Stellungnahme zum NGP 2015: Zur fischbiozönotischen Region im Ober- und Mittellauf der Großen Mühl

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1 Stellungnahme zum NGP 2015: Zur fischbiozönotischen Region im Ober- und Mittellauf der Großen Mühl Clemens Ratschan 1 & Christoph Hauer 2 1 ezb-tb Zauner GmbH, Marktstr. 35, 4090 Engelhartszell; ratschan@ezb-fluss.at 2 Univ. f. Bodenkultur, Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und konstruktiven Wasserbau, Muthgasse 107, 1190 Wien; christoph.hauer@boku.ac.at Einleitung Die Große Mühl stromab der Staatsgrenze war gemäß Einstufung im NGP 2009 bzw. QZV Ökologie an der Grenzstrecke als Epirhithral und stromab bis in den Bereich Aigen/Schlägl als Metarhithral eingestuft. Diese Einstufung ist aus fachlicher Sicht teilweise nicht adäquat. Diesbezügliche Bedenken wurden von den Autoren bereits vor einigen Jahren geäußert und finden sich unabhängig davon auch bei CSAR & GUMPINGER (2009). Trotzdem wurden diese Einstufungen im Entwurf zum NGP 2015 weiter geführt. Der untere Teil dieser Strecke liegt im Sanierungsraum des NGP 2015, sodass in den nächsten Jahren konkreter Handlungsbedarf vorliegen wird. Im Folgenden werden die erwähnten Widersprüche anhand der Hydromorphologie, der Wassertemperatur und historischer Quellen ausgeführt und eine fachliche Einschätzung für eine treffende Ausweisung der Fischregion bzw. des fischökologischen Leitbildes wird abgleitet. Dies wird als Stellungnahme zum NGP 2015 übermittelt. Abbildung 1: Die Große Mühl im Bereich der Mäanderstrecke bei Hinteranger (DWK 1). Man beachte das geringe Gefälle dieser aktuell als Epirhithral eingestuften Strecke. Seite 1

2 Aktuelle Einstufung Zur Vereinfachung wird auf die einzelnen Detailwasserkörper (DWK) im Gebiet mit durchlaufenden Nummern Bezug genommen (siehe Tabelle 1). DWK 1 reicht von der Staatsgrenze bis zum Finsterbach und ist aktuell als Epirhithral eingestuft. DWK 2 reicht bis zum Klafferbach, DWK 3 bis Ulrichsberg, und DWK 4 bis Aigen. Diese Strecken sind als Metarhithral eingestuft. Die Strecke von Aigen bis zur Mündung (DWK 5 und folgende) ist durchwegs als Hyporhithral groß eingestuft. Tabelle 1: Detailwasserkörper an der Großen Mühl lt. Entwurf NGP Gefälle aus Lasercan, doris.at; ER.. Epirhithral; MR.. Metarhithral; HR.. Hyporhithral; EP.. Epipotamal. Nr. DWK km von km bis Ende stromab Mittleres Gefälle [ ] Mittlere Breite [m] MQ ca. [m 3 s -1 ] HUET Entwurf NGP ,42 52,94 Finsterbach 3,2 7 2,5 HR ER ,94 47,2 Klafferbach 1,6 9 3,0 EP MR ,2 42,67 Altbach (Ulrichsberg) 5,7 12 3,5 HR MR ,67 39,55 ca. Wehr Kern 4,3 14 4,5 HR MR ,55 25,34 Steinerne Mühl 3,7 17 6,0 HR HR groß ,34 19,5 Schönbergmühle 3, HR HR groß Abbildung 2: Links: Detailwasserkörpereinteilung (Quelle: Ist-Bestandsanalyse 2013). Rechts: Fischregion der Gewässer gem. Karten zum Entwurf NGP Hellblau: Epirhithral; dunkelblau: Metarhithral; orange; Hyporhithral groß; Ziffern: DWK gemäß Tabelle 1. Seite 2

