Deutsche Übersetzung: Fraunhofer Institut für System und Innovationsforschung

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Transkript:

OPTIMIERUNG DER ENERGIEEFFIZIENZ BEI AUFZÜGEN 2010 ENEA Italian National Agency for New Technologies, Energy and Sustainable Economic Development Lungotevere Tahon di Revel, 76 00196 Roma Italy Deutsche Übersetzung: Fraunhofer Institut für System und Innovationsforschung

Über diese Broschüre Aufzüge und Fahrtreppen sind ein zentrales Element, um das Leben und Arbeiten in mehrstöckigen Gebäuden angenehm und praktisch zu gestalten. Für behinderte und ältere Personen sind Aufzüge auch in kleineren mehrgeschossigen Gebäuden die Voraussetzung für einen bequemen Zugang zu Büros und Wohnungen. Angesichts einer alternden Bevölkerung in Europa wird der Bedarf an Anlagen zur Personenbeförderung weiter zunehmen. Derzeit sind in den Ländern der EU 27, in Norwegen und der Schweiz mehr als 4,8 Millionen Aufzüge in Betrieb. Diese tragen wesentlich zum Gesamtstrombedarf des jeweiligen Gebäudes bei (3 bis 8 %). Im Rahmen des E4 Projekts wurde der Gesamtverbrauch elektrischer Energie durch Aufzüge für die EU 27, Norwegen und die Schweiz hochgerechnet. Das Hauptergebnis ist dabei ein hoher Verbrauch im Stillstand (Standby): er macht zwischen 5 90 % des Gesamtverbrauchs aus im Mittel liegt er bei Wohngebäuden bei rund 70 %. Unter der Annahme, dass die beste am Markt verfügbare Technologie eingesetzt würde, wären vergleichsweise hohe Einsparungen möglich (etwa 60 %), wenn alle 4,8 Millionen bestehende Anlagen in Europa modernisiert oder ersetzt würden. Die erreichbaren Einsparungen im Stillstand sind besonders erwähnenswert: Standard Lösungen könnten hier eine Verringerung der Leistungsaufnahme von über 80 % herbeiführen. Die vorliegende Broschüre soll Architekten, Designern, Gebäudebesitzern und Gebäudebetreibern, Installateuren und Wartungsunternehmen dabei helfen, optimale Entscheidungen für eine höhere Energieeffizienz bei Aufzügen zu treffen. Sie zeigt auf, welche Verbesserungen möglich sind, und wo diese Verbesserungen am relevantesten sind. 3

Aufzugsarten Hydraulikaufzüge Bei dieser Bauart wird ein hydraulischer Zylinder genutzt, um den Fahrkorb zu bewegen. Eine motorgetriebene Pumpe treibt hierfür Hydraulikflüssigkeit in einen Hydraulikzylinder. Ventile regulieren den Fluss der Hydraulikflüssigkeit (in der Regel Öl) und ermöglichen ein sanftes Absinken des Fahrkorbs, wobei die Hydraulikflüssigkeit dabei zurück in einen Tank fließt. In Europa werden Hydraulikaufzüge gewöhnlich mit Teleskopzylindern oder als indirekte Hydraulik genutzt. Geringe Geschwindigkeit: < 1 m/s Maximale Förderhöhe: 20 m Hydraulikaufzug (Quelle: Fraunhofer ISI) 4

Seilaufzüge Bei Seilaufzügen ist der Fahrkorb über Drahtseile (oder Riemen) aufgehängt, die über eine elektromotorisch betriebene Treibscheibe bewegt werden. Die Masse des Gegengewichts ist üblicherweise gleich dem Leergewicht des Fahrkorbs zuzüglich 45 bis 50 % der Nutzlast. Durch das Gegengewicht wird eine ausreichende Spannung in der Aufhängung sichergestellt, um zwischen Seil/Riemen und Treibscheibe die notwendige Reibung für den Betrieb zu gewährleisten. Daneben kann durch das Gewicht ein nahezu konstantes Niveau an potentieller Energie erreicht werden, was den Energiebedarf deutlich reduziert. In der Vergangenheit wurden Seilaufzüge aufgrund der einfachen Steuerbarkeit mit Gleichstrommotoren ausgestattet; allerdings hat die Entwicklung von frequenzvariablen Antrieben zur Nutzung der heutzutage dominierenden Wechselstrom Induktionsmotoren sowie Permanentmagnet Synchronmotoren geführt. Diese Antriebe liefern hervorragende Fahreigenschaften mit sanften Beschleunigungs und Abbremsvorgängen bei hoher Haltegenauigkeit. Seilaufzug (Quelle: Fraunhofer ISI) 5

