Impuls-Seminar Gesprächstechniken

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1 Impuls-Seminar Gesprächstechniken Wie erziele ich in Minuten das bestmögliche Gesprächsergebnis? Heidrun Hodel Dr. Heike Hunecke Ute Wettschereck

2 Kommunizieren mit Jugendlichen bedeutet für den Erwachsenen ein grundlegendes Umdenken: Jugendliche übernehmen die Macht, indem sie das Gespräch initiieren, es zulassen oder nicht zulassen oder es durch aktiven oder passiven Widerstand sabotieren.

3 Gesprächsvorbereitung innere Haltung und Rollenverteilung Mit wem werde ich sprechen? Wie tickt mein Gegenüber? Was für ein Art von Gespräch soll stattfinden?

4 Ein Jugendlicher viele Gesichter

5 Gesprächsvorbereitung Mit wem werde ich sprechen? Mit Jugendlichen im Alter von ca Jahren... Der Jugendliche taucht in seine Innenwelt ab, um seine psychische Identität aufzubauen.[..]. Der Jugendliche zeigt oft mit seiner Kleidung, dass er >anders< ist, und lässt über Musik im übertragenen Sinne seine Identität auf die Straße schallen. Mit Experimenten werden die Grenzen und eigenen Möglichkeiten ausgelotet. Delfos, S. 271

6 Gesprächsvorbereitung Mit wem werde ich sprechen? Mit Jugendlichen im Alter von ca Jahren... Die Initiative zu einem echten Gespräch kommt selten vom Heranwachsenden selbst, es sei denn, etwas Praktisches muss geregelt werden. Es ist notwendig, das Bedürfnis des Jugendlichen nach Distanz zum Erwachsenen zu respektieren. Delfos, S. 272

7 Gesprächsvorbereitung Wie tickt mein Gegenüber? Mit Gleichaltrigen finden sehr ausführliche Gespräche statt mit Erwachsenen fallen Gespräche eher spärlich aus Der Jugendliche will mit dem Erwachsenen oft auf den Punkt kommen, schnell regeln, um was es geht, und sich dann wieder den eigenen Aktivitäten widmen. Gespräche finden gern in einer Form statt, die Vorläufigkeit ausdrückt: An der Tür stehend, kurz während der Pause, mit der Hand an der Türklinke

8 Was für eine Art von Gespräch soll stattfinden? Zielsetzung: Ein Entwicklungsplangespräch. - soll die persönliche Entwicklung der Jugendlichen (Werdegang Berufswahlvorbereitung) unterstützen - ist ein kurzes Gespräch: Minuten Dauer - wird i.d.r. von Klassenlehrer/in und Berufsberater/in geführt - läuft i.d.r. sehr ergebnisorientiert ab: auf den Punkt bringen - sollte für alle Beteiligten nachvollziehbar dokumentiert werden

9 Rollenverteilung im Gespräch: Jugendliche Berufsberater Lehrer Die Entwicklung des Jugendlichen steht im Vordergrund des Gesprächs. Ein gutes Gespräch ist voller Wärme, Respekt und Interesse

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11 Kommunikationsbedingungen Welche Faktoren tragen zum Gelingen von Kommunikation bei?

12 Die allgemeinen Kommunikationsbedingungen existieren unabhängig von der Art des Gesprächs, der Kultur, und sie sind zeitlos: 1. Respektvoller Umgang mit dem Gesprächspartner 2. Den Gesprächspartner ernst nehmen 3. Dafür sorgen, dass sich der Gesprächspartner wohl fühlt 4. Dem Gesprächspartner zuhören 5. (Dem Gesprächspartner die Möglichkeit geben, sich nach einem anstrengenden Gespräch zu erholen)

13 (zusätzliche) Kommunikationsbedingungen bei Jugendlichen: 6. Gehirn einschalten 7. Erzählen anregen 8. Zielgerichtet weiterfragen 9. Wertschätzung für Denkprozess äußern 10. Bereitschaft zum Lernen zeigen 11. Sokratische Methode