3 Hydromorphologie Grundsätzlich orientiert sich die für die Umsetzung der WRRL angewendete Gewässertypologe an den abiotischen Bedingungen im Sinne der Verhältnisse von Gewässerbreite und Gefälle nach HUET (HAUNSCHMID et al. 2006). Die im Gebiet vorliegenden Gefällsverhältnisse wurden aus dem digitalen Geländemodell im DORIS in 1 km Schritten ermittelt. Es zeigt sich, dass die Mühl von der Staatsgrenze bis zum Klafferbach ausgesprochen wenig Gefälle aufweist (im Mittel ca. 2,5 ). Bei der Mündung des Klafferbachs ist eine abrupte Versteilung erkennbar, ab dem die Mühl mit wieder leicht abnehmendem Gefälle bis in den Bereich von Haslach fließt. Bereits an der Staatsgrenze weist die Große Mühl ein MQ über 2 m 3 /s auf. Bis zur Mündung der Steinernen Mühl nimmt der mittlere Abfluss bis etwa 6 m 3 /s zu. Die einzelnen Kilometer-Segmente werden als Punkte in einem Streudiagramm dargestellt (siehe Abbildung 4) DWK 1 ist im NGP als Epirhithral (Oberer Forellenregion) eingestuft, alle Kilometer- Segmente liegen aber im Hyporhithral, wenn auch an der Grenze zum Metarhithral (Abweichung um fast 2 Fischregionen) DWK 2 ist im NGP als Metarhithral eingestuft, wäre abiotisch nach HUET aber sogar im Epipotamal (Barbenregion) situiert (Abweichung um 2 Fischregionen) DWK 3 und 4 sind im NGP als Metarhithral eingestuft, die Punkte liegen aber mit Ausnahme eines Segments (unmittelbar an der Klafferbachmündung) nach HUET eindeutig im Hyporhithral (Abweichung um 1 Fischregion) DWK 5 liegt lt. NGP im Hyporhithral, diese Einstufung stimmt mit jener nach HUET überein (keine Abweichung) m.ü.a DWK 1 DWK 2 DWK 3 DWK 4 DWK 5 DWK 6 MQ MQ [m 3 /s] Fluss-km Abbildung 3: Längenschnitt (farbige Linien) und hydrologischer Längenschnitt (durchbrochene Linie) mit Kennzeichnung der Detailwasserkörper (DWK) entsprechend Tabelle 1. Seite 3

4 30 25 DWK 1 DWK 2 DWK 3 / 4 DWK 5 20 Gefälle 15 Obere Forellenregion 10 ER MR HR groß 5 0 MR Untere Forellenregion Äschenregion Barbenregion Brassenregion Gewässerbreite [m] Abbildung 4: Gefälle-Breite-Verhältnis von 1 km Segmenten der Großen Mühl nach HUET (1949) in den Detailwasserkörpern (DWK) entsprechend Tabelle 1. Beschriftung: Einstufung im NGP. Bei den DWK 1 bis 4 liegen also eindeutige Abweichungen zur Einstufung im NGP vor. Die Differenz ist im DWK 2 besonders stark ausgeprägt (2 Fischregionen). Ob eine so ausgeprägte Abweichung der fischbiozönotischen Regionen durch die Höhenlage bzw. das Temperaturregime der Großen Mühl erklärbar ist, soll in den Folgekapiteln erläutert werden. Wassertemperatur Zeitreihen von Temperaturmessungen liegen aus dem Gebiet einerseits vom Hydrografischen Dienst (Temperaturpegel Teufelmühle) und andererseits in einer großen Zahl (17 Standorte) von Temperaturloggern zur Verfügung, die in den Jahren 2009 bis 2011 betreut wurden (Projekt CH. HAUER). Ein über diese drei Jahre gemittelter Jahresgang einer Auswahl dieser Standorte ist in Abbildung 5 dargestellt. Es zeigt sich, dass die Messungen bei der Teufelmühle (türkise Linie) gut mit dem nahen Temperaturlogger (pinke Linie) übereinstimmen, also eine gute Vergleichbarkeit mit den amtlichen Messungen vorliegt. Die sommerlichen Temperaturen in der kurzen Zeitreihe sind im Vergleich mit längeren Reihen (z.b ) tendenziell sogar etwas zu kühl, sodass die im nachfolgenden abgeleiteten Aussagen in Bezug auf natürliche Schwankungen auf der sicheren Seite liegen. Seite 4

