Biedermeier-Steingläser von Carl Stölzle, Joachimsthal, um

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Transkript:

SG Januar 2010 Biedermeier-Steingläser von Carl Stölzle, Joachimsthal, um 1835-1840 Beim Durcharbeiten des Ausstellungskatalogs Die Glassammlung Christian Kuhn, Liechtenstein Museum, Wien 2009, erlebte ich eine Überraschung: Der Sammler Christian Kuhn schreibt in den Teilen Steingläser (S. 128-201) und Flakons aus Steinglas (S. 202-233) mehrere Gläser der Zich schen Hütte oder Carl Stölzle, Joachimsthal zu. Von den insgesamt 205 bzw. 100 Katalog-Nummern stammen nach Kuhn, S. 129-130, die weitaus meisten Gläser aus schwarzem oder rotem Hyalith-Glas, Lythialin-Glas, Agatin-Glas, Türkis-Glas etc. aus der Harrach schen Hütte Neuwelt Buquoy schen Hütte Georgenthal oder Silberberg Egermann schen Werkstatt Blottendorf oder Haida Aber eine bemerkenswerte Zahl soll aus der Zich schen Hütte Joachimsthal stammen. In der Zich schen Hütte Joachimsthal arbeiteten über 120 Personen. Gläser von Josef Zich sind dokumentiert unter den Inventar-Nummern von 1817-1842 des Fabrikprodukten-Kabinetts am k.k. Polytechnischen Institut in Wien. Die Glashütte Joachimsthal wurde nach dem Tod von Zich 1834 von Carl Stölzle 1835 übernommen. Katalog-Nummern nach Jahrgang geordnet: Kat.Nr. 12.100: Henkeltasse, schwarzes Hyalith, um 1823 vielleicht Josef Zich, Joachimsthal Kat.Nr. 12.116: Becher, schwarzes Hyalith, um 1830 vielleicht Josef Zich, Joachimsthal, oder Harrach sche Hütte Neuwelt Veredelung Nordböhmen, vielleicht Egermann Kat.Nr. 12.174, 12.175, 12.182, 12.183, 12.184, 12.185, 12.186, 12.188, 12.205, 13.90: Steinglas-Becher, -Teller, 1832/1834 Josef Zich, Joachimsthal Kat.Nr. 12.176: Steinglas-Becher, um 1834 Josef Zich, Joachimsthal Veredelung vermutl. Harrach sche Hütte Neuwelt Kat.Nr. 12.178, 12.179, 12.180, 12.187, 12.189, 13.28, 13.94: Steinglas-Becher bzw. -Flakon, um 1835 vermutl. Josef Zich oder Carl Stölzle, Joachimsthal Kat.Nr. 12.181, 13.20, 13.84: Steinglas-Fußbecher; -Flakon, -Dose, um 1835 vermutl. Josef Zich, Joachimsthal oder Buquoysche Hütte Georgenthal oder Silberberg Kat.Nr. 12.80: Lithyalin-Becher, 1835/1840 wahrsch. Joachimsthal Veredelung vielleicht Nordböhmen Kat.Nr. 12.203: Lithyalin-Fußbecher, 1835/1840 vermutl. Carl Stölzle, Joachimsthal Veredelung vielleicht Egermann Kat.Nr. 12.177, 12.197: Steinglas-Becher, 1836/1840 Carl Stölzle, Joachimsthal Abb. 2004-4-04/001 Alois Gratzl, 150 Jahre Stölzle-Glas Verlag für Sammler Graz 1985, Einband Alois Gratzl, schildert in seiner Geschichte 150 Jahre Stölzle-Glas, Graz 1985, die Übernahme der Glashütten durch den Firmengründer Carl Stölzle im Gebiet Südböhmen und Niederösterreich. Dabei hat Stölzle von Zich 1835 sicher auch Gläser übernommen, die noch in der Glashütte gelagert waren und vor allem Glasmacher, die die wertvollen Zich schen Gläser gemacht hatten. Offenbar hat er aber auch bald in der Tradition der Hütte weitere Erfolge erarbeitet. Gratzl 1985: S. 49-86 (Stölzle-Glasimperium) S. 88-96 (Geschichte der Stölzle-Glashütten): Durch den plötzlichen Tod des Glasmeisters Josef Zich im Jahre 1834 standen die beiden Glashütten Schwarzau (S. 88 ff.) und Joachimsthal (S. 93 ff.) zur Pacht frei, weil sich die Witwe Antonia Zich, die ge- Stand 19.03.2010 PK 2010-1-07 Seite 363 von 466 Seiten

