Länderanalyse. Singapur. Politische Lage

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1 Research Länderanalyse Manuel Schimm Beachten Sie bitte den/die Hinweis/e auf der/den letzten Seite/n Bloomberg: BAYR Singapur Politische Lage Die innen- wie außenpolitische Lage in der parlamentarischen Demokratie (Einkammersystem) Singapurs ist traditionell stabil. Auch nach den Parlamentswahlen vom September 2015 blieb die politische Landschaft unverändert. So konnte der seit 2004 amtierende Ministerpräsident Lee Hsien Loong mit seiner Regierungspartei People's Action Party (PAP) die bereits seit 1959 die politische Szene dominiert mit 83 von 89 Sitzen bzw. 70% Stimmanteil erneut einen Wahlerfolg erringen. Schwerpunkte der Regierungsarbeit bleiben weiterhin die konsequente Bekämpfung von Kriminalität, Korruption und Terrorismus. Wirtschaftspolitisch zählt die Erhaltung und Verbesserung der ohnehin sehr guten Standortqualität zu den wichtigsten Aufgaben. Singapur bietet internationalen Investoren und Unternehmen hervorragende Rahmenbedingungen: Platz 1 im Doing Business Ranking der Weltbank und Platz 8 im Corruption Perceptions Index von Transparency International sprechen dabei für sich. Um das hohe Wohlstandsniveau zu halten bzw. noch weiter auszubauen, hat die Regierung mehrere Programme ins Leben gerufen, welche Singapur zum Top-Standort für Forschung und Entwicklung bzw. innovative Technologien machen sollen. Darüber hinaus soll der Stadtstaat zu einem weltweiten Vorreiter für intelligente Energiewirtschaft (Mix aus Kernenergie und Renewables) bzw. für Ressourceneffizienz werden auch damit der Mangel an natürlichen Ressourcen in Singapur nicht zu einem begrenzenden Faktor für das Wirtschaftswachstum wird. Stabile politische Lage Außenpolitisch pflegt Singapur gute Beziehungen zur westlichen Welt und den direkten Nachbarländern. Die weltwirtschaftliche Integration, Ablehnung von Handelshemmnissen, und die Förderung der Beziehungen zu den ASEAN-Ländern zählen zu den wichtigsten Elementen der Außenpolitik. Gesamtwirtschaftliche Entwicklung Singapur zählt zu den führenden Industrie- und Dienstleistungszentren und ist einer der wichtigsten Finanzplätze im asiatischen Raum. Das BIP wird zu drei Vierteln vom tertiären Sektor erwirtschaftet; der sekundäre Sektor basiert vorrangig auf (Hoch-)Technologie bzw. chemischen Erzeugnissen und dem Elektroniksektor. Ohne eigene Rohstoffbasis und mit einem begrenzten Heimatmarkt hängt die Entwicklung entscheidend vom Außenhandel und der weltweiten Nachfrage ab. Nachdem die Wirtschaft im Jahr 2013 noch eine hohe reale Steigerungsrate von 4,7% ausweisen konnte, stehen die Zeichen seitdem auf Konjunkturabkühlung. Im laufenden Jahr wird mit einer Wachstumsrate von 1,7% der niedrigste Zuwachs seit 2009 erwartet. Angesichts des Entwicklungsstands (BIP pro Kopf: Dollar) und im Vergleich mit den Industrieländern weltweit handelt es sich dabei jedoch immer noch um eine ansehnliche Performance. Die Abkühlung geht Hand in Hand mit der rückläufigen Konjunktur insbesondere in China, sowie bei den Nachbarn Indonesien und Malaysia. Deren nachlassende Wachstumsperformance schlägt unmittelbar auf die Dynamik des Dienstleistungssektors in Singapur durch und zwar in Form von schwächelnder Nachfrage bei Finanzprodukten,