5 Monatsmittel Zeitreihe oh Klafferbach 4 uh Klafferbach 8 oh Aigen 13 oh Steinerne Mühl 14 uh Steinerne Mühl 16 uh Haslach Teufelmühle Hydrograph. Dienst Monat Abbildung 5: Jahresgang der Wassertemperatur im Längsverlauf der Großen Mühl (Daten: CH. HAUER). Oberhalb des Klafferbachs liegt ein ähnlicher Temperaturgang vor wie im Bereich Aigen/Schlägl. Der Klafferbach kühlt die Mühl deutlich (ca. 1 C) ab, sodass erst bei Aigen/Schlägl wieder ähnliche Temperaturen wie oberhalb dieser Bachmündung erreicht werden. Die Steinerne Mühl hat hingegen nur einen geringen Einfluss. Das Mittel des wärmsten Monats (jeweils Juli) erreicht an der mit Abstand kühlsten Stelle (uh. Klafferbach) 13,3 C, bei den übrigen Strecken liegt es zwischen 14,2 und 15,3 C. Nach MOOG & WIMMER (1994) ist das Jahresmaximum der morgendlichen Temperaturen (6:00/7:00) am besten geeignet, um die vorliegende biozönotische Region vorher zu sagen. In Abbildung 6 werden die entsprechenden Streubereiche aus österreichischen Gewässern pro biozönotischer Region dargestellt. Rechts daneben wird der Längsverlauf dieses Wertes an der Großen Mühl dargestellt Jahresmaximum ( ) Morgenmessung Logger Standort Gr. Mühl Abbildung 6: Temperaturbereiche (Jahres-Maximaltemperaturen von Nacht/Morgenmessungen) in den biozönotischen Regionen österreichischer Gewässer (links; aus: KROMP-KOLB & GERERSDORFER, 2003) sowie im Längsverlauf der Großen Mühl (rechts; Daten: Ch. HAUER). Seite 5

6 Es zeigt sich, dass bei fast allen Stellen (DWK 2 bis 6) morgendliche Maximaltemperaturen vorliegen, die für das Hyporhithral charakteristisch sind. Einzig der Logger 1 (bei Hinteranger, DWK 1) weist bei einem Maximum von 16,3 C noch Verhältnisse auf, die eher dem Übergang Metarhithral Hyporhithral entsprechen würden. Für das Epi- und Metarhithral sind alle Messstellen zu warm, mit Ausnahme von Logger 1 liegen die Werte sogar über dem oberen Konfidenzintervall des Metarhithrals. Die Temperaturdaten bestätigen somit das oben dargestellte Ergebnis im Bezug auf die Hydromorphologie, dass im NGP zu rhithrale Fischregionen zugewiesen wurden. Grundsätzliches zu langfristigen Veränderungen, deren Sanierbarkeit und die Definition von Leitbildern Die Fließgewässer des Granit- und Gneisgebiets sind weitgehend dem sogenannten Flachbettflusstyp zuzuordnen. Dies betrifft vor allem Gewässerstrecken mit einem durchschnittlichen Gefälle von 2 5 Promille, in denen auch natürlicherweise nur eine geringe Variabilität in Bezug auf Wassertiefen und Gewässerbreiten besteht (HAUER, 2015). Im untersuchten Gebiet sind dies vor allem jene Abschnitte der Gr. Mühl, welche den Detailwasserkörpern 3 6, mit Ausnahme einer lokalen Mäanderstrecke im Bereich Damreit (DWK 5), zugeordnet werden. In diesen Flachbettstrecken wurde ein Einfluss der Auswirkungen der globalen Erwärmung auch am deutlichsten nachgewiesen. Durch die steigenden Temperaturen (vor allem in den Sommermonaten) kam es zu einer signifikanten