Nabucco: Warum? Wann? Einige Mythen und Fakten. Warum brauchen wir Nabucco?

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Transkript:

Nabucco: Warum? Wann? Einige Mythen und Fakten Warum brauchen wir Nabucco? Die Gas-Versorgungskrise im Winter 2008/9 hat die Verbraucher hautnah erfahren lassen, warum Europa diversifizierte Gasimport-Routen und Gasquellen braucht. Gerade vor dem Hintergrund möglicher neuer Lieferunterbrechungen bietet Nabucco 150 Millionen Menschen in der EU den Zugang zu neuen Gasquellen und einen neuen Lieferweg. Europa bzw. die EU 27 verbrauchen zur Zeit jährlich rund 526 Milliarden Kubikmeter Gas. Europa ist der weltweit größte, miteinander verbundene Erdgasnachfragemarkt der Welt. Dadurch eröffnen sich große Chancen für die Länder in der kaspischen Region und im Mittleren Osten: Europa wird zu einem weiteren Absatzmarkt für ihr Gas, sie steigern ihre Attraktivität für Investoren, gewinnen technisches Know-how und es werden Impulse gesetzt für weiteres Wirtschaftswachstum sowie Fortschritte in Gesellschaft und Bildung. Europas eigene Gasförderung von rund 303 Milliarden Kubikmeter in 2008 (82 Prozent oder 247 Milliarden Kubikmeter davon kommen aus Norwegen, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden) wird in den kommenden Jahrzehnten stark zurückgehen während gleichzeitig der Gasimportbedarf voraussichtlich deutlich zunimmt, hauptsächlich verursacht durch mehr Gaskraftwerke. Aus diesen Gründen wird Nabucco eine wichtige Verbindung herstellen: zwischen einem Europa mit sinkender heimischer Gasproduktion und höherem Bedarf sowie der kaspischen Region und dem Mittleren Osten, die gemeinsam über die größten Gasreserven der Welt verfügen rund 84 Billionen Kubikmeter. Kaspische Länder wie Aserbeidschan und Turkmenistan haben wiederholt klar gesagt, dass sie ihre Gasausfuhr diversifizieren und Gas nach Europa exportieren wollen um mehr Sicherheit in der Nachfrage und einen besseren Preis zu erzielen. Auch der Nabucco-Partner Türkei profitiert beträchtlich von der Pipeline und untermauert seine Rolle als ein bedeutendes Transitland für Energie. Mit dem Gas aus neuen Lieferländern und der Kopplung an den großen europäischen Absatzmarkt bekommt die Türkei mehr Liquidität in ihren Energiemarkt. Und der Gaspreis wird diese vorteilhafte geographische Lage besser widerspiegeln. Die jüngsten Energie-Abkommen zwischen Russland und der Türkei verstärken die Rolle der Türkei als Energie-Drehscheibe; sie ergänzen Nabucco und sind keine Konkurrenz für Nabucco; das Projekt macht weiterhin erhebliche Fortschritte. 1

