Voll Optimismus ins nächste Halbjahr

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Voll Optimismus ins nächste Halbjahr"

Transkript

1 Voll Optimismus ins nächste Halbjahr ins Jahr 2013 aggressiv bleiben wird, ergänzt Erich Stadlberger von der Oberbank. Thomas Partel von der Hypo NÖ wiederum sieht in einer Situation wie jetzt einen klassischen Einstiegszeitpunkt: Gerade an einer Mauer der Angst stiegen Kurse in der Vergangenheit, wie zuletzt im März Der Optimismus ist zurück bei den Vermögens ver waltern und Anlageexperten Österreichs. So einig war man sich noch nie, dass das nächste ein gutes Börsen halb jahr sein wird. Skepsis herrscht über die Dauerhaftigkeit. VON MICHAEL FEMBEK Die Finanzkrise feiert demnächst ihr erstes halbrundes Jubiläum, und so lange sind auch bereits die goldenen Zeiten für die Vermögensverwaltung vorbei. Viele davon konnten bis dahin einfach mit einem Geschäftsmodell arbeiten, das darin bestand, sich einen prozentuellen Anteil an den jährlichen Zugewinnen zu sichern. Seit 2007 ist das vorbei: Nur wer es schafft, die Vermögen und das Vertrauen seiner Kunden zu erhalten, indem er aktiv und transparent informierte, sich mit den Ängsten und Sorgen auseinandersetzte, schaffte es, die letzten fünf Jahre zu überstehen. Die aktuelle GEWINN-Umfrage zeigt nun aber: Erstmals hat Optimismus die Zukunftssorgen verdrängt. Foto: Georg Preissl Fotolia.com Optimismus dank Geldflut Die Private-Banking-Experten sehen so einhellig wie noch selten zuvor mit Zuversicht in die nächsten Börsenmonate. Die Märkte haben sich rasch entspannt, speziell mit Aktien sollte es deutlich nach oben gehen. Entspannung bringt die enorme Geldschwemme, mit der die EZB und andere Zentralbanken die Banken tränken und damit auch die Finanzmärkte überschwemmen angesichts dessen die Wertpapiere gar nicht mehr anders können, als zu steigen. Die Risken eines erneuten Schocks für das Finanzsystem scheinen dank der außergewöhnlichen Unterstützung durch die Notenbanken deutlich reduziert, meint etwa Henrik Herr von der Credit Suisse in Österreich. Ich gehe davon aus, dass die Geldpolitik noch weit bis Skepsis über die Dauerhaftigkeit Liquiditätsschwemme ist gut, sie muss aber auch einmal einen echten Wirtschaftsaufschwung auslösen. Die Deutsche Bank sieht dafür wie einige andere auch schon Anhaltspunkte: Die makroökonomischen Rahmenbedingungen verbessern sich weiter. Die Reihen der Skeptiker sind hier aber auch noch recht dicht: Die Prob - leme wurden durch die Notenbanken mit viel Liquidität zugedeckt, meint Helmut Urban, Leiter der Semper Cons tantia Privatbank, unisono mit Robert Löw von der Liechtensteinischen Landesbank: Unser Haus bleibt aufgrund der ausschließlich liquiditätsgetriebenen Aktienmarktrally vorsichtig positioniert. Und Constantin Veyder-Malberg, Vorstand der Capitalbank (Grawe-Gruppe), mahnt: Griechenland ist doch lediglich die Spitze des Eisbergs. Zu viele Länder haben über ihre Verhältnis gelebt und irgendjemand wird dafür bezahlen. Als Anleger muss man sich dessen bewusst sein und darf nicht kurzfristigen Entwicklungen nachlaufen. Wer bei der Rallye der vergangenen Monate dabei war, kann sich jetzt wieder defensiver positionieren. Wer den Anfang der Rally mitmachte Bei der Rally der letzten Monate waren nur die wenigsten dabei, die Kurse stiegen mit sehr geringen Umsätzen. Wer war dabei, die Kunden von welchen Private-Banking-Experten? Die GEWINN-Tabelle gibt darüber etwas Aufschluss: In der Spalte Trefferquote Winter 2011/12 sehen Sie, wer in der letzten Umfrage, die im Oktober 2011 im GEWINN publiziert wurde, die Zeichen der Zeit richtig deutete und entgegen der damaligen Euro- Untergangsstimmung zum Einstieg auch in Aktien geraten hat: Die Partnerbank und die Wiener Privatbanken hatten damals schon Aktien auf Grün 46 GEWINN 4/12