Reduktion des Basisabflusses. Dies zeigte vor allem für die Äsche Habitat-limitierende Verhältnisse seit 1990 (HAUER et al., 2013). Bei einer möglichen Leitbildadaption gilt es neben den generellen hydromorphologischen Aspekten und der longitudinalen Veränderung der Wassertemperatur zu berücksichtigen, dass während jährlich mehrfach und über längere Zeiträume auftretenden Niederwasserperioden die teilweise geringen Wassertiefen in den Flachbettstrecken (< 30 cm) auftreten. Grundsätzlich soll ein fischökologisches Leitbild die Verhältnisse vor Beginn intensiver anthropogener Einflüsse widerspiegeln. In Hinblick auf eine mögliche Sanierung der Abweichungen von einem solchen Leitbild ist zu berücksichtigen, dass überliegende Einflüsse (wie Erwärmung oder Veränderung der Hydrologie) kaum oder nur schwer sanierbar sind. Dabei darf aber nicht außer Acht gelassen werden, dass auch solche Belastungen multifaktoriell beeinflusst werden. Beispielsweise kann ein Anstieg der Wassertemperatur bzw. die Veränderung der Hydrologie neben dem Einfluss der Klimaerwärmung etwa auch durch eine geänderte Landnutzung (Drainagierungen etc.) oder auch einen regulierungsbedingt veränderten Austausch mit dem Grundwasser mit bedingt werden. Die im Gebiet in Flachbettstrecken wirksamen Habitatdefizite können durch direkte anthropogene Effekte wie das Entfernen von ursprünglich im Gewässerbett verstreuten Felsen (Holztrift!), verringerten Totholzeintrag, lokale Uferbefestigungen etc. verstärkt worden sein. An dieser Stelle wird mit diesen Schwierigkeiten bei der Definition eines fischökologischen Leitbildes (siehe unten) wie folgt umgegangen. Bei Fischarten, bei denen ein erheblicher Einfluss überliegender Faktoren die Sanierbarkeit auch mittel- und langfristig beeinträchtigt, wird im Zweifelsfall eine vorsichtige Einstufung durchgeführt, beispielsweise des Huchens als seltene anstelle einer typischen Begleitart und der Äsche als typische Begleitart anstelle einer Leitart. Diese Vorgangsweise entspricht einem pragmatischen Zugang im Spannungsfeld zwischen einem historischen und einem operationalen Leitbild. Seite 6

7 Historische Fischfauna Die historische Fischfauna aus dem Gebiet ist anhand von Ausfanglisten des Stifts Schlägl und anderen Quellen rekonstruierbar (siehe ANONYMUS, 1907; SCHIMBÖCK, 1977; ZICK, 2002). Bereits lange vor dem 18. Jahrhundert bestehende Mühlwehre können die Durchwanderbarkeit und Habitatsituation und damit die Artengarnitur und -verteilung bereits zu dieser frühen Zeit in einem gewissen Maß beeinflusst haben. Die Fischrechte des Stifts Schlägl an der Großen Mühl umfassen die Strecke vom Gegenbach (Staatsgrenze) bis Haslach und damit die DWK 1 bis 5. Leider ist (zumindest anhand der Sekundärquellen) nicht näher differenzierbar, auf welche Teilstrecken sich diese Ausfänge beziehen. Auf die gesamte Strecke bezogen lassen sich aber auch quantitative Rückschlüsse ziehen (siehe Abbildung 7). Bei den Fängen aus den Jahren 1706 und 1707 ist die hohe Dominanz der Äsche bemerkenswert, von der eine fünffach höhere Anzahl gefangen wurde als etwa der Bachforelle. Erstaunlich