2 Länderanalyse vom Tourismus und Glücksspiel. Nicht zuletzt deshalb will die Regierung die Abhängigkeit vom tertiären Sektor ein wenig reduzieren: Bis 2020 werden insgesamt 4,5 Milliarden Singapur- Dollar (entspricht 3,3 Mrd. US-Dollar bzw. 1,1% gemessen am BIP) für den industriellen Wandel bzw. zur Stärkung der industriellen Basis zur Verfügung gestellt. Das Maßnahmenpaket zielt vor allem auf innovative kleine und mittelständische Unternehmen aus den Bereichen Robotertechnik, Automatisierung, Medizintechnik, Logistik und Hochtechnologie ab. Langfristig profitiert das Wirtschaftsmodell damit von einem noch weiter steigenden Diversifikationsgrad und einem höheren Potenzialwachstum (3%). Kurz- und mittelfristig wird sich die Volkswirtschaft jedoch an Wachstumsraten von etwa 2% gewöhnen müssen, da der angestoßene industrielle Wandel Zeit benötigt und auch vom Außenhandel vorerst kaum Wachstumsimpulse zu erwarten sind. Hoher Entwicklungsstand; Verbreiterung der industriellen Basis soll Potenzialwachstum anheben Die Zentralbank Singapurs kämpft seit Ende 2014 mit einer schwachen aber hartnäckigen Deflation. Um diese zu durchbrechen, hat die Notenbank im April 2016 den Aufwertungspfad der Währung gegenüber dem Dollar durch Devisenmarktinterventionen gestoppt Konjunktur und Inflation bzw. Geldpolitik werden in Singapur durch das Instrument Wechselkurs und nicht durch den Leitzins gesteuert. Seit April verläuft der Wechselkurs mit schwacher Abwertungstendenz relativ stabil, was sich auch in einer rückläufigen Deflation niederschlägt. Gegen Ende 2016 ist bei weiterhin konstantem Wechselkurs zum Dollar eine Rückkehr zur Inflation zu erwarten, auch wenn diese mit voraussichtlich 0,8% im Jahresdurchschnitt 2017 noch gering ausfallen wird. Außenwirtschaft Starke Position im Außenhandel dank hoher Wettbewerbsfähigkeit Singapur verfügt als Drehscheibe im internationalen Waren- Dienstleistungs- und Kapitalverkehr über eine ausgesprochen starke außenwirtschaftliche Position: 2015 belief sich die Außenhandelsquote auf 229% gemessen am BIP. Die hohe Wettbewerbsfähigkeit bei Waren und Dienstleistungen sorgt für hohe in Prozent gemessen am BIP meist zweistellige Handels- und Leistungsbilanzüberschüsse. Dieser Trend wird sich aufgrund der wirtschaftspolitischen Fokussierung auf Zukunftstechnologien und die Verbreiterung der industriellen (Export-)Basis mittel- bis langfristig weiter fortsetzen. Der damit verbundene Status als Netto-Kapitalexporteur bzw. Nettogläubiger dem Ausland gegenüber ist ein Faustpfand für den Bonitätsstatus. Finanzstatus Bonität bewegt sich nachhaltig auf höchstem Niveau Singapur verfügt über eine hervorragende Bonität. Die Staatsschulden sind zwar gemessen am Bruttoinlandsprodukt mit rund 98% vergleichsweise hoch. Allerdings bestehen die Verbindlichkeiten überwiegend (etwa 90%) in heimischer Währung; die Refinanzierung und der Kapitaldienst sind unkritisch. In den kommenden Jahren sind ausgeglichene Staatshaushalte und damit ein leichter Rückgang der Gesamtverschuldung gemessen am BIP zu erwarten. Gegenüber dem Ausland ist Singapur Nettogläubiger: Das Auslandsvermögen übersteigt die Verbindlichkeiten um knapp 600 Mrd. Dollar bzw. 200% gemessen am BIP. Darüber hinaus wird der Finanzstatus von der Wettbewerbsfähigkeit und einer flexiblen Wirtschaftspolitik gestärkt. Daher überrascht es nicht, dass der Stadtstaat an den internationalen Finanzmärkten einen sehr guten Ruf genießt. Im Ranking des Institutional Investor von September 2016 belegt Singapur Rang 8 von 179 gelisteten Ländern. Ausblick Singapur kann sich auch zukünftig auf seine gut aufgestellte Volkswirtschaft sowie die hervorragende Position im Wachstumsmarkt Asien verlassen. Durch die Diversifizierung

