Special RÖHREN & HÖRNER

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Edith Fuchs
vor 5 Jahren
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2 /2017

kraft- wie glanzvolle Stereo-Endstufe RE 320 (10/2016) und jetzt den Vollverstärker V 110 SE. Allesamt nicht einfach nur optische Tuning-Varianten längst bewährter Baureihen.

3 Octave gibt richtig Gas. Allein im abgelaufenen Jahr hat AUDIO vier neue Verstärker des badischen Röhrenspezialisten getestet: den grandiosen Vollverstärker V 80 SE mit der transistorisierten Phonostufe EQ2 (5/2016), die so kraft- wie glanzvolle Stereo-Endstufe RE 320 (10/2016) und jetzt den Vollverstärker V 110 SE. Allesamt nicht einfach nur optische Tuning-Varianten längst bewährter Baureihen. Ganz im Gegenteil, Facelifting findet bei dem Mittelständler aus Karlsbad nur behutsam statt, man pflegt äußerlich vielmehr stetige Kontinuität. Aber innen, praktisch unter der Motorhaube, da gibt es mehr Innovationsschub zu bestaunen, als es im Falle des V 110 die Buchstaben SE wie Special Edition auf Anhieb vermuten ließen. Nein, der V 110 SE für jetzt rund 7000 Euro wartet nicht nur mit etwas mehr Hubraum, mehr Ladedruck oder mehr Leistung auf als sein Vorgänger. Das alles auch, aber um im automobilen Bild zu bleiben er hat zudem noch eine Novität im Getriebe. VOLLDAMPF MIT VERSTAND Mit Hirnschmalz, Schaltungstricks und ganz viel Erfahrung bringt Octave seinen Röhren- Vollverstärker V 110 SE auf die Überholspur. An fast jedem Lautsprecher. Das Geheimnis: Dämpfungsfaktor-Tuning. Von Lothar Brandt D-FAKTOR UND G-WAFFE Es geht um die Umsetzung der Leistung auf die Straße, pardon, an den Lautsprecher. Diese Spannung-in-Schall-Wandler am Ende der highfidelen Kette tun ja keiner Endstufe den Gefallen, sich gleichmütig wie ein Lastwiderstand zu verhalten. Im Gegenteil: Die Impedanz ändert sich mehr oder weniger stark mit der Frequenz, kapazitive Elemente etwa in der Frequenzweiche sorgen für Phasenverschiebungen zwischen Strom und Spannung. Und zu allem Überfluss gibt es da auch noch so einen Stromfluss vom elektrodynamisch angeregten Lautsprecher in den Verstärker zurück. Eine Art negative Turboladung. Die will man nun gar nicht haben. Das seit Jahrzehnten dagegen gezüchtete Additiv: der Dämpfungsfaktor. Das ist der Quotient aus Lautsprecherimpedanz geteilt durch Verstärker-Ausgangswiderstand. Je kleiner der Ausgangswiderstand des Amps, desto höher der Dämpfungsfaktor. Je größer der Widerstand 01 /

FAKTOR-TUNING: Zum Lieferumfang des V 110 SE gehören drei Eingangsröhren mit jeweils unterschiedlichem Verstärkungsfaktor.

NETZTEIL-TUNING: Mit der Super Black Box kann man auch dem V 110 SE wie fast allen Octave-Verstärkern mit einer kräftigen Dosis Zusatz-Kapzität (12 x 6000 µf) fürs Netzteil noch mehr Drehmoment geben

Und dass, so nebenbei, der Ausgangswiderstand eines Verstärkers zuweilen auch Innenwiderstand oder dynamischer Innenwiderstand genannt wird.

Octave- Chef Andreas Hofmann, jedem Voodoo, jeder Ideologie abholder Pragmatiker, hat sich nie auf die Seite der Verteufler oder Vergötterer geschlagen, sondern setzte die G-Waffe immer, aber sehr

Gut gedämpft ist halb gewonnen Langer Theorie, kurze Praxis: einfach die Eingangsröhre umstecken.