ist auch die hohe Fangzahl an Raubfischen, neben vielen Hechten und Barschen auch Huchen (205 Stück in zwei Jahren). Vor allem bei Hecht und Flussbarsch ist von einer begünstigten Lebensraumsituation durch die kleinen Staue der Mühlwehre auszugehen. Von den Cypriniden gibt es quantitative Angaben nur bezüglich der Barbe, unter den Weißfischen verbergen sich Aitel, sehr wahrscheinlich aber auch Nasen und Hasel. Weiters ist die Aalrutte stark vertreten Bezüglich der Verbreitung des Huchens ist die Angabe bei ANONYMUS (1907) von besonderer Bedeutung: Ich kenne hier zwei schon alte, bekannte Bruchstellen die eine ist gleich unterhalb des hiesigen Forsthauses [bei Hinteranger an der Staatsgrenze zu Bayern] Dieser Fisch geht ja noch weiter aufwärts bis nach Bayern, wo er, ob klein oder groß, vom Ger, der Schlinge und allem möglichen vernichtet wird. Demzufolge ist der Huchen zumindest saisonal bis über die Staatsgrenze hinaus vorgekommen. In Analogie mit auch aktuell erhaltenen Huchenvorkommen in köeinen bzw. abflussschwachen Gewässern in Anteilen der böhmischen Masse in Bayern (vgl. RATSCHAN, 2012) kann aber jedenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass Huchen bis zur Mäanderstrecke bei Vorderanger (DWK 2) auch ganzjährig bestandsbildend vorgekommen sind. Aale; 6 Huchen; 205 Hechte; 438 Weißfische; 1315 Barben; 58 Barsche; 414 Karpfen; 12 Äschen; 1523 Aale Huchen Hechte Karpfen Äschen Forellen Rutten Barsche Barben Weißfische Rutten; 240 Forellen; 317 Abbildung 7: Ausfang aus den Fischrechten des Stifts Schlägl in den Jahren 1706 (gesamt 2490 Stk. bzw Pfund) und 1707 (ges Stk. bzw Pfund) exkl. Kleinfischen wie Grundln und Pfrillen. Aus: SCHIMBÖCK (1977). Seite 7

8 Die Tabelle 2 gibt einen Überblick, welche Fischarten historisch und aktuell in den einzelnen Detailwasserkörpern nachgewiesen wurden. Bei der aktuellen Artengarnitur wurden alle Fischbestandserhebungen eingearbeitet, die den Autoren verfügbar sind. Tabelle 2: Aktuell und historisch nachgewiesene Fischarten in den Detailwasserkörpern DWK Aktuell Historisch Fischrecht Stift Schlägl 1 Aalrutte Aitel Äsche Bachforelle Koppe Neunauge Aalrutte Äsche Bachforelle Barbe Elritze Flussbarsch 2 Aalrutte Aitel Äsche Bachforelle Koppe Neunauge Hecht Huchen Karpfen Grundln Weißfische 3-4 Aalrutte Aitel Äsche Bachforelle Koppe Neunauge 5 Aalrutte Aitel Äsche Bachforelle Bachschmerle Gründling Koppe Nase Neunauge Rotauge Zusammenführung In Tabelle 3 werden die Verhältnisse bezüglich Hydromorphologie, Temperatur und historischer Fischfauna zusammengeführt und ein Vorschlag für eine aus fachlicher Sicht zu empfehlende Einstufung gemacht. Tabelle 3: Detailwasserkörper an der Großen Mühl lt. Entwurf NGP Gefälle aus Lasercan, doris.at; ER.. Epirhithral; MR.. Metarhithral; HR.. Hyporhithral; EP.. Epipotamal; LB.. Leitbild. Nr. DWK Entwurf NGP 2015 Hydromorphologie (HUET) Temperatur (MOOG & WIMMER) Historische Fischfauna Vorschlag ER (MR-)HR MR-HR HR klein MR EP HR HR (adaptiertes LB) MR HR HR HR (adaptiertes LB) HR MR HR HR HR(adaptiertes LB) HR groß HR HR HR groß HR groß HR HR HR groß Seite 8