Seilaufzüge können wie folgt unterschieden werden: Bei Aufzügen mit Getriebe wird die Geschwindigkeit des Fahrkorbs durch ein Getriebe reduziert. Anlagen mit Getriebe werden typischerweise in Gebäuden mittlerer Höhe (7 bis 20 Stockwerke) verwendet, in denen üblicherweise einer hohen Geschwindigkeit keine entscheidende Rolle zukommt (typische Geschwindigkeiten reichen von 0,1 m/s bis 2,5 m/s). Das Getriebe erlaubt es, das notwendige Drehmoment mit kleineren und effizienteren Motoren bei höheren Motorgeschwindigkeiten bereit zu stellen. Bei getriebelosen Aufzügen wird die Treibscheibe direkt vom Motor angetrieben, und damit werden Verluste im Getriebe vermieden. Getriebelose Aufzüge werden in zahlreichen Anwendungsbereichen eingesetzt. Die Nenngeschwindigkeiten reichen von 0,63 m/s bis 10 m/s und darüber hinaus. Heutzutage ist dies die führende Technologie. Getriebeloser Antrieb Antrieb mit Getriebe 6

Aufzüge ohne Maschinenraum (MRL). Die Einsparung von wertvollem Bauraum war stets ein Anliegen für Aufzugsdesigner und hat einige sehr innovative technische Lösungen hervorgebracht. Üblicherweise benötigen alle Aufzüge, sowohl Seil als auch Hydraulikaufzüge, einen Maschinenraum (MR), in dem sich der Motor bzw. im Fall des Hydraulikaufzugs eine Pumpe und die Steuerung befinden. Dieser Maschinenraum ist bei Seilaufzügen in der Regel über dem Aufzugsschacht und bei Hydraulikaufzügen unterhalb des Schachtes platziert. Fortschritte in der Permanentmagnet Motoren Technologie und der Antriebstechnik führten zu einer deutlichen Reduzierung der Größe und Änderung der Form dieser Komponenten. Diese ermöglichen, alle Komponenten innerhalb des Schachts unterzubringen. Üblicherweise sind solche Aufzüge mit hocheffizienten, getriebelosen Permanentmagnet Motoren ausgestattet. 140 120 100 Meter [m] 80 60 40 20 0 Bohrlochfreie Hydraulik Indirekte Hydraulik In ground Hydraulik Getriebeloser MRL Seilaufzug Seilaufzug mit Getriebe Getriebeloser MR Seilaufzug Typische Förderhöhen für übliche Aufzugstechnologien (Quelle: de Almeida et al. 2009: Technology assessment) 7

Energieverbrauch von Aufzügen in Europa Insgesamt verbrauchen Aufzüge in der EU 27, in Norwegen und der Schweiz zusammen jährlich 18,4 TWh Strom; davon entfallen 6,7 TWh auf Aufzüge im Wohngebäudebereich, 10,9 TWh auf den Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD) und nur 810 GWh auf die Industrie. Der Gesamtenergieverbrauch von Aufzügen entspricht damit der Energieproduktion von zwei großen Kohlekraftwerken oder Kernkraftwerken. Obwohl es anteilig weniger Aufzüge im tertiären Sektor gibt, ist ihr Energieverbrauch aufgrund der intensiveren Nutzung größer als im Wohngebäudebereich. 12,00 10,00 8,00 TWh 6,00 4,00 Stand by Stillstand Running Fahrt 2,00 0,00 Wohngebäude Residential Tertiary GHD Jährlicher Gesamtenergieverbrauch nach Sektoren, EU 27 + NO + CH (Quelle: de Almeida et al. 2009: Technology assessment) 7 6 5 TWh 4 3 2 Hydraulic Hydraulik Geared Getriebe Gearless Getriebelos 1 0 Wohngebäude Residential Tertiary GHD Industrial Industrie Jährlicher Gesamtenergieverbrauch nach Technologien, EU 27 + NO + CH (Quelle: de Almeida et al. 2009: Technology assessment) 8

