Lernförderliche IT- Infrastrukturen zwischen schulischen Medienkonzept und kommunalem Medienentwicklungsplan

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1 Lernförderliche IT- Infrastrukturen zwischen schulischen Medienkonzept und kommunalem Medienentwicklungsplan Am Fallturm Bremen abreiter@ifib.de Medientag in Duisburg

2 Agenda 1. Lernförderliche IT- Infrastrukturen und Konsumerisierung der IT 2. Tablets in Schulen: neuer Hype, technisch- induzierte Veränderung von Lernkulturen oder Potenzial für wirkliche Veränderungen? 3. Was wissen wir aus der Forschung? 4. Welche Erfolgsfaktoren lassen sich idenvfizieren? 2

3 Lernförderliche IT- Infrastruktur Durchgängige Verfügbarkeit Alltagstauglichkeit Zu jeder Zeit an jedem Ort Ohne Medien- brüche Sicher Lernförderliche IT- Infrastruktur Technisch machbar Bedienbar Einbindung in Lern- und Lehrprozesse WirtschaDlich Keil- Slawik, 1999; Hampel, 2011; Kerres et al

4 Lernförderliche IT- Infrastruktur Curricularer Rahmen Methodenvielfalt im Unterricht Förderung von Medienkompetenz 4

5 Idealtyp 1: Gemanagte Infrastrukturlösung Serviceprozesse: Störungsbehand- lung Veränderungs- management KonfiguraVons- management Kapazitäts- management Verfügbarkeit Service Level Konsequenzen: Rigorose Standards Professionelle IT- Dienstleister

6 Idealtyp 2: Das Netz als Infrastruktur Cloud CompuVng On- Demand- Infrastruktur SaaS (Sodware as a Service) Web 2.0- FunkVonen Social Networking Crowd Sourcing Bring- whatever- you- want Die Bildungscloud EigenschaDen: Auswahl aus einer Fülle von Möglichkeiten Globale dynamische Vernetzung Teilung von Wissen und Kapazitäten Spontane Auswahl und Weiterentwicklung von Diensten und Lösungen Konsequenzen: Hoch- performante Infrastruktur (Bandbreite) Neue Sicherheits- philosophie

7 Treiber: Konsumerisierung der IT innovavons that originated in the consumer sector have increasingly been infiltravng the corporate environment (Weiß et al. 2012, S. 363). 7

8 Gerätebesitz der Jugendlichen (12-19 Jahre) (nach JIM- Studie , Basis: alle Befragten, n=

9 Eins_eg in die 1:1- Aussta`ung? Der Lösungsvorschlag der Enquete- Kommission ist ein ganz zentraler Punkt: Es sollen nicht mehr die Schulen, sondern die Schüler ausgesta`et werden. Jede Schülerin und jeder Schüler soll einen eigenen Laptop oder einen eigenen Tablet- PC bekommen preisgünsvg produziert in großen Losen und unterstützt durch staatliche Mikel. Wenn erst jeder Schüler seinen (Lern- )Computer mit in den Unterricht bringt, werden alle Beteiligten dazu gezwungen sein, sich mit dem Internet auseinander zu setzen. Und so die Bildungschancen des Netzes fächerübergreifend zu nutzen Zwischenbericht Medienkompetenz der Enquete- Kommission Internet und digitale Gesellschad des Deutschen Bundestags 2012 (Bundestagsdrucksache 17/7286) 9

10 Die Aussta`ungssitua_on interna_onal 2015 mit Daten aus mit Daten aus 2012 Schüler/innen pro PC (8. Klasse): 11,5 zu 1 Platz 12 von 21? Schüler/innen pro PC (15- jährige): 4,2 zu 1 Platz 28 von 35 10

11 Zugang zu mobilen Geräten in der Schule? Welche der folgenden elektronischen Medien und Geräte sind an Ihrer Schule für den Einsatz im Unterricht vorhanden? 11

12 Reak_on: Weltweite Ini_a_ven für 1- zu- 1 Aussta`ungen 14

13 Interna_onale Beispiele Steve Jobs- Schulen in den Niederlanden Bildnachweis: hkp://de.slideshare.net/mauricedehond/opening- steve- jobsschool?ref=hkp:// Gegründet 2013 ca bis 12- jährige lernen an 22 Schulen mit ipads keine analogen Schulbücher Bisher keine systemavsche EvaluaVon Gestartet 2013 Ziel: alle Schülerinnen und Schüler mit ipads ausstaken (Kosten: $1 Mrd). Apps eingekaud entlang eines zentralen Curriculums (Pearson Common Core System) 2015: gestoppt Warum: keine Einigung über Betrieb, Support und Ersatzgeräte bei Verlust; außerdem KorrupVonsvorwürfe 15

14 Schlussfolgerung einer Analysen von 1- zu- 1 Aussta`ungsini_a_ven Overall, it was obvious that the inivavves focused on the hype around tablets and not on their use as a tool to achieve an educavonal goal. Rana M. Tamim, Eugene Borokhovski, David Pickup and Robert M. Bernard (2015): Large- Scale, Government- Supported EducaVonal Tablet IniVaVves, Commonwealth of Learning 16

15 Von Hype- Zyklen und Diffusionskurven Cyber- physical Systems Tablets Laptops Notebooks Mikrocomputer Personal Computer Großrechner- anlage 17

16 Forschungsergebnisse zu Tablets in Grundschulen Also so Ipads, für zwei immer min- destens ein und ne WLAN- Verbin- dung, das wär ja schon ein Traum von mir, dann könnte man ja dem- entsprechend schon gut arbeiten. Auch für Partner- oder Gruppen- arbeit könnte man wirklich schon gut arbeiten. (GD2) Gestaltung des Lernprozesses mit Hilfe von Tablets Breiter, Andreas, Aufenanger, Stefan, Averbeck, Ines, Welling, Stefan, & Wedjelek, Marc. (2013). MedienintegraVon in Grundschulen. Berlin: Vista.