4 FAKTOR-TUNING: Zum Lieferumfang des V 110 SE gehören drei Eingangsröhren mit jeweils unterschiedlichem Verstärkungsfaktor. Sie bewirken jeweils unterschiedliche Dampfungsfaktoren, was die Anpassung des Verstärkers an unterschiedliche Lautsprecher optimiert. NETZTEIL-TUNING: Mit der Super Black Box kann man auch dem V 110 SE wie fast allen Octave-Verstärkern mit einer kräftigen Dosis Zusatz-Kapzität (12 x 6000 µf) fürs Netzteil noch mehr Drehmoment geben für 2500 Euro. des Lautsprechers, desto kleiner dieser ominöse D-Faktor. Was die Sache kompliziert macht, ist die Frequenzabhängigkeit der Widerstände. Und dass, so nebenbei, der Ausgangswiderstand eines Verstärkers zuweilen auch Innenwiderstand oder dynamischer Innenwiderstand genannt wird. Stromfluss hin, Widerstand her, die gängige Maßnahme zum Liften des D- Faktors ist die Gegenkopplung. Nun ist diese nicht ganz unumstritten. Octave- Chef Andreas Hofmann, jedem Voodoo, jeder Ideologie abholder Pragmatiker, hat sich nie auf die Seite der Verteufler oder Vergötterer geschlagen, sondern setzte die G-Waffe immer, aber sehr begrenzt ein. Gleichzeitig entwickelte er seine Verstärker darauf hin, dass sie mit möglichst vielen Lautsprechern optimal klarkommen. Jetzt hat er aus den möglichst vielen ein fast alle gemacht. Gut gedämpft ist halb gewonnen Langer Theorie, kurze Praxis: einfach die Eingangsröhre umstecken. Dem V 110 SE liegen drei Varianten der Doppeltriode ECC 80er bei: ECC 81 werksseitig eingesetzt für MED, die ECC 82 für LOW und die ECC 83 für HIGH. Mit etwas Fingerspitzengefühl können auch kräftige Männerhände die kleinen Kolben aus ihrem Halbversteck rechts vorne im Chassis ziehen und wieder einsetzen. Hofmann legt die Schaltung so aus, dass sie über Eingriffe in die Gegenkopplung den Dämpfungsfaktor variiert. Also niedrig (LOW) für wirkungsgradstarke Breitbänder, mittel (MED) für normale dynamische Lautsprecher selbst mit prinzipbedingt hohen Impedanzen im Mittelton wie etwa die 800er- Serie von Bowers & Wilkins, und hoch (HIGH) für Lautsprecher mit starken Impedanzschwankungen und im Hochtonbereich sehr niedrigen Werten etwa die Elektrostaten von Martin Logan. Die vorbildliche Bedienungsanleitung nennt diese beiden Marken ausdrücklich. Praktischerweise stellt eine B&W 802 D3 die tadellose Abhörreferenz im AU- DIO-Hörraum. Und für ML schlägt das Herz des Autors, für die Renaissance (Seite 42) mal wieder heftig. Und daran hatte der kleine Octave-Vollverstärker auch seinen Anteil. Doch zunächst bewältigte seine Gegentakt-Pentoden- Schaltung mit MED-Getriebe den Parcour an der dynamischen B&W. Und OPEN TUNING: Der Octave V 110 zeigt sich offen für das Implantieren einer Phono-Platine, das Umschalten auf schwächere Endröhren, den Einbau in einer Surround-Anlage, das Anflanschen der netzteilstärkenden (Super) Black Box. Und er beweist Umweltbewusstsein mit dem energiesparenden EcoMode /2017

MUSKEL-TUNING: lm Preis inbegriffen ist die kleine Fernbedienung, die aber Octavetypisch nur die Lautstärke regelt. Zur Eingangswahl muss man sich per Eigenbewegung sich an die Front begeben.

das Wort dynamisch galt dann elektrisch genauso wie musikalisch. SPASSFAKTOR UND ALLZWECKWAFFE Der V 110 SE legte sich mit ungeheurer Verve ins Zeug.

Übrigens kann man auch hier einen Gang runterschalten und andere Endröhren wie die KT 88 mit Halbgas anfahren. Worauf aber keiner Lust hatte, denn Vollgasfahren erhöhte den Spaßfaktor merklich.

Und winzigen Nuancen in der Klangfarben-Dramaturgie genauso souverän und flugs folgte.

