Retro Box Früher war alles besser. Diesen Spruch hört man sehr häufig, aber stimmt die Aussage auch. Es liegt in unserer Natur sich an Positives gern zurück zu erinnern, negative Erfahrungen werden oft unterdrückt. Beim Selbstbau orientiert man sich jedoch besser an Fakten und eines ist Fakt, die Qualität der Chassis ist mit der Entwicklung besser geworden. Wir nutzen Chassis mit höherer Belastbarkeit, geringerem Klirrfaktor, größerem linearem Hub, usw. Wer ein Chassis jedoch nicht bis an die Leistungsgrenze ausreizen will, der ist mit einem älteren Chassis ebenfalls sehr gut bedient. In diesem Fall war der Test des Monacor HT22/8 in Klang und Ton 2/2012 die Initialzündung. Das Hochtonchassis mit dem außergewöhnlichen Aussehen hat eine Konusmembran. Diese ist in der Herstellung preiswert, zeigt dafür aber Resonanzen im oberen Frequenzbereich auf. Bei einem Preis unter 10,- sollte man die kleinen Schwächen des Chassis verschmerzen können. Zum Hochtöner gesellt sich ein etwas altmodisch aussehender Tiefmitteltöner, der SPM-165/8. Bei einem Preis von ca. 35,- ebenfalls ein gutes Schnäppchen. Auch hier liegt die Konstruktion schon ein paar Jährchen zurück, wie man am gelochten Stahlblechkorb mit Ohren erkennen kann. Bei einem Qts von 0,55 war nur eine geschlossene Box sinnvoll, es reichen hier bereits 15 Liter Gehäusevolumen aus, während eine Bassreflexbox 40 Liter benötigt hätte. Design Bei einer betagten Konstruktion der Komponenten, sollte auch das Äußere dieser Zeit entsprechen. Zur schrillen Mode der 70iger Jahre passt dann die Farbgebung der Box. Als Material wurde Leimholz Kiefer verwendet, das sieht gebeizt sehr gut aus und ist einfach herzustellen. Bei MDF dagegen ist der Aufwand für eine saubere Oberflächengestaltung etwas höher. Der Einbau des Hochtöners ist simpel, da der breite flache Korbrand eine Einfräsung überflüssig macht. Beim Tiefmitteltöner dagegen wirkt der Korb aufgesetzt sehr unschön. Auch dieses Problem lässt sich lösen, indem das Chassis von Innen angesetzt wird. Um den Einfluss der Gehäusekante gering zu halten, ist diese jedoch zu Fasen oder abzurunden. Bei der Befestigung achte man allerdings genau auf die Länge der Schrauben, sonst gibt es eine böse Überraschung. Der Aufbau und die techn. Daten der Chassis Die Chassis im Detail:
Monacor HT-22/8 Z = 8 Ohm F s = 1325 Hz Re = 6,7 Ohm Qms = 1,2 Qes = 6,3 Qts = 1,0 Kennschalldruck = 90,4 db (bei 2,83V, 1m) Sd = 20,4 cm 2 Membranmaterial Papier Anmerkung: Fehlende Herstellerangaben wurden anhand der Datenblätter von HiFi-Selbstbau ergänzt. Der axiale Frequenzgang ist zwischen 1500 Hz und 8 khz relativ gradlinig, darüber sind deutliche Resonanzen ersichtlich. Fertigungsbedingt treten ebenso größere Toleranzen im Frequenzgang auf. Zur Korrektur misst man entweder passende Chassis aus oder man verändert den Spannungsteiler vor dem Hochtöner. In unserem Fall nahmen wir die Anpassung über den Spannungsteiler vor. SPM-165/8 Z = 8 Ohm F s = 49 Hz Re = 7,2 Ohm Qms = 2,7 Qes = 0,67 Qts = 0,55 Vas = 33 L Sd = 140 cm 2 Schalldruck = 88 db (2,83V; 1m) P = 60 W Frequenzbereich: 60 5000 Hz Ebenso wie Visaton bietet Monacor einige preiswerte Chassis als Ersatzbestückung für Fertigboxen an. Der SPM-165/8 gehört in diese Kategorie und aufgrund seiner respektablen Eigenschaften ist er für den Selbstbau durchaus geeignet. Den einfachen Stahlblechkorb mit ausgestellten Ecken kann man beim Einbau geschickt verbergen und ehrlich gesagt von vorn sieht die beschichtete Membran schon echt lecker aus. Die Frequenzweiche Vielfach ist es so, dass bei den eher preisgünstigen Treibern eine komplizierte Frequenzweiche den Frequenzgang begradigen muss. So könnte eine Weiche den anvisierten Preisrahmen sehr schnell sprengen. Genau das wollten wir vermeiden, indem nur so viele Bauteile wie unbedingt nötig eingesetzt wurden. Der SPM-165 hat bei 5 khz eine deutliche Spitze im Frequenzgang und aufgrund der Resonanzfrequenz des HT-22 um 1500 Hz ist eine 12 db Trennung bei ca. 2,5 khz erforderlich. Leider kommt man um die Linearisierung des Baffle Step mittels RCL-Glied nicht umhin. Dies ist dann schon alles. Wer genau nachrechnet wird für den Hochtonkondensator einen höheren Wert ermitteln. Hier musste ein wenig geschummelt werden, da der Hochtöner im Bereich der Resonanzfrequenz einen deutlichen Peak aufweist. Um einen weiteren Saugkreis zu vermeiden, wurde der Bereich der Trennung gesenkt.
TMT HT Weichenschaltung Technische Daten der Lautsprecherbox Prinzip: 2 Wege geschlossene Box Nennimpedanz: 8 Ohm Belastbarkeit: 60 W Übertragungsbereich: 60 16000Hz (-8dB) Kennschalldruck: 85 db Maximalpegel (1m): 105 db (zwischen 100 Hz 15000 Hz) Empfohlene Raumgröße: 6 20 qm Gewicht: 5,0 kg Abmessungen (HxBxT): 350 mm x 200 mm x 340 mm Nettovolumen: 15,0 Liter Material: Leimholz Kiefer, 20 mm
Messungen Der Frequenzgang: Frequenzgang unter Winkel: Impedanz:
Wasserfall: Klirr bei 85 db: Fazit: Um dem Preisrahmen gerecht zu werden, wurden zwei Oldie-Treiber von Monacor genutzt und die Frequenzweiche wurde auf ein Minimum reduziert. Das Gehäuse ist einfach nachzubauen, da komplizierte Einfräsungen nicht erforderlich sind. Ebenso ist die Farbgebung mit Wasserbeize nicht im Geringsten teuer. Den Exemplarstreuungen des Hochtöners kann durch einfaches Verändern des Widerstandsnetzwerkes begegnet werden. Vielfach reicht bereits eine gehörmäßige Anpassung aus. Da die Retro Box nicht in jede Wohnzimmereinrichtung passt, wird sich die Anwendung auf Arbeitszimmer, Studienräume oder Werkstätten begrenzen. Solche Räume weisen im Allgemeinen eine mehr als übliche Halligkeit auf. Die geschlossene Bauweise des Lautsprechers mit einem Abfall des Frequenzganges unter 100 Hz kommt dem sehr entgegen und vermeidet das unangenehme Dröhnen infolge nicht unterdrückter stehender Wellen.