Siehe, deine Mutter (Joh 19.27) 1 Katechese von Weihbischof Denis am 14. September 2003 in Disentis/Mustér Liebe Jugendliche, Grüss Gott, seid glücklich, seid vor allem glücklich mit der Jungfrau Maria. Siehe deine Mutter. Ich denke, ich bin wie ihr, oder ihr seid wie ich. Es gibt Worte, die uns aus verschiedenen Gründen prägen. Jeder und jede von uns ist durch ein Wort oder mehrere Worte, die wir gehört haben, geprägt. Nicht nur durch Worte, die wir gehört haben, sondern durch jene, die wir aufgenommen haben. Wir können sie nicht vergessen. Siehe deine Mutter : Das sind die von Johannes Paul II. gewählten Worte für den 18. Weltjugendtag 2003. Das erstaunt nicht in diesem Jahr des Rosenkranzes. Siehe deine Mutter: Worte, die beeindrucken durch ihren Inhalt; und zwar zuerst durch den Augenblick, in dem sie ausgesprochen wurden. Durch den Augenblick: Exakt vor seinem Tod schenkt Jesus dem Apostel Johannes das Kostbarste, was er hat: seine Mutter Maria. Genau bevor er stirbt. Johannes Paul II. schreibt: Das sind die Worte des Erlösers, die folglich einen feierlichen Charakter haben und sein geistiges Testament darstellen. Siehe deine Mutter. Der Augenblick, aber vor allem der Inhalt ist wichtig. Jesus hat an alles gedacht. Er geht nun in seinen Tod und in seine Auferstehung. Aber gewiss wird er uns nicht allein lassen. Er wird uns den Heiligen Geist senden: Pfingsten. Ausserordentlich: Der Geist, der weht, der Vater und Sohn leben lässt. Das ist natürlich das Wichtigste. Und doch ist sich Jesus bewusst, dass nichts eine Mutter ersetzen kann. Der Beweis dafür ist, dass sie am Fuss des Kreuzes ausharrt, so wie eine Mutter am Bett ihres sterbenden Sohnes oder ihrer sterbenden Tochter ausharrt, vielleicht nach einer Krankheit, nach einem Unfall, auf Grund des Krieges oder von Verfolgung. Jesus macht die Erfahrung 1 Katechese beim 18. Weltjugendtag am 14. September 2003 in Disentis. 1/5
dieses einzigartigen Charakters seiner Mutter in seinem Herzen, in seinem Leib, in dem Moment, da er gefoltert und beleidigt wird. Sie ist bei ihm und mit ihm. Sie ist seine Mutter und niemand kann sie ersetzen, vor allem nicht in diesem Augenblick. Am Kreuz kann der Sohn seine Leiden in das Herz seiner Mutter ausgiessen, erklärt Johannes Paul II. Er könnte seine Mutter für sich allein behalten, könnte man sagen, aber nein. Er hat noch die Kraft, sie Johannes zu schenken, ja, sie ist ein Teil seines geistigen Testamentes. Johannes Paul II. richtet sich an euch, indem er sagt : Ihr seid mehr oder weniger im Alter von Johannes und ihr habt auch den Wunsch, bei Jesus zu sein. Heute bittet Jesus speziell euch, Maria bei euch aufzunehmen. Und er präzisiert, wie sehr er selber in seinem Leben die liebende Anwesenheit der Mutter des Herrn erlebt hat. Sie hat ihn begleitet und begleitet ihn immer noch in seinem Auftrag als Nachfolger Petri seit nunmehr 25 Jahren. Ja, Jesus schenkt uns seine Mutter. Welch unvergleichliches Geschenk. Wenn er sie uns also schenkt, sind wir eingeladen, sie aufzunehmen, aber nicht nur, sie aufzunehmen, sondern ihr vollkommen zu vertrauen. Der Papst sagt: Maria ist die Mutter der göttlichen Gnade, weil sie die Mutter des Urhebers der Gnade ist. Schenkt ihr euer volles Vertrauen! So werdet ihr die Schönheit Christi widerspiegeln. Offen für den Hauch des Geistes werdet ihr unerschrockene Apostel sein, fähig, das Feuer der Liebe und das Licht der Wahrheit um euch herum zu verbreiten. In der Schule Marias werdet ihr entdecken, welchen konkreten Einsatz Christus von euch erwartet. Ihr werdet lernen, ihm in eurem Leben den ersten Platz zu geben und eure Gedanken und euer Handeln auf ihn auszurichten. Was mich vor allem beeindruckt ist die Aussage Johannes Pauls II.: Offen für den Hauch des Geistes werdet ihr unerschrockene Apostel sein, fähig, das Feuer der Liebe und das Licht der Wahrheit um euch herum zu verbreiten. Wir treffen da wieder ein wenig oder sogar sehr viel auf die Stimmung, auf das Thema von Toronto 2002. Unerschrockene Apostel: Also 2/5