3 Länderanalyse vom Singapur profitiert weiterhin von den hervorragenden Rahmenbedingungen und der geografischen Lage der industriellen Basis und die Ansiedelung von Zukunftsbranchen treibt die Regierung die weitere Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der Standortfaktoren aktiv voran. Auch wenn die Wachstumsraten wegen der konjunkturellen Abkühlung wichtiger Handelspartner mittelfristig unter der 3%-Marke liegen werden, sind die Aussichten insbesondere im Vergleich mit anderen Industrieländern nach wie vor gut.

4 Länderanalyse vom Länderdaten Strukturdaten Fläche 719 km 2 Einwohner 5,6 Mio. Bevölkerungsdichte 7789 Einwohner/km 2 Hauptstadt Singapur Währung Singapur-Dollar (SGD) Binnenwirtschaftliche Indikatoren p 2017p BIP pro Kopf US$ Bruttoinlandsprodukt Mrd. US$ Wachstumsrate BIP, real % 3,3 2,0 1,7 1,8 Inflationsrate % 1,0-0,5-0,5 0,8 Arbeitslosenquote % 1,9 1,9 2,0 2,0 Außenwirtschaftliche Indikatoren Warenexporte Mrd. US$ Warenimporte Mrd. US$ Handelsbilanzsaldo Mrd. US$ Leistungsbilanzsaldo Mrd. US$ % des BIP 17,6 19,8 18,6 16,9 Ausl. Direktinvestitionen Mrd. US$ Wechselkurs (Durchschnitt) SGD/USD 1,27 1,37 1,37 1,40 SGD/EUR 1,68 1,52 1,51 1,47 Deutsche Einfuhr Mrd. 5,0 5,9 Deutsche Ausfuhr Mrd. 6,3 6,6 Saldo aus deutscher Sicht Mrd. 1,3 0,7 Finanzindikatoren Währungsreserven ohne Gold Mrd. US$ Auslandsverschuldung (brutto) % des BIP 438,0 430,0 430,0 428,0 Staatsverschuldung % des BIP 98,5 98,2 98,2 98,0 Haushaltssaldo % des BIP 1,0-0,7-0,2 0,0 Wichtige Exportmärkte Wichtige Exportprodukte Beitrag zum BIP China 13,8% Elektronik 13,8% Primärsektor 0,0% Hongkong 11,4% Petrochemie 13,4% Sekundärsektor 23,8% Malaysia 10,9% Chemie 11,7% Tertiärsektor 76,2% Externe Ratings FCR LCR Ausblick Standard & Poor's AAA AAA stabil Moody's Aaa Aaa - Fitch AAA AAA stabil Quellen: IWF, GTAI, GlobalInsight

5 Länderanalyse vom Allgemeiner Hinweis: Diese Publikation ist lediglich eine unverbindliche Stellungnahme zu den Marktverhältnissen und den angesprochenen Anlageinstrumenten zum Zeitpunkt der Herausgabe der vorliegenden Information am Die vorliegende Publikation beruht unserer Auffassung nach auf als zuverlässig und genau geltenden allgemein zugänglichen Quellen, ohne dass wir jedoch eine Gewähr für die Vollständigkeit und Richtigkeit der herangezogenen Quellen übernehmen können. Insbesondere sind die dieser Publikation zugrunde liegenden Informationen weder auf ihre Richtigkeit noch auf ihre Vollständigkeit (und Aktualität) überprüft worden. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit können wir daher nicht übernehmen. Die vorliegende Veröffentlichung dient ferner lediglich einer allgemeinen Information und ersetzt keinesfalls die persönliche anleger- und objektgerechte Beratung. Für weitere zeitnähere Informationen stehen Ihnen die jeweiligen Anlageberater zur Verfügung. Manuel Schimm Senior Economist Telefon: manuel.schimm@bayernlb.de Redaktion: Bayerische Landesbank Unternehmensbereich München (=Briefadresse) research@bayernlb.de Geschäftsgebäude: Bayerische Landesbank Brienner Straße München (=Paketadresse)