14 Was ist mit Gehirn einschalten gemeint? Vor allem bei Jugendlichen ist es wichtig, ihren Denkprozess zu begleiten. Ihr Gehirn muss eingeschaltet sein, damit sie logisch denken und spüren können, was in ihnen vorgeht. ( Wach rütteln, indem das Gesprächsanliegen kurz erläutert wird, ggf. beim Jugendlichen ein Thema nachfragen, das sich zur Gesprächseröffnung eignet) Was ist mit Erzählen stimulieren gemeint? Fragen zu Themen stellen, von denen wir spüren, dass sie dem Jugendlichen wichtig sind (es geht nicht nur darum was WIR wichtig finden )

15 Zielgerichtet nachfragen Der Verlauf eines Gesprächs wird insbesondere durch die Auswahl weiterer Fragen bestimmt. Haben die Fragen mit dem Kern der Sache zu tun und ist das Weiterfragen auf das Interesse des Gesprächspartners gerichtet, wird das Gespräch angenehmer verlaufen. Wertschätzung für Denkprozess äußern Jugendliche und Heranwachsende haben Anschauungen und Perspektiven zu bieten, über die der Erwachsene nicht unbedingt verfügt. Wenn der Jugendliche etwas erzählt, erkennt er an den Augen der Erwachsenen, ob dieser etwas Neues erfahren oder etwas verstanden hat. Denkprozesse offensichtlich wertschätzen!

16 Bereitschaft zum Lernen zeigen Zeigt der Erwachsene dem Herwachsenden gegenüber eine Bereitschaft zum Lernen, beinhaltet dies Respekt und ist kommunikationsförderlich. Der Erwachsene und der Heranwachsende können voneinander lernen. Eine solche Haltung stimuliert auch eine Lernhaltung beim Heranwachsenden. Die sokratische Methode Die sokratische Art der Kommunikation bedeutet vor allem, den Denkprozess des anderen zu begleiten, und zwar mittels des eigenen Interesses und des Wissens über das man selbst verfügt.

17 Sokratische Methode: Sokrates (470 bis 399 vor Chr.) wichtigstes Kennzeichen war, davon überzeugt zu sein, wenig zu wissen oder zu verstehen und stattdessen den anderen für den Sachkundigen zu halten. Er konnte außerordentlich geschickt Fragen stellen und nachhaken, so dass sein Gegenüber seine Meinung nicht nur kundtun, sondern vor allem auch entwickeln konnte.

18 Sokratische Methode: (angewendet auf die Seminardurchführung) 1. Von der Sachkenntnis des anderen in Bezug auf sich selbst überzeugt sein. SIE verfügen über Know-how und Intuition, was die Durchführung von Entwicklungsplangesprächen angeht 2. Die Sachkenntnis des anderen hervorlocken. Ich versuche IHRE Sachkenntnis hervorzulocken 3. Eher fragen als erzählen. Ich frage SIE und erzähle nur das Nötigste 4. Entdecken lassen. SIE haben Raum und Zeit zum Ausprobieren und Entdecken.

19 Wohlfühlatmosphäre für das Entwicklungsplangespräch: Geschlossener Raum, gesonderter Besprechungsbereich (kein Durchgangsbereich, die räumlichen Bedingungen sollten die Wichtigkeit des Gesprächs verdeutlichen) Im Dreieck, bzw. um s Eck sitzen (Gespräch auf Augenhöhe, keine Verhörsituation) Alle Unterlagen auch dem Jugendlichen kurz vorstellen (es gibt nichts zu verbergen) Auf die Person vorbereitet sein Ergebnisse abschließend noch einmal für den Jugendlichen zusammen fassen und nachfragen, ob die Erwachsenen alles richtig verstanden haben

20 Gesprächsphasen und -techniken

21 Gesprächsphasen im Entwicklungsplangespräch: 1 Begrüßung 2 Einführung / Eisbrecher 3 Besprechung (Fragen, Antworten, Ideen, Empfehlungen, Vereinbarungen, Dokumentation ) 4 Ergebniszusammenfassung / weiteres Vorgehen 5 Verabschiedung Rollenspiel Entwicklungsplangespräch, anschließend gemeinsame Reflexion entlang der Gesprächsphasen

22 Fragetechniken: Geschlossene Fragen Auf geschlossene Fragen gibt es nur eine begrenzte Anzahl möglicher Antworten: ja, nein, schön, manchmal Um ein Gespräch einzuleiten, eignen sich diese Fragen am besten bei jüngeren Jugendlichen (12 ca. 14) bzw. bei schwer zugänglichen Heranwachsenden. Diese Jugendlichen haben zwar den Wunsch, aber nicht die Möglichkeiten auf dem Niveau von Erwachsenen zu sprechen. Sie sind häufig darauf Bedacht, sich nicht zu blamieren.

