Christvesper 2012 in der Evangelischen Schloßkirche der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität

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Transkript:

Christvesper 2012 in der Evangelischen Schloßkirche der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Predigt von Reinhard Schmidt-Rost Orgelvorspiel Votum Lied: 39, 1-5 Kommt und lasst uns Christum ehren Lesung: Jes. 9, 2-7a Musik für Orgel und Violine Lesung: Luk. 2, 1-14 Lied: Fröhlich soll mein Herze springen 36, 1-5 Lesung: Luk. 2, 15-20 Musik für Violine und Orgel Predigt zu EG 24: Gute neue Mär Liebe Gemeinde, ein Engel als Bänkelsänger, als führe der Erzengel nicht von der Höhe des Himmels herab auf die Felder vor Bethlehem, sondern hätte sich mit einer Laute in der Hand auf eine Bank geschwungen, auf dem Marktplatz einer mittelalterlichen Stadt, ob in Bonn oder Wittenberg, einerlei, er stimmt eine Moritat an, singt und singt, um den staunenden Bürgern seine Neuigkeit zu erzählen. Fünfzehn Strophen sind es zum Schluss. Das ist Luthers erster Kunstgriff: Ein Erzengel als Bänkelsänger. Vom Himmel hoch klingt es, aber mitten ins Leben hinein ruft der Sänger die Nachricht, dort entfaltet sie ihre Wirkung. 1. Vom Himmel hoch, da komm ich her. Ich bring' euch gute neue Mär, Der guten Mär bring ich so viel, Davon ich singen und sagen will. 1

Martin Luther hat diesen Bänkelgesang als Kinderlied gedichtet, aber es war zu seiner Zeit ein Lied für alle, die noch nicht lesen konnten, also auch für viele Erwachsene, ja für die meisten Menschen seiner Zeit und auch heute wirkt das Lied auf viele, die zwar vielleicht lesen können, aber doch lieber Bilder betrachten und Lieder hören, geht zu Herzen Luthers Lied ist ein kleines Theaterstück in drei Szenen. Der Ouvertüre, der Selbstvorstellung des Boten in der ersten Strophe folgt 1. Die Nachricht von der Geburt eines königlichen Kindes 2. Der Besuch im Stall 3. Die Reaktion eines Besuchers Wie ein guter Dichter verpackt Luther seine Aussage-Absicht in den Handlungsablauf: Am Ende der zweiten Szene erst, in der 12. Strophe, spitzt er seine Deutung des Geschehens zu. Die erste Szene, die Nachricht von der Geburt eines königlichen Kindes, erkennen natürlich alle sofort wieder, wenn wir die Strophen 2 bis 6 singen: 2. Euch ist ein Kindlein heut' geborn Von einer Jungfrau auserkorn, Ein Kindelein, so zart und fein, Das soll eu r Freud und Wonne sein. 3. Es ist der Herr Christ, unser Gott, Der will euch führn aus aller Not, Er will eu'r Heiland selber sein, Von allen Sünden machen rein. 4. Er bringt euch alle Seligkeit, Die Gott der Vater hat bereit, Daß ihr mit uns im Himmelreich Sollt leben nun und ewiglich. 5. So merket nun das Zeichen recht: Die Krippe, Windelein so schlecht, Da findet ihr das Kind gelegt, Das alle Welt erhält und trägt. 6. Des laßt uns alle fröhlich sein Und mit den Hirten gehn hinein, Zu sehn, was Gott uns hat beschert, Mit seinem lieben Sohn verehrt. 2

Das ist die Geschichte von der Geburt des Heilands, der die Welt retten wird, wie sie Lukas erzählt, mit ganz kleinen, aber bezeichnenden Variationen: Nicht genug, dass der Erzengel wie ein Bänkelsänger auftritt, also wie ein mittelalterlicher Nachrichtensprecher; er geht noch weiter: Er spricht alle seine Zuhörer als Hirten an, Ihr alle, die Ihr dieses Lied hört, seid wie die Hirten auf dem Feld bei Bethlehem! Ihr seid das Volk, das im Finstern wandelt, von dem Jesaja sprach, das Volk, dem die Geburt des Heilands angekündigt wird, Ihr Hoffnungslosen, Euch erreicht ein Hoffnungslicht, ein neuer Herrscher ist zur Welt gekommen, ist geboren worden, er wird euer Leben verändern, er wird das Leben aller Menschen verändern, die ihre Hoffnung auf ihn setzen, wenn sie das von ihm erwarten, was er den Menschen bringen kann und bringen will. Wer hoffnungsvoll mit den Hirten zur Krippe geht, wird spüren, was für eine schöne Bescherung der ganzen Menschheit bereitet ist, in der Geburt dieses Kindes. Liebe Gemeinde! Man muss sich nicht wundern, dass die Menschen bis auf den heutigen Tag große Erwartungen mit der Geburt eines Königskindes verbinden, ob Bethlehem, ob Buckingham. Die Erwartungen der Menschen auf eine durchgreifende, machtvolle Veränderung finden an solchen Ereignissen immer neue Nahrung und noch immer warten Generationen auf einen Umschwung, einen Umbruch, der die Verhältnisse radikal zum Besseren wendet. Man muss sich über diese Erwartungen nicht wundern, denn es hat sich zwar viel, aber längst noch nicht genug zum Besseren gewendet. Immer wieder steht die Frage im Raum: Was kann sich ändern? Können sich die Verhältnisse so ändern, dass das Leben für alle Menschen besser wird? Die Antworten des Lukas wie Martin Luthers klingen ziemlich ähnlich: Die Änderungen ereignen sich als Sinneswandel, sie beginnen im Herzen der Menschen und haben bei vielen längst begonnen. Andeutungen von dieser Entwicklung finden sich in einigen kommentierenden Bemerkungen am Rande der zweiten Szene, die den Besuch im Stall berichtet: 7. Merk auf, mein Herz, und sieh dorthin! Was liegt dort in dem Krippelein? Wes ist das schöne Kindelein? Es ist das liebe Jesulein. 8.Sei mir willkommen, edler Gast! Den Sünder nicht verschmähet hast Und kommst ins Elend her zu mir, Wie soll ich immer danken dir? 3