9 In den bestehenden Leitbildern für das Granit- und Gneisgebiet sind im Epirhithral nur die Koppe und die Bachforelle geführt. Durch aktuelle Befischungsdaten kann belegt werden, dass diese Fischregion für den DWK 1 keinesfalls adäquat ist, weil dort auch aktuell eine Reihe weiterer Arten nachgewiesen wurde. Auch das Standardleitbild für das Metarhithral ist nicht adäquat, weil der historisch zumindest saisonal dort auftretende Huchen darin fehlt und die Dominanzverhältnisse (z.b. Äsche: seltene Begleitart) nicht den abiotischen Verhältnissen und historisch vorkommenden Arten entsprechen. Das Standardleitbild für das Hyporhithral klein erscheint hingegen sehr treffend (z.b. Äsche: typische Begleitart), wenngleich im DWK 1 die für dieses Leitbild angegebenen Grenzen eines MQ von < 2 m 3 s -1 und einer Breite von <5m bei ca. 2,5-3 m 3 s -1 und 6-7 m schon überschritten werden (vgl. Tabelle 4). Tabelle 4: Biozönotische Regionen mit Abgrenzung von Abfluss und Breite (aus: HAUNSCHMID et al. 2006) Die folgenden DWK 2 bis 4 (Finsterbach bis Aigen) sind derzeit als Metarhithral eingestuft. Im entsprechenden Standardleitbild wird die Äsche als seltene Begleitart geführt, was aufgrund der der Abiotik und der historischen Ausfangmengen sehr fragwürdig ist. Noch in die 1990er Jahre waren Äschen sehr häufig. Auch hinsichtlich des vollständigen Fehlens der Arten Huchen, Hecht und Barbe im Leitbild Metarhithral ergeben sich Widersprüche zu den historischen Ausfängen. Die Einstufung des Neunauges als seltene Begleitart widerspricht dem auch aktuell häufigen Vorkommen. Für das Standardleitbild Hyporhithral klein sind diese Strecken bereits deutlich zu breit (ca m) und zu abflussstark (MQ = 3-4 m 3 s -1 ). Dem zufolge sollte formal das Hyporhithral groß angewendet werden, was auch anhand der Abiotik als treffend anzusehen wäre. Aus fachlicher Sicht erscheint dieses Leitbild allerdings als nicht ganz adäquat (z.b. Barbe und Hecht als typ. Begleitarten) bzw. im Hinblick auf die Sanierbarkeit angesichts überliegender Faktoren als zu ambitioniert (z.b. Huchen als typ. Begleitart, Äsche als Leitart). Daher wird ein adaptiertes Leitbild vorgeschlagen. Bei den DWK 5 und 6 ist die bestehende Einstufung Hyporhithral groß sowohl in Hinblick auf die Abiotik als auch die Fischfauna jedenfalls treffend und plausibel. Seite 9

10 Tabelle 5: Standard-Leitbilder für das Rhithral im Granit- und Gneisgebiet (BAW, 2011) und adaptiertes Leitbild für die Strecke Finsterbach-Schlägl. Fischart Wissenschaftl. Name Epirhithral Metarhithral Hyporhithral klein Hyporhithral groß Gr. Mühl Finsterbach- Schlägl Aalrutte Lota lota - s b b b Aitel Squalius cephalus - s b b b Äsche Thymallus thymallus - s b l b Bachforelle Salmo trutta l l l l l Bachschmerle Barbatula barbatula - b s l b Barbe Barbus barbus - - s b s Elritze Phoxinus phoxinus - s s b s Flussbarsch Perca fluviatilis s s Gründling Gobio gobio - s b b s Hasel Leuciscus leuciscus - - s b s Hecht Esox lucius - - s b s Huchen Hucho hucho - - s b s Koppe Cottus gobio l/b/s/- l l l l Nase Chondrostoma nasus b s Neunauge Lampetra planeri - s s b b Schneider Alburnoides bipunctatus - - s s s Steinbeißer Cobitis taenia s - Schlussfolgerungen Bei 4 der 6 betrachteten Detailwasserkörper ergeben sich bei der bestehenden biozönotischen Einstufungen deutliche Widersprüche zur Hydromorphologie, Wassertemperatur sowie zur aktuellen bzw. historischen Fischfauna. Für den Detailwasserkörper 1 ( ) wird die Einstufung als Hyporhithral klein anstelle von Epirhithral vorgeschlagen. Das entsprechende Standardleitbild ist für die Strecke adäquat. Für die Detailwasserkörper 2 bis 4 ( , und ) wird anstelle von Metarhithral die Einstufung als Hyporhithral groß und die Anwendung eines adaptierten Fischleitbildes vorgeschlagen, das jenem des Hyporhithral klein ähnelt und besser als das HR groß auf die lokalen Verhältnisse und überliegende, kaum sanierbare Einflüsse eingeht. Seite 10

11 Quellen ANONYMUS (1907): Zum Artikel»Über die geografische Verbreitung des Huchens«. Österr. Fisch.-Ztg. 4. S CSAR, D. & GUMPINGER, C. (2009): Ergänzende Gewässerökologische Erhebungen im Gewässersystem der Mühl im Rahmen des Landschaftspflegeplans Böhmerwald und Mühltäler. Studie i. A. OÖ. Landesregierung, Abteilung Naturschutz und Abteilung Oberflächengewässerwirtschaft. 120 S. HAUER, C. (2015): Review of hydro-morphological management criteria on a river basin scale for preservation and restoration of freshwater pearl mussel habitats. Limnologica 50: HAUER, C; UNFER, G; HOLZMANN, H; SCHMUTZ, S; HABERSACK, H. (2013): The impact of discharge change on physical instream habitats and its response to river morphology. Climatic Change 116(3-4): HAUNSCHMID, R. & KOZAK, D. (1996): Fischereiökologische Studie Rohrbach. I. A. Revierausschuß Rohrbach. 95 S. HAUNSCHMID R., WOLFRAM G., SPINDLER T., HONSIG-ERLENBURG W., WIMMER R., JAGSCH A., KAINZ E., HEHENWARTER K., WAGNER B., KONECNY R., RIEDMÜLLER R., IBEL G., SASANO B. & SCHOTZKO N. (2006): Erstellung einer fischbasierten Typologie österreichischer Fließgewässer sowie einer Bewertungsmethode des fischökologischen Zustandes gemäß EU Wasserrahmenrichtlinie. Schriftenreihe des BAW Band 23, Wien; 104 Seiten. HUET, M. (1949): Apercu des relations entre la pente et les populations piscicoles des eaux courantes. Schweiz. Z, Hydrol. 11(3-4): KROMP-KOLB, H. & GERERSDORFER, T. (Eds., 2003): Auswirkungen von Klimaänderungen auf die Tierwelt derzeitiger Wissensstand, fokussiert auf den Alpenraum und Österreich. I. A. BMLFUW, Wien, 141 S. MOOG, O. & R. WIMMER (1994): Comments to the water temperature based assessment of biocoenotic regions according to ILLIES & BOTOSANEANU.- Verh. Internat. Verein. Limnol. 25. RATSCHAN, C. (2012): Zur Maximalgröße und Verbreitungsgrenze des Huchens (Hucho hucho) in Abhängigkeit von Größe und Geologie österreichischer und bayerischer Gewässer. Österreichs Fischerei 65 (11/12): SCHIMBÖCK, M. (1977): Siard Worath, Abt von Schlägl ( ). Ein Beitrag zur Geschichte des Stiftes Schlägl in Oberösterreich. Schlägler Schriften 4. OÖ. Landesverlag Linz, 236 S. ZICK (2002): Fischökologische Leitbilderstellung im Fischereirevier Rohrbach. BAW, IGF Scharfling. 64 S. Seite 11