Ansatzpunkte zur Steigerung der Energieeffizienz Bislang war das Hauptaugenmerk im Aufzugsdesign auf Sicherheit, Geschwindigkeit, Geräuscharmut, Fahrkomfort und Platzbedarf gerichtet. In den vergangenen Jahren hat sich die Nachfrage nach energieeffizienten Produkten und nach umweltfreundlichen Gebäuden jedoch verstärkt, u.a. durch die verbesserte Kosteneffizienz entsprechender Maßnahmen aufgrund steigender Energiepreise. Die Aufzugsindustrie hat schnell auf die gestiegene Nachfrage reagiert und setzt neuentwickelte, energieeffizientere Technologien für existierende Anlagen sowie Neuanlagen ein. Würden die besten verfügbaren Technologien im Anlagenbestand eingesetzt, könnte über alle Aufzüge und Fahrtreppen hinweg schätzungsweise 60 % der eingesetzten Energie eingespart werden (Tabelle 1). Die Umsetzung dieses Einsparpotentials würde nicht nur den Stromverbrauch und die damit verbundenen negativen Auswirkungen von Aufzügen und Fahrtreppen auf die Umwelt reduzieren, sondern auch zu niedrigeren Energiekosten führen. Tabelle 1 Geschätzte Energienachfrage für Aufzüge und Fahrtreppen in der EU 27 + NO + CH (Quelle: de Almeida et al. 2009: Estimation of saving potentials) Anlagenbestand Beste verfügbare Technologie Fahrt (TWh) Stillstand (TWh) Summe (TWh) Aufzüge 8,7 9,7 18,4 Fahrtreppen 0,8 0,1 0,9 Beide 9,5 9,8 19,3 Einsparungen (%) Aufzüge 4,3 2,7 6,9 63 Fahrtreppen 0,4 0,2 0,6 28 Beide 4,7 2,9 7,5 61 Aufzüge verbrauchen auch dann Energie, wenn sie keine Lasten aufwärts oder abwärts bewegen. Dieser Stillstands Verbrauch kann bei Anlagen mit geringen täglichen Fahrtenzahlen mehr als 90 % des gesamten Stromverbrauchs ausmachen und wird durch dauerhaft eingeschaltete Komponenten wie Steuerung, Beleuchtung, Lüftung, Anzeigen und Bedientableaus (auf den Stockwerken und im Fahrkorb) verursacht. 9

Energieeffiziente Aufzugstechnologien Beleuchtung Die Fahrkorbbeleuchtung ist bei Aufzügen einer der Verbraucher mit dem größten Anteil am Stillstandsverbrauch und bietet somit große Einsparmöglichkeiten, für die heute Standard Lösungen verfügbar sind. Normalerweise beleuchten Glühlampen oder Leuchtstofflampen den Fahrkorb. Ein Vergleich unterschiedlicher Beleuchtungsmittel ist in Tabelle 2 dargestellt. Bei der LED Technologie hat man in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt. Obwohl LED Lampen noch immer teuer sind im Vergleich zu anderen Beleuchtungsmitteln, wird der Preis durch die steigenden Stückzahlen voraussichtlich sinken; zudem zeichnen sich diese Lampen durch eine sehr lange Lebensdauer von bis zu 50.000 Stunden aus. Ihre Lebensdauer sinkt nicht durch regelmäßiges Ein und Ausschalten. LEDs sind darüber hinaus sehr effiziente Lösungen für die Beleuchtung von Anzeigen, die zudem zur Reduzierung des Verbrauchs gedimmt oder ohne Einfluss auf die Lebensdauer ein und ausgeschaltet werden können. Tabelle 2 Gegenüberstellung unterschiedlicher Beleuchtungsmittel (Quelle: de Almeida et al. 2009: Technology assessment) Art Lebensdauer (h) Lichtausbeute (lm/w) Glühlampe 750 2.000 10 18 Halogenlampen 3.000 4.000 15 20 Kompaktleuchtstofflampen 8.000 10.000 35 60 Leuchtstoffröhren 20.000 30.000 50 100 Weiße Hochleistungs LEDs 35.000 50.000 30 150 Erfindungsjahr Festkörper Beleuchtung (SSL) Potential Glühlampe Halogenlampe Lichtausbeute [lm/w] 2009 Quecksilberdampflampe Kompaktleuchtstoffröhre Leuchtstoffröhre Halogenmetalldampflampe Natriumdampflampe (Hochdruck) Natriumdampflampe (Niederdruck) Entwicklung der Lichtausbeute unterschiedlicher Beleuchtungsmittel (Quelle: de Almeida et al. 2009: Technology assessment) 10