5 MUSKEL-TUNING: lm Preis inbegriffen ist die kleine Fernbedienung, die aber Octavetypisch nur die Lautstärke regelt. Zur Eingangswahl muss man sich per Eigenbewegung sich an die Front begeben. Die wird auf Wunsch oder bei Bedarf gekrönt von der Abdeckhaube, die Kleinkinder und Haustiere vom Kontakt mit den heißen Röhren abhält. das Wort dynamisch galt dann elektrisch genauso wie musikalisch. SPASSFAKTOR UND ALLZWECKWAFFE Der V 110 SE legte sich mit ungeheurer Verve ins Zeug. Seine Endröhren KT 120 jagten die Bass- und Schlagzeugimpulse des Justice Groove von Stanley Clarke derart in die Membranen, dass die Jury spontan zum Fan der ODT (Octave Dynamik Technologie) wurde. Übrigens kann man auch hier einen Gang runterschalten und andere Endröhren wie die KT 88 mit Halbgas anfahren. Worauf aber keiner Lust hatte, denn Vollgasfahren erhöhte den Spaßfaktor merklich. Wobei der Octave bei großorchestralen Werken wie Anton Bruckners Achter Sinfonie auch bei gewaltigen Blechbläserschüben ganz souverän Kurs hielt. Und winzigen Nuancen in der Klangfarben-Dramaturgie genauso souverän und flugs folgte. Schon bei der B&W 802 D3 zeigte der Austausch auf HIGH, wie sensibel das Gespann Verstärker/Lautsprecher auf das Tuning reagierte. Mehr Kontrolle bei HIGH, mehr Fluss bei MED gut gedämpft ist halb gewonnen. An der Martin Logan gewann der HIGH-gestellte Octave dann ganz. Gut, er musste hier nur den Mittelhochton der bassaktiven Renaissance treiben doch mit welch einer Wonne, welcher Lust, um es mit Mozarts Entführung aus dem Serail zu besingen. Auflösung, Feindynamik, Schnelligkeit, Kraft so wird aus elektrischer Spannung Musik. Unabhängig von Lautsprecher und Genre: Dieser Amp ist eine Allzweckwaffe. Weil Octave zudem die gewohnten, lebensverlängernden Schutz- und Kontrollschaltungen beibehalten hat, gibt der variable V 110 SE technisch wie musikalisch musterhaft Vollgas mit Verstand. STECKBRIEF Vertrieb www. Listenpreis Garantiezeit Maße B x H x T Gewicht AUDIOGRAMM 01/2017 Åuniversell einsetzbarer Röhren-Vollverstärker mit guten Reserven und straffem, luftigem, dynamischem Klang Klang Cinch/XLR 130/130 Ausstattung gut Bedienung sehr gut Verarbeitung sehr gut KLANGURTEIL PREIS/LEISTUNG FAZIT OCTAVE V 110 SE Octave octave.de 7000 Euro 2/3 Jahre (bei Registrierung) 45,1 x 17,5 x 41,5 cm 22,7 kg ANSCHLÜSSE Phono MM/MC auf Anfrage/optional (490 ) Hochpegel Cinbch/XLR 5/1 Digital In Tape Out 1 Pre Out Cinch/XLR 1/ Kopfhörer FUNKTIONEN Aufnahmewahlschalter Klangregler/abschaltbar / Loudness Besonderheiten Dämpfungsfaktor anpassbar Íkein Kopfhörer-Ausgang, Eingangswahl nicht fernbedienbar 130 PUNKTE HIGHENDIG Lothar Brandt AUDIO-Mitarbeiter EMPFEHLUNG HIGH-END Natürlich wird sich jeder Verstärker-Fachmann mit Freude auf das tolle Tuning-Konzept des Octave V 110 SE stürzen. Ist ja auch cool aber nur die halbe Miete. Für Musikfreunde zählt etwas anderes: Dieser Röhrenvollverstärker ist ein fantastisches Mittel zum guten Zweck nämlich ganz wunderbar Musik hören zu können. Mit mehr Lautsprechern denn je. 01/17 MESSLABOR An den Frequenzgängen (hier mit der MED ECC 81 gemessen, linkes Diagramm) sieht man die Abhängigkeit von der Impedanz. Die 2-Ohm-Kurve (blau) fällt um 4 db bei 20 khz ab. Dafür zeigt sich der Stabilitätswürfel (gemessen mit Super Black Box, rechts) für eine Röhrenendstufe ausgesprochen stabil. Die Audio-Kennzahl ist mit 59 erfreulich hoch, noch an 3 Ohm kann der Octave V 110 SE 135 Watt mobilisieren /

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