2 Foto: Jungwirth Foto: Foto: Raiffeisen Private Banking Helmut Urban, Semper Constantia, zur EZB-Politik: Als ob man einen alten rostigen Fiat mit einer zentimeterdicken Lackschicht zuschmiert. Wolfgang Traindl, Erste Bank Private Banking: Derzeit erscheinen uns Risikoanleihen, Subs - tanzaktien und Gold besonders attraktiv. Christian Ohswald, Raiffeisen Wien: Berichtssaison nicht nur solide, positives Überraschungsmomentum durch Konjunktur vorerst dahin. gestellt. Auch Deutsche Bank, Erste Bank, Hypo Vorarlberg, Lechbank, Liechtensteinische Landesbank, Schoellerbank, UBS und VKB-Bank waren bereits gut auf Aktien zu sprechen. Jetzt im Frühjahr haben sich zu den Optimisten auch Hypo NÖ, Kathreinbank, Krentschker, Oberbank, Raiffeisen Private Banking Wien, RCM und Spängler gesellt, die mit ihren Kunden verstärkt in den Aktienmarkt einsteigen. Auch die Zürcher Kantonalbank, die erstmals an der GEWINN-Umfrage teilnimmt, ist sehr positiv eingestellt. Allerdings: Gegenüber dem Vormonat ändert sich die Aktieneinschätzung von sehr positiv auf positiv. Stärkeres mittelfristiges Sentiment, weiterhin moderate Bewertungen, positive Charttechnik, Liquidität durch die EZB sowie robuste Konjunkturzahlen wirken unterstützend. Andererseits verläuft die Berichtssaison nicht nur solide, erläutert Christian Ohswald vom Raiffeisen Wien Private Banking. Sogar wieder etwas auf die Bremse steigen Gutmann und VKB (siehe Tabelle), während die Capitalbank skeptisch war und weiter bleibt. Substanz vor Wachstum Wer sich die Tabelle ansieht, findet sofort, auf welche Aktien die Experten derzeit setzen: auf Substanz und auf Bluechips, und nicht auf Wachstum (und auch nicht auf österreichische Werte). Dabei darf man auch auf die Streuung nicht vergessen, so Wolfgang Traindl von der Erste Bank: Derzeit erscheinen uns Risikoanleihen, Subs - tanzaktien und Gold besonders attraktiv. Ähnlich auch Günter Smodic von der Lechbank: Interessant bleiben neben ausgewählten Bluechip-Aktien und Unternehmensanleihen auch Staatsanleihen solider Schwellenländer. Unternehmensanleihen gefragt Die angesprochenen Unternehmensanleihen werden von den Experten schon seit einiger Zeit bevorzugt, angesichts der Unsicherheiten rund um fast alle Staatsanleihen. Alexander S. Friedman, Chief Investment Officer, UBS Wealth Management: US-Unternehmensanleihen mit niedriger Bonität (High Yield) weisen angesichts der extrem niedrigen Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen nach wie vor hohe Renditedifferenzen auf. Harald Holzer von der Kathreinbank sieht noch ein anderes attraktives Marktsegment: Anleihen der PI- IGS-Länder und der Kernländer wie Österreich werden sich deutlich besser entwickeln als deutsche und US-Papiere. Alleinstellungsmerkmale der einzelnen Anbieter Bleibt die Frage, wie und wo sich die Private-Banking-Spezialisten nach der Krise selbst aufgestellt sehen. Einen zahlenmäßigen Überblick liefert die Tabelle, in der Sie unter anderem auch die Mindestgrößen der verwalteten Vermögen finden. GEWINN fragte die rund 25 Anbieter, die den Fragebogen ausfüllten, aber auch danach, worin sie ihr Alleinstellungsmerkmal im derzeitigen Markt sehen.* Im Folgenden eine Kurzcharakteristik nach der Selbsteinschätzung der Private-Banking-Anbieter. Groß, stark, global Hier sieht sich Credit Suisse zuhause, mit weltweit zwei Millionen Kunden, samt ganzheitlicher Beratung für Unternehmen und Familien. Auch die Deutsche Bank unterstreicht, eine der bestkapitalisierten globalen Banken zu sein, mit weltweitem Know-how, das man auch den österreichischen Vermögensverwaltungskunden weitergeben kann. Genau wie die UBS, die etwa ein Team von 120 Analysten weltweit für sich arbeiten lässt, in dem 43 Sprachen gesprochen werden, und mit einem Tier-1-Kapital von 19,7 Prozent. Von starken Eltern Die Capitalbank verweist auf die Grazer Wechselseitige als wirklich starke Mutter, mit dem aktuellen Zusatznutzen, Kunden auch bei Bedarf Finanzierungen anbieten zu können. Den starken Vater betont auch die Hypo NÖ (100-Prozent-Eigentümer ist das Land Niederösterreich), die LLB (mit dem Land Liechtenstein als Mehrheitsaktionär, das ein unbeflecktes AAA- 48 GEWINN 4/12