mäß dem abgeschlossenen Contract mit der Herrschaft Weitra als Erbe vorgesehen war, nach dem Tode ihres Mannes außerstande sah, diese beiden Hütten weiter zu betreiben. Sie ersuchte daher die Herrschaft, von dem Vertrag zurücktreten zu dürfen, und schlug als Pachtnachfolger den Privatier Carl Stölzle vor. Am 11. März 1835 kam zwischen Friedrich Egon Landgraf zu Fürstenberg und Carl Stölzle ein Kontrakt zustande. Dieses Datum ist daher als Geburtstag der Firma Stölzle anzusehen. Carl Stölzle heiratete 1830 die Stieftochter des Gutsbesitzers und Apothekers Johann van Beethoven (ein Bruder des Ludwig van Beethoven), die nach einjähriger Ehe starb und ihm ein ansehnliches Vermögen hinterließ. Mit dieser Barschaft und mit Mut zum Risiko, ü- bernahm er den Betrieb dieser beiden Glashütten, obwohl es ihm an jeglichem Fachwissen mangelte. Freilich hatte er durch ein Chemiestudium am Polytechnischen Institut in Wien sich jenes theoretische Wissen angeeignet, das es ihm erleichterte, sich in kurzer Zeit in diese schwierige Materie hineinzufinden. Zudem standen ihm als Hilfe für die handwerklichen Arbeiten tüchtige Glasmeister als Verweser (Verwalter) aber ebenso tüchtige Glasmacher, Kugler, Glasschneider zur Seite. In Joachimsthal werkte der Verweser Karl Saniera, in der Hütte Schwarzau Verweser Martin Greimbl; von den Glasmachern sind Greiner, Robl, Hirsch und Hagel, als Kugler Willfurt, Pree, Apfelthaler und Hirsch, als Glasschleifer Götzinger, Habenberger und Habel, als Glasschneider Johann und Herbert Lenk genannt, lauter Namen, wie sie heute noch [1985] in den Stölzle- Fabriken anzutreffen sind. In Joachimsthal waren zwei Hafenöfen mit je 5 Hafen, in Schwarzau zwei Hafenöfen mit je 4 Hafen in Betrieb. Die Hafenöfen waren in beiden Hütten böhmischer Bauart für direkte Holzfeuerung und es wurde ausschließlich mit Scheitholz geheizt. Wie aus den Personal- und Beschäftigungsdiagrammen hervorgeht, wurde in Joachimsthal mehr feines und veredeltes Hohlglas erzeugt, während in der Hütte Schwarzau die Herstellung von Tafelglas vorherrschte. Preiscourant 1846 Carl Stölzle war, wie sein Vorgänger Josef Zich, stets bemüht, die Qualität seiner Erzeugnisse zu verbessern, und immer neue Produkte zu entwickeln, wovon der noch vorliegende Preiscourant aus dem Jahre 1846 Zeugnis gibt. [SG: siehe auch Gratzl, Waldviertel / Südböhmen: Preiscourant der Vereinigten k. k. Privilegierten Glasfabriken Joachimsthal, Schwarzau und Nagelberg des Carl Stölzle per Weitra in Joachimsthal 1848 und Preiscourant der k. k. Landesprivilegierten Glasfabrik Eugenia des A. Botzenhart in Eugenia Pr. Schrems 1853; Eugenia wurde ab 1858 von Stölzle gepachtet] [ ] Seinen ersten großen Erfolg konnte