23 Fragetechniken: Nachfragen Weitere Fragen zu einem Thema zu stellen, ist die geschickteste Art und Weise Interesse für ein Thema (und eine Person) zu zeigen. Du hast doch vor 4 Wochen ein Praktikum bei Obi gemacht. Wie hat Dir das denn gefallen? Das war ganz ok. Was hat Dir denn am meisten Spaß gemacht? Hm. Ich habe beim Zurechtsägen von Brettern geholfen. Wie funktioniert das Zurechtsägen?. Könntest Du Dir vorstellen später auch beruflich an solchen Maschinen zu arbeiten?

24 Fragetechniken: Pseudofragen Bei Pseudofragen kennt der Fragesteller bereits die Antwort. Je nachdem, welche Erwachsene Pseudofragen stellen, können Jugendliche sich beleidigt fühlen. Es entspricht nicht ihrem Bedürfnis nach Gleichwertigkeit. Oft reagieren sie mit Ignorieren. Rhetorische Fragen Bei einer rhetorischen Frage ist für Frager und Befragten klar, wie die Antwort lauten muss. Der Ton einer solchen Frage ist entscheidend (zynisch, humoristisch, ironisch oder warm verbindend) für den weiteren Gesprächsverlauf: Dein erstes Praktikum scheint Dir ja nicht so viel Spaß gemacht zu haben.? Ggf. nachgeschoben: Was ist denn aus Deiner Sicht schlecht gelaufen?

25 Fragetechniken: Fragen wiederholen Manchmal werden Fragen nicht beantwortet. Es kommen selten vor, dass die Frage tatsächlich nicht gehört wurde Möglich ist, dass die Aufmerksamkeit nachgelassen hat oder die Frage inhaltlich nicht angekommen ist. Sinnvoll ist es dann, die Frage nochmal mit anderen Worten zu wiederholen. Wird eine Frage ignoriert, kann dieses Problem auf der Metaebene angesprochen werden. Antwort wiederholen Eine Antwort zu wiederholen kann dem Fragenden auch dazu dienen, zu sehen, ob die Antwort verstanden wurde. Auf jeden Fall sollte die Antwort mit eigenen Worten wiederholt werden.

26 Fragetechniken: Zusammenfassend fragen Zusammenfassend fragen umschließt das Gespräch. Es kann als Schlussfolgerung verwendet werden, als Methode, gemeinsam zu einer Schlussfolgerung zu gelangen oder als Gesprächsabrundung dienen. Eine Frage, die eine Zusammenfassung dessen enthält, was der andere gesagt hat, ist am Ende des Gesprächs sehr nützlich. Für die Jugendlichen ist es wichtig, dass die Schlussfolgerung in kernigen Punkten genannt wird. Wenn wir Dich richtig verstanden haben, dann...

27 Körpersprache deuten und einsetzen Der Körper hat seine eigene Sprache, mit der er auch Übersetzer unserer Gefühle ist Er macht Unsichtbares sichtbar, ohne Worte Der Körper sagt oft etwas über emotionale Befindlichkeiten aus, die dem Menschen noch nicht einmal zu Bewusstsein gekommen sind. In Anlehnung an Ruth Cohn (Psychoanalytikerin, Psychologin: Themenzentrierte Interaktion) Beispiele aus Samy Molcho: Mit Körpersprache zum Erfolg

28 Quellen: Martine F. Delfos: Wie meinst Du das?, Gesprächsführung mit Jugendlichen (13-18 Jahre), 2007 Beltz Verlag (Taschenbuch) Christian-Rainer Weisbach, Petra Sonne-Neubacher: Professionelle Gesprächsführung. Ein praxisnahes Lese- und Übungsbuch. Beck-Wirtschaftsberater, 2008 im dtv (Taschenbuch) Samy Molcho: Mit Körpersprache zum Erfolg, (Buch oder DVD)

29 Stiftung PRO AUSBILDUNG Heidrun Hodel (Projektreferentin) Tel.: Kontakt: Dr. Heike Hunecke (freiberufliche Moderation, Beratung) Schulverwaltungsamt Düsseldorf Ute Wettschereck (pädagogische Begleitung, Beratung) Tel