17 Medienkompetenz in NRW = Medienpass Situa_on in den Grundschulen ± Breiter et al. (2013), Breiter et al. (2015)

18 Bedeutung mobiler Endgeräte im Kontext des Medienpasses: Beispiel aus den Schulfallstudien Kf: Ja, also seit dem wir Medienpassschule sind und auch ipads haben, arbeiten wir viel intensiver mit diesem Medium Internet oder Computer (.) das haben wir, äh in der Zeit vorher auch gemacht aber bei den Bedingungen, die wir da hatten, war das nicht so einfach umzusetzen, aber seit dem wir eben ähm ausgestattet sind, eben auch mit den ipads, ist das sehr viel intensiver geworden (P4:74) Breiter et al. (2015) 21

19 Ergebnisse aus den Fallstudien Fallschulen waren bereits vor der Entwicklung des Medienpasses NRW akvv im Bereich der Medienkompetenzförderung Der Medienpass NRW kann helfen bereits begonnene Prozesse zu beschleunigen und die Akzeptanz der Lehrkräde und Eltern zur Arbeit mit Medien zu sichern. Kernaussagen Erfolgreiche Medienpass- Schulen haben einen umfassenden AbsVmmungsprozess mit allen Stakeholdern hinter sich. Der Medienpass ist ein Mosaikstein auf dem Weg zum Medienkonzept als Teil des Schulprogramms. Breiter et al. (2015) 22

20 Forschungsergebnisse zu Tablets in Sek I/II 2015 Welling, S. et al. (2015): paducavon: EvaluaVon eines Modellversuchs mit Tablets am Hamburger Kurt- Körber- Gymnasium Bremen/Hamburg: InsVtut für InformaVonsmanagement Bremen und Universität Hamburg. 23

21 Was wurde mit Tablets gemacht? (Schülerbefragung) Welling et al. (2015) 24

22 Ambivalentes Fazit (Schüler) Ich persönlich finde das eigentlich kein großer Erfolg ein ipad jetzt im Unterricht mitzunehmen, weil ich finde, es hat all die hundert Jahre gut geklappt ohne Technik und jetzt auf einmal mit Technik, was soll sich daran ändern? (Schüler, 12. Klasse 2013) Welling et al. (2015) 26

23 Posi_ves Fazit (Schulleiter) Eine der größten Überraschungen in den Folgejahrgängen war die große Anzahl der Familien (ca. ein Drittel), die bereit waren, ein privates Tablet für die alltägliche Schülernutzung zu finanzieren. Die Idee, private Geräte im Schulalltag einzusetzen, ist auf jeden Fall ein zukunftsweisender Weg. Welling et al. (2015) 27

24 Empfehlungen paduca_on Projektorgani- savon Rolle der Lehrkräde Schul- organisavon Infrastruktur und Support Konsens Planungs- vorlauf Einführungs- phase Nutzungs- vereinbarung Breiter Diskurs (+/- ) Offenheit InnovaVons- freude Kompetenz Unterstützung Begleitung Schulinternes Curriculum Zeit- management Content- Bereitstellung Rechtl. Rahmen WLAN Breitband Apps Speicher Betriebs- konzept Welling et al. (2015) 28

25 Bring- Your- Own- Device als Heilsbringer? Horizon Report 2015 Johnson, L./Adams Becker, S./V., E./Freeman, A. (2015): NMC Horizon Report: 2015 K- 12 EdiVon AusVn, TX: The New Media ConsorVum. 29

26 Herausforderungen bei Bring- your- own- device Schulträger / Schule Hohe InvesVVonen in IT- Infrastrukturen (v.a. Netz und Bandbreite) Höhere Folgekosten für Betrieb und Support (Endgeräte- Vielfalt), v.a. für Sicherheit Neue Rolle als Diensteanbieter Datenschutz, Jugendmedien- schutz, Urheberrecht, Hadungsfragen Regelungen für PrüfungssituaVonen Flexiblere Räumlichkeiten / Möbel Nutzerinnen und Nutzer Chancengleichheit vs. soziale Benachteiligung Ersatzgeräte (bei Vergessen oder Verlust) Zusatzkosten für Ersatz- Akkus, Versicherung, Wahrung des Fernmelde- geheimnisses Zugriffsrechte / Datenschutz 31

27 Verflechtungen bei der Medienintegra_on Ausstakung Infrastruktur Schulmanagement und Schulkultur Curriculum- entwicklung Inhalte und Materialien Lernen und Lehren mit Medien Lernen und Lehren über Medien Qualitäts- entwicklung Unterrichts- entwicklung Betrieb und Support Einstellungen und OrienVerungen Lehrer- bildung Breiter et al. 2010; Breiter et al

28 Medienentwicklungsplanung als Steuerungsinstrument im Mehrebenensystem Schule Land Landeskonzept, Kerncurricula, Ausbildungsordnung Kommune/Region Kommunaler bzw. regionaler Medien- entwicklungsplan Schule Schulisches Medienkonzept 34