Kernkraftwerke nach der Abschaltung Restbetrieb, Nachbetrieb, Stilllegung und Rückbau Dr. Ralf Güldner Präsident, Deutsches Atomforum e. V. (DAtF) Mitgliederversammlung VDE-Nordbayern am 14.03.2017, Nürnberg
Gliederung I. 2016 - Jahr der Entscheidungen in der Kernenergie 2 II. III. IV. Stand der Dinge bei Stilllegung und Rückbau Der Rückbau in der Praxis Sorgenthema Freigabe? V. Erzeugung aus Kernenergie in Deutschland und Bayern
2016 Jahr der Entscheidungen in der Kernenergie Endlagerkommission Empfehlung der geologischen Tiefenlagerung mit Reversibilität Empfehlung geowissenschaftlicher Kriterien und eines Auswahlverfahrens Empfehlung eines umfassenden Beteiligungskonzeptes für kontinuierliche Mitwirkung Neuorganisation der Zuständigkeiten und Strukturen Finanzierung Ausstieg KFK Verantwortung der Betreiber für Rückbau der Kernkraftwerke Zusammenführung operativer und finanzieller Verantwortung bei Entsorgung Übergang der Verantwortung für die Abfälle von Betreiber auf Staat während der Zwischenlagerung Enthaftung der Betreiber gegen Zahlung einer Abgeltung mit Risikozuschlag 3 Gerichtsentscheidungen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zur 13. AtG-Novelle (6. Dezember 2016) Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum KernbrStG (erwartet Frühjahr 2017) Entscheidung des ICSID zum Investitionsschutz (erwartet Frühjahr 2017)
Neuordnung der Verantwortung der kerntechnischen Entsorgung bisher Betreiber KFK neu KFK neu Staat bisher 4 Durchführung Durchführung Rückbau 17,8 Mrd. Vorgaben Genehmigung Aufsicht Vorgaben Genehmigung Aufsicht Konditionierung Verpackung Transport ins ZL Transport ins EL Konditionierung ZL Verpackung Transport ins ZL Verpackung 7,37 Mrd. Vorgaben, Genehmigung Aufsicht Konditionierung EL Transport ins EL Vorgaben Genehmigung Aufsicht Betrieb Stilllegung Finanzierung Abgeltung Zwischenlagerung 4,7 Mrd. Vorgaben, Genehmigung Aufsicht Betrieb Stilllegung Vorgaben Genehmigung Aufsicht Finanzierung Abgeltung Endlagerung 9 Mrd. Vorgaben Erkundung Errichtung Betrieb Stilllegung Vorgaben Erkundung Errichtung Betrieb Stilllegung Quelle: PreussenElektra
Gliederung I. 2016 - Jahr der Entscheidungen in der Kernenergie 5 II. III. IV. Stand der Dinge bei Stilllegung und Rückbau Der Rückbau in der Praxis Sorgenthema Freigabe? V. Erzeugung aus Kernenergie in Deutschland und Bayern
Stand Stilllegung der Kernkraftwerke (Status 7 (3) AtG-Verfahren; Stand: 28.02.2017) 6 Anlage Antrag 1. SAG Scoping Auslegung der Unterlagen Erörterungstermin Erteilung 1. SAG KKI 1 04.05.2012 16.04.2013 14.03. - 14.05.2014 22.07.2014 24.01.2017 KKU 04.05.2012/20.12.2013 25.06.2013 01.10. - 30.11.2015. 23.02. - 26.02.16 KKG 28.03.2014 19.03.2015 27.05. - 27.07.2016 25.10.2016 Biblis A/B 06.08.2012 22.01.2013 05.05. - 04.07.2014 11.11. - 12.11.14 Gundremmingen 11.12.2014 22.10.2015 24.11. 23.12.2016 28.03.2017 KLE 23.12.2016 35,6 % GKN 1 06.05.2013 04.07.2013 19.01. - 18.03.2015 16.06. - 17.06.15 03.02.2017 GKN 2 18.07.2016 29.11.2016 KKP 1 06.05.2013/28.01.2014 10.06.2013 16.02. - 15.04.2015 14.07. - 16.07.15 KKP 2 18.07.2016 12.12.2016 Brunsbüttel 01.11.2012/19.12.2014 18.12.2013 24.02. - 24.04.2015 06.07. - 07.07.15 Krümmel 24.08.2015 27.06.2016 Quelle: PreussenElektra, DAtF