3 Rating hat) sowie die Privatbanken im Raiffeisensektor, wie RCM oder Kath - reinbank. Auch die Zürcher Kantonalbank erhielt mehrfach Auszeichnungen als sicherste Bank. Unabhängig, objektiv Oberbank, Partnerbank, VKB und Semper Constantia sehen ihre Stärke in der Objektivität und Unabhängigkeit, frei von jedem Druck, Eigenprodukte verkaufen zu müssen. Dass es auch ein Vorteil sein kann, abseits jeder Börsenhektik Entscheidungen zu treffen, sieht die Lechbank als einen ihrer großen Vorteile. Vernetzt Die Credit Suisse sieht sich weltweit in einer guten Position auch in der Vernetzung von Unternehmenskunden, als deren Zusatznutzen. Auch das Raiffeisen Private Banking Wien bietet dies seit Kurzem aktiv seinen Kunden an. Unternehmer, Peer-to-Peer Die Bank Gutmann, im 80-Prozent-Eigentum der Unternehmerfamilie Kahane, sieht sich bestens aufgestellt, um die Interessen von anderen Unternehmen und deren Familien verstehen zu können, in einem partnerschaftlich-unternehmerischen Geschäftsmodell. Fair bei den Provisionen Die Capitalbank bietet ein einmaliges Honorierungsmodell namens Fair und Ehrlich an, mit dem die Berater nur verdienen, wenn auch der Kunde verdient. Raiffeisen Private Banking Wien ist hier ebenfalls mit ihrer Leistungsgarantie einzigartig. Wer sich für die von der Bank gemanagte Asset Allocation entscheidet, bezahlt ein All-inone-Fee, dessen Höhe ausnahmslos abhängig von seiner subjektiven Zufriedenheit ist (Ohswald). *) Nicht beantwortet wurde der Fragebogen von: Alizee, Bank Jungholz, LGT, RCB, Schelhammer & Schattera und Vontobel. Interview mit Robert Zadrazil, Bank-Austria-Vorstand für Private Banking Kein Platz für Mini-Kostolanys! Robert Zadrazil leitet seit Oktober 2011 das Private Banking Österreich der UniCredit-Gruppe in Österreich. GEWINN: Im Private Banking der Bank Austria hat sich in den letzten Monaten so einiges verändert? ZADRAZIL: Wir setzen auf eine eingehende Qualitätsanalyse der Depots als Service für unsere Kunden. Darin fließen alle Vermögenswerte ein und machen erkenntlich, wie das Depot aufgestellt ist und wo Risken, etwa Klumpenrisken oder Gaps, liegen. GEWINN: Welche Anlagestrategie empfehlen Sie Ihren Kunden? ZADRAZIL: Unsere gemeinsame Investmentstrategie ist wichtiger denn je. Diese wird in groben Zügen für die gesamte UniCredit-Gruppe erarbeitet, über ein Investmentkomitee, in dem alle Länder vertreten sind. Die Meinung, die sich dort bildet, ist verbindlich, sie wird aber natürlich lokal angepasst. Daran haben sich alle zu halten, bei uns gibt es keinen Platz für Mini-Kostolanys. GEWINN: Und welche Wertpapiere kaufen Sie für die Kunden, um das umzusetzen? Foto: Schoellerbank ZADRAZIL: Was die Produkte angeht, haben wir seit einem Jahr ein Preferred-Partner-Konzept umgesetzt, was bedeutet, dass wir nur noch mit zehn Anbietern von Investmentprodukten zusammenarbeiten. Die haben wir, begleitet vom Beratungsunternehmen Mercer, sehr genau ausgesucht, und das sind Allianz/Pimco, Blackrock, DWS, Fidelity, Franklin Templeton, Goldman Sachs, JPMorgan, Pictet, Schroders und Pioneer Investments aus der UniCredit-Gruppe. Diese rund 130 Fonds decken alles ab, was in unserer Strategie empfohlen werden kann. Es geht uns somit nicht um den Fondsverkauf. In manchen Banken sehen die Kundendepots aus wie der Emissionskalender derselben Bank im letzten Jahr. GEWINN: Rücken Bank Austria und Schoellerbank organisatorisch auch näher aneinander? ZADRAZIL: Nein, überhaupt nicht. Es ist ganz klar, dass die Zwei-Marken- Strategie in Österreich viel Sinn macht. Die Bank-Austria-Kunden haben uns häufig als ihre Hauptbankverbindung, während wir in der Schoel lerbank mehrheitlich nur Zweitbank und nur für die Vermögensverwaltung verantwortlich sind. Das wollen wir künftig noch besser nützen. GEWINN: Inwiefern? ZADRAZIL: Neun von zehn der Großunternehmen in Österreich sind in einer Form Kunden der Bank Austria, auch ein Drittel aller Privatstiftungen. Über die Firmenkundenbetreuer treten wir nun erstmals auch gezielt an die Eigentümer und Manager heran, bereits mit ersten schönen Erfolgen. GEWINN: Sie selbst werden in beiden Häusern vertreten sein? ZADRAZIL: Nein, wir haben ja bereits einen neuen Vorstand unter Leitung von Franz Witt-Dörring bestellt, der demnächst seine Arbeit antritt und hier gestalten soll. Ich werde bei der Schoellerbank demnächst aus dem Vorstand ausscheiden. 50 GEWINN 4/12