Meilensteine für Nabucco: Der Südkorridor-Gipfel in Prag hat den Willen bekräftigt, wechselseitige Energiepartnerschaften zwischen Europa, der kaspischen Region und dem Mittleren Osten mit dem Ziel aufzubauen, gesicherte und diversifizierte Gasquellen für Europa und den türkischen Markt zu erschließen. Die Unterzeichnung des Zwischenregierungsabkommens (IGA: Intergovernmental Agreement) am 13. Juli in Ankara war ein bedeutender Schritt zur Verwirklichung des Projekts und hat das Vertrauen der Türkei, Europas und der Gaslieferländer in Nabucco gestärkt. Das IGA ist ein zwischenstaatlicher Vertrag der Regierungen der Türkei, Bulgariens, Rumäniens, Ungarns und Österreichs. Sie verpflichten sich untereinander, das Nabucco-Projekt zu entwickeln. Mit dem IGA wird eine einheitliche Regulierung der Gasdurchleitung in allen Transitländern geschaffen; damit kann Nabucco in jedem Transitland nach dem one-stop-shop -Prinzip betrieben werden. Die Vereinbarung garantiert den diskriminierungsfreien Zugang aller Gaslieferanten zu Nabucco und fördert damit den Wettbewerb. Das IGA bietet Rechts- und regulatorische Sicherheit für den Bau und Betrieb der Pipeline eine wichtige Bedingung für die Lieferländer in der kaspischen Region und im Mittleren Osten, langfristige Gas-Lieferverträge abzuschließen. Das Zwischenregierungsabkommen ist ferner eine wichtige Voraussetzung für den Beginn des open season-verfahrens - diese verbindliche Buchung von Transportkapazitäten ist für Ende des Jahres 2009 vorgesehen. Die europäischen Gasmärkte erwarten Nabucco: eine unverbindliche Marktumfrage im Sommer 2008 zeigte ein großes Interesse von Gastransporteuren; die maximale Kapazität der Pipeline von 31 Milliarden Kubikmeter wäre danach weit mehr als ausgebucht. Bereits eingeleitet wurden die Detailplanung für Konstruktion und Bau der Pipeline, die Umweltfolgenabschätzung sowie die Beschaffung von Baustoffen (bspw. Stahl für die Röhren). Die Gespräche mit den finanzierenden Banken sind fortgeschritten: eindeutige Unterstützung erhält Nabucco von der Europäischen Investitionsbank (EIB), der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) sowie weiteren Finanzinstituten. Philippe Maystadt, Präsident der EIB, hat schon die Absicht bekundet, ein Viertel der Investmentsumme für Nabucco bereitzustellen. Riccardo Puliti, Director Energy Business der EBRD, sagte im Juni diesen Jahres, sein Institut wolle mit einer Gruppe von Banken das Projekt mit rund 1 Milliarde finanzieren. Die endgültige Investitionsentscheidung wird für Ende 2010 erwartet. Das erste Gas wird voraussichtlich 2014/5 durch Nabucco fließen. Spätestens 2020 ist vorgesehen, dass jährlich rund 31 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Nabucco-Pipeline transportiert werden von der Ostgrenze der Türkei bis nach Österreich und von dort aus weiter in andere Länder Westeuropas. 2

Mythen und Fakten 1. Russland hat durch die Energiepartnerschaft mit der Türkei Nabucco erfolgreich geschwächt. Wir begrüßen die jüngsten Ankündigungen aus Ankara zu South Stream. Europa braucht unbedingt eine neue Infrastruktur, um langfristig den prognostizierten Gas- Importbedarf decken zu können. Wir haben wiederholt gesagt, dass es keine Konkurrenz zwischen South Stream und Nabucco im Endkundenmarkt gibt. Nabucco kann zu außerordentlich wettbewerbsfähigen Kosten gebaut werden. Die Pipeline wird allen Lieferanten einen transparenten Zugang bieten. Sie wird dazu beitragen, die Kosten für den Gastransport zu senken und mehr Transportwege und Gaslieferquellen erschließen. Das bedeutet: mehr Versorgungssicherheit für Europa und die Türkei. 2. Nabucco kann nur mit Gas aus dem Iran ausreichend gefüllt werden Iranisches Gas ist keine Bedingung dafür, dass Nabucco ausreichende Gasmengen nach Deutschland und Europa bringen kann. Tatsächlich ist der Iran zur Zeit Netto- Importeur von Gas. Um dies zu ändern, braucht das Land langfristig hohe Investitionen. Diese werden wohl erst möglich sein, wenn sich die politischen Verhältnisse wandeln. Vielmehr wird Nabucco mit Gas aus folgenden Ländern beliefert: Aserbeidschan hat öffentlich bekräftigt, Gas nach Europa zu liefern und jährlich rund 12 Milliarden Kubikmeter aus dem Feld Shah Deniz II im kaspischen Meer für den Export nach Westen bestimmt. Turkmenistan will seine Gas-Absatzmärkte diversifizieren. Der turkmenische Präsident hat wiederholt signalisiert, jährlich rund 10 Milliarden Kubikmeter Gas Richtung Europa zu liefern. Dass diesen Ankündigungen auch Taten folgen, zeigen politische und Wirtschaftskooperationen wie die im April 2009 abgeschlossene Vereinbarung zur Zusammenarbeit zwischen RWE und Turkmenistan. Der Irak verfügt über bedeutende Gasvorkommen, die gegenwärtig erschlossen werden; allein mit diesen Reserven könnte die gesamte Kapazität der Nabucco- Gaspipeline ausgeschöpft werden. Im Mai diesen Jahres haben die Nabucco- Konsortialpartner OMV und MOL von Crescent Petroleum und DanaGas einen Anteil von 10 % an den Gasfeldern Khor Mor und Chemchemal im Norden Iraks erworben. Die Unternehmen haben öffentlich in Aussicht gestellt, dass in diesen Gasfeldern bis 2015 eine Jahresproduktion von 30 Milliarden Kubikmetern möglich ist. Gasmengen, die nicht für den Eigenbedarf benötigt werden, können in die Türkei und nach Europa exportiert werden. Daraus erzielte Devisen-Erträge ermöglichen nicht nur den weiteren Wiederaufbau des Landes, sondern vertiefen auch die politischen und Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Irak, der Türkei und Europa. Allein diese drei Länder Aserbeidschan, Turkmenistan und der Irak besitzen genügend Gas, um den Bedarf der Gastransporteure zu decken und verlässliche Bedingungen für eine endgültige Investitionsentscheidung zum Bau der Pipeline zu schaffen. Nabucco soll in drei Bauabschnitten entstehen, um 3