Stand Entsorgung (1/2) 7 Schwach- und mittelradioaktive Abfallstoffe Abfalllager an Standorten kerntechnischer Anlagen und Landessammelstellen Wegen Verzögerung Konrad häufig Erfordernis zusätzlicher Abfalllager für Rückbauabfälle ca. 90 % des Volumens und 1 % der Radioaktivität; ca. 60 % EVU und 40 % öffentliche Hand Hochradioaktive Abfallstoffe 13 dezentrale Zwischenlager, 3 zentrale Zwischenlager (TBL Gorleben, TBL Ahaus, ZLN) Genehmigung für ZL und Behälter jeweils auf 40 Jahre befristet ca. 10 % des Volumens und 99 % der Radioaktivität; ca. 96 % EVU und 4 % öffentliche Hand Quellen: PreussenElektra, DAtF, GNS
Stand Entsorgung (2/2) 8 Schwach- und mittelradioaktive Abfallstoffe Endlager Konrad mit Kapazität 303.000 m³ Abfallvolumen, in Bau seit 2007 Bereitstellung erwartet ca. 2022-2025, jährliche Annahmekapazität 10.000 m³, kein Standort- Zwischenlager, nur Pufferlager ca. 35 Jahre Einlagerungsbetrieb bis 2060 Hochradioaktive Abfallstoffe Neue Standortauswahl gemäß StandAG und Empfehlungen der Endlagerkommission Verfahrensbeginn 2018/19, Prognose Bereitstellung Endlager mit Bandbreite von 2050 bis 2150 Wirtsgestein und Endlagerkonzept offen
Gliederung I. 2016 - Jahr der Entscheidungen in der Kernenergie 9 II. III. IV. Stand der Dinge bei Stilllegung und Rückbau Der Rückbau in der Praxis Sorgenthema Freigabe? V. Konsens für Rückbau und Entsorgung
Rückbau bleibt Aufgabe der Betreiber 10 Rückbaustrategie aktuell nicht verfolgt 1 Sicherer Einschluss 1) Mit Inkrafttreten des Gesetzes zur Neuordnung der Verantwortung der kerntechnischen Entsorgung wird die Option des sicheren Einschluss abgeschafft. Betrieb Nachbetrieb Sicherer Rückbau Ablaufschema Planung Rückbau 140 3-7 Jahre ca. 10-15 Jahre ca. 2 Jahre Reststoffbearbeitung und Entsorgung Restbetrieb 155 159 Konvent. Abbruch Ende Leistungsbetrieb Ende Nachbetrieb Entlassung aus der atomrechtlichen Überwachung Quelle: PreussenElektra
Verfahren Stilllegungs- und Abbaugenehmigung 11 Antragsteller Öffentlichkeit Antrag Genehmigungsbehörde des Landes Genehmigung zu beteiligende Landesbehörden hinzugezogene Sachverständige Entwurf der Genehmigung mit Antragsunterlagen und Gutachten Bundesaufsichtliche Stellungnahme Bundesamt für Strahlenschutz/ Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit Bundesumweltministerium unabhängige Beratungsgremien unabhängige Sachverständige Quelle: in Anlehnung an GRS