Carl Stölzle in der Zweiten Österreichischen Gewerbeausstellung in Wien 1839 feiern, von der folgendermaßen berichtet wird: In den unter einer Direktion vereinigten Glasfabriken Joachimsthal und Schwarzau wird nebst Krystall-Glas und allen Gattungen feinen Farbenglases auch Kreiden- und Tafelglas erzeugt, und in den verschiedenen technischen Zweigen 128 Individuen beschäftigt. Die auf 15 Glasschmelzhäfen und auf 4 Schleifwerken erzeugten Glaswaren finden nicht bloß im sondern auch im Auslande einen vorteilhaften Absatz. In der Ausstellung lagen vor: ordinäre Glastafeln von 40 1/2 Zoll Höhe und 24 1/4 Zoll Breite, und Solintafeln von 23 1/2 Zoll hoch und 22 1/2 Zoll breit, ferner Tassen, Becher, Bouteillen, Flaschen, Flakons, Schmuckkästchen, Salzfäßchen, Brotkörbe, Krüge, Pokale, Vasen, Schreibzeuge und Tafelleuchter, von rubinhornfärbigen und blauem Steinglas, von grünem, gelbem und lilafarbenem und Krystallglase, vergoldet, emailliert und geschliffen, mit verschiedenartigen Verzierungen. Einen wahren Triumph aber feierte Stölzle drei Jahre später bei der Allgemeinen deutschen Ausstellung in Mainz 1842. Er zeigte dort sein Bernsteinglas und führte auch rotes und schwarzes Hyalith-Glas in besserer Qualität bei der Ausstellung vor, als dies Zich vor ihm konnte. Auch Lithyalinglas wurde von Stölzle erzeugt und in Mainz ausgestellt. Den Höhepunkt bildeten jedoch Stölzles Fadengläser, Rokoko-Gläser nach Venezianerart, die mit verschiedenfarbigen Glasfäden ü- berzogen waren. [ ] Wie sehr Carl Stölzle bestrebt war, seine Produktionskapazität zu vergrößern, zeigt auch die Tatsache, dass er im Jahre 1840 das in Hirschenstein stillstehende Pocherwerk von der Herrschaft Groß-Pertholz zusätzlich zu seinen Pochern in Joachimsthal und Schwarzau in Pacht nahm. Es kam ihm der unerwartete wirtschaftliche Aufschwung in der Mitte der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zugute, in welcher Zeit besonders in Tafelglas eine große Nachfrage herrschte. SG: Der Pachtvertrag für die Glashütten Joachimsthal und Schwarzau wurde 1850 wegen Holzmangels gekündigt. 1852 gab Carl Stölzle die beiden Glashütten Joachimsthal und Schwarzau an die Herrschaft zurück. [Gratzl 1985, S. 88 ff. und 93 ff.] Die Glashütten von Graf Georg Franz Buqoy im Gebiet Gratzen [Nové Hrady] wurden erst nach seinem Tod 1851 verpachtet bzw. verkauft. Sie wurden ü- bernommen von Carl Stölzle, der 1835-1852 bereits die Zich schen Glashütten Joachimsthal und Schwarzau übernommen hatte. Kuhn 2009, S. 131: Vier Personen waren für die Produktion von Steinglas von besonderer Bedeutung: Friedrich Egermann (1777-1864), der in Blottendorf und Haida in Nordböhmen tätig war und in seiner Raffinerie über 200 Personen beschäftigte, Georg Franz August de Longueval, Graf von Buquoy (1781-1851), für den in diversen Hütten in der Nähe von Gratzen (Nové Hrady) in Südböhmen bis zu 900 Personen arbeiteten, Josef Zich (1789-1834), der in Joachimsthal im niederösterreichischen Waldviertel (südlich des Nebelsteins) über 120 Personen unter sich hatte, und Franz Ernst Graf von Harrach zu Rohrau (1799-1884), in dessen Hütte im nordböhmischen Neuwelt (Nový Svět) ebenfalls Stein- Seite 364 von 466 Seiten PK 2010-1-07 Stand 19.03.2010

