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Normal behindert Autor(en): Quelle: Daniela Pfeil Basler Stadtbuch Jahr: 2014 https://www.baslerstadtbuch.ch/.permalink/stadtbuch/a2df159e-077b-4a64-85c0-eda028dea4e8 Nutzungsbedingungen Die Online-Plattform www.baslerstadtbuch.ch ist ein Angebot der Christoph Merian Stiftung. Die auf dieser Plattform veröffentlichten Dokumente stehen für nichtkommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung gratis zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online- Publikationen ist nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des vorherigen schriftlichen Einverständnisses der Christoph Merian Stiftung. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Die Online-Plattform baslerstadtbuch.ch ist ein Service public der Christoph Merian Stiftung. http://www.cms-basel.ch https://www.baslerstadtbuch.ch

Daniela Pfeil NORMAL BEHINDERT Früher hatten Behinderte ihren Platz im Gefüge der Familien und nahmen darin einfache Aufgaben wahr, heute obliegt die Rollenzuweisung gewöhnlich einer Institution. Neue Ideen von sozialer Integration sorgen für einen Paradigmenwechsel. Die uneingeschränkte Teilnahme am Le ben ist ein Grundrecht, das für Behinderte im Jahr 2004 mit dem Behindertengleich stellungsgesetz in der Bundesverfassung verankert wurde. Seither sind Bund und Kantone verpflichtet, Menschen mit einer Behinderung den hindernisfreien Zugang zum öffentlichen Verkehr, zu Aus- und Weiterbildungsstätten sowie zum Berufs leben zu ermöglichen. Die Geschichte der Inklusion, wie das Konzept zur Förderung und Integration von Behindertenheisst, ist noch jung und muss wie jede neue Diszip lin einige Hürden nehmen. Der Kanton Ba sel-stadt hat hierfür die Fachstelle < Gleich stellung für Menschen mit Behinderung) eingerichtet - sie ist schweizweit die erste und hat sich zum Ziel gesetzt, die Öffent lichkeit für das Thema zu sensibilisieren und aufzuklären, Veränderungen durchzu setzen, aber auch kreativ Einfluss zu neh men auf den Lebensalltag von Menschen mit Behinderung. 71 Hartnäckig hält sich in der Gesellschaft das Bild, dass Behinderte sozusagen die Minus variante der menschlichen Spezies seien. Dabei ist wohl mit ein Grund für dieses Vor urteil, dass ihr geistiges beziehungsweise körperliches Vermögen konsequent von nichtbehinderten Vertretern und Exper tinnen beurteilt und als ungenügend ein geschätztwird. Fachleute weigern sich häu fig, auch Behinderte als Experten zu be trachten oder sie als solche beizuziehen, et wa wenn es darum geht, bauliche Massnah men in einem Gebäude umzusetzen. Die Vo ten lauten fast ausnahmslos: mangelnde Belastbarkeit und Überforderung. Diesen steht, aus kritisch denkenden Kreisen, die Hypothese gegenüber, dass sich Ressour cen nicht entfalten können, wo sie nicht ge fordert werden, und demzufolge als unge nutztes Potenzial brachliegen. Eine Art fürsorglicher Bevormundung bestimmt auch die finanzielle Unterstützung; sie ori entiert sich an den meinungsbildenden Ex-

Gleichberechtigte Teilnahme am Arbeitsleben: Martin Imhof, Burckhardt & Partner 72

