Treff Sozialarbeit Chronisch suchtkrank chronisch vergessen

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1 Treff Sozialarbeit Chronisch suchtkrank chronisch vergessen

2 &KULVWRSK8OULFK+DKQ+DXV Stationäre Eingliederungshilfe im Christ oph- Ulrich- Hahn- Haus für &hronisch 0ehrfachgeschädigte $bhängigkeit skranke m it einer wesentlichen seelischen Behinderung nach 53 SGB XI I

3 &0$± 3HUVRQHQNUHLV Die Situation &hronisch 0ehrfachgeschädigter $bhängigkeitskranker (CMA) ist geprägt durch ODQJDQGDXHUQGHQPHLVWLQWHQVLYHQ6XFKWPLWWHOPL EUDXFK: Sie verlieren weitgehend die Kontrolle im Um gang m it Suchtmitteln, die $EKlQJLJNHLW verläuft FKURQLVFK; VFKZHUHVRPDWLVFKHXQGRGHUQHXURORJLVFKH6FKlGLJXQJHQ. Diese sind oft verbunden mit psychischen Beeinträchtigungen und psy chiat r ischen Krankheit sform en; IHKOHQGHWUDJIlKLJHVR]LDOH%LQGXQJHQ und sozialen Abst ieg; XQJHVLFKHUWH/HEHQVYHUKlOWQLVVH$UEHLWV XQG :RKQXQJVORVLJNHLW$UPXW; ZHLWJHKHQGHQ9HUOXVWVR]LDOHU.RPSHWHQ]HQ und stark eingeschränkte Fähigkeiten zur selbständigen und eigenverantwortlichen Lebensführung. (Rahmenkonzeption LWV Württ.-Hohenzollern )

4 $QIRUGHUXQJDQVWDWLRQlUH&0$ (LQULFKWXQJHQ Zum Zeitpunkt der Heimaufnahme müssen für chronisch mehrfachgeschädigte Abhängigkeitskranke Rehabilitationsmöglichkeiten prognostisch verneint werden. Die besondere Anforderung an die stationären Einrichtungen besteht gerade darin, die sich im Laufe der Unterbringung ergebenden Chancen sozialer Reintegration zu erkennen, zu fördern und die Betroffenen beim Übergang in außerstationäre Lebenszusammenhänge zu unterstützen. (Rahm enkonzeption LWV Wü-Hz, S.9/ 10) Für etwa % der stationär versorgten CMA- Personen dürften sich Reha- und Reintegrationsmöglichkeiten ergeben (ebd., S. 9/ 10)

5 Zielhierarchien I nterventionszielhierarchie bei Suchtproblem en (Schwoon 1992) 1. Sicherung des Überlebens 2. Gesundheitliche und soziale Stabilisierung, Verhinderung sozialer Desint egrat ion 3. Erm öglichung längerer Abst inenzphasen 4. Konstruktiver Um gang m it Rückfällen 5. I ndividuelle t herapeut ische Grenzziehung

6 9RPÄ7URFNHQGRFN³]XU VWDWLRQlUHQ&0$ $XIHQWKDOW I n der Regel kommen künftige Bewohner, die während des Aufenthaltes in einem Zentrum für Psychiatrie in mehrmonatiger oder zumindest mehrwöchiger stationärer Krankenhausbehandlung sind, in Begleitung des Krankenhaussozialdienstes zum Vorstellungsgespräch. Voraussetzung für die Übernahme ihrer Heimkosten ist, dass eine ZHVHQWOLFKHVHHOLVFKH%HKLQGHUXQJ anerkannt wird. Dazu kommt ein Gutachter-Verfahren (nach Dr. Metzler), in dem der Hilfebedarf festgestellt wird

7 +LOIHYHUVWlQGQLV Das Hilfeverständnis des CUHH ist, PLWGHQ6WlUNHQGHU%HZRKQHULQQHQXQG %HZRKQHU]XDUEHLWHQ Sowohl im Wohnbereich als auch bei der Beschäftigung versuchen wir, das /HEHQLQGHU*HPHLQVFKDIW zu verankern. Dadurch sollen die Klienten einerseits entlastet werden, andererseits sollen dam it ihre (LJHQDNWLYLWlWHQ, ihre 6HOEVWlQGLJNHLW und ihre (LJHQYHUDQWZRUWOLFKNHLWJHVWlUNW werden