glas produziert wurde. Der Nachfolger Zichs als Pächter des von Landgraf Fürstenberg gepachteten Betriebs war Carl Stölzle (1802-1865) [3]. [ ] Da Steingläser nie signiert und äußerst selten datiert wurden, wird eine sichere Zuschreibung zu einem bestimmten Betrieb auch künftig vielfach nicht möglich sein. Die bedeutendsten öffentlichen Sammlungen von Steingläsern befinden sich im Uměleckoprůmyslové muzeum (Kunstgewerbemuseum) in Prag, im MAK in Wien und vor allem im Technischen Museum Wien. Dort werden die Biedermeiergläser aufbewahrt, die 1817 bis 1842 in das National-Fabriksprodukten- Kabinett am k. k. Polytechnischen Institut eingeliefert wurden und in der Regel noch heute mit den Beschreibungen des Einlieferers versehen sind. Dieser Sammlung ist eine grundlegende Publikation von Arnold Busson gewidmet, die auch eine Typisierung von Steingläsern beinhaltet [5]. Eine beachtliche Sammlung von Steingläsern beherbergt auch das Glasmuseum Passau, in dessen Katalog sich grundlegende Ausführungen von Jarmila Brožová zu den Lithyalingläsern von Friedrich Egermann wie auch von Margarete Gräfin von Buquoy zu den Hyalith- und Agatingläsern der Buquoy schen Hütten und den schwarzen und roten Hyalithgläsern finden [6]. Als einer der ersten Kunstwissenschaftler, der den Reiz der Biedermeier-Steingläser erkannte, ist Gustav E. Pazaurek zu nennen [7]. Er zählte die guten Hyalith- und Lithyalingläser zu den eigenartigsten Äußerungen der Biedermeierzeit [8]. [3] Pachtverträge publiziert in: Leo Höher, Glashütten rund um den Nebelstein, in: Das Waldviertel, Jg. 1970, S. 3 ff. [4] Margarete Gräfin von Buquoy, Die Glaserzeugung auf der Gräflich Buquoy'schen Herrschaft Gratzen, in: Informationsbrief für sudetendeutsche Heimatarchive und Heimatmuseen, 18. Folge, Dezember 1979, S. 48 ff. [5] Busson 1991. [6] Brožová / Buquoy / Spiegl 1995 [7] Pazaurek 1923, S. 262 f. [8] ebenda, S. 281 Literaturangaben zu Buquoy Helena Brožková, Zwischen Kristall und Obsidian - das Buquoysche Glas in der 1. Hälfte des 19. Jhdts., deutsche Beilage zu Ausstellungskatalog Buquoy Glass in Bohemia 1620-1851, Jarmila Brožová, České sklo 1800-1860 (Katalogy Sbirek Sklo, 1), Sammlungskatalog Uměleckoprůmyslové muzeum, Prag 1977 Jarmila Brožová, Margarete Gräfin von Buquoy und Walter Spiegl, Das böhmische Glas 1700-1950, Band II: Empire. Biedermeier. Zweites Rokoko, Sammlungskatalog Passauer Glasmuseum, Passau 1995 Jarmila Brožová, České sklo XIX. století ze sbírek Uměleckoprůmyslové muzea v Praze a Moravské galerie v Brne, Ausstellungskatalog Moravské Galerie v Brne 1979 Margarete von Buquoy, Die Buquoyschen Glashütten, deutsche Beilage zu Ausstellungskatalog Buquoy Glass in Bohemia 1620-1851, Buquoy Glass in Bohemia 1620-1851 / Buquoyské sklo v Čechách, Ausstellungskatalog Uměleckoprůmyslové