9. Ach, Herr, du Schöpfer aller Ding, Wie bist du worden so gering, Daß du da liegst auf dürrem Gras, Davon ein Rind und Esel aß! 10. Und wär' die Welt vielmal so weit, Von Edelstein und Gold bereit, So wär sie doch dir viel zu klein, Zu sein ein enges Wiegelein. 11. Der Sammet und die Seide dein, Das ist grob Heu und Windelein, Darauf du König groß und reich Herprangst, als wär's dein Himmelreich. 12. Das hat also gefallen dir, Die Wahrheit anzuzeigen mir: Wie aller Welt Macht, Ehr und Gut Vor dir nichts gilt, nichts hilft noch tut. Liebe Gemeinde! Im Theater erfährt man nicht gleich im ersten Akt die Auflösung des Dramas, aber das Lied Vom Himmel hoch erleidet meist das Schicksal, dass es nur bis zur 6. Strophe gesungen wird. Man singt von der Bescherung und geht dann ins Weihnachtszimmer, nicht in den Stall, nicht nach Bethlehem. Das ist so, als würde man bei einem Theaterstück schon nach dem ersten Akt nach Hause gehen. Dann verpasst man leicht das Wichtigste. Der Höhepunkt der Moritat kommt aber erst in der 12. Strophe, auf diese Aussage läuft die Geschichte vom Kind in der Krippe zu, hier folgt Luther Lukas und sagt es ungeschminkt: Die Herrscher dieser Welt werden vom Kind in der Krippe mit einer Vorstellung von Macht konfrontiert, die die meisten Machthaber ganz unvorstellbar finden. Martin Luther aber lässt keinen Zweifel: Das hat also gefallen Dir, die Wahrheit anzuzeigen mir, wie aller Welt Macht, Ehr und Gut vor dir nichts gilt, nichts hilft noch tut. Macht, Ehre und Besitz dieser Welt gelten nichts vor Gott, helfen und bewirken nichts! Was aber könnte und sollte sonst wirken, wenn nicht Macht, Ehre und Besitz in dieser Welt? Musik, zum Beispiel, wenn sie in mehrstimmiger Harmonie die Vielfalt menschlichen Lebens zum Ausdruck bringt. 4

Violine und Orgel Auch wohltuende Worte wirken von Geburt an vertrauenerweckend, stärkend, befreiend, ja ohne tröstende, ermutigende Worte können Kinder gar nicht heranwachsen, es sind Eindrücke und Einflüsse, die das Leben erweitern, die Räume eröffnen, nicht verschließen Alle Kräfte, die durch Hingabe wirken, eröffnen Lebensräume für andere Menschen, nicht für alle gleichzeitig, diese Kraft kann sich nur in kleinen Schritten fortpflanzen, von Mensch zu Mensch, von Herz zu Herz Liebe Gemeinde! Dieses Kinderlied ist ein politisches Lied, ein Loblied auf die Kraft, die Lebensräume eröffnet, kein Loblied auf eine revolutionäre Macht der Schwachen, die dann die Starken werden, sondern auf die Kraft, die allen Menschen zur Entfaltung ihrer Möglichkeiten hilft, die sich allen zumutet, die sich dem Schutz der Menschen anvertraut und damit Vertrauen hervorruft. Die dritte Szene unterstreicht die Hoffnung auf diese andere Kraft, fasst sich ein Herz zu bitten, dass Jesus sich uns anvertraut, sein Vertrauen in uns setzt und dadurch in uns Vertrauen weckt. Jesus soll in meinem Herzen ruhen besser als in der Krippe, dann wird mein Leben froh und fröhlich, seine Liebe erwärmt mein Leben, diese Begegnung verwandelt das Misstrauen in mir, dass doch nichts besser werden kann in dieser Welt, verwandelt das Mißtrauen in das Vertrauen, dass ich mitwirken kann an einer Welt, die immer mehr Menschen zusammenführt, nicht zusammenzwingt, im Geist der Liebe Gottes. 13. Ach, mein herzliebes Jesulein, Mach dir ein rein, sanft Bettelein, Zu ruhen in meins Herzens Schrein, Das ich nimmer vergesse dein. 14. Davon ich allzeit fröhlich sei, Zu springen, singen immer frei Das rechte Susaninne schon, Mit Herzenslust den süßen Ton. 15. Lob, Ehr sei Gott im höchsten Thron, Der uns schenkt seinen ein'gen Sohn. Des freuen sich der Engel Schar Und singen uns solch neues Jahr. 5