4 Foto: Studio Ehringer GmbH Foto: Oberbank AG Foto: Bank Gutmann/Michael Hetzmannseder Das Privat-Wealth-Management-Team der Deutsche Bank von Bernhard Ramsauer: Eventrisken in Euro-Zone sind großteils eingepreist. Erich Stadlberger, Oberbank: Aggressive Geldpolitik der internationalen Notenbanken ist Grundlage für den Anstieg an den Börsen. Friedrich Strasser, Bank Gutmann: Worst- Case- Szenarien werden jetzt wesentlich entspannter diskutiert als vor einem halben Jahr. Gut sortiert, gut veranlagt Die Erste Bank sieht eine ihrer Stärken in klar definierten Produkten, die die Berater auch detailliert erklären können, genauso die Oberbank, die verständliche und nachvollziehbare Produkte als ihre Stärke sieht. Auf dieses Argument setzt auch die Bank Austria mit dem Preferred Partner -System und 5invest einem strukturierten Ansatz zur Vermögensverwaltung in fünf verschiedenen Risikoklassen. Die Hypo Vorarlberg betont dagegen ihre Aktienstrategie mit dynamischem Wertsicherungskonzept (CPPI), das schon von Kunden angenommen wurde.

5 Vielfältig, offen Demgegenüber sieht sich das Bankhaus Spängler als Privatbank mit offener Produkt- und Dienstleistungsstruktur. Auch RCM (Raiffeisen Capital Management) betont die umfassende Produktpalette für individuelle Anforderungen. Die Lechbank und die Privatbank (Raiffeisen OÖ) streichen ihre offene Depotarchitektur hervor, Letztere auch ihre Anlagestrategie nach der Börsenpsychologie (Behavioral Finance). Transparent Die Hypo Vorarlberg lässt ihre Leistung nach den Global Investment Performance Standards von einer externen Revision freiwillig überprüfen. Auch die Partnerbank sieht sich als sehr transparent (obwohl sie im Fragebogen als einzige zur Zahl ihrer Mitarbeiter keine Angaben machte). Das RCM unterstreicht die Kompetenz in der Fondsanalyse und betont das moderne Reporting mit umfang- 52 GEWINN 4/12

6 Wichtige Kennzahlen zu den großen Anbietern Verwaltetes Vermögen Zahl Mindestanlagein Mio. Euro Mitarbeiter summe in Euro Bank Austria Private Banking Capital Bank GRAWE Gruppe Credit Suisse k.a Deutsche Bank Erste Bank Bank Gutmann k. A. Hypo NÖ k. A Hypo Vorarlberg Bankhaus Kathrein Bankhaus Krentschker Lechbank Raiffeisenbank Lech am Arlberg keine Liechtensteinische Landesbank (LLB) k. A Oberbank Privatbank (Raiffeisen OÖ) keine Raiffeisen Private Banking Wien Schoellerbank Semper Constantia Privatbank Bankhaus Spängler k. A UBS Wealth Management k. A VKB Bank k. A Wiener Privatbank k. A. 6 k. A. Zürcher Kantonalbank ) 145 Mrd. Euro als UniCredit-Gruppe, 2) mit Sparkassen, 3) bei Private Banking Plus, 4) keine Angaben für Österreich, 48,7 Mrd. CHF in der gesamten Gruppe per Ende Juni 2011 reichen Detailinformationen für Kunden, täglich verfügbar. Das Raiffeisen Private Banking Wien hat den Risikoprofiler entwikkelt, wo der Kunde sehr klar messen kann, wie er derzeit zwischen Renditewunsch und Risikoakzeptanz positioniert ist, verbunden mit einem Frühwarnsystem. Special Interest Die Capitalbank unterstreicht ihre Expertise bei der Repatriierung von im Ausland geparkten Vermögen, in Zusammenarbeit mit den besten Steuerexperten. Hypo NÖ und Wiener Privatbanken sehen sich bei Immobilien besonders fachkundig, und Bank Aust - ria sowie Kathreinbank bei Stiftungen. Als einzige betont die Zürcher Kantonalbank ihre Expertise bei nachhaltigen Geldanlagen. Regional Dass es auch ein Vorteil sein kann, abseits jeder Börsenhektik Entscheidungen zu treffen, sieht die Lechbank als einen ihrer großen Vorteile.