Gesandte. Ihr wisst: diese Leute, die ausziehen, um die Frohe Botschaft zu verkünden. Dies ist möglich, wenn wir uns vertrauensvoll an Maria wenden, wenn wir Maria mit den Augen Jesu während seines Lebens betrachten, vor allem als er am Kreuz hing. Er schaute seine Mutter an und seine Mutter schaute ihn an. Es ist interessant festzustellen, wie Johannes Paul seine eigene Spiritualität entwickelt und wie er uns zu dieser Spiritualität einlädt. Das ist vielleicht für viele von uns neu. Johannes Paul II. schöpft seine Kraft aus diesem Vertrauen, das er zu Maria hat. Sie ist bei ihm auf all seinen Wegen. Daher seine Formulierung: Nehmt Maria auf und setzt euer ganzes Vertrauen auf sie. Sie ist mit euch auf eurem Weg, geht nicht an ihr vorüber, ohne sie zu anzuschauen, das heisst, ohne sie zu grüssen und sie zu bitten, für euch zu beten. Ja, es sind die Worte des Engels Gabriel, die wir gut kennen: Gegrüsst seist du Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Auf diese Weise können wir Maria grüssen und sie bitten: Bitte für uns, arme Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Darin besteht das Vertrauen in Maria, und zwar nicht nur für einen kleinen Abschnitt unseres Lebens, sondern für unser ganzes Leben bis zum Tod. Vergessen wir nicht, dass Maria am Fuss des Kreuzes stand. Sie war da, leidend, aber in ihrer ganzen Würde als Mutter. Wir sind in der heutigen Welt nicht oder nicht mehr gewohnt, der Jungfrau Maria den Platz einzuräumen, der ihr gebührt. Vielleicht oder ganz gewiss ist dieses Jahr des Rosenkranzes eine besondere Gnade, die uns geoffenbart wird. Erinnern wir uns, dass Johannes Paul II. am 16. Oktober 2002 das Jahr des Rosenkranzes verkündet hat. Und er hat alle Söhne und Töchter der Kirche eingeladen, aus diesem alten marianischen Gebet eine einfache und tiefe Betrachtung des Antlitzes Christi zu machen. Er hat uns alle eingeladen, die Frauen, Männer, die Kinder und Jugendlichen unserer Zeit, den Rosenkranz zu beten. 3/5
Am Donnerstagabend vor dem Palmsonntag trafen sich unter strömendem Regen 30 0000 Jugendliche aus der ganzen Welt mit Johannes Paul II im Rahmen des 18. Weltjugendtages. Wir denken daran, dass in diesem Augenblick das Kreuz des Weltjugendtages von den kanadischen Jugendlichen den Jugendlichen aus Deutschland übergeben wurde. Bei diesem Anlass übergaben die Jungen Johannes Paul II einen Stock als Symbol seiner zahleichen Reisen während seines Pontifikates. Seinerseits hat der Papst jedem Jugendlichen einen Rosenkranz übergeben und lädt sie ein, sich nicht zu schämen, allein den Rosenkranz zu beten auf dem Weg zur Schule, in der Universität, an der Arbeit, auf der Strasse oder in den öffentlichen Transportmitteln. Er sagte ihnen auch: Wenn ihr den Rosenkranz mit intelligenter Hingabe betet, wird er euch helfen, das Geheimnis Christi zu erfassen, um von ihm das Geheimnis des Friedens zu erfahren und es zu einem Lebensprojekt zu machen. Ein Lebensprojekt: Den Frieden aufbauen. Heute freuen wir uns, auch euch einen Rosenkranz zu übergeben, damit ihr ganz einfach zur Jungfrau Maria beten könnt. Denkt nicht, das sei eine altmodische, überholte Angelegenheit, die nicht standhält. Nein, vernehmt diese Worte mit dem Herzen, bevor ihr sie selber sprecht. Gegrüsst seist du Maria, Maria, du bist dir bewusst, dass du gegrüsst wurdest. So grüsse auch ich dich wie der Engel Gabriel dich gegrüsst hat. Voll der Gnade. Ja, Maria, du hast das Glück, von Gott ausgewählt worden zu sein, um seinen Sohn, der auch dein Sohn wurde, in dir zu tragen. Der Herr ist mit dir: Das ist aussergewöhnlich. Gott ist mit dir, Maria; du bist nicht allein, du bist nicht dir selbst überlassen. Der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen. Gewiss Maria, Gott spricht gut von dir. Denn er hat nicht umsonst dich ausgewählt als Mutter des Erlösers. Nein, nicht umsonst. Dein Innerstes musste schön sein. Und weil dein Innerstes schön ist, bist du ohne Sünde. 4/5
Und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes. Natürlich bist du gebeneidet, gesegnet, Maria, auch dein Sohn, das ist klar. Er kommt vom Vater, der Gutes über seinen Sohn sagt. Er ist gebenedeit. Heilige Maria, Mutter Gottes. Wie ausserordentlich! Ja, Maria du bist ganz schön, du bist heilig, du bist die Mutter der Sohnes Gottes. Welche Gnade. Bitte für uns. Das ist ganz wichtig. Du Maria, denke nicht nur an uns, sondern sprich auch zu deinem Sohn über uns, sprich zur heiligen Dreifaltigkeit, spricht von uns, über jeden und jede von uns. Bitte für uns Sünder. Du weisst, auch unser Herz ist schön, aber es hat Flecken, oft sind wir arme Typen. Jetzt. Ja, natürlich jetzt hier in Disentis. Wir haben das Glück, dich zu haben. Heute bist du ganz besonders bei uns und mit uns. Und in der Stunde unseres Todes. Ja, Maria, wenn wir am Ende angelangt sind. Verlasse uns ganz besonders nicht in diesem Augenblick. Nimm uns an die Hand. Führe uns dorthin, wo wir für immer sein möchten. Amen. Es sei so. Das ist super. O.K. So sei es. Gegrüsst seist du... Amen. Findet ihr nicht: solche Worte wiederholt man gerne oft. Sie sind so schön und so einfach. Wenn wir wieder daheim sein werden, wird es super sein, denn wenn man sich ans Rosenkranz-Beten macht, weiss man, dass Tausende Jugendlicher auf der ganzen Welt das Gleich tun wie ich. So werden wir, Dank Maria, noch mehr Brüder und Schwestern. Siehe deine Mutter. Amen. 5/5