Kleine und mittelgrosse Unternehmen sind eher bereit, Behinderte einzustellen: hier Brigitta Giordano, Restaurant zum Teil 73

pertenaussagen und weniger an den Bedürf nissen der Betroffenen. Nach und nach findet in Fachkreisen aber ein Umdenken statt. Gelder werden nicht mehr automa tisch gesprochen, sondern es wird geprüft, in welchem Umfang, für wen und wozu die se benötigt werden. In der Wirtschaft sind es eher kleine und mittelgrosse Unternehmen, welche die Be reitschaft und Partnerschaftlichkeit zei gen, behinderte Menschen einzustellen Grossbetriebe tun sich eher schwer damit. Am beweglichsten gehen Kunstschaffende mit dem Thema um, etwa beim Festival <Wildwuchs>. Einst als Behindertenanlass wahrgenommen, orientiert es sich inzwi schen am Konzept der Inklusion und tritt damit aus der Nische der Marginalisierung heraus. Die Randständigkeit von Behinde rung zeigt sich vielfältig: Wenn man auf die Institutionen blickt, die sich um Menschen mit Beeinträchtigungen kümmern, so lie gen diese dezentral, oft an der Stadtgrenze, zum Beispiel die Universitären Psychiatri schen Kliniken (UPK) oder das REHAB Basel. Wer die persönlichen Kontakte im Bekann tenkreis durchgeht, stellt vielleicht fest, dass er wenige oder gar keine behinderten Freunde hat. Und den Gesetzen der Politik folgend mag es nicht nur gesellschaftliche Gründe haben, dass Behinderte ins Abseits geraten. Ihnen fehlt die eigene Lobby, die medienwirksam Missstände anprangert. Es gibt die laut demonstrierenden und unbe quem rufenden Behinderten eben kaum. Das mag daran liegen, dass die Betroffenen durch einen derartigen Auftritt nicht unan genehm auffallen wollen; kommt hinzu, dass es bereits genügend Hindernisse zu be wältigen gilt. Ziel des Behindertengleichstellungsgeset zes ist es, Behinderte ins gesellschaftliche Leben zurückzuholen, sie ambulant und nicht stationär zu beheimaten. Das rückt sie nicht nur ins Bild, sondern macht einen persönlichen Austausch erst möglich, auch im Wohnquartier. Im Schulbetrieb tat man sich anfänglich schwer mit der Integration. Die Erfahrung zeigt nun aber, dass behin derte Kinder in der Schule nicht nur integ rierbar sind, sondern auch von ihren nicht behinderten Mitschülerinnen und Lehrern als vollwertige Menschen wahrgenommen werden. Das stärkt ihr Selbstvertrauen und wirkt einem späteren Ausschluss vom ge sellschaftlichen Leben entgegen. Das Vorhaben, Menschen mit einem Han dicap hindernisfrei in unserer Gesellschaft zu integrieren, verlangt ein Umdenken auf verschiedenen Ebenen, auch bei der Auf nahmebereitschaft jedes Einzelnen. Trotz der allgemeinen Orientierung an Leistung und Effizienz müsste längst das Bewusst sein dafür gewachsen sein, dass wir alle Schwächen haben, Krankheiten ausgelie fert sind und nicht in allem über unser Le ben bestimmen können. Über diese Tatsa che sieht man hinweg und ignoriert, dass die streng normierte und leistungsorien tierte Lebensweise jährlich ihre Opfer for dert - mit der Konsequenz, dass daraus wei tere Versehrte hervorgehen. Das Konzept der Inklusion setzt folglich auf einen offensiven Umgang mit Diversität. Es lehrt, dass Behinderung vielfältig ist und Betroffene keinen Sonderfall darstellen. Das macht sich spätestens in der zwischen menschlichen Begegnung bemerkbar, wo Antipathie und Sympathie immer mit hin einspielen, ungeachtet der körperlichen oder geistigen Verfasstheit. Bei einer Aus einandersetzung beispielsweise sollte es keinen Unterschied machen, ob jemandbe hindert ist oder nicht. Das geht manchmal vergessen und ist irrtümlicherweise an Mit leid gekoppelt. Vieles ist bereits in Bewe gung gesetzt und hat den Blick auf Behinde rung zurechtgerückt - dennochbesteht die Herausforderung für unsere Gesellschaft darin, den Dialog fortzusetzen und aufrecht zuerhalten, um weitere integrierende Mass nahmen zu realisieren. 74