel für die Konzertkirche Bautagebuch 2017 FOTOIMPRESSIONEN VOM EINBAU DER ORGEL

Neue Technik für die Aula

Salem-Leutkirch, Mariä Himmelfahrt Bericht zur Restaurierung

Das Projekt «KunstKlangKirche Zürich»

Wiegleb-Orgel St. Gumbertus Ansbach

30-MINUTEN- ORGELMUSIK. Januar-März 2017 An den Orgeln: Gerhard Löffler und Gäste

. (H. Stiel ).

Die Orgeln Gottfried Silbermanns

Die Orgeln RUDOLF BRUHIN

DIE ORGEL IN DER BAROCKKIRCHE ZWILLBROCK

Arbeitsbericht zur Restaurierung der Strobel Orgel in der St. Johannis Kirche zu Bennungen

Einige Daten zur Corbach-Orgel

Werden Sie Orgelpate. Eine Aktion der Evangelischen Luthergemeinde Fellbach unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Christoph Palm

Die große Barockorgel von Corvey, gebaut vom höxterschen Orgelbauer Andreas Schneider

Die Hans-Henny-Jahnn-Orgel St. Ansgar, HH-Langenhorn

Abschlussbericht. über die Reinigung und Revision der Orgel in der katholischen Kirche St. Vinzenz in Pleif in Vella GR TECHNISCHE DATEN

Eine renovierte. für St. Nicolai. He lfen Sie mit. Werden Sie Pate oder Patin.

Die Hans-Henny-Jahnn-Orgel St. Ansgar, HH-Langenhorn

Die neue Orgel in der Zionskirche Worpswede

Die Sauer-Orgel (1915) in der Glaubenskirche Berlin-Tempelhof BACH. Wolfgang Wedel spielt Werke von: Franz Liszt Johann Sebastian Bach Max Reger

walckerorgel.de (c) 2007

Die Orgel der St. Nikolaus-Kapelle Gstaad

Orgeln im Bezirk Oberwart

Schlussbericht über die Sanierung der Orgel in der katholischen Kirche Jonschwil SG

Kirchenumbau und eine neue Orgel für die Lobedaer Stadtkirche 1749/50

DIE NEUE THOMAS ORGEL. Frische Töne unglaubliche Klänge DIE NEUE THOMAS ORGEL BRAUCHT SIE!

Die Registrierungen von Georg Friedrich Kauffmann 1733 für die Domorgel in Merseburg

Vielleicht sehen sie Ihre Orgel hier aus einer doch sehr neuen Perspektive.

Index der Orgelbau-Artikel

4.) Innenaufriss: siehe besonderes Beiblatt:

Die Orgeln der Hauptkirche St. Michaelis Hamburg

Erwin Erni Orgelbau,

Orgeln im Gothaer Land Gräfenhain Mechterstädt Ohrdruf Waltershausen-Ibenhain. Orgelland Thüringen - Vol. 2

Stiftsbasilika unserer lieben Frau zur alten Kapelle

Die Orgelbauergeneration Wagner / Migendt / Marx

Jubiläums-Portrait folgender Orgeln: Kath. Kirche Tägerig, Orgelpositiv, Pfarrkirche Bernhardzell Kath. Kirche Ehrendingen, Klosterkirche Wettingen

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

Herzlich Willkommen in der Sankt Georgs Kirche zu Pfaffroda

Dr. Joachim Wolf. Michael Ott

Festschrift. zur Orgelweihe der restaurierten Orgel von Wilhelm Blessing, 1865 in der Pfarrkirche St. Martin in Inneringen

Orgelelektronik aus Mittweida was Mittweida mit Duisburg, Salzburg und Bad Hersfeld verbindet

ALTE UND NEUE ORGELN. Die Johannes-Creutzburg-Orgel von 1735 in Duderstadt

Die Orgeln der Neustädter (Universitäts-)Kirche Erlangen

Kirchengemeinde St. Martin Unteressendorf. Blessing-Orgel 1864 / 1906 / 2013

T E L E F A X

Die Orgel von St. Germanus in Wesseling Johannes Klais, Opus 640

Die Reil-Orgel in der Erlöserkirche

Dietrich Kollmannsperger, Martin Schulze, Gunnar Weidner. Eine erhaltene Transmissionsorgel Joachim Wagners von 1745

Unsere Orgel in der St. Georgskirche Erzingen Braucht SIE und ihre Hilfe!