den schrittweisen Aufbau von Lieferungen aus diesen Ländern zu ermöglichen: Phase 1 soll 2014 abgeschlossen sein und eine Durchleitungskapazität von jährlich acht Milliarden Kubikmetern bereitstellen; in Phase 2 wird diese Kapazität im Jahre 2017 durch weitere Kompressorstationen auf 16 Milliarden Kubikmeter und auf 31 Milliarden Kubikmeter im Jahre 2020 erweitert. 3. Nabucco wird den EU-Haushalt und den europäischen Steuerzahler belasten Nabucco wird von der Privatwirtschaft finanziert; das Investitionsrisiko verbleibt bei den Anteilseignern. Investoren bekunden Unterstützung für das Projekt: unter anderen die Europäische Investitionsbank, die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie andere Finanzinstitute. Erst kürzlich hat der Präsident der Europäischen Investitionsbank öffentlich erklärt, dass die Bank beabsichtigt, 2,5 Milliarden für Nabucco bereitzustellen. Diese werden in Form voll rückzahlbarer Darlehen angeboten. Selbst während der Finanzmarktkrise haben Geschäftsbanken ihr großes Interesse am Projekt und seine Unterstützung signalisiert. Zudem profitiert Nabucco kurzfristig von rund 200 Millionen Euro aus dem EU- Finanzpaket zur Finanzierung von Infrastrukturaufgaben. Ein wichtiges politisches Signal - ungeachtet des vergleichsweise geringen Anteils am geschätzten Gesamtaufwand von rund 8 Milliarden Euro (oder weniger) für das Projekt. Solche großen Infrastrukturprojekte erhöhen in allen Nabucco-Transitländern spürbar das Steueraufkommen, schaffen neue Arbeitsplätze und Dienstleistungen und leisten so einen beträchtlichen Beitrag zu den öffentlichen Finanzen und zur Konjunktur. 4. Die kaspischen Länder spielen mit Europa und werden letztlich bei ihren traditionellen Partnern bleiben Sowohl Aserbeidschan als auch Turkmenistan haben sehr klar gesagt, dass sie ihre Absatzmärkte Richtung Westen erweitern und daher Europa mit Gas beliefern wollen. Turkmenistans Präsident Gurbanguly Mukhamedov sagte am 11. Juli diesen Jahres: Turkmenistan will seine Energie-Ressourcen international vermarkten. Die Welt weiß, dass unabhängige Untersuchungen den Gasreichtum unseres Landes bewiesen haben. Wir sind bereit, dieses Gas überall hin zu verkaufen, auch durch Nabucco. Der aserbeidschanische Präsident Alijev hat auf den EU-Gipfeln in Budapest und Prag unterstrichen, dass er die Exportwege und Absatzmärkte für azerisches Gas diversifizieren will. Er hofft auf eine schnelle Umsetzung des Nabucco-Projekts. Der Industrie- und Energieminister Natiq Alijev sagte anlässlich der Unterzeichnung des IGA für Nabucco in Ankara: Ich bin vom Erfolg dieses Projekts überzeugt. Aserbeidschan ist der Korridor für dieses Projekt. Die Verwirklichung von Nabucco wird die Position unseres Landes auf dem Weltmarkt stärken. 4