Abschaltung von Komponenten Neben der Nutzung effizienter Komponenten kann Energie eingespart werden, indem Komponenten abgeschaltet oder in einen niedrigeren Verbrauchsmodus umgeschaltet werden, wenn der Aufzug nicht genutzt wird. In Zeiten geringer Nutzung kann es zur Energieeinsparung auch sinnvoll sein, einen oder mehrere Aufzüge einer Aufzugsgruppe abzuschalten, ohne dass die Verfügbarkeit beeinträchtigt wird. Alternativ ist denkbar, unterschiedliche Stillstandsmodi zu verwenden, die je nach Situation eingeschaltet werden. Im Schlafmodus werden ausschließlich Komponenten teilweise oder komplett abgeschaltet, die sofort nach dem Einschalten wieder zur Verfügung stehen, wie beispielsweise die Kabinenbeleuchtung, die Lüftung, Anzeigen in den Fahrkörben (Richtungsanzeigen, Stockwerksanzeigen, etc.) oder auf den Stockwerken. In diesem Modus wird die Wartezeit nicht erhöht. Im Tiefschlafmodus werden weitere Komponenten abgeschaltet; das System braucht dann möglicherweise länger für einen Neustart der abgeschalteten Komponenten wie der Antriebseinheit, Türantrieben, Fahrkorbelektronik oder Lichtvorhängen. Der Neustart kann bis zu 30 Sekunden dauern. Dieser Tiefschlafmodus ist daher primär für Zeiträume mit geringer Nutzung geeignet. Stockwerk und Fahrtrichtungsanzeige Hocheffiziente Induktionsmotoren Diese Motoren zeichnen sich durch geringere Verluste und höhere Effizienz aufgrund verbesserter Eigenschaften der magnetischen Materialien und der Optimierung des Designs und der Bauweise aus. Die Anschaffungskosten sind höher als bei herkömmlichen Motoren, allerdings führen die Einsparungen über die Lebensdauer hinweg zu Energie und Kosteneinsparungen. Aufgrund geringerer Verlustleistungen kann die Betriebstemperatur sinken, was mit einer erhöhten Zuverlässigkeit einhergeht. Daher ist es sinnvoll, bei allen Motorbeschaffungen hocheffiziente Motoren zu wählen. 11

Fortschrittliche Antriebslösungen Antriebssysteme sind oft für Spitzenlasten zuzüglich eines Sicherheitsaufschlages ausgelegt. Dies führt bei häufigem Teillastbetrieb oft zu ineffizienten Lösungen mit Blick auf den Energieverbrauch. Eine Anpassung der Motorgeschwindigkeit kann dazu beitragen, die Leistung des Antriebs besser an die jeweilige Lastsituation anzupassen, was oft zu Energieeinsparungen führt. Antriebe mit variabler Geschwindigkeit werden eingesetzt, um die Effizienz motorgetriebener Komponenten zu erhöhen, indem die Geschwindigkeit an die wechselnden Lastsituationen angepasst wird um eine genaue und kontinuierliche Prozesssteuerung über einen großen Regelbereich zu erreichen. Das heute meistgenutzte Antriebssystem ist der frequenz und spannungsvariable Antrieb (Variable Voltage Variable Frequency VVVF). Diese Antriebe verbessern die Energieeffizienz, den Fahrkomfort sowie die Haltegenauigkeit und erlauben, die Hauptstromversorgung aufgrund geringerer Spitzenlasten kleiner zu dimensionieren. Getriebelose Antriebe dieser Art mit Rückspeisung können den Energieverbrauch um bis zu 80 % im Vergleich zu konventionellen polumschaltbaren Antrieben (Induktionsmotor mit zwei Geschwindigkeiten) reduzieren, wie aus der unten stehenden Abbildung ersichtlich ist. Conventional Konventioneller polechanging drive Motor polumschaltbarer Spannungsvariabler Wechselstromantrieb Geared ACVV drive mit Getriebe VVVF Antrieb Geared VVVF drive mit Getriebe Getriebeloser VVVF Gearless VVVF drive Antrieb ohne without Rückspeisung regeneration Gearless Rückspeisefähiger, VVVF drive getriebeloser VVVFwith regeneration Antrieb 0% 20% 40% 60% 80% 100% Energiebedarf von Aufzügen, durchschnittlicher Verbrauch, prozentual (Quelle: Flender ATB Loher, Systemtechnik) 12

Verkehrsmanagement Aufzugssteuerungen sorgen dafür, dass Aufzüge passend auf den Transportbedarf reagieren, Türen zum richtigen Zeitpunkt öffnen und schließen, usw. Bei mehreren parallel zueinander betriebenen Aufzügen in einem Gebäude werden die Steuerungen der Aufzüge oft im Verbund betrieben, um den Betriebsablauf zu optimieren. Moderne Verkehrsregelungen nutzen Techniken aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz (künstliche neuronale Netzwerke, Fuzzy logic und/oder genetische Algorithmen), um Energieeffizienz und die Effizienz des Transports zu verbessern. Indem Passagiere mit der geringsten Anzahl von Fahrten, Starts und Stopps und der minimalen Anzahl von Aufzügen zu ihrem Ziel gebracht werden, wird der Energieverbrauch deutlich reduziert. 13