Eine Orgel für die lutherische Kirche Vilkyškiai / Willkischken Litauen (Memelland)

Transkript:

Beschreibung Silbermannorgel Pfaffroda 1 Manual - 14 Stimmen - 848 Pfeifen Weihe am 25. Dezember 1715

Die Orgel steht auf der Westempore. Ihr Prospekt enthält die Pfeifen des Principal 8` vollständig plus 3 blinde Pfeifen. Die Schleifladen sind in eine C- (links) und eine D-Lade (rechts) geteilt. Das Pedal spielt durch a parte Ventile ins Manual ein. Disposition: (nach [1]) Manual, C.D c³ 1. Principal 8`, englisches Zinn 2. Octava 4`, englisches Zinn 3. Nassat 3`, gedeckt mit Röhrchen, ab fis¹ offen, weit, Zinn 4. Octava 2`, englisches Zinn 5. Quinta 1 ½`, englisches Zinn 6. Sufflöte 1`, englisches Zinn 7. Mixtur 3fach 1 1/3`, englisches Zinn 8. Cymbel 2fach 1`, englisches Zinn 9. Gedackt 8`, C c Fichte, ab cis Metall 10. Rohrflöte 4`, Metall, ab cis² konisch, Zinn 11. Quintadena 8`, englisches Zinn 12. Cornett 5fach, englisches Zinn, c¹ c³, 8`-Chor gedeckt mit Röhrchen, aufgebänkt, Verführung durch Bleikondukten Pedal, C.D c¹ 1. Subbaß 16`, Weichholz gedeckt 2. Posaunenbaß 16`, Stiefel Eiche, Kehlen Metall, Zungen Messing, Krücken Messing, Körper Weichholz Tremulant, Klingel Mixtur 3fach: C 1 1/3` 1` 2/3` c 2` 1 1/3` 1` c¹ 2 2/3` 2` 1 1/3` c² 4` 2 2/3` 2` Geschichte Der Bauvertrag der Gottfried-Silbermann-Orgel in unserer Kirche ist leider nicht mehr erhalten. Erwähnt wurde er aber am 21.02.1715 von

Silbermann bei den Verhandlungen wegen der Orgel für die Freiberger Jakobikirche. Der Auftraggeber soll der Kirchenpatron Caspar Heinrich von Schönberg gewesen sein. Aus den oben genannten Verhandlungen ist auch bekannt, dass die Baukosten 600 Taler betrugen. (Zum Vergleich: Ein Taler entsprach 24 Groschen. Ein Maurerlehrling forderte damals 5 Groschen Tageslohn.) Dazu erhielt Silbermann das Holz und Kost, Wohnung und Lager für sich und seine drei bis vier Gehilfen während der Aufsetzzeit von ca. 15 Wochen. Die Gehäusefassung stammt vom Dresdner Hofjagdmaler Johann Christian Butzäus¹ und kostete weitere 100 Taler. Die Einweihung fand schließlich am 25.12.1715 statt. Es ist das dritte nachweisbare Werk Gottfried Silbermanns, nach seiner Frauensteiner Orgel und der im Freiberger Dom. Wer die Orgel übernommen bzw. geprüft hat, ist nicht mehr nachweisbar. Es ist zu vermuten, dass der Freiberger Domorganist Elias Lindner das Werk prüfte². Der erste Organist an ihr scheint Theophilus Richter aus Olbernhau gewesen zu sein³. Im 19. Jh. sind mehrere Pflegearbeiten nachweisbar. 1928 wurde die Orgel von Alfred Schmeisser, Rochlitz, durch umhängen der Taktur um 1 Ganzton tiefer gestimmt. Zusätzlich wurde eine Aeoline 8 eingebaut, die aber 1967/68 bei der Überholung und Rekonstruktion der Orgel durch Wilhelm Rühle und Sohn, Moritzburg wieder ausgebaut wurde. Schon 1966 wurde die Gehäusefassung von W. Pitzschler, Crimmitschau, restauriert. Im Rahmen der Schwammbekämpfung und Innensanierung der Kirche (1988-1993) wurde 1992 die Balganlage erneuert und die Orgel gereinigt. 2015 erfolgte die erste große Restaurierung unserer Silbermannorgel durch die Orgelbauwerkstatt Rühle in Moritzburg. Christoph Rühle schrieb dazu: Am 27. Januar 2015 haben wir die Silbermannorgel in Pfaffroda zur Restaurierung weitgehend abgebaut. Vor Ort verblieben das Gehäuse, Teile der Registratur, die Prospektpfeifen der Seitentürme, die Wellenbretter, die Windanlage. Folgende Arbeiten wurden ausgeführt: 1.Grundhafte Restaurierung der Windladen mit Rekonstruktion der Ventile, Federleisten und Federn in der Bauart Silbermanns.