8 'DV &0$ $QJHERW LP hehueolfn Wohnen & Allt agsgest alt ung bzw. Allt agsbewält igung : 20 Einzelzim m er Gem einsam e Einnahm e von Mahlzeit en, Übernahm e von Dienst en Gruppen Freizeit akt ivit ät en Beschäft igung : Werkst at t für Arbeit en m it Holz und Ton Einzel- Arbeit splät ze im Haus und im Gart en

9 *HPHLQVFKDIW HUOHEHQ

10 9HUELQGOLFKHU5DKPHQ%HZlOWLJXQJGHV $OOWDJVXQG%HVFKlIWLJXQJ Für alle gilt ein YHUELQGOLFKHU5DKPHQQDFKHLQHP :RFKHQSODQ. Der sieht gemeinsame Mahlzeiten vor, das Putzen des eigenen Zimmers, die Teilnahme an Stockwerksbesprechungen sowie die Teilnahme an Gruppen (Suchtgruppe, Kommunikationsgruppe, Bewegungsgruppe, Ohrakupunktur). Die Bewohner sollen lernen, ihren Tagesablauf zu planen und zu gestalten und dabei wieder soziale Kompetenzen erwerben. Von montags bis freitags ist die Teilnahme an der %HVFKlIWLJXQJVWKHUDSLH Pflicht, die Teilnahme an beruflicher Reha (WfbM), die Arbeit in einer WfbM oder im ersten Arbeitsmarkt

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12 :XQVFKQDFK$EVWLQHQ] 5 FNIDOODUEHLW Die Hilfe soll dazu beitragen, die Lebenssituation der Bewohnerinnen und Bewohner zu stabilisieren. :LFKWLJH9RUDXVVHW]XQJI UDOOH%HZRKQHUXQG %HZRKQHULQQHQLVWGHU9HU]LFKWDXI6XFKWPLWWHO Wer einen Rückfall hat, muss nach drei Tagen wieder trocken sein. Ein Rückfall wird auch in der wöchentlich stattfindenden Suchtgruppe besprochen. Der Sozialdienst bemüht sich ggf. auch um einen Krankenhausplatz für die Entgiftung. Nur, wenn sich ein Bewohner total uneinsichtig verhält, erhält er nach drei Tagen die fristlose Kündigung des Wohnverhältnisses, um das Leben ohne Alkohol bei den anderen Bewohnern nicht zu gefährden. 5 FNIlOOHJLEWHV allerdings HUVWDXQOLFKVHOWHQ

13 hehuvlfkw]xä5 FNIlOOHQ³ DEVWLQHQW 5 FNI!5 FNI Q Q Q

14 Ä7URFNHQ³XQGÄQDVV³ XQWHUHLQHP'DFK Der Aufbau des abstinenzorientierten CMA- Hilfeangebotes im Chistoph-Ulrich-Hahn-Haus erfolgte in einer Etage einer Einrichtung für wohnungslose Personen in besonderen sozialen Schwierigkeiten ( 67 SGB XI I ). Die Entscheidung trocken und nass unter einem Dach funkt ioniert seit über 9 Jahren. Rückfälle von CMA-Bewohnern resultieren nicht aus Kontakten mit den übrigen Bewohnern. I m Gegenteil das trockene Beispiel färbt eher ab. So machen 67-Bewohner vor der Teilnahme an der Beschäftigung einen Alkomat-Test

15 3HUVSHNWLYHQ Wohnen : 1. Dauerwohnplatz im CUHH (bei entsprechendem Hilfebedarf) 2. Ambulant betreutes Wohnen (ABW) 3. Eigene Wohnung Beschäft igung / Arbeit : 1. Beschäftigung im CUHH (ggf. auch bei ABW) 2. Berufliche Reha in einer Werkstatt für behinderte Menschen ( WfbM) 3. Dauerarbeitsplatz in einer WfbM (ggf. auch bei ABW) 4. Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt

16 &RPSOLDQFH «IXQNWLRQLHUWQXU EHLGVHLWLJ In der Medizin spricht man von der &RPSOLDQFH des Patienten. Damit wird der Umstand angesprochen, dass die Heilung vieler Krankheiten ein kooperatives Verhalten des Patienten voraussetzt. Im medizinischen Sinne kann man Compliance also mit 7KHUDSLHWUHXH oder konsequentem Befolgen ärztlicher Anweisungen übersetzen. Besonders wichtig ist Compliance z.b. bei psychisch Kranken in Bezug auf die Einnahme von Medikamenten oder bei der Veränderung des Lebensstils

17 &RPSOLDQFH GHU+HOIHQGHQ Von ich weiß schon, was für Dich gut ist hin zu was willst Du, das ich Dir tue und Teilhabe- Orient ierung. Übertragen auf die soziale Arbeit bedeutet Com pliance: die Bereitschaft, Hilfeangebote, Strategien und vor allem Regeln auf die Möglichkeit und Wünsche des Patienten abzustim m en

18 Ä&RPSOLDQFH GHV+LOIHV\VWHPV³LQ %DGHQ: UWWHPEHUJ 1. Nur ganz YHUHLQ]HOWJLEWHVHLQHXPIDVVHQGHXQGV\VWHPDWLVFKH +LOIHEHGDUIVIHVWVWHOOXQJI UGLHVHV.OLHQWHO (LSS ad-hoc AG CMA, 2003) 2. 'DV&0$.OLHQWHOZLUGYRQGHUELVKHULJHQDPEXODQWHQ6XFKWKLOIH trotz einer regionalen Gesamtzuständigkeit für Suchtkranke - LQDOOHU5HJHOQLFKWE]ZXQ]XUHLFKHQGHUUHLFKWXQGEHWUHXW (LSS, ad-hoc AG CMA, 2003) 3. Da aber die am bulanten Suchtberatungsstellen sich bislang faktisch nicht für CMA verantwortlich fühlen und mit den neugeschaffenen PI A s bislang nur ein begrenzt nutzbares am bulantes Versorgungsangebot zur Verfügung steht, JLEWHVDX HUKDOEGHUVWDWLRQlUHQ+LOIHQI UGLHVHV.OLHQWHONHLQHGHILQLHUWH)DOOYHUDQWZRUWXQJ. Dies ist um so fataler, als CMA-Klienten vergleichsweise intensive Nutzer medizinischer und psychosozialer Hilfen sind. (LSS, ad-hoc AG CMA, 2003) 4.Für stationäre CMA-Einrichtungen bestehen Leistungs-beschreibungen. Vom überörtlichen Kostenträger LWV Württem berg Hohenzollern gibt es eine CMA-Konzeption und eine Schätzung für den Bedarf an stationären Plät zen in den einzelnen Landkreisen

19 Ä&RPSOLDQFH GHV+LOIHV\VWHPV³LQ 6WXWWJDUW Es besteht ein Auftrag des Stuttgarter Gem einderats an das Klinikum Stuttgart (Bürgerhospital) zur Versorgungssituation von CMA Patienten und Patienten m it Doppeldiagnosen. Außerhalb der stationären CMA-Einrichtung besteht nach wie vor ein hoher Bedarf an einer um fassenden und system atischen Hilfebedarfsfest st ellung für dieses Klient el; nur bei Klient en/ - innen, bei denen bereits eine wesentliche seelische Behinderung diagnostiziert wurde, ist die Aufnahm e in eine stationäre CMA Einrichtung kurzfristig m öglich. Die Kooperation m it der am bulanten Suchtberatung, der PI A / dem Klinikum wird gepflegt, m uss aber weiterentwickelt werden Die Kooperation im Hinblick auf selbständigere Wohnform en (ABW) sowie berufliche Reha hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten in den letzten Jahren gut entwickelt