Umfangreiche Erfahrung im Rückbau Insgesamt 19 Kernkraftwerke in Stilllegung bzw. Rückbau in Deutschland: davon drei vollständig beseitigt eine Anlage im sicheren Einschluss 17 Anlagen im Rückbau davon eine Anlage aus dem Atomgesetz entlassen Anlage elektrische Leistung MW (brutto) Betriebsdauer 12 Status HDR Großwelzheim 25 1969-1971 Vollständig beseitigt KKN Niederaichbach 106 1972-1974 Vollständig beseitigt KW Lingen 268 1968-1977 Rückbau KRB-A Gundremmingen 250 1966-1977 Rückbau MZFR Karlsruhe 57 1965-1984 Rückbau VAK Kahl 16 1961-1985 Vollständig beseitigt AVR Jülich 15 1967-1988 Rückbau THTR Hamm-Uentrop 308 1985-1988 Sicherer Einschluss KMK Mülheim-Kärlich 1.302 1986-1988 Rückbau KKR Rheinsberg 70 1966-1990 Rückbau KGR 1-5, Greifswald 5 x 440 1973-1990 Rückbau KNK II Karlsruhe 21 1977-1991 Rückbau KWW Würgassen 670 1971-1994 Rückbau KKS Stade 672 1972-2003 Rückbau KWO Obrigheim 357 1969-2005 Rückbau KKI 1 Isar 912 1979-2011 Rückbau GKN 1 Neckarwestheim 840 1976-2011 Rückbau Quelle: DAtF
Gesamtmasse am Beispiel Kernkraftwerk Würgassen 13 423.600 t (Gesamtmasse) Kontrollbereich 255.000 Mg Kontrollierte Verwertung 1,2 % Rad. Abfall 1,8 % Konventioneller Bereich 168.600 t Uneingeschränkte Freigabe Freigabe 97 % Quelle: PreussenElektra
Rückbaumassen im Kontrollbereich DWR /SWR 14 2,4% rad. Abfall 0,4% kontrollierte Verwertung Freigabe (uneingeschränkt) oder Deponierung, Freigabe von Gebäuden zum Abriss 97,2 % 97,0 % 1,2% kontrollierte Verwertung 1,8% rad. Abfall KKS (DWR) 124.000 t 255.000 t Gesamtmasse (Kontrollbereich) KWW (SWR) Quelle: PreussenElektra
Rückbaubeispiele Siedewasserreaktor KWW 15 Zerlegung Dampftrockner Zerlegung RDG-Deckel Sicherheitsbehälter Reaktordruckgefäß Quelle: PreussenElektra, E.ON
Gebäudedekontamination KWW/KKS Raum mit Markierungen für geplante Freimessung (KWW) 16 Betonwand, vollflächig beschliffen (KKS) Freimessung mit einem Gamma strahlenspektrometer (KWW) Wandoberfläche nach Dekontamination mit der Fräse (KKS) Quelle: E.ON
Abfallbehälter für radioaktive Abfälle Für aktivierte, stark strahlende Abfälle, hier MOSAIK -Behälter Für schwach radioaktiven Abfall, Container Typ IV und V 17 sortieren und einstellen von Zerlegeteilen in einen Siebkorb Einstellen eines Siebkorbs in einen MOSAIK mit Bleieinsatz Quelle: E.ON
Gliederung I. 2016 - Jahr der Entscheidungen in der Kernenergie 18 II. III. IV. Stand der Dinge bei Stilllegung und Rückbau Der Rückbau in der Praxis Sorgenthema Freigabe? V. Erzeugung aus Kernenergie in Deutschland und Bayern
Entsorgungswege für Reststoffe 19 Reststoffe aus dem Kontrollbereich einer kerntechnischen Anlagen Klassifizierung Freigabe 29 StrlSchV Wiederverwendung / Wiederverwertung oder konventionelle Entsorgung Kontrollierte Verwertung 9a AtG Wiederverwendung / Wiederverwertung im kerntechnischen Bereich Radioaktive Abfälle 9a AtG Zwischen- und Endlagerung Quelle: PreussenElektra
Rechtliche Grundlage und radiologische Einordnung 29 StrlSchV Freigabe nur möglich, wenn Behörde die Freigabe erteilt hat und nur, wenn für Einzelpersonen der Bevölkerung [ ] eine effektive Dosis von 10 Mikrosievert im Kalenderjahr nicht überschritten wird 20 Freigabegrenzwert p.a. 10 µsv Quelle: Staatl. Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft, Sachsen Flugreise Frankfurt New York (Hin- und Rückflug) 110- µsv 300 µsv Natürliche Strahlenexposition durch Nahrung p.a. 400 µsv Strahlung vom Boden p.a. 1.100 µsv Natürliche Strahlenexposition durch Radon p.a. Natürliche Strahlenexposition Insgesamt p.a. 2.100 µsv