Liebe Gemeinde! Die Vorstellung ist zu Ende, der Bänkelsänger steigt von der Bank, das Leben auf dem Markt geht weiter. Wir haben nur diese Nachricht, die er unters Volk gebracht hat. Aber es ist keine Nachricht unter vielen, es ist die Nachricht überhaupt! Die gute neue Mär! Sie hat die Ahnung von einem neuen, anderen Leben unter die Leute gebracht und diese Ahnung hat die Menschen nicht wieder verlassen. Man hatte es doch schon immer an Müttern und Kindern gesehen, dass das Leben nicht aus Konkurrenz und Exzellenz, aus Überlegenheit und Siegen erwächst, sondern aus Entgegenkommen und Ermutigung, aus Hegen und Pflegen. Man hatte es auch von Propheten gehört, Jesaja und Jeremia, Amos und Hosea. Aber wissen wollen hatten sie es eigentlich nicht, die Fürsten nicht und die Patriarchen in den alten Gesellschaften und so viel aufgeklärter ist die Welt der Wissenschaftler und Techniker auch noch nicht, Gesetzgeber und der Interpreten von Verordnungen klammern sich vorzugsweise an den Buchstaben des Gesetzes: Immer noch meinen die meisten Menschen, Durchsetzungsfähigkeit und Stärke, Recht und Ordnung dienten dem Überleben der Menschheit mehr als Anerkennung und Ermutigung zu freier Entfaltung. Liebe Gemeinde, wir sind alle als Zeugen geladen, gegen die Ängstlichkeit unseres eigenen Herzens zu bezeugen: Diese gute neue Mär befreit. Die Mächtigen und Gewaltigen dieser Welt, die Machthaber und die Ordnungshüter, können die Freiheit Eures Herzens letztlich nicht einschränken. Angst, Not und Leid mögen uns immer noch Jahr um Jahr bedrängen, aber die gute neue Mär bleibt plausibel, bleibt glaubhaft, solange Menschenherzen schlagen und das Vertrauen spüren, dass Gott in sie setzt, in alle Menschen. Das ist etwas ganz anderes als das angestrengte Vertrauen auf die eigene Leistungsfähigkeit, auf die Masse der Völker, auf Steueraufkommen und Renditen. Es ist die Beteiligung an einer großen stillen Post, bei der auch Missverständnisse unterlaufen, aber die Botschaft von der Güte Gottes geht weiter durch die Welt, solange Menschenherzen aufnahmebereit und liebevoll schlagen. Wir können sie nur weitersagen, die gute Botschaft, neue Mär, wir ahnen ja nur ungefähr, die guten Früchte, die sie tragen die Worte, die seit jenen Tagen und trotzend aller Gegenwehr in unentwegter Wiederkehr, nicht über Bosheit endlos klagen - Vertrauen in die Menschen wagen, 6

Die Freudenbotschaft unvergesslich, der Liebe Wirkung unermesslich, denn wieder dringt der Weihnacht Schein, ins traurig-finstre Herz hinein, wo er den Lebensfaden findet, als Docht durch Liebe ihn entzündet. Die gute neue Mär aber wird in vielen Form gefasst immer weiter erzählt werden und den Menschen zu Herzen dringen, sicher nicht immer so prächtig wie in Luthers Moritat, aber auch schlicht mag sie noch recht sein: Völker, Stück für Stück gezählt, abgeschätzt, nicht ausgewählt, kein Interesse, was sie quält. Wenigstens den Stall gefunden, ein gesundes Kind entbunden, Mutterliebe, tief empfunden Hirten treiben auf der Flur ihre Herde ohne Spur, ohne Sinn die Kreatur. Engel Botschaft, dunkle Nacht, was der Menschheit Kummer macht, hat Gott längst zurechtgebracht. So bewahre der Segen Gottes unsere Vernunft in seinem Frieden. Amen. Lied: Stille Nacht Gebet Vaterunser Segen Lied: O du fröhliche 7