muzeum v Praze, Jihočeské muzeum v Českých Budějovicích und Glasmuseum Passau 2001/2002, Prag 2001 Arnold B. Busson, Die Waldviertler Glashütten in Joachimsthal und Schwarzau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in: Weltkunst, 1978, Nr. 10, S. 1144 f., Nr. 11, S. 1324 f. Abb. 2010-1/387 Ausstellung Buquoy Glass 1620-1851, Einladungskarte Kunstgewerbemuseum Prag / Arnold Busson, Biedermeier-Steingläser (1817-1842), Wien 1991 Olga Drahotová, Das Buquoysche Glas im 2. und 3. Viertel des 17. Jhdts., deutsche Beilage zu Ausstellungskatalog Olga Drahotová, Die Anfänge des Buquoyschen Kristallglases im letzten Viertel des 17. Jhdts., deutsche Beilage zu Ausstellungskatalog Buquoy Glass in Bohemia 1620-1851, Olga Drahotová, Die Entwicklung der Buquoyschen Glasproduktion im 18. Jhdt., deutsche Beilage zu Ausstellungskatalog Rita Friedrichs, Die Erfindung des Hyalithglases durch Graf Georg von Buquoy, deutsche Beilage zu Ausstellungskatalog Rita Friedrichs, Rezepte zur Herstellung des schwarzen und roten Hyaliths, deutsche Beilage zu Ausstellungska- Stand 19.03.2010 PK 2010-1-07 Seite 365 von 466 Seiten

talog Glasmuseum Passau 2002 Alois Gratzl, 150 Jahre Stölzle-Glas, Graz 1985 Georg Himmelheber, Kunst des Biedermeier 1815-1835. Architektur, Malerei, Plastik, Kunsthandwerk, Musik, Dichtung und Mode, Ausstellungskatalog Bayerisches Nationalmuseum im Haus der Kunst, München 1988/1889, München 1988 Gustav E. Pazaurek, Gläser der Empire- und Biedermeierzeit, Leipzig 1923 Gustav E. Pazaurek, Gläser der Empire- und Biedermeierzeit, 2. Aufl. von Eugen von Philippovich überarbeitet, Braunschweig 1976 Walter Spiegl, Böhmische Gläser, München 1976 Walter Spiegl, Biedermeier-Gläser, München 1981 Abb. 2000-5/049 neu, Ausschnitt aus MAPY.CZ Trěboň [Wittingau], Suchdol nad Lužnící, Nové Hrady [Gratzen] Gmünd, Weitra Glashütten bzw. Glaswerke Buquoy / Stölzle 1 Altnagelberg, Neunagelberg 2 Jiříkovo Údolí [Georgenthal], nördl. Nové Hrady südwestl. außerhalb Dobrá Voda [Brünnl], Vilémova hora [Wilhelmsberg] Mlýnský vrch [Mühlberg], Černé Údolí [Schwarzthal] Bonaventura / Skleněne hut, Stříbrný vrch [Silberberg] Staré hute [Althütte] Joachimsthal, Schwarzau (erste Glashütten Stölzle) Abb. 2010-1/388 Ausstellungskatalog Buquoy Glass 1620-1851, Einband Kunstgewerbemuseum Prag, Glasmuseum Passau, 2001/2002 2 1 Siehe unter anderem auch: PK 2001-3 SG, Gepresstes Glas aus Georgental im Bezirk Gratzen PK 2002-4 Adlerová, SG, Ausstellung tschechisches Pressglas "Ceské lisované sklo", Gottwaldov 1972 - Mit Abbildungen und Beispielen ergänztes Katalog-Verzeichnis Historisches gepresstes Glas (1810-1950) PK 2002-4 Klofác, SG, Pressglas der Glashütte Georgenthal der Grafen von Buquoy bzw. Stölzle PK 2002-4 SG, Die Glashütten der Grafen von Buquoy um Nové Hrady [Gratzen] PK 2002-4 SG, Zeittafel Herrschaft und Glashütten der Grafen von Buquoy, Nové Hrady und Glasmacher Meyr Seite 366 von 466 Seiten PK 2010-1-07 Stand 19.03.2010

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