Freigabeverfahren 21 Antrag an Behörde Prüfung und Freigabebescheid Abbau Anlagenteil Probenahme Ggfs. Dekontamination Vormessung Freigabe möglich? ja Entscheidungsmessung Behandlung aussichtsreich? nein Radioaktiver Abfall ja nein nein ja Freigabewerte eingehalten? ja Freigabe Quelle: GRS
Freigabe zur Deponierung Bauschutt 22 Bigbag mit Bauschutt in der Freimessanlage Einbau der Bauschuttgebinde in eine Deponie Quelle: E.ON
Gliederung I. 2016 - Jahr der Entscheidungen in der Kernenergie 23 II. III. IV. Stand der Dinge bei Stilllegung und Rückbau Der Rückbau in der Praxis Sorgenthema Freigabe? V. Erzeugung aus Kernenergie in Deutschland und Bayern
Kernenergie in Deutschland 2016/2017 Anlage Betriebsbeginende Betriebs- Biblis A 1975 2011 Neckarwestheim 1 1976 2011 Biblis B 1977 2011 Brunsbüttel 1977 2011 Isar 1 1979 2011 Unterweser 1979 2011 Philippsburg 1 1980 2011 Krümmel 1984 2011 Grafenrheinfeld 1982 2015 Gundremmingen B 1984 2017 Philippsburg 2 1985 2019 Grohnde 1985 2021 Gundremmingen C 1985 2021 Brokdorf 1986 2021 Isar 2 1988 2022 Emsland 1988 2022 Neckarwestheim 2 1989 2022 Erneuerbare 29,0% Öl 0,9% Sonstige Erdgas 12,4% 24 Bruttostromerzeugung Deutschland 2016 (648,4 TWh) 4,3 % Steinkohle Braunkohle 23,1% 13,1% Kernenergie 17,2% Quelle: DAtF, AG Energiebilanzen
Kernenergie in Bayern 2016/2017 25 Grafenrheinfeld (KKG) Anlage KKI 1 KKG KRB II B KRB II C KKI 2 Betriebs- Beginn 1979 1982 1984 1985 1988 Bruttoleistung 912 MW 1.345 MW 1.344 MW 1.344 MW 1.485 MW Erzeugung 2016 10 TWh 9,4 TWh 12 TWh Gundremmingen B, C (KRB II) Isar 1, 2 (KKI) Betriebsende Betreiber PreussenElektra Betreiber RWE 2011 2015 2017 2021 2022 Quelle: DAtF
Stromerzeugung in Bayern 2010 und 2015 26 Bruttostromerzeugung in Bayern 2010 92 TWh Bruttostromerzeugung in Bayern 2015 86,2 TWh Biomasse 6,5% PV 4,3 % Wasser 13,6% Sonstige 2,0% Öl 1,8% Steinkohle 4,4% Wind 0,7% 0,3% Sonstige EE 14,3% Erdgas Kernenergie 51,6% Erzeugung 2010: 92 TWh Verbrauch 2010: 90 TWh Erzeugung 2013: 90,9 TWh Verbrauch 2013: 95,4 TWh Erzeugung 2015: 86,2 TWh Verbrauch 2015:??? Biomasse 10,0% PV 12,8% Wasser 13,0% Sonstige 1,4% Öl Wind 3,2% 0,5% Sonstige EE Kernenergie 42,5% Erdgas 0,8% 5,0% Steinkohle 10,7% Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik, VBEW
Installierte Leistung vs. Erzeugung in Bayern 27 Sonstige EE Wind Biomasse Photovoltai k Laufwasser Angaben in Prozent Sonstige Mineralöl Quelle: Monitoringbericht 2016 BNetzA, Bundeskartellamt; Bayerisches Landesamt für Statistik Installierte Leistung (netto) Erzeugung
CO2-Intensität der Stromerzeugung in Europa 28 CO2-Intensität der Stromerzeugung in (gco2eq/kwh) in Echtzeit Stromimport und -export Stand: 14.02.2017, 11.30 Uhr Quelle: electricitymap.org