RWE engagiert sich intensiv beim Aufbau enger Beziehungen mit diesen Ländern und setzt Initiativen in Gang, die beiden Seiten Vorteile bieten: Das langfristige Kooperationsabkommen zwischen RWE und der turkmenischen Regierung wurde im April 2009 unterzeichnet; es umfasst gemeinsame Projekte in der Erschließung von Gasressourcen in Turkmenistan, langfristige Gaslieferungen aus Turkmenistan an RWE und den Know-how-Transfer. Die Zusammenarbeit von RWE mit Kasachstan in der Kohlevergasung zielt darauf ab, die reichen Kohlereserven des Landes durch Umwandlung in synthetisches Gas für den Export nutzbar zu machen. 5. Statt auf Nabucco zu setzen sollte Europa eher North Stream oder South Stream bevorzugen Dies ist keine Frage des Entweder oder : angesichts schwindender Gasreserven muss Europa mehrere Optionen wahren. Daher ist Nabucco auch keine Konkurrenz für North Stream. Nabucco bietet im Unterschied zu North Stream bzw. South Stream: Kostengünstigeres Gas für Europa und die Türkei: South Stream plant die Verlegung einer Unterseepipeline über die gesamte Länge der (Tiefsee)Gewässer des Schwarzen Meeres. Dies ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch mit sehr hohen Kosten verbunden. Gazproms eigene Kostenschätzungen für South Stream belaufen sich auf mindestens 24 Milliarden Euro, dreimal soviel wie die Baukosten für Nabucco (geschätzte 8 Milliarden Euro maximal). Allein diese hohen Transportkosten sind ein Wettbewerbsvorteil für Nabucco und stellen sicher, dass der Preis für Gaslieferungen in Europa durch Nabucco niedriger gehalten wird und somit für die Endverbraucher kostengünstiger ist. Nabucco bietet Gaslieferanten eine wettbewerbsfähigere Transportroute: Da Nabuccos Transportkosten niedriger sein werden als die von South Stream, bietet Nabucco Gaslieferanten eine wettbewerbsfähigere und direktere Route für die Vermarktung ihres Gases. Dies wird für Gaslieferanten in der kaspischen Region ein wichtiger Faktor sein. Außerdem ist Nabucco eine offene One-Stop-Shop -Gaspipeline und bietet Lieferanten eine diversifiziertere Marktroute ohne Zwischenhändler. South Stream bietet diese Vorteile nicht. Mehr Sicherheit: South Stream ist technisch extrem anspruchsvoll und erfordert hohe Investitionen. Gazprom hat in den vergangenen drei Monaten selbst von rund 24 Milliarden Entwicklungs- und Baukosten gesprochen. Ein solches Investment muss sich auch mit sehr hohen Transportgebühren amortisieren. Dies setzt Fragezeichen hinter die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Mehr Diversifizierung: sowohl der Lieferbeziehungen als auch der Transportwege für Deutschland und einen großen Teil von Mittel- und Osteuropa. Dadurch erhalten rund 150 Millionen Menschen in der EU mehr 5

Auswahl und Versorgungssicherheit anstelle der Abhängigkeit von einem Gasexporteur. Mehr Flexibilität: Nabucco verfügt über eine Kompressortechnik, die den Gasfluss in zwei Richtungen erlaubt. In einer Krise kann Gas daher auch von Westeuropa nach Südosteuropa und weiter in die Türkei strömen. Mehr Wettbewerb: die Pipeline ist offen für alle Gastransporteure und Verbraucherländer; 50 Prozent der Gesamtkapazität werden in einem open season-verfahren angeboten. Mehr Versorgungssicherheit für Osteuropa: Nabucco bietet nicht nur mehr Versorgungssicherheit für Südosteuropa, sondern auch mehr Versorgungssicherheit für rund 38 Millionen Menschen in Polen; dadurch könnten auch Vorbehalte des Landes gegen North Stream abgebaut werden. Das Transitsystem von RWE Transgas in Tschechien kann Gas sowohl nach Deutschland als auch nach Polen durchleiten. Das Gasnetz von Transgas in Tschechien wird durch die OPAL-Pipeline mit North Stream verbunden und kann gemeinsam mit Nabucco diesen Ländern mehr Optionen für Gaslieferungen bieten. Mehr Versorgungssicherheit in der Krise: Verbraucher in Deutschland und Europa können sich darauf verlassen, dass Nabucco bei möglichen Lieferunterbrechungen zuverlässig und langfristig Gas liefern wird. 6