2. Restaurierung des gesamten Pfeifenwerkes. Die offenen Metallpfeifen sind leider bei den oben schon erwähnten Arbeiten 1928 verschnitten worden. Der Zustand der Pfeifen ist nicht gut. Hauptprobleme werden durch die sehr geringen Materialstärken, die Silbermann bei dieser Orgel noch durchgängig verwendet hat, verursacht bei späteren Orgeln war er bei der Materialstärke dann geringfügig großzügiger, was eine deutlich höhere Stabilität der Pfeifen mit sich bringt. Das zweite Problem bei den Metallpfeifen ist in den gedeckten Registern zu finden. Bei den Arbeiten in der Vergangenheit wurden viele Hüte neu beledert. Dabei ist vermutlich bei den Arbeiten um 1965 Leder verwendet worden, welches nicht gründlich genug gespült war und dementsprechend noch salzhaltig blieb in der Folge begann durch Reaktion der Salze mit der Feuchtigkeit aus der Umgebung ein starker Oxidationsprozess des Zinns, wodurch an den Pfeifenmündungen zahlreiche kleine Löcher entstanden, welche nun zugelötet werden müssen. Erstaunlicherweise ist dieser Lochfraß an den Hüten kaum zu finden, hauptsächlich befinden sich die Schäden an den Pfeifenmündungen. An der Manualklaviatur wurden teilweise Tastenfronten ergänzt und die zu stark ausgespielten Beläge ersetzt. Die Orgel besitzt wieder das Klangbild von Gottfried Silbermann. Roland Flachmann aus Dresden restaurierte das Gehäuse. Dabei wurden defekte Teile erneuert und farbliche Reparaturen ausgeführt. Der Zustand des Orgelgehäuses ist nun in der Ausführung von 1715 gesichert. 1 Es sind auch die Schreibweisen Butze, Pute und andere zu finden. 2 Er prüfte im September 1714 das Conradsdorfer Positiv und im November 1716 die Niederschönaer Orgel. Außerdem nahm er gemeinsam mit dem Kantor und Musikdirektor Johann Samuel Beyer die Werke zu St. Jacobi (Januar 1718) und St. Johannis (Juli 1719) in Freiberg ab. (Quelle: [3]) 3 Richter wurde am 05.04.1679 in Olbernhau als Schuhmachersohn geboren und hatte eine außergewöhnliche berufliche Entwicklung. Um 1700 war er Musiker und Schuhmacher in Olbernhau, danach als Schuhmacher und Adjuvant bei der Olbernhauer Kantorei. 1716 wurde er Organist in Pfaffroda, 1718 Landrichter in Olbernhau. (Quelle: [3]) Cymbel 2fach C 1` 2/3`

c 1 1/3` c¹ 2` 1 1/3` c² 2 2` 2/3` 1` Cornett 5fach: c¹ 8` 4` 2 2/3` 2` 1 3/5` Die Orgel hat drei Keilbälge mit einer Falte. Der Betrieb ist durch Kalkanten oder einen Elektroventilator möglich, an den alle Bälge angeschlossen sind. Der Winddruck beträgt 70 mm WS. Nach Messungen an den original gedeckten Registern wurde die Stimmhöhe mit 465 Hz bei 18 C festgelegt. Gestimmt ist das Instrument nach Silbermann 1/6 pythagoreischen Komma, eine gemilderte mitteltönige Stimmung, die den Messungen an den historischen Pfeifen am nächsten kommt. relative Stimmung der einzelnen Töne der Silbermann-Orgel Pfaffroda (Cent-Werte) (Quelle: [2]) c cis d es e f fis g gis a b h +5,87-7,82 +1,96 +11,73 +1,96 +7,82-5,87 +3,91-9,78 0,0 +9,78-3,91 Quellenverzeichnis: [1] Ulrich Dähnert: Historische Orgeln in Sachsen; VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig, 1. Auflage, 1980 [2] Orgelbau Rühle, Moritzburg Ev.- Luth. Kirchspiel Olbernhau

im Erzgebirge Kirchgemeinde Pfaffroda 09526 Pfaffroda Freiberger Straße 9 Tel: 037 360 / 6 1 3 1 Fax: 037 360 / 79 659 E-Mail: kirche.pfaffroda@web.de www.kirchspiel-olbernhau.de www.kirchspiel-olbernhau.de Wir laden Sie herzlich ein sich am Klang unserer Silbermannorgel zu erfreuen. Besuchen Sie dazu einen Gottesdienst in unserer Kirche oder eines der nächsten Orgelkonzerte.