Energieeffiziente Fahrtreppen und Fahrsteige Wie bei Aufzügen ist die Effizienz von Fahrtreppen Komponenten sehr wichtig. Hocheffiziente Motoren, Getriebe, Lager, usw. können zu deutlichen Einsparungen führen und lohnen sich in den meisten Fällen auch finanziell. Beispielsweise sind Planetengetriebe, Stirnradgetriebe und Hypoidgetriebe mit Effizienzniveaus von 96 % Prozent bei vielen Herstellern verfügbar und können als Alternative zu Schneckengetrieben mit geringerer Effizienz genutzt werden. Die angemessene Wartung und Schmierung der Komponenten hilft darüber hinaus, die maximale Effizienz der Komponenten zu erhalten. Fahrtreppen sollten nicht laufen, wenn sie nicht benutzt werden. Es ist zudem möglich, die Geschwindigkeit an die Nachfrage anzupassen, um den Energieverbrauch durch die Nutzung von frequenzvariablen Antrieben zu reduzieren; frequenzvariable Antriebe bieten dabei die Möglichkeit, Geschwindigkeitsübergänge sehr sanft und beinahe unbemerkbar zu gestalten. Fahrtreppe (Quelle: Fraunhofer ISI) 14

Üblicherweise werden drei Betriebsarten bei Fahrtreppen mit variabler Geschwindigkeit angeboten. Nach einer vordefinierten Zeit ohne Nutzung reduzieren die Fahrtreppen ihre Geschwindigkeit von der normalen Geschwindigkeit auf eine geringere Geschwindigkeit. Der Verbrauch in dieser Betriebsart beträgt ungefähr die Hälfte des Verbrauchs im normalen Betrieb. Nach einer bestimmten Zeitspanne in dieser Betriebsart geht die Fahrtreppe in den Stop Modus über. Hierbei bleiben ausschließlich die Steuerung und die Komponenten für die Überwachung von Passagieren (Druckmatten, Photozellen oder Infrarot Sensoren) in Betrieb. Sobald ein Passagier registriert wird, beginnt die Fahrtreppe, sich unter sanfter Beschleunigung wieder in Bewegung zu setzen. Abhängig von der Intensität der Nutzung der Fahrtreppe kann diese Maßnahme den Energieverbrauch um bis zu 40 % reduzieren. Die unten stehende Abbildung zeigt die Leistungsaufnahme einer Fahrtreppe in den unterschiedlichen Betriebsarten. Leistungsaufnahme (Wirkleistung) einer Fahrtreppe in verschiedenen Betriebsarten (Quelle: ISR UC) 15

Das E4 Projekt Das E4 Projekt (Energy Efficient Elevators and Escalators, www.e4project.eu) zielt auf die Verbesserung der Energieeffizienz von Aufzügen und Fahrtreppen in Gebäuden (Hotels, Krankenhäuser, Schulen, Einkaufszentren, Bürogebäuden usw.) des tertiären Sektors (GHD) und in Wohngebäuden. Im Projekt decken Partner aus Deutschland, Italien, Polen und Portugal die verschiedenen Regionen der Europäischen Union ab. Der Europäische Aufzugsverband ELA (European Lift Association) mit seinen Mitgliedsorganisationen in vielen EU Ländern nimmt ebenfalls an diesem Projekt teil. Hauptziele des Projekts sind die Charakterisierung des Stromverbrauchs von Anlagen zur Personenbeförderung (Aufzüge und Fahrtreppen) im tertiären Sektor (GHD) und in Wohngebäuden in der Europäischen Union und die effiziente Nutzung elektrischer Energie in Aufzügen und Fahrtreppen voranzutreiben, indem Informationen über verfügbare und rentable Energieeffizienzmaßnahmen bereitgestellt werden. ISR University of Coimbra Italian National Agency for New Technologies, Energy and Sustainable Economic Development EUROPEAN LIFT ASSOCIATION unterstützt durch Diese Broschüre wurde im Rahmen des E4 Projekts (Energy Efficient Elevators and Escalators; Grant Agreement EIE/07/111/SI2.466703) mit Unterstützung der Europäischen Kommission erstellt. Die alleinige Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Die dargestellten Inhalte entsprechen nicht notwendigerweise den Ansichten der Kommission. Die Kommission ist für jedwede Nutzung der hier enthaltenen Informationen nicht verantwortlich. Druck: E & B Engelhardt und Bauer, Karlsruhe, März 2010 16